Ads Dem Leben Der Goethe-Gesellschaft

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ADS DEM LEBEN DER GOETHE-GESELLSCHAFT In memonam Dr. ]utta Hecker 13. Oktober 1904 - 26. ]uli2002 Am 26.juli 2002starb im WeimarerMarie-Seebach-Stift Dr.luna Hecker. Geboren am 13.Oktober 1904, warsieder Goethe-Gesellschaft und demGoethe-und Schiller-Archiv einLebenlangverbunden. Die Vertrautheit mit dem klassischenWeimarwar ihr gewissermaBen in die Wiege gelegt worden. Ihr 300 In memoriam VaterMax Hecker war von 1900bisin seinTodesjahr1948im Goethe- und Schiller-Archiv alsEdi­ tor und Archivar tatig, er gab von 1924bis 1939 das Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft heraus und gehortelangederen Vorstand an. Unter den Gelehrtenportriits, die sichinJuna Heckers Buch Wun­ deniesWorumitdem so treffenden UntertitelLeben imBanne Goethesfinden, istdasdesVatersgewill das schonsteund liebevollste. Unsere Gesellschaft hat Juna Hecker 1995durch die Verleihungihrer Goethe-Medaille geehrt. Aufgewachsen istJuna Hecker in einemkulturvollenEltemhaus. Sielegtedas Abitur ab, studierte Germanistikund Anglistik und wurde 1930mit einerArbeittiber die Blaue Blume der Romantik pro­ moviert.Einewissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen war ihr verwehrt. So absolvierte siezusatzlich einPadagogikstudiurn, war biszum Endedes ZweitenWeltkriegs alsLehrerin, zuletztalsLeiterin einer Lehrerinnenbildungsanstalt in Honnef tatig. Nach 1945kehrte siein ihre Vaterstadtzuriick, wo siezunachst mit handwerklichenArbeiten ihr Auskommen fand, dannals freie Schriftstellerin. Unter das Leitwort des Erinnerns hatJuna Hecker die zweite Halfte ihres Lebens gestellt, Mit ihrem Buch DieAltenburg, dem eine Reihe von kultur­ historischen Biographien und Romanen folgten, wurde sie zur Chronistin des klassischen und nach­ klassischen Weimar. In der Altenburg,dem ersten WeimarerWohnsitz Franz Lisztsund der Fiirstin Caroline Sayn-Wittgenstein, hat sieselbstjahrzehnte lang gelebt, In ihren Biichernentwarf sieBilder aus der deutschenVergangenheit, kiinstlerisch die Balance findendzwischender Wahrheit des histo­ rischenDetailsund der Kraftder Phantasie. Esmutet fast unglaublich an, da6Juna Hecker im Gesprach noch einelebendige Erinnerungbessf an den 1913 verstorbenenErich Schmidt,einstmals Prasidentunserer Gesellschaft. So wurde sie im hochsten Alter zu einer Zeitzeugindes hinter uns liegenden 20. Jahrhunderts. Ihr letzter Beitragim Goethe-Jahrbuch 1997,eine Studietiber einen Kollegenihres Vaters, den jiidischenArchivarJulius Wahle, beginnt mit dem Satz: ,Ja, ich erinnere rnich", Juna Hecker wulite, da6 ihre biographische Skizzenicht mehr als ein Anfangsein konnte, doch sie hat sich dieserAufgabe gestellt mit dem Be­ wuBtseinder redlichen Chronistin, mit dem Bewufltseinauch, sich von personlicher Bedriickung freischreiben zu wollen. Am Schluf der StudietiberJuliusWahlefindersichder Satz: ,Jahrzehnte sind vergangen, Weimar hat Wahle vergessen". Juna Hecker mag ihn fur sich selbstin banger Erwartung niedergeschrieben haben, doch er ist,auf siebezogen,dem Sinnenach schon heute widerlegtdurch die dankbare Erin­ nerung der Mitlebenden und durch die Zuneigungihrer Leser,die bleiben wird. ]ochen Golz In memonam 301 ProfDr. Dr. h. c. Siegfried Unseld 