Talente HIMMEL&ELBE :: Inhalt Begegnung :: HIMMEL&ELBE Der Mann, Der Seine Scholle Liebt

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HIMMEL&ELBE Eine Beilage des Hamburger Abendblatts, der Evangelisch-Lutherischen Kirche, der Katholischen Kirche und der Caritas in Hamburg 23. Juni 2020 Talente HIMMEL&ELBE :: inhalt begegnung :: HIMMEL&ELBE Der Mann, der seine Scholle liebt Andreas Dressel ist Volksdorfer, dort lebt seine Familie seit Generationen. In diesem Stadtteil wurde er getauft, konfirmiert und mischt der Finanzsenator auch mal kirchenpolitisch mit. Sein Glaube gibt ihm Halt und Orientierung Schwerpunkt Editorial zum Thema „Talente“ mit Beispielen aus vier Bereichen, in denen Menschen ihre individuellen Liebe Leserinnen, liebe Leser, Begabungen ausüben – und einem Essay von Stephan Loos über die ursprüngliche Verwen- dung des Begriffes in der Bibel und seine heutige eine besondere Begabung zeigt sich in vielen Formen. Es gibt Bedeutung Menschen, die besonders gut singen, rechnen, zeichnen oder schnell laufen können. Ihr Talent ist angeboren, es kann von Seite 4–6 früher Jugend an gefördert werden oder brach liegen bleiben. Inhalt Aus manchen werden dann berühmte Opernsängerinnen, preis- Interview gekrönte Physiker, gefeierte Sprinter oder geschätzte Künstlerin- nen. Das ist die Elite – doch um dahin zu kommen, benötigt man mit Herbert zur Nedden vom Verein nicht nur Talent, sondern auch viel Ehrgeiz, etwas Glück und Mensa über die Vor- und Nachteile oftmals den richtigen Lehrer oder Förderer. einer Hochbegabung Für ein Talent kann man nichts, es ist einfach ein Geschenk, das einem unter Umständen das Leben in manchen Bereichen leich- Seite 7 ter machen kann – wenn man diese Freiheit, die durch die Bega- bung entsteht, schätzt und für sich oder andere nutzt. Das beschreibt Dr. Stephan Loos, Direktor der Katholischen Akade- mie, in seinem Essay sehr anschaulich an dem Fußballtrainer-Ta- Querbeet lent Jürgen Klopp. Zudem erklärt Loos das biblische Gleichnis vom „Talent“ und blickt auf den antiken Ursprung des Wortes – durch die Kirchenlandschaft mit Tipps das früher ein sehr wertvolles Geldstück bedeutete. für ein Mittagsgebet, ein besonderes Gespräch, Hier ist seine Gemeinde, hier ist sein Platz: Finanzsenator Andreas Dressel in der Kirche am Rockenhof in Volksdorf. FOTOS: MARCELO HERNANDEZ Das Problem mit einer besonderen Begabung ist, dass sie leider eine Recycling-Aktion und eine neue auch Neid bei anderen hervorbringt oder Menschen, die sie Pilgerbroschüre. besitzen, unter Druck setzt, etwas Großartiges daraus zu In seiner Kolumne denkt Andreas Hüser über Sabine Tesche machen. Das erleben häufig Hochbegabte mit hohen IQ. Sie den Mut zu großen Sprüngen – nicht nur im können schneller denken als andere, lernen Sprachen im Nu und Freibad – nach ie ist keine Schönheit, die Kir- ganz selbstverständlich zu Dressels behü- ging seinerzeit einfach nicht“, sagt er, und dium kennengelernt, 2005 heiraten sie, können Matheaufgaben im Kopf ausrechnen. Wenn Lehrer und che am Rockenhof, ein Nach- teter Kindheit als Einzelkind eines Juris- man merkt ihm an, dass ihn die Entschei- noch im gleichen Jahr kommt Tochter He- Eltern das frühzeitig erkennen, können diese Kinder zusätzliches Seite 8 kriegsbau, dessen Innenraum ten und einer Hausfrau. Die