Wim öftprru^mWatt Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e.V. Jahrgang 2 Folge 2 Hamburg, 20. Januar 1951 / Verlagspostamt Leer (Ostfriesl.) Im Abonnement 74 Pf. einschl. Zusteilgebu.hr Vorboten besserer Zukunft Von Professor Dr. Rudolf Laun Wir haben den berühmten Völkerrechtslehrer Professor Dr. ludolf Laun von der Universität Hamburg gebeten, in einem Artikel die Frage Helgoland von der völkerrechtlichen Seite her zu behandeln Möge die Hoitnung, die er am Schluß seiner Darlegungen ausspricht, bald in Erfüllung gehen. Auch wir Ostpreußen meinen wie er: „Es besteht kein Grund, alle Hoitnung aufzugeben!" Helgoland, dessen tragische Schicksale im „Ostpreußenblatt" vom 5. Januar so anschau• lich geschildert worden sind, ist durch die Iriedliche Demonstration, deren Schauplatz es kürzlich war, volkstümlich geworden. Millio• nen die s:ch nie um die kleine Insel geküm• mert hatten, vielleicht früher einmal nichts von hr gewußt hatten, denken an sie mit größter Ante" nähme. Warum? Die 'Ereignisse in Meie )land betreffen doch nur ein winziges Stück der Erdkugel und einen winzigen feil der Menschheit, und es hat in den letzten Jah• ren ein solches Uebermaß von Unglück für Millionen und Millionen gegeben und es scheint eher zu- als abzunehmen! Aber in dem verhältnismäßig scheinbar geringfügigen (Ge• schehen auf Helgoland offenbart sich ein tragi- schei Konflikt, an dem die ganze Menschheit leidet. Die einen verstehen es nicht, warum denn ein souveräner Siegerstäat auf einer erobert, n (n?e! kraft seiner Souveränität und seines S:eges nicht soll machen kennen, was er will. Die anderen verstehen es nicht, wie es zu• lässig sein könne, daß unschuldige Menschen, nachdem seit der Auflösung der deutschen Wehrmacht alle Kampfhandlungen Deutsch• lands unmöglich geworden sind, auf die D.^ier eines der elementarsten Menschenrechte be• raubt werden des Rechtes, in der angestamm• ten Heimat zu wohnen. Aber d'e ersferen stützen s'ch nicht allein auf das Recht der Souverän! I und d. • R^cht des Siegers, das heißt des Sfär';ere'H, sie lerg- nen in der Regel gar nicht, daß es allgeme ne Menschenrechte gibt und würden zweiiellos I ihr eigenes Recht auf die angestammte Heimat Land unserer Heimat, Land unserer Sehnsucht geltend machen, wenn ein Sieger sie daraus ; Diese winterliche Landschaft am Südrand der Rominter Heide hat viel von dem, was den besonderen Charakter des ostpreußischen Landes vertreiben wollte. Vielmehr berufen sie s ch bestimmt: die fast grenzenlose Weile auch da, wo die Ebene in hügeligen Wellen gelagert ist; den trotz aller herben Verschlossenheit darauf, daß Deutschland selbst ihnen bedin• häufig so anmutigen Zusammenklang von Feld, Wald und fließendem Gewässer; die Stille und die Einsamkeit, in der doch in den geschlossen gungslos die juristische Allmacht übertragen habe, den Deutschen alles Beliebige zu befeh• nen Höfen das tätige Leben auch in dem langen Winter weitergeht. Wenn Maler — wie etwa der 1945 verschollene Alired Partikel — die len. Die öffentliche Meinung in den alliierten ostpreußische Landschaft darstellten, gaben sie ihren Werken in Inhalt und Aufbau oft das, was auch das Land dieser meisterhaften Auf• Ländern nimmt an, Deutschland habe durch die nahme als einen mit nichts zu verwechselnden Teil unserer ostpreußischen Heimat ausweist. Bild: Walter Raschdorff „bedingungslose" Kapitulation der deutschen Wehrmacht vom 7. und 8. Mai 1945 auf alle völkerrechtlichen Rechte gegen die alliierten Mächte verzichtet; es sei daher verpflichtet, allen denkbaren Befehlen det Alliierten be• dingungslos zu gehorchen. Vertriebenenfrage „uninteressant" ? Es geht jedoch aus den tatsächlichen Vor• gängen bei der Kapitulation klar hervor, daß es sich nur um einen sogenannten Kriegsver• Ein gefährlicher Weg der Engsiirnigkeit trag zwischen den beiderseitigen militärischen und des Egoismus, vor dem die Heimatvertriebenen nachdrücklich warnen Befehlshabern handelt. Es ist allgemein aner• kannt, daß Kriegsverträge nicht wie sonstige Von unserem Bonner Korrespondenten Vertrage der sogenannten Ratifikation, das heißt der Genehmigung seitens der beteil.gtcn bensrecht zuzubilligen. Auf diese Weise droht Mit berechtigter Sorge müssen die Heimat• Interesse und die Anteilnahme weitester Be• obersten Staatsgewalten bedürfen. In den Ka• vertriebehen dem Jahr 1951 entgegensehen. Mit völkerungskreise in Westdeutschland so stark die Lösung der Vertriebenenfrage .aus einer pitulationsurkunden wird ausdrücklich festge• Sorge deshalb, weil das vergangene Jahr gerade in Anspruch genommen, daß die Vertriebenen- solchen der Einsicht und des Willens zur Zu• setzt, daß am 8. Mai 1945 um 23 Uhr 1 alle zu seinem Ende uns sehr deutlich klar gemacht frage daneben in den Augen vieler wesentlich sammenarbeit zu einer Angelegenheit der in• Kampfhandhingen einzustellen sind. Hieraus