
H H H F HF Hamburger Historische Forschungen | Band 1 Hamburger Historische Forschungen | Band 12 Uwe Schmidt Nationalsozialistische Schul- verwaltung in Hamburg Nach dem Machtwechsel in Hamburg Neben Karl Witt waren dies die Prote- wurde am 8. März 1933 die Schulver- gés des Gauleiters und Reichsstatthal- Vier Führungspersonen waltung dem Deutschnationalen und ters Karl Kaufmann Wilhelm Schulz, späteren Nationalsozialisten Karl Witt Albert Henze und Ernst Schrewe. Ihre unterstellt. Umgestellt auf das natio- Nähe zum Machtzentrum um Kauf- nalsozialistische Führungsprinzip wur- mann führte zu sehr unterschiedlichen de sie in zunehmendem Maße für die formalen wie informellen Verankerun- Durchsetzung nationalsozialistischer gen in den Mechanismen des poly- Erziehungsvorstellungen instrumen- kratischen nationalsozialistischen talisiert. Diese wurden vor allem über Systems. Der politische Druck, der von die Personen durchgesetzt, welche die der Spitze der Schulverwaltung auf die Behörde leiteten oder aber durch in- Schulen ausgeübt wurde, verstärkte formell ausgeübte Macht dominierten. sich seit Kriegsbeginn und erreichte sei- Verdeutlicht wird daher die Position nen Höhepunkt in der Machtfülle und der vier schulbezogenen Funktionsträ- rücksichtslosen Machtausübung des ger im Macht- und Herrschaftssystem nationalsozialistischen Senatsdirektors des Hamburger Nationalsozialismus. und Gauschulungsleiters Albert Henze. Nationalsozialistische Schulverwaltung in Hamburg ISBN 978-3-937816-49-4 ISSN 1865-3294 2 Hamburg University Press Nationalsozialistische Schulverwaltung in Hamburg Vier Führungspersonen Herausgegeben von Rainer Hering Nationalsozialistische Schulverwaltung in Hamburg Vier Führungspersonen Uwe Schmidt Hamburg University Press Verlag der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d‐nb.de abrufbar. Die Online‐Version dieser Publikation ist auf den Verlagswebseiten frei verfügbar (open access). Die Deutsche Nationalbibliothek hat die Netzpublikation archiviert. Diese ist dauerhaft auf dem Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek verfüg‐ bar. Open access über die folgenden Webseiten: Hamburg University Press – http://hup.sub.uni‐hamburg.de Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek – http://deposit.d‐nb.de ISBN 978‐3‐937816‐49‐4 (Printausgabe) ISSN 1865‐3294 (Printausgabe) © 2008 Hamburg University Press, Verlag der Staats‐ und Universitäts‐ bibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Deutschland Umschlag‐ und Logo‐Gestaltung: Liliane Oser Abbildungen auf dem Schutzumschlag und der Buchdecke von links nach rechts: Wilhelm Schulz, Karl Witt (oben), Ernst Schrewe (unten), Albert Henze Produktion: Elbe‐Werkstätten GmbH, Hamburg, Deutschland http://www.ew‐gmbh.de * Gefördert aus Mitteln der Behörde für Bildung und Sport, Hamburg. Inhalt Vorwort . 7 Rainer Hering Einleitung . 11 1 Das Hamburger Schulwesen im Jahre 1933 . 15 1.1 Die Übernahme der Schulverwaltung durch den nationalsozialistisch geführten Koalitionssenat 15 1.2 Veränderungen im Hamburger Schulwesen 15 2 Karl Witt an der Spitze der Schulverwaltung . 21 2.1 Opportunismus und Anpassung 21 2.2 Verantwortlichkeit trotz Mediatisierung 23 2.3 Kompensationshaltung: bereitwillige Nazifizierung 25 2.4 Öffentliche Auftritte und Reden 29 2.5 Rassismus ohne eigene Initiative 31 2.6 Vorzeitiger Abgang und nachträgliche Schönung 34 3 Nachfolger auf Zeit – Wilhelm Schulz . 37 3.1 Aufstieg in Staat und Partei 37 3.2 Untergebener und Rivale 39 3.3 Präferenz für die Hitler-Jugend 41 3.4 Außendarstellung des Schulwesens 46 3.5 Superiorität über den Leiter der Schulverwaltung 48 3.6 Der Seiteneinsteiger Albert Henze 50 3.7 Neue Problemfelder 52 3.8 Ende des Interims: das Auslaufen der Ära Schulz 55 4 Albert Henze – Erziehungsdiktatur durch Machtkonzentration . 59 4.1 Ein weiterer Kaufmann-Protegé neben und nach Wilhelm Schulz 59 4.2 Henzes Karriereleiter 60 6Inhalt 4.3 Leiter der Gauführerschule als Zentrum der ideologischen Indoktrination 61 4.4 Militärisches Intermezzo und Rückkehr nach Hamburg 66 4.5 Berufung in die Schulverwaltung: politischer Beamter und „Durchführer“ 67 4.6 Albert Henze als ideologischer Disziplinator 70 4.7 Henze als Verfolger der „Swing-Jugend“ 73 4.8 Denunziation als Instrument der Machtsicherung 77 4.9 Belohnung und Übergang vom Staatsdienst in den Parteidienst 81 4.10 Eigene Entscheidung oder Vollzug im Gehorsam? 85 4.11 Doppelte Identität: die Henze-Legende und ihr Weiterleben in der Schulgeschichte 87 4.12 Erinnerungskultur 92 5 Der Nothelfer: Ernst Schrewe . .. 95 5.1 Der Auftrag des Gauleiters 95 5.2 Notmaßnahmen und Improvisationen 97 5.3 Schrewes formale Position in der Verwaltungshierarchie der Diktatur 99 5.4 Die Verwaltung und Gestaltung des erhalten Gebliebenen 100 5.5 Nachlese 104 6 Wiederherstellung der Schulverwaltung nach der Kapitulation . 