AUSGABE NR. 2 2018/19 WWW.BOOSEY.DE SPECIAL OFFENBACH 2019 WIEDERENTDECKUNGEN ZUM 200. GEBURTSTAG 20 JAHRE OFFENBACH EDITION KECK OEK EDITORIAL & INHALT 20 JAHRE OFFENBACH-ENTDECKUNGEN YES, WE CANCAN ... Ein Grußwort ... so lautet das Motto, unter dem die Stadt und Region Köln von Marc Minkowski Jedesmal ein Abenteuer nächstes Jahr den 200. Geburtstag Jacques Offenbachs mit von einer Fülle von Veranstaltungen feiert ( yeswecancan.koeln). Es hätte auch das Motto sein können, mit dem der Verlag Boosey Nun existiert sie zwanzig Jahre, und & Hawkes 1999 seine monumentale Offenbach Edition, die OEK, zwanzig Jahre arbeiten wir regelmä- in Angriff nahm unter der Ägide des Offenbach-Spezialisten Jean- ßig zusammen – zu unserem größten Christophe Keck. Aber das Bonmot lag noch nicht in der Luft. Vergnügen. Mit Anne Sofie von Otters 2019 feiern wir den 20. Geburtstag der Ausgabe zusammen mit Rezital im Pariser Châtelet hat alles or genau zwanzig Jahren starteten wichtigsten zu nennen, die uns unterstützt sion de Paris“ durchgesetzt hat; die Fas- dem 200. unseres Komponisten, und wir freuen uns, dass dies begonnen. Seither reihen sich Konzerte wir die kritische Ausgabe der Wer- und mit uns zusammengearbeitet haben. sung der Pariser Uraufführung; schließlich in so enger Kooperation mit der Stadt Köln, ihren Institutionen, und Inszenierungen aneinander: La V ke Jaques Offenbachs mit seiner Auch die Archive der Verlagshäuser haben die überarbeitete Fassung für die Wiener den Organisatorinnen und Organisatoren geschehen kann. Grande-Duchesse de Gérolstein, Les ersten abendfüllenden opéra-bouffon Or- oft schöne Funde ermöglicht, insbesonde- Bühnen. Dies sind die drei Eckpfeiler, die Fées du Rhin, Les Contes d’Hoffmann, phée aux Enfers von 1858, unmittelbar ge- re diejenigen von Offenbachs historischen in der Regel den Takt für die Aufarbeitung „Ansichten (k)eines Clowns“ – so könnte, in Anlehnung an das Concerto militaire, La Périchole ... folgt von der großen opéra-féerie Fassung Verlegern Bote & Bock sowie Heugel/Leduc. und die Publikation eines Offenbachschen einen anderen großen Sohn der Stadt Köln, Offenbachs Werk Und viele andere Aufführungen, von 1874. Vor allem als Mischfassung mit Bühnenwerkes vorgeben. Die OEK hat dar- auf den Punkt gebracht werden. Denn Ambivalenz ist wohl das Einspielungen, Ausgaben. Man muß sagen, es ist heutzutage den zu Offenbachs Lebzeiten in Deutsch- Wie die Unterschiede zwischen den Pari- über hinaus eine Reihe von Werken wieder wichtigste Markenzeichen des gar nicht so „kleinen Mozarts der ein unvergleichlicher, dankenswerter Komfort, von den ersten land nicht verlegten zusätzlichen Arien und ser und Wiener Fassungen (hinsichtlich zugänglich gemacht, die aus Gründen des Champs-Elysées“ (Rossini), der mit Scherz, Satire und Ironie, Proben an mit fehlerfreien Ausgaben einer solchen graphischen Couplets aus der 1874er Fassung als Einla- Orchestrierung, Varianten usw.) zeigen, Ressentiments oder des Zeitgeschmacks aber eben auch mit tieferer Bedeutung zu jonglieren wusste. Qualität zu arbeiten. Eine absolute Seltenheit! Und welch Ver- gen in die kleiner besetzte Erstfassung ge- war die Gestalt eines Bühnenwerkes für abgelehnt und missverstanden worden Wie kein Zweiter verlieh er dem Überschwang, dem Elan und gnügen, mit einem Musikwissenschafter wie Jean-Christophe hört Offenbachs unsterblichen Mythenpar- Offenbachs nicht so endgültig und unver- waren. Les Fées du Rhin, Barkouf, Fanta- dem Rhythmus der Epoche des 2. Kaiserreichs Ausdruck. Wie Keck zusammenarbeiten zu können, der zugleich und ursprüng- odien zu den Spitzenreitern des inzwischen änderlich, wie es angesichts der zeitgenös- sio und La Haine sind nur einige Beispie- kein Zweiter legte er aber auch den Finger in die Wunden sei- lich ein Musiker ist. Und schließlich wird man des Offenbachs- beträchtlich angewachsenen Katalogs an sischen Druckausgaben erscheinen mag. le für Schöpfungen, die nie die Ehre einer ner Zeit, die der unseren ja nicht so ganz unähnlich ist. Frenesie chen Genies nie müde. Dank an die OEK, die es mir erlaubt hat, kritischen und spielpraktischen Ausgaben, Deshalb war es immer unsere Ansatz und wirklichen Ausgabe erfahren haben – sie und Melancholie sind zwei Seiten derselben Offenbach’schen so schöne und zahlreiche Entdeckungen zu machen! die wir im Rahmen der OEK bisher ver- Ziel, den Interpreten die verschiedenen mussten ein langes Fegefeuer durchleiden, Medaille. Es ist diese feine Dissonanz, die immer wieder in öffentlichten. Welche Freude, anlässlich vom Komponisten selbst konzipierten Ver- ehe sie als Hauptwerke von Offenbachs den größten Taumel der Offenbachiaden hineinklingt, und die von Offenbachs 200. Geburtstags und des sionen anzubieten: die Originalfassung, zu Schaffen und als wesentliche Beiträge zum vielleicht das Geheimnis ihrer