Nr. 186 / Rhein-Neckar-Zeitung SPORT Samstag/Sonntag, 13./14. August 2011 25 EINWURF Eine Ära geht Starker Abgang zu Ende Von Claus Weber Bevor die deutsche Frauenfußball- Birgit Prinz beendet ihre einzigartige Karriere endgültig Nationalelf 2009 zu zwei Länder- spielen in die Metropolregion kam, er- hielten die jüngsten Leser der Rhein- Von Frank Hellmann zählung der wichtigsten Förderer nicht Neckar-Zeitung Gelegenheit, Birgit fehlen; an erster Stelle nannte Birgit Prinz Prinz Fragen zu stellen. Die Rekord- Frankfurt. Als eigentlich alles gesagt war, ihren Vater Stefan, der sie im Alter von Nationalspielerin beantwortete sie al- hatte Birgit Prinz nur noch einen Wunsch. acht Jahren vom Trampolinturnen zum le. Mit großer Geduld und viel Spaß Ein Glas Apfelsaft trinken zu können, oh- Fußball beim SV Dörnigheim geschickt an der Sache. Als die deutsche Mann- ne dass wieder ein Blitzlichtgewitter über hatte. Über den FSV Frankfurt und spä- schaft wenige Tage später in Mann- sie hereinbricht. Der Wunsch wurde der ter den 1. FFC Frankfurt schrieb Birgit heim nur 0:0 gegen Japan gespielt hat- 33-Jährigen in einem Hotels im Frank- Prinz eine einzigartige Erfolgsgeschich- te, schnauzte Prinz die Journalisten an furter Mertonviertel nicht verwehrt. Nur te: Bereits als 16-Jährige debütierte sie und wollte gar nichts mehr sagen. als sie, mit einem Strauß Sonnenblumen im Nationalteam und erzielte im Juli 1994 Birgit Prinz hatte stets den Ehr- in der Hand, noch ein vertrautes Zwie- gegen Kanada ihr erstes von insgesamt geiz, den Platz als Siegerin zu verlas- gespräch mit ihrer früheren Weggefähr- 128 Länderspieltoren. Für eine ganze sen. Niederlagen waren ihr ein Graus. tin und heutigen Nationalmannschafts- Epoche bildete sie dank ihrer Durchset- Die WM im Sommer empfand die 33- managerin Doris Fitschen führen wollte, zungskraft und Torgefährlichkeit die Jährige als schlimme, ganz persönliche surrten dann doch wieder die Kameras. stilprägenden Stürmerin. „Sie ist eine der Niederlage. Statt ihre große Karriere So ist das halt, wenn eine größten Persönlichkeiten im mit einem Triumph zu krönen, endete dreimalige Weltfußbal- gesamten Sport“, sagte Do- das Sommermärchen als Tragödie: Erst lerin, die spätestens wegen „Keine halben ris Fitschen, „und ich habe die Demontage durch Bundestrainerin der Ereignisse bei der Frau- das Gefühl, sie ist mit sich Silvia Neid, dann die tagelange öf- en-Weltmeisterschaft zu Sachen“ im Reinen.“ fentliche Diskussion über Form und einer Person des öffentli- Elementar dafür war, Fitness der früheren Weltfußballerin. chen Lebens geworden ist, dass Birgit Prinz die ver- Birgit Prinz hat ihre Lehren gezo- ihren Rücktritt auch auf Vereinsebene gangenen Tage wieder beim 1. FC Frank- gen. Sie zieht einen Schlussstrich un- beim 1. FFC Frankfurt erklärt. furt mittrainiert hatte. Eine Art aktive ter die Karriere – lieber zu früh als zu Die in der Bankenstadt Frankfurt ge- Seelenmassage. „Das hat mir gezeigt, dass spät. Mit ihr hört die beste Fußballe- borene Birgit Prinz hat das in bemer- ich noch Spaß am Fußball habe – und den Raus mit Applaus: In der Nationalelf hat Birgit Prinz (l.) bereits ihren Platz für die jüngere Ge- rin auf, die Deutschland je hatte. Dies- kenswert aufgeräumter Art getan: „Ich werde ich auch nie verlieren.