Nummer 302 1. Dezember 2011 23. Jahrgang akrÜtzelJenas führende Hochschulzeitung www.akruetzel.de Den Feind im Nacken Die Strukturen der Neonazi-Szene in Jena Inhaltinhalt Editorial TITEL er Schriftsteller Norbert ist ins bayrische liches Zubrot mit Buchpromotionen verdient Zurückgedrängt, aber organisiert 4 - 5 DMünchen gekommen. Für Menschen und einer Rose namens Adi. Auch nach mit studentischen Hintergrund gibt es in zwei Maß Bier traut sich Norbert nicht tiefer Jenas rechte Szene aktuell München keinen Hauptbahnhof, sondern in Münchens Keller. Zu der U-Bahnstation nur eine Endstation: Angst. Aus dem rechts- möchte er nicht, wo vor zwei Jahren ein radikalen Milieu dieser Stadt stammen unter Mann zu Tode geprügelt wurde. Zugegeben: „Nicht der Endpunkt“ 6 anderem die Kriegsverbrecher Adolf Hitler, Nazis und gewaltbereite Jugendliche treffen Heinrich Himmler und Hermann Göring. wir nicht in der „Hauptstadt der Bewegung“, Exit-Gründer im Interview Hier waren sie in diversen Braukellern aktiv, die sich in den letzten Jahren doch zu ei- ehe sie nach misslungenen Putschversuchen ner toleranten und weltoffenen Metropole die Macht ergriffen. Norbert wohnt im Osten gewandelt hat. Auf der Rückreise frage ich und kommt nur selten in den Westen. „Ich Norbert: „Vielleicht sollten wir doch zu den Todesopfer rechter Gewalt 7 sehe nicht sehr bayrisch aus und ich würde Orten der Angst fahren. Dort, wo heute die Deutschlandkarte gerne den Westen bereisen, aber ich hab Rechten prügeln und morden und dabei von einfach zuviel Angst, um mich hier frei zu der Bevölkerung toleriert werden.“ Norbert bewegen“, meint Norbert. Norbert hat einen lacht. „Sind wir etwa Journalisten?“ LAND erschreckend aktuellen Roman geschrieben: Bratwurst, Bier und Wolle 9 Evas Präludium. Er handelt von Zeitreisen, Viel Freude bei der Lektüre wünschen einer Fernsehredaktion, die sich ein einträg- Euch Jens und die Redaktion. Jenaer Studenten in Apolda Lebenshilfe aus der Thulb STADT ie Bibliothek hat zu jedem Begriff etwas Von der Kunst Locken auf Glatzen „Das war die erste Liebe“ 10 - 11 Dmehr oder weniger Passendes parat. zu drehen: eine illustrierte Kulturge- Manchmal tun sich vor dem Suchenden al- schichte der menschlichen Haarpracht OB Schröter über Beit Jala lerdings auch die seltsamsten Abgründe auf: Daniela F. Mayr, Frankfurt am Main 2003. UNI Les néo-Nazis Neonazis in Nadelstreifen: Die NPD Jean-Marc Théolleyre, Paris 1982. auf dem Weg in die Mitte der Gesell- „Ganz wichtig ist Zeit“ 12 schaft Neuer Sturavorstand der FSU In guter Verfassung: Erfurter Beiträge Andrea Röpke, Bonn 2009. zum Verfassungsschutz Helmut Roewer, Erfurt 1997. Probleme junger Menschen: Kamerad- schaft – Freundschaft – Liebe in der Fristendomino 15 Banken, Brot und Bomben neuen Gesellschaft, Warten auf den Bachelor Stefan Erdmann, Fichtenau 2003. N. I. Boldyrjow, Berlin 1956. KULTUR Narben der Vergangenheit 16 Korrektur Ausstellung in Weimar In der letzten Ausgabe (Nr. 301) ist uns im Ar- die Rede. Es handelt sich richtigerweise um tikel „Studieren, aber Residieren?