Leitfaden für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe Herausgeber: Amt Mittleres Nordfriesland Theodor-Storm-Straße 2 25821 Bredstedt Unser Dank für die Unterstützung bei der Erstellung dieses Leitfadens gilt der Stadt Glückstadt sowie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) LV SH Vielen Dank, dass Sie sich ehrenamtlich engagieren! Auf den folgenden Seiten haben wir Ihnen zu externen Schulungsangeboten oder die einen kleinen Wegweiser für Ihren Einsatz erhalten aktuelle Informationen zu Her- zusammengestellt. Zögern Sie jedoch kunftsländern von Flüchtlingen, aber auch nicht, uns anzusprechen, wenn Sie Fragen zu Gesetzesänderungen und allgemeinen haben, Probleme auftreten oder Sie Kon- Aktionen. taktadressen benötigen. Der regelmäßige Austausch im Team ist Mit Ihrem Engagement unterstützen Sie wichtig, damit der Wissensaustausch un- Menschen, die Schutz suchen und einen tereinander funktioniert; aber auch ganz langen, gefährlichen Weg hierher hinter persönlich ist es von Vorteil, mit anderen sich haben. Der gute Kontakt zur „einhei- Gleichgesinnten die eigene Tätigkeit zu mischen“ Bevölkerung ist wichtig, damit reflektieren. Wir bitten Sie deshalb, Team- sich die neuen Einwohner willkommen und treffen, die organisiert werden, regelmäßig sicher fühlen und damit sie wissen, an wen zu besuchen. sie sich bei Fragen wenden können. Vor allem aber danken alle am Projekt be- Für Sie als Ehrenamtliche/r werden sich im teiligten Ihnen, dass Sie sich ehrenamtlich Laufe der Zeit ebenfalls Fragen ergeben. engagieren. Sie leisten damit einen unver- Damit auch Sie sich gut aufgehoben füh- zichtbaren Beitrag zur Willkommenskultur len, bilden alle Ehrenamtlichen in der und zur nachhaltigen Förderung der Teil- Flüchtlingshilfe im Amt Mittleres Nordfries- habe von Flüchtlingen an unserer Gesell- land ein Team, das „Willkommensteam“. schaft. Sofern Fortbildungsbedarf zu bestimmten Bredstedt im Mai 2015, stellvertretend für Themen besteht, wird sich die Koordinie- das gesamte Team, rungsstelle Integration bemühen, Ihnen solche Fortbildungen zu organisieren. Amtsvorsteher Hans-Jakob Paulsen Auch erhalten Sie Veranstaltungshinweise wie beispielsweise zu landesweiten Fach- Integrationslotse Hans Degen konferenzen zum Thema Flucht und Asyl, 3 Amt Mittleres Nordfriesland | Leitfaden für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe | www.amnf.de Tipps für das Ehrenamt Als Ehrenamtliche/r in der Flüchtlingshilfe wichtig, dass Sie sich einen körperlichen bestimmen Sie den Umfang Ihres Enga- und seelischen Ausgleich zu Ihrem Enga- gements selbst. Sie bestimmen, wie oft Sie gement suchen. Sie sollten daher etwa in sich mit einer Familie treffen, und in wel- Austausch mit anderen Ehrenamtlichen chem Bereich Sie sich einbringen möch- gehen, damit auch Sie nicht mit Ihren Er- ten. So lassen sich beispielsweise Besu- lebnissen alleine bleiben. che verabreden, Hilfe beim Verständnis offizieller Briefe anbieten, gemeinsames Für den persönlichen Kontakt mit den Kochen organisieren oder sie setzen sich Flüchtlingen ist es ratsam, behutsam auf einfach zum Plaudern in familiärer Runde die Menschen zu reagieren und sie trotz zusammen. großem Interesse an der persönlichen Ge- schichte nicht „auszufragen“. Im Laufe der Der Kontakt zu Flüchtlingen kann auch für Zeit, wenn sich beide Seiten miteinander die Helfer/innen manchmal schwierig sein. wohlfühlen und ein Vertrauen zueinander Durch die lebensbedrohliche Flucht und aufgebaut haben, erzählen die Menschen Erlebnisse wie Krieg und Folter im Her- vielleicht von sich und man kann über die kunftsland können Flüchtlinge traumatisiert Erfahrungen ins Gespräch kommen. Für sein. Manche Menschen möchten gern von jemanden mit einer dramatischen Lebens- ihren Erlebnissen erzählen und berichten geschichte ist es oft hilfreich, auf echtes den Ehrenamtlichen davon. Interesse zu stoßen, und dass die Treffen in einer vertrauensvollen Atmosphäre ab- Das kann auch für Sie nervenaufreibend laufen. und sehr bedrückend sein. Es ist daher Interkulturelle Missverständnisse Interkulturelle Missverständnisse können für andere Menschen undenkbar aus- bestimmt passieren. Sie haben Ihren zusprechen. Es könnte unhöflich und be- „Schützling“ schon mehrmals zu einer tol- leidigend wirken. Eine Absage Ihrer Einla- len Veranstaltung eingeladen, immer zwei dung käme deshalb für einige Menschen Stunden vorher sagt er Ihnen ab? Beispie- gar nicht direkt in Frage; die Absage wird le für solche Situationen gibt es viele. Be- später oder über indirekte Andeutungen denken Sie: Jeder Mensch ist anders, Ver- ausgesprochen. Das mag zunächst um- haltensweisen mögen für den einen voll- ständlich erscheinen, Sie vielleicht verär- kommen normal sein, für den anderen wir- gern („Er hätte ja sagen können, dass er ken sie befremdlich. Dies gilt für beide nicht mitkommen möchte!