UID Jg. 8 1954 Nr. 88/89, Union in Deutschland

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Union in Deutschland Informations-Dienst der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Deutschlands Verlag und Vertrieb: Bonn, Argelanderstraße 173. Redaktion: Bonn, Pressehaus IV, Zimmer 48 (Tel. 2 14 08), Götresstraße Nr. 88 89 Bonn , den 5. November 1954 VIII. Jahrg. D. Dr. Eugen Gerstenmaier: Hermann Ehlers an dem düsteren Him- mel der jungen, in Gestaltungswehen nden Bundesrepublik Deutschland. Der festen, klaren, dauerhaften Rechts- Hermann Ehlers zum Gedächtnis ordnung unserer freiheitlichen Demokra- tie zu dienen, das war der Wille und In der Nacht zum 29. Oktober starb chenleitung. Als der Batterieführer der hohe Beruf dieses Mannes. Mit der Präsident des Deutschen Bundes- Hermann Ehlers aus dem zweiten Welt- einer an das Geniale grenzenden Kunst tages, Hermann E h 1 e r s. Vor kurzem krieg zurückkehrte und das w und Sicherheit hat dieser Bundestags- hat < i seinen 50. Geburtstag gefeiert. Trümmern lag, berief ihn die Eva; präsident Deutschland Achtung ver- Den vielen, die seiner dabei gedachten, tische Landeskirche von Oldenburg ifft und seinem Parlament Profil ge- hat er gedankt und geschrieben, daß er juristisches Mitglied in ihren Oberkir- geben. Und ein Zweites von allgemei- in den Glückwünschen eine Ermutigung chenrat. Sogleich entfaltete er weit über ner Bedeutung hat Hermann Ehlers in id rinc Unterstützung seines Bemü- die Grenzen Oldenburgs hinaus ein \ besonderem Maße vollbracht. Er hat in s sehe, dem deutschen Parlament den Tätigkeit, die ihn unter die führenden einer für unsere Zeit gültigen, ja vor- ihm gebührenden Platz in der Ordnung Köpfe der Evangelischen Kirche Deutsch- bildlichen Weise dargelebt, was es hei- unseres Volkes zu geben. lands stellte. Der Kirchenmann und der ßen und bedeuten kann, als Christ Poli- Weil Hermann Ehlers sein hohes Amt Jurist bewährten sich in ihm gleic tik zu machen. Was es heißt, aus christ- kraftvoll und gerecht zu führen wußte, maßen, als unter seinem maßgeblichen liche; Verantwortung in die Aschen- hal or sich die Achtung und das Ver- Einfluß die Evangelische Kirche in bahn der öffentlichen Auseinandersei - trauen des Deutschen Bundestages und Deutschland daran ging, sieh nach dem zung um das Schicksal Deutschlands zu deutschen Volkes in West und Ost Kriege eine neue Kirchen Verfassung zu treten. orben. Volk und Parlament geden- geben. Daß Hermann Ehlers dabei ken darum ergriffen und dankbar des LSCfa war mit nüchternem Blick für Hermann Ehlers. Zweiter Vorsitzender Mannes, der wie kein anderer der übel- das von der Not des Alltags vordring- der CDU Deutschlands, hat in seinem sten Vertretung des deutschen Vo] lich Geforderte, hübe ich selbst unmit- politischen Stil und in seiner ebenso Rang und Ansehen zu geben vermochte. telbar erlebt, als er mir mit ungewöhn- klaren wie mutigen Vertretung evange- Hermann Ehlers ist in Berlin geboivn licher Energie zur Seite trat bei der lischer und gemeinchristlicher Überzeu- mtl aufgewachsen. Mit der Jugendbe- Schaffung des Hilfswerkes der Evange- gung dargetan, daß christliche Verant- nahm er leidenschaftlich Anteil lischen Kirche in Deutschland, de wortung im öffentlichen Leben nicht an der Wandlung des deutschen Volkes Bevollmächtigter für Oldenburg er bis heißt, ein willfähriges Instrument in den Jahren nach dem ersten Welt- zu seinem Tode gewesen ist. kirchlicher oder nichtkirchlicher Inter- krieg. Sein klarer Geist und die ihm in i zu sein, sondern daß es heißt, in Die volle Kraft dieses Mannes, die strenger Bindung an ein waches christ- hohem Maße verliehene Gabe des ra- Klarheit, Präzision und Energie seines liches Gewissen ein freier, unabhängiger il und präzisen Ausdrucks führten Geistes kamen aber ersl zur vollen Ent- Diener des Vaterlandes zu sein. den jungen Studenten immer sicherer faltung, als der Deutsche Bundestag in das weite Feld der Hechts- und seiner unabweisbar bedurfte. Wie ein Aus diesem wahrhaft hohen Di Staatswissenschaften. Das durchgebil- Komet erschien die ordnende Kraft von am Vaterland hat der Herr über Leben dete Rechtsgefühl des jungen Juristen . ir so stark, daß es ihn von Anfang on In den Widerstand zwang gegen die Rechtsbeugung unter Hitler. Dei ent- Lle+tfe (aedanken und IVorie schiedene Widerspruch gegen eine im Namen der nationalen Erneuerung Das Gewicht des Luther-Werkes liegt nämlich, daß wir im lutherischen Sinne Deutschlands auftretende Bewegung in den immer erneuten Muhnungen, das evangelische Christen im persönlichen wurde Hermann Ehlers nicht leicht. Wort zu hören und zu verstehen — dar- Leben und in der Kirche sind. Wenn Denn wie viele andere junge Menschen um legt er es in Schrift und Predigt un- das fehlt, helfen uns die bombastischsten er Altersgruppe litt der Verbin- ermüdlich aus — und in den Ratschlä- Kampfparolen nicht, soviele