Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 48 (1957) spitzen der Stadt außerhalb dem Stadtgebiet in stärkerem Umfange höch­ stens im Süden längs der Packer und Triester Bundesstraße und um das Puchwerk in Tbondorf; allenfalls noch an den Straßen nach Radegund und über die Ries. Für die Zeit seit der Eingemeindung erscheint diese Die Bevölkerungsentwicklung im Räume Abgrenzung der Arbeit auch einleuchtend. Nicht so für die Zeitabschnitte von Groß-Graz vorher. Sechs Katastralgemeinden (Schattleiten, Weinitzen, Fölling, Hart- St. Peter, Messendorf und Tbondorf) wurden durch die neue Grenz­ Von MANFRED STRAKA ziehung zerschnitten. Die statistischen Angaben beziehen sich jedoch häufig nur auf die ganzen Katastralgemeinden. So mußte zu Schätzwerten gegriffen werden, die zwar auf möglichst genauen Berechnungen beruhen, Die vorliegende Untersuchung ist nur eine Vorarbeit zu einer Dar- aber nicht in der Statistik belegt werden können. Nur auf diesem Wege stellung der relativen Bevölkerungsentwicklung der Steiermark. Neben aber können Vergleichswerte zur Gegenwart gewonnen werden, da dem erhofften Interesse an einer Schilderung des Wachstums unserer andererseits die Zählungen nach 1938 nur die Zahlen für die neuen Ver­ Landeshauptstadt, galt es vor allem, zwei Fragen einer möglichsten waltungsbezirke ausweisen, so daß der umgekehrte Weg einer Fortset­ Klärung zuzuführen. Einmal sollten die statistischen Unterlagen im Hin­ zung der Zählung nach ganzen Katastralgemeinden unmöglich ist. Des­ blick auf ihre Verläßlichkeit eingehend geprüft werden, vind zum an­ halb mußte die größere Exaktheit der besseren Vergleichsmöglichkeit deren war die Frage der Randgemeinden, die bisher bei allen Unter­ geopfert werden. Für die Zeit vor 1869 wäre auch eine Auswahl unter suchungen außer acht geblieben war, wenigstens für das Gebiet der Beibehaltung der Werbbezirks- oder der Pfarrgrenzen in Betracht zu Landeshauptstadt mit einzubeziehen. ziehen, die aber aus demselben Grund abgelehnt wurde. Dem dynami­ Die Anregung zu dieser Arbeit verdanke ich dem wertvollen Beitrag schen Prinzip der Entwicklung wurde vor dem statischen der Darstel­ zur geschichtlichen Statistik der Steiermark, den Ferdinand Treinel lung zu einem bestimmten Zeitpunkte der Vorzug gegeben. mit seinem Aufsatz in der Pirchegger-Festschrift des Historischen Ver­ Für die fernerliegenden Jahrhunderte wurden, Popelka folgend, eines geleistet hat1. So wie dieser Aufsatz ein schöner Dank an den Alt­ neben den Einwohner-, Bürger-, Kommunikanten- und Familienzahlen meister der steirischen Geschichtsforschung ist, will auch die vorliegende auch die Häuserzählungen verwendet, um hinreichende Schätzungen zu Arbeit in dankbarer Verehrung und in aller Bescheidenheit das Werk erlangen; ab 1782 beschränkt sich die Untersuchung, hier wieder Tremel fortsetzen, das Hans Pirchcgger vor mehr als 30 Jahren mit seiner Unter­ folgend, auf die Einwohnerzahlen, da die Familien- und Häuserzäh- suchung über die geschichtliche Statistik der steirischen Städte und lungen, obgleich sie bis 1850 sicherlich genauer sind als die oft sehr un­ Märkte begonnen hat2. In dieser Arbeit stellt er erstmals die Zahlen aus verläßlichen Seelenzahlen, dennoch, wie