hat, wie schwierig, politisch gesehen, es sein an Bedeutung zu verlieren beginnt. nerpolitischen Macht zu werden. Das ist ein ergibt sich eindeutig, daß es sich um einen wird, unsere berechtigten Forderungen auf ge• Der Gesetzäntrag zum Lastenausgleich ist be• gefährlicher Weg, vor dem rechtzeitig und nach• nicht ratifikationsbedürftigen Kr'egsvertrag setzgeberischem Wege zur Geltung zu bringen. kanntlich von der Bundesregierung verabschie• drücklich 'gewarnt werden soll. Die Vertriebe• handelt, denn es wäre ja gar nicht Zeit ge• Wohl haben wir es erreicht, daß unsere gro• det und dem Bundesrat überwiesen worden. nen, und das ist gerade von auswärtigen Be• wesen, die Ratifikationen einzuholen. Daher ßen Organisationen an Schlagkraft gewonnen Er wird in absehbarer Zeit, ohne daß der Bun• obachtern immer und immer wieder gesagt wor• enthalten die Kapitulationsurkunden nichts als haben. Wohl ist es erfreulicherweise zu einer desrat wahrscheinlich erhebliche Veränderun• den, haben bisher ein Maß an Ruhe und Zurück• militärische Abmachungen; zu anderen Verein• gedeihlichen und erfolgreichen Zusammenarbeit gen vornehmen wird, dem Bundestag überwie• haltung gezeigt, das oft verwunderlich erschien. barungen wären die Generale ja auch gar nicht unserer Spitzenorganisationen gekommen, wie sen werden. Zugleich gehen die Verhandlungen Der ostdeutsche Mensch ist nicht leicht in Be• zuständig gewesen. Aber auch Admiral Dönitz z. B. bei der Abfassung der Charta der Heimat• über den Gesetzantrag zur Schadensfes'stellung wegung zu setzen. In seiner Grundhaltung ist wäre zu einer Ratifikation nicht zuständig ge• vertriebenen, in der Frage der Schadensfest• in den entsprechenden Ausschüssen des Bun• er politischen Experimenten abhold und dema• wesen. Denn abgesehen von anderen Gründen, stellung und in weitgehendem Maße auch im destages ihrem Ende entgegen. So wird das gogischen Einflüsterungen nicht leicht zugäng• die gegen se;ne Zuständigkeit zur Erlassung Lsstenausgleich. So darf man ohne Uebertrei- gesamte Problem „Lastenausgleich" im ersten lich. Aber wenn er einmal in Bewegung gerät, oberster deutscher Gesetze sprechen, be• bung sagen, daß trotz einiger vorübergehenden Halbjahr 1951 auf der Ebene der Gesetzgebung dann ist er nicht mehr leicht aufzuhalten. Wo herrschte er faktisch nicht ganz Deutschland, Spannungen nach außen hin die Vertriebenen in den entscheidenden Abschnitt seiner Gesamt• er zuschlägt, wächst so leicht kein Gras mehr. sondern nur ein ganz verschwindend kleines entwicklung treten. einhellig und geschlossen auftreten und sich Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß Stückchen des deutschen Staatsgebietes und Die Aussichten und Voraussetzungen, unter e-q hinter ihre Grundforderungen gestellt das soziale Gefüge der Bundesrepublik einem war daher für das Völkerrecht nicht einmal denen dieses geschehen wird, sind, wie wir haben. Gebilde gleicht, das gerade noch im Zustand ein „de facto"-Vertreter, geschweige denn ein oben ausführten, im allgemeinen nicht günstig. -*ber dieser erfreuliche Fortschritt wird der Ausgewogenheit gehalten werden kann; „de jure"-Vertreter des Deutschen Reiches oder Da es sich aber auf der anderen Seite um eine leider aufgewogen durch eine Folge von Vor• daß aber nur ein nicht allzu starker Anstoß ge• des deutschen Volkes. für uns Vertriebene lebensentscheidende Ange• gängen, auf die wir selber keinen Einfluß haben. nügt, um sehr ernste Gefahren im Hinblick auf legenheit handelt, ist es kein Wunder, daß :n Außerdem findet sich das Wort „bedingungs• Wenn auch in der eisten Hälfte des Jahres 1950 die innere Ordnung dieses jungen staatlichen politischen Kreisen der Heimatvertriebenen in los" nur im Punkt l der Kapitulationsurkunden. z. B. in der Frage des Lastenausgleichs in wei• Gebildes in Erscheinung treten zu lassen ten Kreisen der westdeutschen Bevölkerung ein Bonn und über Bonn hinaus Erwägungen dar• Danach werden alle deutschen Streitkräfte „be• lebhaftes In'eress-' an Angelegenheiten der Ver• über angestellt werden, ob in oarlament=iri- Man sollte sich daher in Bonn sehr wohl über• dingungslos" dem Obersten Befehlshaber der triebenen f^'^estellt wcden konnte, so mußte schen Kreisen mit dem Mindestmaß an gu'em legen, ob man bei dem Bestehen der schon Expeditionsstreitkräfte und gleichzeitig dem man seit der Mitte des Sommers eine ganz an• Willen und Einsicht zu rechnen ist, das die Vor• vorhandenen sozialen Spannungen eine neue Oberkommando der Sowjettruppen untersteilt. ders geartete Entwicklung beobachten. Seit aussetzung zu einer für uns annehmbaren Lö• akute dieser Art auslösen will. Wenn Massen Es ist also überhaupt i:e:ne Re:!2 davon, daß die dem Korea-Konflikt ist auch das Bundesgebiet sung abgeben soll. Man beginnt an diesem Wil• einmal in Bewegung
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