Menschen gsstudent, dei dem Verein Deutsche] gen zum Aufbau der Gemeinde und auch darauf reagieren mögen. Studenten angehörte, unter den Unzu- Kirche in allen ihren Lebensformen zu (Aus seinem letzten Aufsatz länglichkeiten der Weimarer Verfassung des „christlichen Standes Besserung". und der hemmungslosen Zersplitterung Wer darum heute meint, als einzelner „Zum Reformationsfest") der politischen Kräfte d( dien oder als Organisation den evangelischen Volkes. Daß Hermann Ehlers dennoch Christen einreden zu können, ihre be- ..Wir denken an alle, denen ihr Wunsch von Anbeginn an zu den Gegnern Hit- deutsamste Aufgabe sei die Abwehr des und ihr Willen, in die deutsche Heimat lers gehörte, war eine Polj von römischen Angriffs, redet an der Sache zurückzukehren, nicht erfüllt ist, und chtsauffassungen geschärf - vorbei. Es hat in letzter Zeit Vorkomm- vereinigen uns in dem ernsthaften hristlichen Gewissens. nisse gegeben, die wahrlich eine Be- Wunsch, daß alles das, was an Worten Die Bildung seines Charakters halte sinnung erfordern und die auch Aus- über Frieden und Freiheit in der Welt sich vollzogen In den Bünden der evan- einandersetzung nötig machen. Jeder, gesagt wird, gerade in dieser Frage chen Jugend und in einer sehr ; dem die nicht überwundene Getrennt- endlieb zu Taten führt, daß wir im näch- sten Oktober nicht wieder vor der Auf- sönlichen Begegnung mit di r Bibel. heit der Konfessionen im Glauben be- gabe stehen, der noch nicht Heimgekehr- Diese Geschichte seines Werdens führte wußt ist, weiß das und wünscht es nicht ten gedenken zu müssen. Wir versichern den jungen Gerichtsassessor in die vor- zu verkleinern. Aber wir sollten auch all ihre Angehörigen, die besonders un- dere Linie der Bekennenden Kirche, bedenken, daß die Fruchtbarkeit jeder ter der jahrelangen Trennung leiden, von dort in die Gefängnisse dw Ge- Auseinandersetzung und die Verteidi- unserer Verbundenheit." heimen Staatspolizei und wieder heraus gung evangelischen Glaubensgutes eine in den Dienst der evangelischen Kir- unabdingliche Voraussetzung hat, die (Letzte Worte im Bundestag) kündeten „Freundschaft" sind, wie als // Koexistenz" und „Freundschaft", wie sie der Kreml sieht selbstverständlich zugegeben wird, die Erfahrungen eines Labourabgeordneten „Kapitalisten" und darüber hinaus prak- tisch alle Nichtkommunistcn ausge- „Koexistenz bedeutet in Großbritannien und Rußland etwas ganz verschiedenes. schlossen. Wenn die Sowjetrussen von Bei uns bedeutet es z.B., daß man sieh nicht aktiv in die Inneren Angelegenheiten ihrer „Freundschaft" zu anderen Völ- anderer Länder einmischen sollte, bei den Russen bedeutet es, daß man dies nicht kern sprechen, so verstehen sie unter in heftiger gewaltsamer oder offensichtlich gefährlicher Weise tun sollte, und daß „Volk", wie Mayhew feststellt, nicht es die westlichen Länder überhaupt unterlassen sollten", SO berichtet <.\rr bekannte eine ganze Nation, sondern immer nur Labourabgeordnete May hew im „Observer", der kürzlich mit Attlee und der einen Teil davon, d. h. in Wirklichkeit Besuchsdelegation in der Sowjetunion war. nur ihre politischen Gesinnungsgenos- Mayhew stützt sich auf unmittelbare bereits vor geraumer Zeit in „Totale sen. Das wird auch offen zugegeben. Im Gespräche mit den promi- Kriegswirtschaft und Rote Armee" übrigen macht, man sich falsche Vorstel- nentesten Sowjetpersön- schriftlich niedergelegt: „Ein paralleles lungen von fremden Volkern und hält lichkeiten, wie Malenkow, Molo- Nebeneinanderexistieren unseres So- mit Zähigkeit an ihnen fest. „Das bri- tow, Gromyko und Kusnetzow. Dadurch wjetstaates mit der übrigen Welt ist auf tische Volk, füi' das die Russen soviel gewinnen seine Aussagen noch an Ge- die Dauer unmöglich. Dieser Gegensatz. Freundschaft ausdrücken, ist nach mei- wicht. Er fügt der obengenannten Fest- kann nur mit Waffengewalt in blutigem nen vielen Unterhaltungen größtenteils stellung noch hinzu, daß der Grad der Ringen eine LÖSung finden. Eine andere ein Gebilde ihrer Phantasie, obgleich die als berechtigt erklärten Einmischung Losung gibt es nicht und kann es nicht Russen das natürlich vielfach selbst gar innerhalb der ..Koexistenz'' sieh je nach geben. Nur der wird gewinnen, der in nicht wissen", nieint Mayhew. Auch auf der Situation und der Zweckmäßigkeit sich die Entschlußkraft zum Handeln sehr hoher Kbene der Kremlhierarchie richte, wobei der Einzelfall wahrschein- verspürt." fand <\i']- Labourabgeordnete die Spuren lich geprüft werde und auch die Gefahr dieser absurden Fehlbeurteilung", Wie ich /.. B. in der Obskurität der'eng- der Provozierung eines Weltkrieges im Interessant sind auch die Feststellun- Auge behalten werde. lischen Vertreter der „Gesellschaft für die Mayhew hinsichtlich des Be- Anglo- Sowjetische Freundschaft" Besonders beachtenswert ist die aus- griffes ..Freundschaft"

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