107 7 Zusammenfassung und Ausblick . 109 8 Quellen- und Literaturverzeichnis . 113 8.1 Ungedruckte Quellen 113 8.2 Gedruckte Quellen und Literatur 118 8.3 Periodica 125 9 Anhang . 127 Abkürzungen 127 Bildnachweis 127 Personenregister 128 Über den Autor 138 Über den Reihenherausgeber 138 Vorwort Rainer Hering Zur Reihe Hamburger Historische Forschungen Die Reihe Hamburger Historische Forschungen umfasst Beiträge zur Hambur‐ ger und deutschen Geschichte, vornehmlich der neueren und neuesten Zeit. Sie ist insbesondere für hervorragende Nachwuchswissenschaftlerin‐ nen und ‐wissenschaftler offen, deren Werke sonst vielfach unveröffentlicht blieben. Gemeinsamer Bezugspunkt aller Publikationen ist Hamburg, das heißt die Arbeiten sind an einer Hamburger Hochschule entstanden oder beschäftigen sich inhaltlich mit der Freien und Hansestadt Hamburg in Vergangenheit oder Gegenwart. Die Reihe schafft ein Forum gerade für bis‐ lang unerforschte Themen. Zugleich sind die Hamburger Historischen For‐ schungen nicht einem einzigen Konzept verpflichtet, sondern bieten Raum für die Vielfalt der theoretischen und methodischen Konzepte, Geschichte wissenschaftlich fundiert, aber doch zugleich auch für alle historisch Inter‐ essierten verständlich darzustellen. Zum vorliegenden Band Der zweite Band dieser Reihe von Uwe Schmidt analysiert die nationalso‐ zialistische Schulverwaltung in Hamburg am Beispiel der vier Führungs‐ personen, die für die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung des Schulwesens verantwortlich waren: Karl Witt, Wilhelm Schulz, Albert Hen‐ ze und Ernst Schrewe. Deutlich wird dabei, dass das „Dritte Reich“ nicht durch eine einheitliche, quasi monolithische Steuerung der Nationalsozia‐ listen charakterisiert war, sondern dass es – wie die Forschung in unter‐ schiedlichen Bereichen herausgearbeitet hat – vielfältige Konfliktfelder und unterschiedliche Interessenlagen gab. Neben der Differenz zwischen Staat und Partei standen sich die lokale, die regionale und die reichsweite Ebene mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Bedürfnissen und Zielsetzungen 8Rainer Hering gegenüber. Die Interessen der Hansestadt Hamburg waren nicht zwangs‐ läufig die des Deutschen Reiches. Schmidt arbeitet heraus, welche Motive die jeweiligen Akteure leiteten und welche Handlungsspielräume ihnen zur Verfügung standen. Des Weiteren ermöglicht der biographische Ansatz aufzuzeigen, wie die Personen und ihr berufliches Umfeld nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges selbst mit ihrer eigenen Vergangenheit umgingen beziehungsweise welche Wirkungsmöglichkeiten den Akteuren blieben. Daher ist dieses Buch auch ein Beleg für den Umgang mit der nationalso‐ zialistischen Vergangenheit im norddeutschen Schulwesen. Es arbeitet Dis‐ kontinuität, aber auch – gerade am Beispiel Albert Henzes – Kontinuität in der Bildungsgeschichte heraus. Uwe Schmidt ist wie kein anderer geeignet, diesen Komplex erstmals aufgrund umfangreicher Quellenforschungen zu analysieren und klar dar‐ zustellen. Der promovierte Historiker verfügt als ehemaliger Schulleiter über umfangreiche praktische Erfahrungen im Schulwesen und kann inter‐ ne Abläufe dadurch souverän einordnen. Zudem kann der 1931 Geborene eigene Erfahrungen und Materialien als Schüler im „Dritten Reich“ in seine Untersuchung einbringen. Seine Studie belegt, dass sich Wissenschaftlich‐ keit und Zeitzeugenschaft nicht zwingend ausschließen müssen. Seit vielen Jahren hat der versierte Hamburg‐Historiker umfangreiches Material im Staatsarchiv Hamburg, im Bundesarchiv sowie in den Altregis‐ traturen zahlreicher Hamburger Schulen gründlich ausgewertet und mit‐ einander in Beziehung gesetzt. In etlichen Publikationen hat er bereits Aspekte des Hamburger Schulwesens im 20. Jahrhundert aufgearbeitet. Sein 1999 erschienenes Buch Aktiv für das Gymnasium schildert die Ge‐ schichte der Gymnasien und der Interessenvertretung der dortigen Lehr‐ kräfte seit der Einrichtung des staatlichen Schulwesens in der Hansestadt 1870. Der mit Paul Weidmann verfasste Beitrag in Hamburg im „Dritten Reich“ gibt einen kundigen Überblick über die Schulgeschichte zwischen 1933 und 1945. Der im Verlag Hamburg University Press im Jahr 2006 er‐ schienene Band Lehrer im Gleichschritt: Der Nationalsozialistische Lehrerbund Hamburg analysiert die nationalsozialistische Interessenvertretung der Lehrkräfte und kommt – trotz magerer Quellenlage – zu einer abgerunde‐ ten Darstellung, vor allem der rivalisierenden Kräfte innerhalb dieser Orga‐ nisation, die ihre Wirkungsmöglichkeiten prägten.
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