28. September 1924-26. Oktober 2002 Die Erfahrungvon Leid,von Not und Schuldpragteveranrwortungsbewufite Angehorige jenerjun­ gen Generation, die Hiders Kriegentkommen waren, und verpflichtete sie als Person, in ihren Le­ bensentwurfuberpersonliche Zieleaufzunehmen. Davon sprachenin kargenAndeutungendieHeim­ gekehnenmit unsJiingerenin den spatenvierzigerJahren aufden Flurender AltenAulainTiibingen. Zu ihnen gehorteder Doktorand Siegfried Unseld,der 1951 als Maxirne die Fordenmg formulierte, "das Alreverehrend zu bewahren, fur das Neue aber da zu sein". Seine Dissertation galtHermann Hesse, der ihn Peter Suhrkarnpempfahl. Aus der Zusammenarbeit gingseit 1952 eine bewundems­ werte Aufbauleistung hervor. Nach PeterSuhrkampsTod iibemahmSiegfried Unseld1959den Ver­ lag- vonder biicherhungrigen Zeitbegiinstigt, dieihnformteund dieer mitgestaltete. Der "Suhrkamp­ Kultur", die sich von Jahrfiinft zu Jahrfiinft praziser konturierte, verdanken die Westdeutschendie Einbiirgerung einesbetrachtlichen Teilsder weltliterarischen Modemeund den AnschiuB an die west­ europaische und nordamerikanischeTheoriediskussion,die eine spatereMitspracheermoglichre, Die durch dieEmigration der produktivsten Schriftsteller fast verkiimmerte deutscheLiteraturiiberwand das Provinzielle, das ihr in der unmittelbaren Nachkriegszeit noch anhaftete,und die intellektuellen 302 In memoriam Debattenlegten den Grund fUr einedemokratische Kultur,dietrotz der groBen Philosophen der Auf­ klarungin unserenpolitischen Institutionen defizitar geblieben war. Die edition suhrkamp, Forum fUr einesystemkritische Wissenschaft, publizierte jeneBucher, deren blofle Titelschon die jeweilige gei­ stige Situation der Zeit seismographisch wiedergaben. Wer vorn weltoffenen, weithinliberalen Geist desAufbruchs indiesen Textenspricht, charakterisiert zugleich Siegfried Unseldund dessen Weitblick fur das Konkretisierbare der darnals gangigen Utopien. Er war einpassionierter Leserungezahlter Manuskripte und fUr viele seiner AutorenMentor und Freund und oft genugauch der "Nothelfer". Beeindruckend ist seinbeiFriedrich Beillner in Tiibin­ gengeschultes Sensorium fur stilistische Valeurs, respektheischend dieEnergie, mit der der Verlag als Gemeinschaftsuntemehrnen von Individualisten manche Krisen meisterte, verehrungswiirdig der Enthusiasmus fUr das Gedichtete alter und neuer Zeit, dem eine fast religiose Wiirde zuerkannt wurde. Der verpflichtenden Traditionbewuflt, fiihrte Siegfried Unselddie "Insel" weiter, Im Goethe-Jahr 1999 ehrte die Goethe-Gesellschaft in WeimarProfessor Unseld,den Autor und Verleger, mit der GoldenenGoethe-Medaille: den Autor, dem 1991 nach zwolfahriger Fron einer "Nebenbeschaftigung" dasStandardwerktiber Goethe und seine Verleger gegluckr war, ein Opus magnumtiberGoschen, Unger,Vieweg und Cotta, auffast800Seiten randvoll gefiillt mit Datenund Fakten- auchtiberRaub-und Nachdruckeund tiberGoethesGesamtausgaben - und doch einspan­ nendes, ausden Quellenerarbeitetes Fach-und Sachbuch, das den Lesermit Ein- und Uberblickenin seinen Bannziehtund mit der Darstellung des literarischen Lebens zwischen 1770 und 1830fesselt. Siegfried Unseldbesaf die notige Doppelerfahrung als Autor und als Verleger, um dem anspruchs­ vollen, so kornplizierten wie heiklenThema