“ Genau das neration freigemacht, nun hängt sie die Fußballschuhe endgültig an den Nagel. Foto: dpa mal geht sie als Siegerin vom Platz. spiele immer noch leidenschaftlich gerne war ja befürchtet worden, nachdem für Fußball, aber jeder Sportler sollte wis- die 214-fache Nationalspieler die WM im sen, wann der richtige Moment ist, die eigenen Land vom Höhepunkt zum Tief- Karriere zu beenden. Ich habe diese Ent- punkt mutierte. Das offene Zerwürfnis scheidung bewusst und gut überlegt ge- mit Bundestrainerin Silvia Neid taugte troffen.“ Zuletzt habe sich in ihrem Kopf tagelang zur Schlagzeile, und rückbli- Kopfweh durch die früheren „Jägermeister“ ein ständiges Hin und Her abgespielt, „ein ckend räumte sie nun ein, „dass die WM Tag Ja, ein Tag Nein, manchmal hat das einen kleinen Anteil an meinem Ent- 2. Liga: Karlsruher SC unterlag Eintracht Braunschweig mit 1:3 – Spaßfußball nur am Anfang sogar noch schneller gewechselt.“ Doch schluss hatte, aber nicht den entschei- so aufgeräumt, ja fast befreit sie wirkte, denden.“ Von Achim Wittich Doch bevor sich der dunkelhäutige „Meister“ Kumbela zur Stelle und netzte stellt sich der gefällte Entschluss als der Birgit Prinz blieb sich auch bei ihren Torjäger überhaupt das erste Mal in Sze- abgezockt zum Ausgleich ein. Erstes einzig Richtige dar. „Ich bin bekannt da- Abschiedsworten treu; als ein geradlini- Karlsruhe. Mit breiter Brust liefen die ne setzen konnte, hatte der KSC bereits Kopfweh setzte beim KSC-Anhang ein. für, keine halben Sachen zu machen. Ich ger Mensch, dem jede Heuchelei und Ef- Zweitliga-Fußballer des Karlsruher SC die Führung erzielt. Timo Staffeldt häm- Vranics 1:2, ebenfalls durch einen Frei- hatte nicht mehr das Gefühl, ich kann fekthascherei zuwider ist. Sie hat sich ei- gestern Abend auf den Rasen des Wild- merte den Ball in der neunten Minute aus stoß, machte daraus zehn Minuten vor der mich zu 100 Prozent einsetzen.“ nerseits in den vergangenen Jahren über parkstadions. Frisch gestärkt durch ei- 25 Metern per Freistoß unter die Latte des Halbzeit eine schmerzhafte Migräne. Zumal Birgit Prinz, die Physiothera- die gestiegene Aufmerksamkeit des Frau- nen 2:0-Sieg in Aue, sollte dem KSC-An- Tores, Braunschweigs Torhüter Daniel Mit Thomas Konrad für Stefan Mül- peutin gelernt und ein Psychologiestudi- enfußballs gefreut, andererseits den ein- hang die neue Lust am Spaßfußball auch Davari sah schwach aus. ler begann der KSC die zweite Hälfte. um abgeschlossen hat, längst Pläne für die hergehenden Medienrummel nie gemocht. gegen die traditionsreiche Eintracht aus Schon fünf Minuten zuvor hatte Kle- Jetzt wurde verbissen gekämpft, Iashvili Zeit danach geschmiedet hat. Konkret ar- Gewisse Selbstzweifel haben ihr ganzes Braunschweig vor Augen geführt wer- men Lavric nach einem Zuckerpass in die (55.) und Lavric (58.) hätten treffen müs- beitet sie bereits in einem Frankfurter Leben begleitet, und weil sie jede Ent- den. Nicht nur Sportdirektor Oliver Gasse von Kapitän und Routinier Ale- sen. Buckleys Freistoß parierte Davari Institut für Performance-Psychologie, scheidungdreimaldurchdenkt,hatsieauch Kreuzer war sich allerdings darüber im xander Iashvili (33) knapp links vorbei- glänzend (65.). Braunschweig machte den unterstützt dabei junge Führungskräfte in noch keinen Kontakt zu Silvia Neid auf- Klaren, dass gegen die ehemaligen „Jä- geschossen, und in der 12. Minute muss- Laden jetzt komplett dicht, und die Fä- ihrer beruflichen Entwicklung, zukünftig genommen, die