Pazifik aktuell Nr. 85 / Februar 2011 ses reguliert, wie viele Schiffe an stände, andererseits soll die PAZIFIK IM ÜBERBLICK wie vielen Tagen jährlich Tun- künstlich erzeugte Verknappung fisch jagen dürfen. Im letzten im Fang den Pazifikstaaten hö- Jahr handelte es sich dabei um here Einkünfte durch den Ver- 40.000 so genannte „Schiffsta- kauf ins Ausland sichern. Die PNA wollen Tunfischfang ge“ (ein Quotient aus der Anzahl PNA sprachen sich bei ihrem reduzieren der Schiffe und Anzahl der Ta- Gipfeltreffen auch dafür aus, den ge). Diese Anzahl soll im bereits Tunfisch direkt im Land zu ver- Im Jahr 2011 soll im westlichen angelaufenen Jahr 2011 auf arbeiten, was sich wegen der und zentralen Pazifik 30 % we- 28.469 Tage reduziert werden, Konkurrenz durch die angren- niger Tunfisch gefangen werden um so eine größere Nachhaltig- zenden asiatischen „Billiglohn- als in den vergangenen zwei keit bei der Bewirtschaftung der länder“ zunehmend als unrenta- Jahren. Das ist zumindest der von Überfischung bedrohten bel erweist. So gibt es heute in Plan des im Dezember letzten Tunfischbestände im westlichen Amerikanisch-Samoa nur noch Jahres stattgefundenen Runden Pazifik zu erreichen. Im vergan- eine Tunfisch verarbeitende Tisches der Mitgliedsländer des genen Jahr hatten die Pazifik- Konservenfabrik, vor Jahren wa- so genannten „Nauru Agree- staaten 4.308 „fishing days“, ren es noch drei. Der Gouver- ment“ (Parties to the Nauru wohingegen die Fischfangflotten neur von Amerikanisch-Samoa, Agreement, PNA). Dabei handelt aus dem Ausland 17.984 Togiola Tulafono, sprach sich es sich um acht pazifische Staa- Schiffstage zur Verfügung hat- dafür aus, den Tunfisch unmit- ten: Papua-Neuguinea, Salomo- ten. telbar in den Pazifikstaaten zu nen, Palau, Föderierte Staaten Bereits heute gilt der Großau- verarbeiten. Derzeit wird ein von Mikronesien, Nauru, Kiribati, gentun als überfischt, der Großteil des im westlichen und Marshallinseln und Tuvalu. In Gelbflossentun ist an der Gren- zentralen Pazifik gefangenen den Gewässern dieser Länder ze zur Überfischung. In dem Tunfisches in Thailand verarbei- werden jährlich 25 % des welt- Gebiet, das die Nauru- tet. Die Pazifikstaaten wollen weit gejagten Tunfischs gefan- Vertragsstaaten für den Fisch- und können mit diesem „Billig- gen. fang sperren wollten, machen lohnland“ nicht konkurrieren und Großaugen-Tunfische etwa 30% suchen nun nach Möglichkeiten, Nach den Vorstellungen der der Ringwadenfischerei aus. die Verarbeitung zurück in den kleinen Länder sollten ab dem 1. Pazifik zu holen. Papua- Januar 2011 erhebliche Ein- Die ausländischen Fischfangna- Neuguinea beispielsweise erwei- schränkungen für den Fischfang tionen verweigerten bei dem tert derzeit mehrere bereits be- in einem festgelegten Gebiet Jahrestreffen der Fischerei- stehende Tunfischfabriken in der südlich von Hawai’i gelten. Aus- kommission für den Westlichen „Pacific Marine Industrial Zone“ ländische Flotten beziehen bis- und Zentralen Pazifik in Majuro in Vidar in der Nähe von Ma- lang 85 % des regionalen Tunfi- allerdings ihre Zustimmung zur dang. sches, der später in Konserven- Reduzierung der Fangquoten. dosen verkauft wird, aus einer Die USA nehmen unter Beru- Gouverneur