Unsterblichkeit ist. Bereits in zwanzigsten der OEK die erste wirklich der oft wahre Schätze gehören, mit oft aus Opern-Repertoire der zweiten Hälfte des den ersten Besprechungen mit Jean-Christophe Keck wurde die vollständige Ausgabe der Opéra-féerie- nicht-künstlerischen Gründen gestrichenen 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und gefei- programmatische Leitlinie für die Ausgabe definiert: Drin- Version präsentieren zu können, nachdem Passagen – eklatantestes Beispiel ist die ert werden konnten. Vor allem sie erlauben genden Handlungsbedarf gab es nicht nur bei den berühmten wir kürzlich im Archiv der Familie Offen- Grande-Duchesse de Gérolstein, die sich die Revision des Offenbach-Klischees als opéra-bouffes von Orphée bis zu den Brigands, zu denen – trotz bach einen kompletten, verloren geglaub- in ihrer durch Marc Minkowski eingespiel- eines genialen aber oberflächlichen Spöt- ihrer Notorietät – keine verlässlichen Ausgaben zur Verfügung ten Ballett-Akt wiedergefunden haben: „Le ten „version originelle“ längst gegenüber ters und Amüseurs, welches von Anfang an standen, sondern auch bei den weniger bekannten Werken, die Royaume de Neptune ou l’Atlantide“ (Nep- der von Offenbach eingestrichene „ver- das Hauptanliegen unserer Arbeit war. ■ aus Gründen des Zeitgeschmacks ihren Weg nicht ins Reper- tuns Reich, oder Atlantis), den Offenbach toire gemacht hatten. Sie waren aber nach dem Kenntnisstand In diesem Heft: als spektakuläres Unterwasser-Bild anstelle unseres Herausgebers sowie namhafter, dem Projekt von Anfang des „Ballet des Mouches“ im 3. Akt spielen Nicht erst seit seiner Editionstätigkeit und unter seiner an verbundener Offenbach-Forscher von entscheidender Bedeu- Jedesmal ein Abenteuer ließ, und der, wie so vieles aus der Hand für die große Jacques-Offenbach- Mitwirkung. Als tung zum Verständnis von Offenbachs Theater und hatten das von Jean-Christophe Keck .................................................... Seite 2 des Meisters, nie in Druck gegangen war! Werkausgabe bei Boosey & Hawkes · Absolvent des Pa- Potenzial zu einer Neubewertung. Zu den wichtigsten Schätzen, Bote & Bock gilt Jean-Christophe riser Conservatoire die es zu heben galt, gehörte zweifelsohne Offenbachs einzige Ein neues Offenbach-Verständnis Die Bilanz der OEK kann sich sehen lassen: Keck als der Spezialist für das Schaf- National Supérieur durchkomponierte romantische Oper Les Fées du Rhin, mit der von Peter Hawig ............................................................................. 4 35 vollständige Bühnenwerke, fast 80 wei- fen dieses Komponisten. Die Ergeb- und der Universität das hartnäckige Vorurteil über Offenbach als ein Komponist der tere Einzelnummern aus Offenbachs opéra- nisse seiner Arbeit werden auf der Aix-en-Provence leichten Muse, dem nur am Ende seines Lebens einmal eine Im Fokus: Der unbekannte Offenbach bouffes und opéra-comiques, zahlreiche ganzen Welt gespielt, insbesondere in erhielt Jean-Chris- ernste Oper gelang, nämlich Les Contes d’Hoffmann, endgültig Seine wiederentdeckten Werke vorgestellt Konzertstücke, mehrere Sammlungen von Deutschland, wo sie in kürzester Zeit tophe Keck eine breit gefächerte Aus- ausgeräumt werden konnte. Fantasio .................................................................................... 6 Kammermusik, Tanzmusik und mehr. Am zweimal mit dem Deutschen Musik- bildung: Orchesterleitung, Musikwis- Les Fées du Rhin ...................................................................... 8 Beginn jeder neuen Edition steht oft ein editionspreis ausgezeichnet wurden senschaft, Tonsatz (bei Pierre Villette), Den Wiederentdeckungen der letzten Jahre, die sich der Zusam- Le Roi Carotte ......................................................................... 10 archäologisches Abenteuer, denn zunächst (für Orphée aux Enfers und La Vie Gesang (Christia ne Eda-Pierre), Klavier menarbeit mit neugierigen Intendanten, Dramaturgen, Diri- Barkouf ................................................................................... 12 müssen die oft über die ganze Welt zer- parisienne). Auch in Frankreich, wo et- usw. Neben seiner Laufbahn als Sänger genten und Regisseuren verdanken, ist dieses Heft gewidmet. Geneviève de Brabant ............................................................ 14 streuten Primärquellen aufgefunden und liche Ausgaben ihre Erstaufführungen (Tenor an der Pariser Opéra Bastille, elfourne Vieles steht noch aus – und wir freuen uns auf die nächsten 20 La Princesse de Trébizonde .................................................... 15 D aus vielen einzelnen Teilen wieder zu ei- erlebten, erhielt die Offenbach Edition beim Festival d’Aix-en-Provence, an Jahre –, aber ein wichtiger und vielleicht der wichtigste Teil der Le Château à Toto
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