gewachsen zu sein.Mit gutenGrunden wurde gesagt, dafi inJohann Friedrich Conas Wonportriit auch der "Cona unsererGegenwart" zu finden sei. Die Goethe-Medaille zeichnete iiberdies den Verleger aus, der als legitimer Nachfolger Anton Kippen­ bergsuns Leserim GangderJahremit einerstattlichen Goethe-Bibliothek versah, diemit ihrenInsel­ Bandchenund -Taschenbiichem, den Faksimiles und der inzwischen unentbehrlichen Frankfurter Goethe-Ausgabe dasHerz der Kennerwie der Liebhaberhoher schlagen Mt. Es war der Verleger alsAutor, der GoethesGinkgo-Stropheninsallgemeine Bewufstsein brachteund mit der "Lektiire zwischendenJahren" Goethe als "Zeitgenossen" - auchkiinftiger Zeiten- prasentierte, Beeindruckt von unserem Stipendiatenprogramm, ermoglichte Siegfried Unseld wahrend derletzten JahreGoethe-Forschern ausIsrael einenAufenthalt an der Ilm- mehrfach gleichzeitig mit arabischen Studenten, um im Zeichen Goethes der Versohnung zu dienen. Auch dafiir unserenDank tiber die Lebensgrenze hinaus. "Wahre" Poesie, hoheDichtungverstand Goetheals"weltliches Evangelium". Am 50. Geburtstag des Suhrkamp-Verlags 2002 zitierte Siegfried Unseldals letztes Zieldes Btichermachens, "den Men­ schenmit Mut auszuriisten, um dieKampfe desLebens zu bestehen", Diesist gut goethisch gedacht, und in Goethes Sinn hat er gehandelt - allerdings den Begriff erweitert: Literatur nach 1950war zunachst Aufklarung tiberdieVergangenheit und kritische Klarung der Gegenwart. Indem er auf GoethesDefinitionverwies, sprach AdolfMuschgvon seinemVerlegerfreund als einer"damonischen" Natur. Siegfried Unseldwar einebedeutende Entelechie: "gepragte Form", die sich zielsicher enrwickelte. Dafidieser kraftige Mannauchkraftige Schatten wart, istnur folgerichtig; dafier- wieanderetiichtige Menschen - dieNachteile seiner Vorztige zu tragenharte, gehortzu dem "Gesetz", nachdem wir angetreten sind. In einem gelehnen Gesprach mit Ernst Bloch Ober Tad, Unsterblichkeit, Fortdauer sagte Siegfried Unseld,der Lebenstiichtige und Lebensfrohe, derTatkraftige, der sowenig wieGoetheden Tod"sta­ tuieren" mochte, "wir sollten den immerwahrenden Versuch machen, den Tod als die andere Seite des Lebens zu begreifen". VierJahrzehnte sparerund angesichts eines Lebenswerks, das uns zum Staunen, zu Dank und Verehrung anhalt, sei- im Gedenkenan den Toten - an GoethesBekenntnis vom 4. Februar 1829 Eckermann gegentiber erinnert: "Die Uberzeugung unserer Fortdauer ent­ springtrniraus dem Begriff der Tatigkeit [...]". Werner Keller Chronik fur das Jahr 2002 Januar mehr Menschen zum Lesenund Betrachten zur Verfugung steht. Ich danke Ihnen dafur von 5. ]anuar: In Dakar griindet sich eine Goethe­ ganzemHerzen! Denn die beriihmteHerzogin Gesellschaft Senegal-unddamitdieersteGoethe­ Anna Amalia Bibliothek stellt nicht nur das Gesellschaft aufafrikanischem Boden. Den Vor­ Weltzentrumder Goethe-Literatur dar, sondem sitziibernimrnt Herr Prof.Dr. Amadou Booker ist mir, einem chinesischen Goethe-Forscher Sadji. und -Ubersetzer,auch eineheilige Statte.Unter Bereits bei der konstituierenden Sitzung ver­ ihrem Obdach kann meine Goethe-Ausgahe, sammeln sich etwa 40 Goethefreunde. Den die mit 14 Bandendie umfassendste im chinesi­ Auftaktbildeteinetheatralische

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