Tulafono erklärte, exklusiven Wirtschaftszone in- fung auf einen erst in 2,5 Jahren die Pazifikstaaten müssten ihre nerhalb der 200-Meilen-Zone vor auslaufenden Vertrag für sich in ureigenste Ressource Fisch den Küsten der Mitgliedsländer Anspruch, in dem 2,3 Millionen noch mehr schätzen. „Tuna is des Nauru-Abkommens. Quadratkilometer großen Gebiet the Pacific’s oil. We should treat weiter fischen zu dürfen. Die it in the same manner as oil pro- Das geplante Verbot soll zu- USA haben 36 Schiffe für die ducing countries treat their re- nächst nur für Schiffe gelten, die Ringwadenfischerei im Pazifik. source“, so der US-Samoaner. mit Ringwadennetzen fischen. In diesen ringförmig um einen Tun- Auch die Europäische Union und Die Fischereiminister der PNA fischschwarm ausgelegten Net- Südkorea äußerten ihre Vorbe- hatten sich in Majuro auf Einla- zen können jeweils bis zu 200 halte gegen den Plan der Nauru- dung des marshallesischen Mi- Tonnen Fisch aus dem Meer Staaten. Obwohl sich Neusee- nisters für Ressourcen und Ent- gezogen werden. Auf diese land als weitere Fischfangnation wicklung, Mattlan Zackhras, ge- Weise wird etwa drei Viertel des für den Plan einsetzte, wurde die troffen. Ihre Pläne zur Reduzie- Tunfisches im Pazifik gefangen Abstimmung über die geplante rung des Tunfischfangs um 30 und an asiatische Konservenfab- Reduzierung des Tunfischfangs % werden seit Jahren von Wis- riken verkauft. auf das nächste Jahrestreffen senschaftlern unterstützt. Sie der Fischereikommission im warnen, dass der Fang von Die PNA verteilen Fischfangli- Jahr 2012 verschoben. 80.000 Großaugen-Tunfischen zenzen an Ringwaden-Schiffe in den Netzen der Flotten die nicht anhand von Fischmengen, Mit der Reduzierung der Fang- Spezies auszurotten droht. sondern gemäß des so genann- quote erhofft sich die PNA ei- Die PNA gab am Rande des ten „Vessel Day Scheme“. Die- nerseits eine Erholung der Be- Treffens bekannt, dass 2009 1 Pazifik aktuell Nr. 85 / Februar 2011 insgesamt 2,5 Millionen Tonnen Land darf automatisch dieses vor 35 Jahren als Schutzgebiet Tunfisch im gesamten Pazifik Land als Herkunftsland bezeich- ausgewiesen, doch folgten wei- gefangen wurden, davon allein net werden, so sehen es die tere fünf derart große Gebiete 1.127.203 Millionen Tonnen in „Rules of Origin“ der EU zumin- erst im Laufe der letzten drei den Gewässern der PNA. Damit dest vor. Konkret bedeutet das, Jahre. Von den rund 4.500 Mee- war 2009 im Vergleich zu den dass in PNG und Fidschi verar- resschutzgebieten auf der Erde Vorjahren ein absolutes Rekord- beiteter Fisch als Herkunftsbe- gelten nur fünf Gebiete als „lar- jahr, es wurden 70.000 Tonnen zeichnung diese Länder trägt, ge-scale MPA’s“. Diese fünf ver- mehr gefangen als in 2008. 45 auch wenn der Fisch ganz wo- einen immerhin die Hälfte der % des pazifikweit gefangenen anders von ausländischen weltweit unter Schutz gestellten Tunfisches kam aus den Ge- Fischfangnationen gefangen Wasserfläche in den Ozeanen. wässern der PNA, das entspricht wurde. 