“ ein Fehler die „Geraer Wohnungsbaugesellschaft mbh unterlaufen. Dort ist von der „Gewerkschaft (GWB Elstertal). Wir bitten diesen Fehler zu für Erziehung und Wissenschaft Elstertal“ entschuldigen. Impressum AKRÜTZEL – gegründet 1990 und herausgegeben Redaktionsmitglieder: Kay Abendroth, Johanne Bi- Veranstaltungskalender: Dirk Hertrampf von den Studentenräten der FSU und FH – erscheint schoff, Philipp Böhm, Anne Dünger, Steffen Elsner, Lektorat: Markus Hirsch alle zwei Wochen während der Vorlesungszeit. Jana Felgenhauer, Marco Fieber, Chris tian Fleige, Redaktionssitzungen sind öffentlich und während Philipp Franz, Maximilian Gertler, Anna-Sophie Anzeigenpreisliste: Nr. 7, Oktober 2008. der Vorlesungszeit jeden Dienstag um 19 Uhr im Heinze, Dirk Hertrampf, Daniel Hofmann, Norbert Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen Akrützel-Büro, UHG. Krause, Franziska Puhlmann, Hauke Rehr, Janina nicht der Redaktionsmeinung entsprechen. Wenn Redaktionsschluss der kommenden Ausgabe: 8. Rottmann, Katharina Schmidt, Scarlett Smolenski, euch ein Artikel ärgert, schreibt uns gerne einen Dezember 2011. Das Akrützel Nr. 303 erscheint Florian Sokoll, Jens Thomas, Susanne Veil, Isabella Leserbrief. Hinweise werden auf Wunsch vertrau- am 15. Dezember 2011. Druck: Schöpfel, Weimar Weigand, Laura Wesseler, Jan-Henrik Wiebe, Chri- lich behandelt. Für unverlangt eingesendete Ma- Verteilte Auflage: 5.000 stoph Worsch, Marc Zimmer, Anna Zimmermann nuskripte besteht keine Veröffentlichungspflicht. Adresse: AKRÜTZEL, Friedrich-Schiller-Universität, Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu Fürstengraben 1, 07743 Jena kürzen. Anonyme Einsendungen landen im Pa- Tel.: 03641-930991, Fax: 03641-930997 pierkorb. E-Mail: [email protected] Titelbild: Internetseite: www.akruetzel.de Daniel Hofmann Das in diesem Heft verwendete generische Mas- Satz und Gestaltung: kulinum dient der besseren Lesbarkeit und gilt für Chefredakteurin: Maria Hoffmann Maria Hoffmann alle Geschlechter. 2 Meldungen Die Verantwortung der Wissenschaft eit dem 30. November ist im Foyer der Ausstellung macht deutlich, dass Waf- Das KZ Auschwitz: Carl-Zeiss-Straße 3 die Wanderausstel- fenproduktion nicht nur eine Frage von S Gebaut auf dem lung „...von Anilin bis Zwangsarbeit - Die politischen Entscheidungen ist, sondern Fundament der I.G. Farben und die Verantwortung der immense wirtschaftliche Interessen dahinter Kriegsforschung. Wissenschaft“ zu sehen. Organisiert wurde stehen und es sich lohnt Krieg zu führen“ sie vom Referat für Hochschulpolitik und sagt Dorothea Forch, Mitorganisatorin beschäftigt sich mit der IG Farben, dem von vom Referat für Hochschulpolitik. „Eigent- 1925 bis 1945 weltgrößten Chemieunter- lich war im Rahmen der Ausstellung eine nehmen, welches zur NS-Zeit kriegswich- Podiumsdiskussion von Jenaer Dozenten tige Forschung betrieb. An diesem Beispiel über den Nutzen oder Schaden und die wird das Verhältnis von profitorientierter Notwendigkeit einer Zivilklausel (Akrützel Kriegsforschung und erkenntnisgeleiteter berichtete in Ausgabe 294) geplant. „Leider Wissenschaft thematisiert. Gestaltet wurden hat sich außer dem Prorektor für Forschung die 21 Stoffbanner und die dazugehörige niemand bereit erklärt, sich zu beteiligen“ Wand mit aktuellen Beiträgen von der fügt sie hinzu. Am 19. Dezember zieht die Bundesfachtagung der Chemiefachschaf- Ausstellung ins UHG und am 6. Januar 2012 ten. Ein Reader mit Begleitmaterialien und in die Philomensa, wo sie bis Ende Januar zu Quellen ist ebenfalls erschienen. „Die sehen sein wird. Der Eintritt ist frei. (dirk) FOTO: FLICKR.COM / EUROPEAN CITIZEN Vier Räume für junge Literatur Rock gegen rechts u musst was machen!