noch darzustellen sein wird, den statistischen Quellen für die Steiermark von 1782 bis 1920 neben­ immer mehr an Vergleichswert verlieren. einander und zeigt zugleich die zahlreichen Schwierigkeiten auf, die sich für die Verwendung dieser Zahlen ergeben. Ebenso weist er die Rich­ Der Aufsatz weist eine Dreigliederung auf. In einem historisch-kriti­ tungen, in denen eine Klärung anzustreben ist. Ich folge daher in meiner schen Teil wird vorerst das statistische Material untersucht. Hierbei sind Untersuchung im wesentlichen den Fingerzeigen, die mein verehrter möglichst alle Quellen berücksichtigt, die zur Verfügung stehen, auch Lehrer in seiner Arbeit gegeben hat3. wenn sie nicht in der vorliegenden Arbeit verwertet wurden. Damit soll auch weiteren Bearbeitern der steirischen Bevölkerungsfragen der Weg Der Aufbau der Arbeit bedarf einer kurzen Rechtfertigung. Als Um­ zur Erschließung und Verarbeitung der Quellen erleichtert werden. Der fang der Untersuchung wurde das gegenwärtige Stadtgebiet von Graz zweite Abschnitt versucht eine geographisch-methodische Verwertung gewählt. Meines Erachtens wurde diese Verwaltungseinheit sehr glück­ des vorgefundenen Materials, und der dritte Abschnitt schließlich gibt lich getroffen. Es liegen innerhalb des Stadtgebietes nur sehr wenige Orte, eine kurze Darstellung der historischen Bevölkerungsentwicklung für die bis heute ihren rein dörflichen Charakter bewahrt haben, also nicht Graz und seine Randgemeinden sowie der gegenwärtigen Entwicklungs­ Randgemeinden im engeren Sinn genannt werden können, wie etwa das tendenzen von Groß-Graz. Dorf Wenisbuch hinter der Platte. Andererseits zeigen sich Wachstums- 22 23 I. Das statistische Material * 9 0 7 CK) 0 •Mnij 1 =0 CS Insgesamt standen mir Zahlen aus fast 60 Zählungen aus sechseinhalb © lO 825 280 353 so 310 K| SuniqBzs^o^ r- 1 s CO i—i Jahrhunderten zur Verfügung. Ein großer Teil von ihnen bezieht sich IN MO CO O CO 0 CM J9STIIJJ-J O CM MO t- 0 t- allerdings nur auf das alte Stadtgebiet von Graz, ein anderer auf größere Tf ro O Einheiten, Pfarrbezirke, Werbbezirke, politische Gemeinden, und nur CM cc {•4j.13.lng] 3miri{wz.i33nBj{ J3Sni!JJ ein kleiner Teil gibt die Zahlen in der gewünschten Deutlichkeit. Der 1—1 Wert der Statistiken und die Art der Angaben sind sehr verschieden und CO © <* §un|i|BZJasn^jj •rasntj JJ i-O bedürfen einer näheren Untersuchung, um Vergleichbarkeit zu erlangen. i—1 i—* © <M ro r~ CS CS CS 0 0 MS s => Wir können deutlich vier Epochen unterscheiden. Für die früheste M 5 CS Sepps JUÜ <ro r- MD CS ä Cv, CO M2 © CV, Zeit liegen nur vereinzelte Schätzungen vor. Es folgt der Abschnitt der -I|DSI3[ihJ UOSOAI U91 ST[ Ja uU OMT Ii g jastinq 0 n N 0 MO Pfarrzählungen und Seelenkonskriptionen aus militärischen Gründen von a Tf fO 0 10 -aaSaiiy rO -—* eo <M CO — 17S4 bis 1854. Seit 1869 datieren die amtlichen Volkszählungen, die mit * 11! Ä uasojoid iM CC steigender Genauigkeit durchgeführt wurden, und schließlich liefern uns josnrtji a- -pTiB'j sap Sunjqp^ VC CO seit 1948 die Veröffentlichungen des Statistischen Amtes der Stadt Graz <M CS CS alle wünschenswerten Angaben in der erforderlichen Exaktheit. SmijatSaYj jap ro 1—H 0 * CS CS SO I9StlEq N O CM