“), denken Sie Seiten. Während es für viele in Deutsch- aber an die unterschiedlichen Kommunika- land normal ist, direkt Nein zu sagen, eine tionsweisen von Menschen. Nehmen Sie Einladung abzulehnen und trotzdem noch es nicht persönlich! befreundet zu bleiben, ist ein direktes Nein 4 Amt Mittleres Nordfriesland | Leitfaden für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe | www.amnf.de Interkulturelle Kompetenz Wir alle kennen Beispiele aus dem Alltag, dieser bestimmte Merkmale zuzuschreiben bei dem verschiedene Kommunikations- und ihn darauf zu reduzieren, führt ins Lee- weisen zu Missverständnissen führen kön- re, mehr jedoch zu Pauschalisierungen nen. Jeder Mensch ist verschieden, ist und Verfestigung von Vorurteilen. durch seine Biografie geprägt, hat eigene für ihn wichtige Werte, individuelle Stärken Mit dem Wissen um diese verschiedenen und Schwächen, verschiedene soziale- persönlichkeitsbildenden Aspekte, dem und Bildungshintergründe usw. Niemals Wissen um Werteunterschiede und Kom- gibt es „die Afghanen“, „die Muslime“ oder munikationsweisen und nicht zuletzt sozia- „die Nordfriesen“ als einheitliche Gruppe. ler Kompetenz entsteht Interkulturelle Ein Mensch wird nie allein durch seine Kompetenz. nationale Herkunft geprägt. Ihm aufgrund Interkulturelle Kompetenz setzt Wissen voraus: • Wissen um die Lebenslagen von Migrant/en/innen • Wissen um Herkunftsländer von Migrant/en/innen • Wissen um rechtliche Vorgaben für Flüchtlinge • Wissen um die eigenen Werte und Vorurteile • gesellschaftspolitisches Wissen Interkulturelle Kompetenz setzt zudem ei- schaft sollte als Normalität angesehen, ne Haltung der Offenheit und des Res- verschiedene Lebensweisen akzeptiert pekts voraus. Kulturelle Vielfalt der Gesell- werden. Interkulturelle Kompetenz setzt persönliche und soziale Kompetenzen voraus: • Humor • Neugierde, Interesse • Lernfähigkeit • die Fähigkeit, sich in den anderen hineinversetzen können • die Fähigkeit, die Werte der anderen gelten zu lassen • die Fähigkeit, die eigenen Werte reflektieren zu können • die Fähigkeit, Widersprüche ertragen zu können • die Fähigkeit, Missverständnisse aushalten zu können • die Fähigkeit, flexibel auf verschiedene Situationen zu reagieren • die Fähigkeit, bei Schwierigkeiten zu einer Lösung zu finden 5 Amt Mittleres Nordfriesland | Leitfaden für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe | www.amnf.de Lassen Sie sich von diesen Aufzählungen und vielleicht auch einmal in ein „Fettnäpf- bitte nicht abschrecken, niemand muss chen“ treten. Jeder hat schließlich, egal hierin ein Profi sein. Sie werden sehen: aus welchem Land er kommt und welche Vieles bringen Sie nämlich bereits mit, an- Hintergründe er hat, Vorstellungen vom deres können Sie lernen. Sie können Ihr „richtigen“ Leben. Gegenüber auch fragen. Beispielsweise: „Ist es in Ordnung, wenn wir uns zur Be- Es kann Situationen geben, in denen Sie grüßung die Hand geben? Wie macht man sich daher denken: „Das würde ich so nicht das bei euch?“ machen.“ Wenn Sie beginnen, Ihr Gegen- über „erziehen“ zu wollen, kann dies je- Tauschen Sie sich auch mit anderen Eh- doch dazu führen, dass das Miteinander renamtlichen über interkulturelle Situatio- nicht so reibungslos verläuft. Akzeptieren nen aus. Es gibt schließlich kein Patentre- Sie verschiedene Lebensweisen und ver- zept, denn jeder Mensch ist unterschied- setzen Sie sich in die Lage, Ihnen würde lich. man eine fremde Art zu leben „beibringen“ wollen. Für helfende Ratschläge und In- Machen Sie sich am besten vor einem ers- formationen sind die Menschen sicher ten Treffen klar, dass Sie möglicherweise dankbar, werden Ihnen aber auch zu ver- anderen Lebensweisen und anderen - stehen geben, wenn sie Ihre Tipps als Be- Werte-vorstellungen begegnen können - vormundung auffassen. Tipp: Angesichts offen zutage tretender Vorurteile gegenüber Zugewanderten, ist es auch für Sie wichtig, Vorurteilen mit Argumenten entschieden entgegen treten zu können. Nicht nur für die eigene interkulturelle Kompetenz ist z.B. das Wis- sen um den rechtlichen Hintergrund, dem Flüchtlinge in Deutschland begegnen, erforderlich. Mit diesem Hintergrundwissen verfügen Sie zusätzlich über eine entscheidende Informationsgrundlage für Diskussionen über Flüchtlinge, die Sie durch Ihr Engagement sicherlich führen werden. Chancen und Grenzen des Engagements Sie haben sich entschieden, sich für wenn Sie unbedingt beim Deutschlernen Flüchtlinge einzusetzen. Ihre Tätigkeiten als Sprachpartner/in helfen wollen, Ihr Ge- können beinhalten Menschen Orientie- genüber aber gerade andere Prioritäten rungshilfe zu geben, Freizeitaktivitäten hat. Seien Sie deshalb flexibel. aufzuzeigen oder einfach ein/e verlässli- che/er Ansprechpartner/in im Alltag zu Manchmal müssen erst andere Dinge ge- sein. Ihre Engagement-Möglichkeiten hän- klärt werden,
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