“, sagte „DSigmar (Gabriel) zu Udo (Linden- berg). Und da man sich unter Freunden ja für gewöhnlich hilft, macht Udo was – und zwar in Jena. Am Freitag, den 2. Dezember, rockt er aus aktuellem Anlass ab 16 Uhr unter dem Motto „Rock‚‘n‘ Roll Arena in Jena für die Bunte Republik Deutschland“ gegen rechts. Allein wird der Dauergast des Hotel Atlantic in der Jenaer Oberaue nicht aufspielen: Peter Maffay, Silly und Julia Neigel haben ihr Kommen zugesagt. Damit ist die Künstlerinitiative „Rock FOTO: JULIA WEINHOLD gegen rechte Gewalt“ nach Jahren wieder aktiv. Neben den vier genann- ten Künstlern sind weitere Musiker m Leseverein Lichtkegel finden sich Geschichten „Cognac-Tagebuch einer angefragt, die bei Redaktionsschluss Ijunge Autoren zusammen, die, pas- Vatersöhnin“ und „Dreigkeit des Her- jedoch noch nicht bekannt waren. send zum Namen, eine Leidenschaft zens“. Als Geheimtipp gilt „Veränderte Das musikalische Programm, das bis eint: Gemeinsam im Lichtkegel der Gespräche“ von Michael Steinmetz. ungefähr 20 Uhr gehen soll, wird Scheinwerfer auf der Bühne stehen Einlass ist um 20 Uhr; die Lesung unter anderem durch Reden des Initi- und mit der eigenen Stimme Welten wird ungefähr zwei Stunden dauern. ators Gabriel (SPD) und Jürgen Trittin entstehen lassen. Sie tragen ihre Ge- Natürlich gibt es auch genug Pausen (Bündnis 90/Die Grünen) ergänzt. Für dichte und Geschichten nicht ernst und um frische Luft zu schnappen, sich zu die Veranstaltung soll die Stadtrodaer monoton vor, sondern erzählen sie auf strecken und bei entspannender Musik Straße am Veranstaltungstag ab 11 eine sehr persönliche Weise, lebendig die Gedanken neu zu sammeln. Und Uhr gesperrt werden. Straßenbahnen und kraftvoll. für alle, die es diesmal nicht schaffen, werden umgeleitet. Die Jenaer Bürger Die Lesung im Kunsthof am 10. Dezem- gibt es noch eine Veranstaltung am 8. werden gebeten, zu Fuß in die Oberaue ber wird sich um vier Räume drehen: Januar im Café Wagner. (reb) zu kommen. (cfl) Spiel-, Beziehungs-, Lebens- und Lieb- ANZEIGE lingsraum. Es geht um alltägliche Ge- fühle, um das Leben, das Aufgeben, das Verschwinden der Zeit und natürlich um soziale Fragen. Politik spielt auch eine Rolle, bleibt aber unaufdringlich im Hintergrund. Unter anderen lesen Uschi Schmidt und Steve Kußin, die vor kurzem mit dem Eobanus-Hessus- Preis ausgezeichnet wurden, ihre 3 Titel Zurückgedrängt, aber besser org Auffällig unauffällig – Jenas rechte Szene aktuell ena auf den Titelseiten. Jena in den werde jedoch nicht gesprochen, beschreibt darf das Braune Haus nicht mehr betreten JNachrichten. Jena ist, wie wir inzwischen Grund seine Arbeit. werden. Sowohl Streetworker Grund als wissen, die Geburtsstätte einer Terrorzelle, Bei einem aufmerksamen Spaziergang durch auch seine Kollegen aus Lobeda erzählen, die jahrelang aus dem Untergrund morden die Stadt fallen schnell
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