sie immerhin wieder „Silv“ germeister“ eine Topleistung nötig sei, um ten die Braunschweiger nach einem cherstädter waren ratlos – Kruppke traf kann sie sich vorstellen, „junge Mädels in nennt. „Wir brauchen noch mal Abstand: im vierten Liga-Spiel den dritten Erfolg Kopfball von Niklas Hoheneder auf der sogar noch zum 1:3 (90+2). unserem Verein zu betreuen, auch bei der Die WM ist für uns beide nicht gut ge- feiern zu können. Linie klären. Das Ensemble von Karls- Karlsruher SC: Orlishausen – Milchraum (72. ersten Mannschaft ist das Potenzial mit laufen, wir haben beide auf den Deckel be- „Sie sind sehr schwer zu spielen, wer- ruhes Trainer Rainer Scharinger war in Zoller), Hoheneder, Kempe, Müller (46. Kon- rad) – Haas, Staffeldt, Buckley (78. Krebs), Ter- psychologischen Themen nicht ausge- kommen. Aber wir sind erwachsene Frau- den kompakt verteidigen und Konter der Anfangsphase berauscht, die 19.648 razzino – Iashvili, Lavric. schöpft.“ Allerdings wolle sie die Tätig- en und werden das Gespräch suchen.“ fahren,“ vermutete der ehemalige In- Fans leicht beschwipst. Doch der Kater Eintracht Braunschweig: Davari – Boland, Rei- keit nicht ehrenamtlich anbieten, wie sie Offen lässt sie bewusst die Option ei- nenverteidiger vorher – und lag damit ge- kam früher als erwartet. Plötzlich stock- chel, Correia, Kessel – Pfitzner, Vrancic – Krupp- mit einem charmanten Hinweis an ihren nes Abschiedsspiels unter DFB-Obhut, nau richtig. Im gewohnten 4-2-3-1-Sys- te der Spielfluss beim KSC. ke, Korte (66. Fetsch), Zimmermann (76. Unger) – Kumbela (88. Turan). Vereinsmanager und Berater Siegfried während der 1. FFC Frankfurt ihr zur Eh- tem sollte der brandgefährliche Stoß- Dirk Orlishausen im Kasten rettete Schiedsrichter: Metzen (Mechernich); Zu- Dietrich beschied. re die Nummer neun nicht mehr verge- stürmer Dominik Kumbela für die Nie- zwar noch einmal gegen Kruppke, doch schauer: 19.648; Tore: 1:0 Staffeldt (9.), 1:1 Kum- Auch Dietrich durfte in ihrer Auf- ben will. dersachsen der Heilsbringer sein. dann war – fast erwartungsgemäß – bela (28.), 1:2 Vranic (35.), 1:3 Kruppke (90+2). F FUSSBALL Waldhofs große Kämpfer 2. Bundesliga Karlsruher SC - Eintracht Braunschweig 1:3 Fußball-Regionalliga: 0:0 gegen starke Stuttgarter Kickers Dynamo Dresden - 1. FC Union Berlin 4:0 VfL Bochum - FC St. Pauli 1:2 Von Jürgen Tönsmann (BFV): „Der SV Waldhof zeigt, dass er in 1. FC St. Pauli 4 3 1 0 8: 3 10 2. Eintracht Braunschweig 4 3 0 1 8: 5 9 der Regionalliga mithalten kann, wenn 3. Fortuna Düsseldorf 3 2 1 0 7: 2 7 Mannheim. Der SV Waldhof bleibt auch auch die Kickers technisch ein wenig 4. Eintracht Frankfurt 3 2 1 0 7: 3 7 nach 20 Pflichtspielen in Folge unge- stärker wirken.“ Imposant sei die Zu- 5. TSV 1860 München 3 2 0 1 8: 4 6 6. SpVgg Greuther Fürth 3 2 0 1 7: 3 6 schlagen. Doch eine Woche nach dem 3:0- schauerzahl von 6.750 an einem Frei- 7. Karlsruher SC 4 2 0 2 7: 7 6 Auftaktsieg bei Ingolstadt II mussten sich tagabend im Carl-Benz-Stadion. 8. Energie Cottbus 3 2 0 1 4: 7 6 die Mannheimer gestern Abend im ers- Zehn Minuten nach der Halbzeit woll- 9. Dynamo Dresden 4 1 1 2 6: 4 4 10. Erzgebirge Aue 3 1 1 1 1: 2 4 ten Regionalliga-Heimspiel trotz einer ten beide Trainer ihren Teams mehr 11. SC Paderborn 3 1 1 1 3: 5 4 großartigen kämpferischen Leistung mit Durchschlagskraft verleihen.
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