Kreisgruppe Berchtesgadener Land Mitgliederzeitschrift 1/2019 Seite 7: Mitgliederversammlung der Kreisgruppe am 11. Dezember 2019 Villa Schön - Baugenehmigung durch das Verwaltungsgericht aufgehoben ................................ 3-4 Inhalt Daten, Fakten, Zahlen .................................................... 5 Die Birkhühner am Jenner - überleben in Zeiten der Baustelle ............................. 6 Jahreshauptversammlung 2019 ................................. 7 Der Wasserkraftwahn im Landkreis und die Wasserrahmenbedingungen (WRRL)....... 8-9 Saalach in Gefahr. Nonner Ramp .............................. 10-11 Haus- & Straßensammlung 2019 .............................. 11 Wie viele denn noch...? .................................................. 12-13 Götschen im Wirrwarr der Interessen Klimaschutz, wirtschaftliche Interessen und Leistungsdruck prallen aufeinander ......................... 13-14 Wie die Politik die Landschaft zerstört ................... 15-17 „Bahnland Bayern“ Hehrer Anspruch und nüchterne Realität .............. 18-20 Silvester-Knallerei ............................................................. 21-22 Auf den Boden g‘schaut ................................................. 23 Bayern ist bereit für die Geier ..................................... 24-25 FFF - auch in Berchtesgaden ....................................... 26-27 Sieger ist der Biber .......................................................... 28 Baumschutz ......................................................................... 29 Steinzeitfunde am Königssee ...................................... 30-31 Spendenkonto der Kreisgruppe ................................. 32 Impressum Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe Berchtesgadener Land Redaktion: Rita Poser/Rosemarie Will Geschäftsstelle: Poststraße 23 83435 Bad Reichenhall Telefon: 08651/7620892 E-mail: Berchtesgadener-Land@ Bund-Naturschutz.de Web: www.Berchtesgadener-land. Foto Bund-Naturschutz.de Layout & Druck: www.druckhaus-bgd.de der Titelseite Fotos: BN-Archiv, Autoren gedruckt auf Recycling-Papier Klimaschutz geht Alle an. Redaktionsschluß: 20.10.2019 Foto BN 2 BUND Specht Villa Schön - Baugenehmigung durch das Verwaltungsgericht aufgehoben Im letzten Heft des Bundspecht haben wir über nie von diesem Metermaß die Rede. Zwar spielte die Pläne eines Bauträgers berichtet, auf dem eine Entfernung von ungefähr 70 m in einem Ver- parkartigen Grundstück der Villa Schön in Berch- gleichsfall eine Rolle, aber nicht als Abstand von tesgaden vier Mehrfamilienhäuser zu errichten. einem vorhandenen Gebäude auf dem Baugrund- Dazu sollte die vorhandene Villa abgerissen und stück, sondern als kompletter Durchmesser des ein Teil des alten Baumbestandes gefällt werden. ganzen Baugrundstücks. Damit war bei der Villa Die damit verbundene artenschutzrechtliche Pro- Schön die sogenannte 70-Meter-Grenze in Wirk- blematik haben wir im Bundspecht ausführlich lichkeit auf drei Seiten um fast das Doppelte über- dargestellt. schritten, auf einer Seite um weit mehr. Nach den Vorstellungen des Marktes Berchtesga- Wir haben das Landratsamt und die Regierung den und des Bauwerbers sollte das Bauvorhaben von Oberbayern auf das rechtlich fragwürdige ohne Bebauungsplan durchgezogen werden, also Vorgehen hingewiesen. Dabei haben wir unsere ohne die bei einem Bebauungsplan unumgäng- Rechtsauffassung bekräftigt, dass das Grund- liche Beteiligung der Öffentlichkeit und ohne stück der Villa Schön im Außenbereich liegt (sog. Gelegenheit für den Gemeinderat, seine Planungs- Außenbereich im Innenbereich). Denn es fehlt hoheit wahrzunehmen. Der Marktbürgermeister überall der für den Innenbereich charakteristische rechtfertigte dieses Vorgehen damit, dass das Zusammenhang mit der umliegenden Bebauung, Baugrundstück innerhalb der im Zusammenhang vor allem weil bebauten Ortsteile liege, im sogenannten In- • die Entfernungen zu den Nachbargrundstücken nenbereich. Infolgedessen habe der Bauwerber zu groß sind, einen Rechtsanspruch auf die Bebauung. Der • das Grundstück der Villa Schön mit höherem Gemeinderat handle rechtswidrig, wenn er sein Geländeniveau die Nachbargrundstücke wie Einvernehmen versage. Um dem Gemeinderat eine steil aufsteigende Insel überragt und und der Öffentlichkeit zu suggerieren, die Beur- • die Bebauung der Nachbargrundstücke auf allen teilung als Innenbereich sei über jeden Zweifel Seiten andersartig ist; daher nicht den Eindruck erhaben, wurden die juristisch maßgeblichen der Zusammengehörigkeit vermittelt. Foto Kriterien teilweise unzutreffend dargestellt. Ins- Das Landratsamt und die Regierung sind auf besondere wurde verbreitet, nach der Rechtspre- keines dieser Argumente eingegangen, sondern der Titelseite chung handle es sich um Innenbereich, wenn haben ohne weitere Begründung auf Innenbe- der Abstand von