Familie ist dung nach wie vor schmerzt. Dann also die lena zur Welt. Birthe Dressel ist katho- Gehirnfutter erhalten und problemlos durch die Schule kom- an gotische Gotteshäuser er- eher politisch als religiös engagiert. Der Teamlösung mit Peter Tschentscher an lisch – die Kinder sind katholisch getauft. men. Danach haben sie dann die Freiheit, etwas aus sich zu Glaubens-ABC innert. Norddeutscher Back- Vater, Jahrgang 1926, war im Zweiten der Front, Melanie Leonhard als Partei- „Ein kleiner ,Wermutstropfen‘, allerdings stein außen, ein schlanker Weltkrieg Soldat und Kriegsgefangener in vorsitzende und ihm als Finanzsenator. mag ich die feierliche Messe mit dem machen – oder auch nicht. Doch viel zu oft werden diese Talente mit der Serie „Schlüsselbegriffe des SGlockenturm – insgesamt eine protestan- Frankreich, später Mitglied der SPD und Es ist ein Amt, das er möge, weil er gestal- Weihrauch. Aber ich würde vor allem gern nicht gefördert, bleiben unterfordert, gelangweilt und weit unter christlichen Glaubens“. tische, nüchterne Erscheinung, klare Li- in der Hamburger Finanzbehörde Abtei- ten könne, gerne auch in Krisenzeiten wie bei den Katholiken mal am Abendmahl ihren Möglichkeiten. Im schlimmsten Fall gelten sie als Versager Pastor Jörg Pegelow schreibt über nien, ohne Schnörkel. Das passt zu Volks- lungsleiter – auch diese vertraute „Schol- diesen. „Gerade jetzt in der Corona-Krise teilnehmen, das wurmt mich ziemlich, – sowohl in der Schule als auch im Beruf –, wie Herbert zur den Aberglauben dorf und irgendwie auch zu Andreas Dres- le“ mag Andreas Dressel offenbar. Schon sehe ich die Finanzpolitik als besondere dass ich das nicht darf“, sagt der 45-Jähri- Nedden vom Hochbegabtenverein Mensa festgestellt hat. Das sel, dessen Familie seit Generationen eng als Jurastudent ist er Bezirksabgeordne- Herausforderung.“ ge. Dennoch sei seine Familie häufiger in sollte sich unsere Gesellschaft nicht leisten, im Gegenteil, sie Seite 9 mit diesem Stadtteil verbunden ist. ter, direkt nach dem Zweiten Staatsexa- Keine Albträume also wegen riesiger protestantischen Gottesdiensten wie erst DPA PICTURE ALLIANCE, RENÉ LAIBLE ANDREAS REHSE, HANNES NEUBAUER, DPA sollte ihre Talente, wo es geht, unterstützen. Beim Finanzsenator kommen Erinne- men 2004 wird er Mitglied der Hamburgi- Schulden und Finanzlöcher? Nein, das kürzlich Pfingsten im Dom zu Lübeck, in Viel Spaß beim Lesen wünscht Termine & Adressen rungen hoch – zum Beispiel an die Kinder- schen Bürgerschaft. passt nicht zu seinem Lebensmotto. Es ist dem Bischöfin Kirsten Fehrs predigte. Mit Ihre Sabine Tesche bibelwoche im Herbst, die er als Steppke Der Weg zum Berufspolitiker ist also das Gelassenheitsgebet des amerikani- ihr verbindet Dressel seit dem G-20-Gip- mit analogen und digitalen Terminen jahrelang besucht hat, bei der inzwischen früh vorgezeichnet. „Dienst für Stadt und schen Theologen Reinhold Niebuhr, das fel, bei dem sie gemeinsam eine Art Fami- für Juni und Juli. auch seine drei Kinder mitmachen und die Staat war für mich immer naheliegender, er gern zitiert: „Gott, gib mir die Gelassen- lien-Demo organisiert hatten, eine Außerdem: Ein besonderer seine Frau mit organisiert. In diesem küh- als Anwalt zu sein. Ich mag es lieber, etwas heit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht än- Freundschaft. „Kirsten ist für mich zur Gottesdienst in St. Georg zum len Kirchenschiff wurde er getauft, und den für das Gemeinwohl zu bewegen, Interes- dern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die wichtigen Ratgeberin geworden, nicht Christopher Street Day Glockenschlag hört er auf seinem Grund- sen auszugleichen und Kompromisse zu ich ändern kann, und die Weisheit, das nur in religiösen, sondern auch persönli- stück, das seit 100 Jahren in Familienbesitz schließen.“ Klingt langweilig, ist Dressel eine vom anderen zu unterscheiden.“ chen und gesellschaftlichen Fragen.“ Ein Seite 10–11 ist. „Das hat mein Urgroßvater erworben. aber nicht. Gradlinig ja, vielleicht auch Es gab nur einen Moment im Leben, wichtiger geistlicher Begleiter ist zudem Wir wohnen eben schon immer gern auf der ziemlich harmoniebedacht, aber dabei in dem Andreas Dressel tatsächlich daran der ehemalige Propst Helmer-Christoph gleichen Scholle“, sagt er lächelnd. Da wird sympathisch und berechenbar. Solides dachte, sein Scholle Volksdorf zu verlas- Lehmann, der das Ehepaar in einem öku- Familienzeit der Rundgang durch das Quartier auch Hamburg eben. Einer, dem man mit die- sen: Als junger Mann liebäugelt er mit dem menischen Gottesdienst getraut hat. schnell mal zur Bürgersprechstunde. sen sanften Eigenschaften durchaus Hö- diplomatischen Dienst – als Referendar Dressel ist keiner, der häufig betet mit Anregungen zum Umgang mit Kindern und Dressel ist bodenständig und heimat- heres zutraut – das Bürgermeisteramt arbeitet er drei Monate im deutschen oder Gott um Hilfe bittet. Sein Glaube ist Jugendlichen, die depressiv sind verbunden – er ist Mitglied in sämtlichen zum Beispiel nach Olaf Scholz’ Weggang Konsulat in Los Angeles. „Den Job fand da, begleitet ihn, „gibt mir Halt und Orien- „Himmel & Elbe“ ist eine Beilage des Hamburger Abendblatts, der Vereinen des Stadtteils und dieses Jahr so- vor zwei Jahren – und der das Ansinnen ich schon ziemlich cool. Aber ich dachte, tierung in meinem Leben und ist auch et- Evangelisch-Lutherischen Kirche, der Katholischen Kirche und der FOTOS: GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO (2), MICHAEL RAUHE, GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO FOTOS: Seite 12 gar „Waldherr“ des Museumsdorfs Volks- der SPD-Führung ablehnt. „Der Job be- was soll meine Frau Birthe dann in diesem was, aus dem ich Kraft schöpfe, gerade in Caritas in Hamburg. dorf. Früher war das ein wichtiger Posten, deutet sieben Tage 24 Stunden 100 Pro- Bereich machen?“ Sie hat er zuvor im Stu- politischen Krisenzeiten“. Der Senator Redaktion heute ist es vor allem ein Ehre – dafür packt zent bereit zu sein, ich habe das ja bei Olaf mischt sich gern mal in lokale Kirchenan- Verantwortlich: Sabine Tesche er am Wochenende dort auch mal mit an Scholz erlebt.“ gelegenheiten ein, schätzt es allerdings Mitarbeit: Ann-Britt Petersen, Ann-Kathrin Brenke und freut sich über den Verbleib des Stier- Er habe seine Frau, eine Richterin, nicht, wenn die Kirchenfunktionäre wie- Theologischer Beirat: Hauptpastor und Propst Dr. Martin Vetter kalbs Goofy, das die Klasse seiner ältesten nicht noch mehr mit den drei Kindern al- derum zu politisch werden. „Das kirchli- Gestaltung:

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