CS CS TiaisipauqoMUi^j vO ro -# CM CS 1. Der erste Zeitabschnitt der Schätzungen (siehe Tabelle I) ist für -»Sing CO •* Graz von Fritz Popelka im 2. Band seiner Geschichte der Stadt Graz mit <N © CS CS I-H C3 •Mttig CS vo MD |H"Sjn J CS s§ umfassendem Fachwissen und großer Gewissenhaftigkeit untersucht wor­ a s» CS -situisiSej^ 'p *J3{| jasnej-j •*F 1—1 4 den . Es bleibt hier nur, seine Ergebnisse zusammenzufassen und auf ihre 1 1 CS O 0 CS CS •MUlJ es .2 => CS O CM ja t- CS CS CS CS Ausdehnung auf den Raum von Groß-Graz hinzuweisen. CO assimjoiazjaA <M CN) 10 CS CS —1 Auf die Schätzungen für das Ende des 13. Jahrhunderts und für 1470 -piaSSuBjipiiEyj I-H rosneq © CM Ol MO 1 folgen die Angaben des Berichtes der Visitationskommission für 1528'. -aaSjiig CO 1 »sniu{ © 0 Diesem Bericht ist ein Verzeichnis aller Pfarrgemeinden der Diözese Sunp|ßzJ3sni?jj uo <M ** -j»S.iiig <M Seckau angefügt, das abgerundete Schätzwerte der Kommunikanten ent­ i-H U s s s g iCC hält. Dies ist meines Wissens die erste, den Großteil der heutigen Steier- d : Grie Len mark einschließende Erfassung der Bevölkerung. Die Richtigkeit der : 1 Zahlen in der Abrundung auf Hunderter ist wohl nicht anzuzweifeln. 3 d Mühlgan Kroisbach Kroisbach 3 tu . m CD d d ca . Popelka errechnet daraus, unter Annahme gleichen Altersaufbaues wie . TS 1- Vorstädte . zu s 0 0 südl u 1772, die Bevölkerungszahl. Wenn man ebenso annimmt, daß sich die bi s nördl üstl Bevölkerung in den Umgebungspfarren ähnlich verteilt hat wie 1782, Miirvorstadt u 3 0 CC 0 CS 0 CS CS 0 CS noTsstuiuio^jsuon fM «ni3 >o CS kann man aus den Zahlen der Umgebungspfarren Straßgang, St. Veit, -BlisiA jap -npijaji LO MO 0\ CS Co St. Leonhard und St. Peter die Bevölkerung für den Raum von Groß- © 0 TJ^jadoj Sunziüuog •AUiig 0 Graz berechnen. Man erhält natürlich nur einen Annäherungswert, doch i—( 0 gibt er sicherlich die Größenordnung richtig wieder. E^adoj Suuzißqog •MTIIJJ 0 3 "> 0 Für die übrige Zeit sind wir fast ausschließlich auf Häuserzählungen (N -0 bß « angewiesen. Aus doppeltem Grund sind ihre Angaben nur mit Vorbehalt jO a 00 zu verwenden. Im Mittelalter wachsen Häuser- und Einwohnerzahlen cct s c 00 O ca > CS cc. gleichmäßig. Seit dem 16. Jahrhundert aber kommt es in der Stadt zum h ca 1-5 u •jn Ausbau der Häuser. Daher wachsen die Einwohnerzahlen schneller als c75 0 0 c a nsijBjjiap [isiUBjpmg die Häuserzahlen, ja im 18.Jahrhunder t nehmen sogar die Häuserzahlen < 0 21 cn in der Innenstadt bei weiterem Anwachsen der Einwohnerzahlen ab.Di e werden; tatsächlich überwiegen im Anfang die Einsendungen der Herr­ Einwohnerzahl pro Haus wird also im Stadtgebiet immer größer, wäh­ schaften auf Grund der Anforderungen durch das Kreisamt. Die gesetz­ rend sie in den Umgebungsgeineinden niedrig bleibt. So gibt der Land- lichen Unterlagen sind für die Zeit von 1753bi s 1790 von Alfred Gürtler profos "Will bei seiner Häuserzählung für 1667 an, daß in den Vorstädten sehr gründlich untersucht worden6. vier Personen auf ein Haus entfallen, während es in der Innenstadt um Die erste Seelen-Konsignation fand 1754 statt. Diese Zählung, die diese Zeit etwa 20 waren. gleichzeitig von politischer
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