Inhalt Monatsschrift Kinderheilkunde · Band 164 · Supplement 1 · April 2016 Monatsschr Kinderheilkd 2016 · [Suppl 1]: 164:1–120 DOI 10.1007/s00112-016-0057-3 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 Pädiatrie nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) herausgegeben von A. Hinz-Wessels und T. Beddies E. Mayatepek 3 Editorial J. Spranger 4 Grundzüge der Pädiatrie in Westdeutschland M. Radke 7 Entwicklung der Kinder- und Jugendmedizin in der DDR. Medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaften, Hochschul- und Berufungspolitik, Strukturen A. Hinz-Wessels 14 Gründung der Gesellschaft für Pädiatrie der DDR im Kontext der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte © Genehmigung mit freundl. Wauer, Roland T. Beddies Intensivtherapiestation für Risiko-, Neu- und Frühgeborene an der 21 Besetzung pädiatrischer Lehrstühle Charité, Ende der 1970er-Jahre. in den westlichen Besatzungszonen und in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg D. Bussiek 27 „Politisch einwandfreies Personal“. Neuordnung der Erlanger Universitäts-Kinderklinik nach dem Zweiten Weltkrieg S. Topp 34 „Und jetzt nach Lambarene“. Hermann Mai – Direktor der Universitätskinderklinik Münster (1943) 1950–1970 V. Roelcke · S. Topp 41 Friedrich Hartmut Dost (1910–1985). Aspekte zu Tätigkeit und Haltung in Nationalsozialismus und Nachkriegszeit P. Osten 46 Papierchromatographie, Kaseinhydrolysat und Neugeborenenscreening. Horst Bickel und die Entwicklung von Diagnostik, Therapie und Prävention der Phenylketonurie A. Oommen-Halbach 53 Über die akademische Pädiatrie in Bonn in der Nachkriegszeit (1945–1960) und den dortigen Beginn der humangenetischen Forschung S. Doetz 59 Für „individuelle Gesundheit und Familienglück“. Humangenetische Beratung in der DDR Monatsschrift Kinderheilkunde · Supplement 1 · 2016 1 Inhalt Monatsschrift Kinderheilkunde · Band 164 · Supplement 1 · April 2016 S. Hahn 64 Pfl ege, Erziehung und Prophylaxe für Kinder. Staatliche Aufgabe und kritische Verantwortung der Gesellschaft für Pädiatrie der DDR R. Eulitz 69 Erlebte soziale Pädiatrie in der DDR E. Fukala · B. Meißner 75 Konfessionelle Kinderkliniken in der DDR R. Wauer 82 Entwicklung der Neonatologie an der Charité 1960–1990 und das DDR-Forschungsprojekt Perinatologie V. Hofmann 88 Anfänge der Sonographie im Kindesalter und ihre Bedeutung für die medizinische Ethik bei der pränatalen Diagnostik K. Gdanietz 92 Kinderchirurgie in der DDR F. Höpner 98 Kinderchirurgie in der Bundesrepublik nach 1945 L. Hottenrott 103 Lebenswege. Sonderakten des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau (1964–1989) und Rolle der Medizin in der DDR-Heimerziehung S. Topp · K. Schepker · H. Fangerau 109 Querelle de compétence. Verhältnis von Kinder- und Jugendpsychiatrie und Pädiatrie in der Nachkriegszeit 117 Bildnachweis 119 Impressum Freier Online-Zugang Das Supplement „Pädiatrie nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR“ der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin ist im Onlinearchiv der Monatsschrift Kinderheilkunde für alle Interessenten kostenlos zugänglich. www.MonatsschriftKinderheilkunde.de 2 Monatsschrift Kinderheilkunde · Supplement 1 · 2016 Pädiatrie nach 1945 Ertan Mayatepek Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, stitutionsgeschichtlichen oder biografi- haben. Darüber hinaus wurden zur in- schen Ansatz verfolgen. In der Rekon- haltlichen Abrundung und Ausbalancie- zum dritten Mal seit 1994 widmet sich struktion verschiedener Lebensläufe wie rung des Heftes weitere Kolleginnen und ein Sonderheft der Monatsschrift Kinder- derjenigen von Hermann Mai, Hartmut Kollegen aus der Pädiatrie und der Medi- heilkunde der Geschichte der Kinder- Dost, Albert Viethen und Alfred Adam zingeschichte eingeladen, sich zu beteili- und Jugendmedizin in Deutschland im werdennichtnurKontinuitätenundBrü- gen. Um die Einordnung zu erleichtern, 20. Jahrhundert. Fünf Jahre nach dem che in Denkmustern und Karriereverläu- werden die Autorinnen und Autoren am Mauerfall erschien zunächst eine, wie es fen deutlich, es bildet sich darüber hinaus EndeihrerBeiträgeinbiografischenSkiz- damals hieß, Materialsammlung zur Ge- auch der schwierige Umgang mit der NS- zen kurz vorgestellt. schichtederGesellschaftfürPädiatrieder Vergangenheit in der deutschen Nach- Die DGKJ bedankt sich bei allen Au- DDR und ihrer Arbeitsgemeinschaften; kriegspädiatrie ab, der im Einzelfall bis torinnen und Autoren, vor allem bei den 2011 wurde ein Begleitheft zur Potsda- heute nachwirkt. Herausgebern Dr. Annette Hinz-Wessels mer Gedenkveranstaltung „Im Geden- Bei der Zusammenstellung des Son- und Prof. Dr. Thomas Beddies, die das ken der Kinder. Die Kinderärzte und die derheftes erschien es nicht nur wichtig, Erscheinen dieses Supplements ermög- Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“ dieBeiträgezuost-undwestdeutschen licht haben. und zur gleichnamigen Ausstellung der Themenmöglichstgleichgewichtigzube- Deutschen Gesellschaft für Kinder- und rücksichtigen. Vielmehr sollten sowohl WirwünschenIhnen,liebeLeserin,lieber Jugendmedizin (DGKJ) herausgegeben. Medizinhistoriker als auch Zeitzeugen – Leser, eine anregende und informative Das jetzt vorliegende Heft „Pädia- Kolleginnen und Kollegen aus der pädi- Lektüre. trie nach 1945 in der Bundesrepublik atrischen Praxis – zu Wort kommen. Deutschland und in der DDR“ schließt Zeitzeugen geben unmittelbar über thematisch an seine Vorgänger an, in- dieAtmosphäreunddieVerhältnisseei- dem sich einzelne Beiträge noch mit den ner Zeit Auskunft; als Partner im Be- Nachwirkungen von Krieg und NS-Ideo- mühen um eine möglichst vollständige Prof. Dr. Ertan Mayatepek logie in der deutschen Kinderheilkunde GeschichtsbetrachtungistesAufgabe der Präsident der DGKJ befassen, indem aber auch die erwähn- Historiker,aufderGrundlagederüberlie- Berlin, März 2016 te Materialsammlung zur Pädiatrie der ferten Quellen nach ihren Regeln ein Bild DDR weitergeführt und die pädiatri- der Geschichte zu entwerfen und damit Korrespondenzadresse sche Entwicklung in Westdeutschland die mündliche Überlieferung zu ergän- vergleichend miteinbezogen wird. zen und zu rahmen. Vor diesem Hinter- Prof. Dr. E. Mayatepek Das Heft mit insgesamt 19 Beiträgen grund bietet das vorliegende Heft dem Deutsche Gesellschaft für Kinder- und wird durchzweiÜberblicksdarstellungen zeitgeschichtlichinteressiertenLesereine Jugendmedizin e.V. Chausseestr. 128/129, 10115 Berlin, eingeleitet, die die unterschiedliche Ent- lebendige Mischung aus „unmittelbaren“ Deutschland wicklung und Organisation der Kinder- Erfahrungsberichten aus der Kinderheil- [email protected] heilkunde in Ost- und Westdeutschland kundeund„mittelbaren“,mitdemdistan- aufgrund der Zuordnung zu zwei mitein- ziertenBlickdesHistorikersformulierten ander konkurrierenden politischen Sys- Analysen aus der Medizingeschichte. temen erkennbar werden lassen. Weitere Die Autorinnen und Autoren sind im Artikel befassen sich mit der Genese und Wesentlichen Kolleginnen und Kollegen Entwicklung pädiatrischer Spezial- und aus der Pädiatrie und der Medizinge- Grenzgebiete wie beispielsweise der Kin- schichte, die im November 2013 und Fe- der- und Jugendpsychiatrie oder der Kin- bruar 2015 bereits an zwei Arbeitstagun- derchirurgie, die den allgemeinen Trend gen der Historischen Kommission der zur Spezialisierung in der Medizin nach DGKJ zur Zeitgeschichte der Kinderheil- 1945 abbilden. Darüber hinaus enthält kunde in der Bundesrepublik Deutsch- das Heft mehrere Beiträge, die einen in- land und der DDR aktiv teilgenommen Monatsschrift Kinderheilkunde · Supplement 1 · 2016 3 Pädiatrie nach 1945 Jürgen Spranger Grundzüge der Pädiatrie in Westdeutschland Persönliche Erinnerungen Austauschtransfusionen wurden durch- Als jüngster Assistent arbeitete man geführt; 45 Jahre später, im Jahr 1993, auf der „Aufnahmestation“, dem Vorläu- Meine erste bewusste Berührung mit der stand ein französischer Herr vor meines fer der Intensivstation, weil ihre 6 Bet- Pädiatrie geht in die unmittelbare Nach- Vaters Tür und wollte sich über die sei- ten unmittelbar neben dem Zimmer des kriegszeit zurück, als mein Vater 1946 nerzeit durchgeführte Behandlung seiner Ersten Oberarztes platziert waren, der seine im Krieg verwaiste kinderärztliche neonatalen Rhesus-Inkompatibilität be- praktisch immer als Diagnostiker und Praxis in Baden-Baden wieder eröffnete. danken. Therapeut, Lehrer und Anreger bereit- Im Wartezimmer geduldeten sich aus- Im Jahr 1959 begann meine Fach- stand. Arbeitszeiten waren von 8 bis 13 gemergelte Mütter mit ihren hungrigen arztausbildung an der Universitätskin- und von 16 bis 19 Uhr, doch wer küm- Kindern. Fiebernde, schwer kranke Kin- derklinik Heidelberg. Es war die Zeit merte sich um Arbeitszeiten? Man blieb der mussten zu Hause besucht werden. der Chefarztvisiten mit weißem Schweif in der Klinik, solange es notwendig war. Um dies in jedem Fall tun zu dürfen, be- aller Oberärzte und Assistenten. Der Der Begriff der Überstunde war unbe- durfte es einer Lockerung des Fraterni- Chef beugte sich über den Patienten und kannt. Im Nachtdienst arbeitete man mit sierungsverbots, denn den Familien der empfahl seinen Oberärzten: „Schaut mal einerNachtschwesterzusammen,diedie- französischen Besatzungsmacht war es nach“. Wir Assistenten im hinteren Glied se Funktion seit unvordenklichen Zeiten untersagt, die Hilfe deutscher Ärzte in sahen nichts, verstanden wenig; Kollege ausübte, von der man sehr viel lernen Anspruchzunehmen.ErstmitderLocke- Hartmann witzelte ob des dritten Kindes konnte und derer Gewogenheit man sich rung konnten französische Mütter
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