der jeweiligen Außenmauer des reich beharrt. Dies war umso verwunderlicher, Klimaschutz geht Alle an. vorhandenen Gebäudes zu Gebäuden in der Nach- als diese Behörden - wie auch die Gemeinde - im Foto BN barschaft unter 70 m bleibe. In Wirklichkeit war Zusammenhang mit früheren Bauanträgen stets in der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichts Außenbereich angenommen hatten. Als Bund www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 3 Naturschutz konnten wir diesen Sinneswandel sequenz, dass eine Baugenehmigung für Neubau- nicht auf sich beruhen lassen. Wenn nämlich das ten von der Erfüllung weiterer Voraussetzungen Grundstück entsprechend unserer Auffassung abhängt, die sich unter anderem aus dem Bundes- zum Außenbereich zählt, darf eine Baugenehmi- naturschutzgesetz ergeben. Ob diese erfüllt sind, gung nur für privilegierte Vorhaben (z. B. maßvolle hat das Landratsamt im Genehmigungsverfahren Erweiterung eines Betriebs, landwirtschaftliches nicht überprüft. Des Weiteren erkennt das Gericht Austragshaus) erteilt werden und zudem nur dann, auch bei der Prüfung des Artenschutzes erhebli- wenn eine spezielle artenschutzrechtliche Prü- che Defizite. So sei fraglich, ob die Ermittlungen fung ergeben hat, dass keine geschützten Arten zu Recht auf die Vogel- und Fledermausvorkom- bedroht sind, wie etwa Brutvögel, Fledermäuse, men beschränkt wurden. Außerdem stellt das Eidechsen. Im Innenbereich schützt das Gesetz Gericht fest, dass durch die schon durchgeführten diese nicht im gleichen Ausmaß. Wir mussten Rodungsmaßnahmen artenschutzrechtliche Ver- daher vor allem die nur oberflächliche arten- botstatbestände verletzt wurden. „Geschützte schutzrechtliche Prüfung monieren. Als besonders Fledermausquartiere wurden infolge der Rodung empörend haben wir die Baumfällungen empfun- zerstört. Eine weitere Sachverhaltsaufklärung ist den, die der Bauwerber noch vor Erteilung der insoweit aufgrund der Schaffung vollendeter Tat- Baugenehmigung ohne Rücksicht auf gefährdete sachen nicht mehr möglich“ - so Rechtsanwältin Arten veranlasst hat. Dies hat auch in der Öffent- Schilling von der Kanzlei Baumann Rechtsanwälte lichkeit Empörung ausgelöst. in Würzburg, die uns vertreten hat. So standen wir vor der Alternative, entweder Ein Wermutstropfen für den Bund Naturschutz dieses Vorgehen hinzunehmen oder die zu erwar- besteht darin, dass das Verwaltungsgericht ihm tende Baugenehmigung vor dem Verwaltungsge- einen Teil der Kosten auferlegt hat. Ob die gesetz- richt anzufechten. Nun weiß jeder, dass damit vor lichen Voraussetzungen dafür im vorliegenden Fall allem erhebliche Anwaltskosten verbunden sind, erfüllt sind, ist aus unserer Sicht mehr als zweifel- von denen ein großer Teil auch bei Gewinn des haft. Denn das Gericht hat eindeutig festgestellt, Prozesses nicht erstattet wird. Dies liegt daran, dass die Baugenehmigung rechtswidrig war. Die dass hinreichend qualifizierte Anwaltskanzleien Rechtswidrigkeit beruht ausschließlich darauf, Honorare fordern können, welche die gesetzlichen dass das Landratsamt zu Unrecht von einer Lage Gebühren deutlich übersteigen. Der erfolgreichen im Innenbereich ausgegangen ist und infolgedes- Partei werden aber lediglich die gesetzlichen sen gar nicht geprüft hat, ob im Außenbereich die Gebühren erstattet. Um gleichwohl den Prozess Voraussetzungen für eine Baugenehmigung vor- führen zu können, haben wir in einem Zeitungsauf- liegen. Die Verantwortung dafür liegt nicht beim ruf um Spenden gebeten. Die überraschend hohe Bund Naturschutz, denn der hat stets auf die Lage Unterstützung, die wir dabei gefunden haben, hat im Außenbereich hingewiesen und seinen Rechts- uns bestätigt, dass auch viele Bürger das behörd- standpunkt ausführlich begründet. Daher ist liche Vorgehen missbilligen. Wir danken an dieser nicht nachvollziehbar, worin der Grund für unsere Stelle nochmals aufrichtig und herzlich für all die Kostenbeteiligung liegen soll. Inzwischen haben großzügigen Spenden. Landratsamt, Landesanwaltschaft und Bauwerber am letzten Tag der Rechtsmittelfrist die Zulassung Nun das Wichtigste: Das Verwaltungsgericht Mün- der Berufung beantragt. Der dafür zuständige Ver- chen hat sich am 16. Juli 2019 durch Augenschein waltungsgerichtshof kann die Berufung allerdings von den örtlichen Verhältnissen überzeugt. Gleich an- nur in bestimmten Ausnahmefällen zulassen, etwa schließend hat es im Alpenkongress Berchtesgaden öf- dann, wenn ernstliche Zweifel an der Richtigkeit fentlich bei vollem Saal mit den Beteiligten verhandelt des Urteils bestehen, wenn die Rechtssache und am Ende die Baugenehmigung des Landratsamtes grundsätzliche Bedeutung hat oder wenn dem aufgehoben. Das Gericht hat dabei unsere Rechtsauf- Verwaltungsgericht ein Verfahrensfehler unterlau- fassung bestätigt:
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