25 % der weltweit gefangenen Zu dem Treffen waren die Ver- Tunfische. Minister Abal bewertet die Fi- antwortlichen folgender Meeres- (http://www.pnatuna.com, The Marshall Is- schereiindustrie als eine der schutzgebiete gekommen: Great lands Journal 26.11.10, 03.12.10, Inter Press Service Nachrichtenagentur größten Einnahmequellen für die Barrier Reef Marine Park (Aust- 22.12.10, Pacific Beat 03.12.10) neuguineische Wirtschaft. Bis ralien), Motu Motiro Hiva Marine zum Jahr 2014 rechnet er mit Park (Chile und Osterinsel), Ma- Exporteinnahmen in Höhe von rianas Trench Marine National Zollfreier Import von Fisch einer Milliarde Kina und der Monument (Marianengraben) Schaffung von 40.000 bis sowie die beiden einladenden aus PNG und Fidschi in 60.000 Arbeitsplätzen im Fische- Schutzgebiete aus Hawai’i und die EU reisektor. (Post-Courier 08.10.10, Pa- Kiribati. cific Islands News Association 04.02.2010, Weltweit gefangener Fisch, der http://ictsd.org/i/publications/33418/) Beim „Big Ocean-Treffen“ (so in AKP-Staaten (Afrika-Karibik- der Kurzname für die betroffe- Pazifik) weiterverarbeitet wird, nen Gebiete) ging es u.a. um kann in die Länder der Europäi- Manager von Meeres- den Umwelt- und Meeresschutz, schen Union zollfrei exportiert schutzgebieten treffen die Kontrolle invasiver Spezies werden. Das beinhaltet das „In- sich sowie die Übersäuerung der terim Economic Partnership Meere. Auch die Frage nach der Agreement“ (IEPA) zwischen der Erstmals haben sich die Mana- Überwachung derartiger großer EU und den AKP-Staaten. Ver- ger der sechs größten Meeres- Wasserflächen stand im Raum. handelt wurde darüber Ende schutzgebiete weltweit zu einem Die Teilnehmer des Treffens letzten Jahres vor dem Parla- Gipfeltreffen verabredet. Das kamen überein, ein Netzwerk mentarischen Komitee der Eu- erste Treffen dieser Art fand am namens „Big Ocean“ zu gründen ropäischen Union über den 6. Dezember 2010 im „Office of und sich regelmäßig auszutau- Welthandel („European Parlia- National Marine Sanctuaries“ bei schen. Dazu wurde eine eigene mentary Committee on Internati- der amerikanischen Behörde Website eingerichtet. onal Trade“). NOAA (National Oceanic and Das nächste Treffen soll bereits Atmospheric Administration) in in diesem Jahr stattfinden, ver- Für Papua-Neuguinea hatten Honolulu (Hawai’i) statt. Einge- mutlich am Rande des „Second Außenhandelsminister Sam Abal laden dazu hatten die Verwalter International Marine Conservati- und Fischereiminister Ben Semri des „Papahâumokuâkea Marine on Congress“ vom 14. bis 18. an dem Treffen in Brüssel teil- National Monument“ (nordwest- Mai in Victoria (British Colum- genommen. Papua-Neuguinea liche Hawai’i-Inseln) und der bia). (Rongorongo Man, Volume 10, Is- hatte das IEPA bereits im De- sue 50, 17.12.10, „Phoenix Islands Protected zember 2007 ratifiziert (ebenso http://bigoceanmanagers.org/) Area“ in Kiribati. wie Fidschi), es trat am 1. Janu- ar 2008 in Kraft. Bislang sind Das Treffen stand unter dem PNG und Fidschi die einzigen Motto „Big Ocean - A Network of 3-Jahres-Plan zum Schutz Länder im Pazifik, die das IEPA the World’s Large Scale Marine von Feuchtgebieten unterzeichnet haben und des- Managed Areas “ und sollte vor halb in den Genuss des zollfrei- allem dem Erfahrungsaustausch Das Sekretariat des pazifischen en Exports von Fisch kommen. dienen. Als „Marine Protected Umweltschutzprogrammes
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