Ausgabe 3 Jahrgang 7 Herbst 2004 Ich rief: „Warte, ich muss das aufnehmen“, und sie sagte: „Wage das bloß nicht.“ Produzent Ed Michel über eine legendäre Session mit Alice Coltrane. Das Porträt: Seite 11. Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de world’s best-sounding newspaper Intro Classics Feedback Details Call & Response Porträt Planet Jazz Mix Vom Neuesten Die schönsten Grummeln im Genau so, Der alte Duke und Alice wohnt hier Charme und Gonzo- das Beste Reissues Bariton-Keller bloß genauer der neue King nicht mehr Sinnlichkeit Manie Die Neuerschei- Wenn amerikanische Jazzer mal Diesmal in der großen JazzEcho- Wer das JazzEcho kennt, Im JazzEcho- John Coltranes Witwe Alice Ausführlich wie nie: Unsere Die nungen im Jazz- ungewöhnliche Seiten ihrer Presseschau: Rezensionen der weiß: In der Mitte des Heftes Doppel- ist selbst schon längst eine Berichte aus den Grenzbereichen Konzertsaison Echo. Diesmal Musik ausloten wollten, die das aktuellen Neuerscheinungen finden Jäger und Sammler Interview: Die Jazzlegende. Lange war sie in des Jazz. Mit neuen hat begonnen ausführlich auf heimische Label vielleicht nicht von Altmeister Al Jarreau, dem ihr Zuhause. Fein säuberlich Jazzlegende einem kalifornischen Ashram Veröffentlichungen aus aller – alle Termine drei Seiten von zuließ, dann gingen sie ins schwe- legendären Pianisten Steve Kuhn, aufgelistet, präsentieren wir alle George Duke abgetaucht. Jetzt ist die Welt, darunter von Tomatito, und weitere und mit Charlie dische Exil zu Sonet Records. Alles Multitalent Till Brönner (der gerade wichtigen Informationen zu allen und der Pianistin wieder da und hat dem brasilianischen „Godfather interessante Haden, Keith über das ungewöhnliche Label wieder einen Film-Soundtrack wichtigen Neuerscheinungen, Remixer King ein ungewöhnliches Album of Funk“ Jorge Ben Jor, dem Besprechungen, Jarrett, Terry sowie weitere Wiederveröffentli- aufgenommen hat, siehe S. 13), inklusive Tracklisting, Musikern, Britt über Old aufgenommen. Produziert hat es algerischen König des Raï die nirgendwo Callier und chungen, unter anderem von Tal der französischen Sängerin Helena Aufnahmedatum und was man School und ein dritter Coltrane, Sohn Ravi. Khaled, dem Harfinisten Andreas im Heft besser vielen anderen. Farlow und Oscar Peterson, auf und dem Berliner Elektronik- sonst noch nicht wissen muss, neue Projekte: Das ausführliche Porträt der Alice Vollenweider und anderen. passten als auf Ab Seite 2. Seite 5. Quintett Nylon. Alles auf Seite 6. aber wissen möchte. Ab Seite 7. Seite 10. Coltrane auf Seite 11. Diesmal ab Seite 12. Seite 14. Gary Peacock King Britt Gonzales Evolutionär JAN GARBAREK findet in den modernen Traditionen seines neuen Albums „In Praise Of Dreams“ mehr Evolution als Sensation. an Garbarek ist konsequent überra- Die neueste, gar nicht so kleine Über- sionist schon Mitte der 80er bei einigen schend. Der norwegische Saxopho- raschung Jan Garbarekss bei ECM ist Garbarek-Produktionen für ECM auf. Und nist und Komponist, den George das Album „In Praise Of Dreams“, ein mit der Bratschistin spielte Garbarek erst Russell schon in den 60ern „das lyrisches Instrumentalwerk voll Mut und kürzlich auf ihrem Album „Monodia“. J größte Jazztalent Europas seit Django Melancholie, das er mit der klassischen Doch so wie auf „In Praise Of Dreams“, Reinhardt“ nannte, formt seine musikali- Bratschistin Kim Kashkashian und dem gemeinsam und auf kompletter Album- sche Stimme in einem beständigen Pro- Popdrummer Manu Katché, der oft auch länge, war das Trio noch nicht zu hören. zess kreativer Neugierde. Dabei bleibt der mit Peter Gabriel oder Sting zu hören ist, „Für mich hat diese Zusammenarbeit einstige Philosophiestudent sich selbst und und einigen selbst gespielten Keyboards mehr ergeben, als ich mir je erhofft seinen musikalischen Idealen treu, indem sowie dezent programmierten Beatloops hätte,“ schwärmt Jan Garbarek. „Die er sich immer wieder neuen Ideen öffnet. aufgenommen hat. „Ich wollte ein Album Empfindsamkeit von Kims Phrasierung, So sorgt er seit fast 40 Jahren in den unter- machen, das homogener war als meine all die subtilen Nuancen, die sie dieser schiedlichsten Formationen für Aufsehen. bisherigen“, erklärt Jan Garbarek. „Oft Musik verleiht, sind sehr nah an dem, was In eigenen Bands mit Terje Rypdal, Kenny waren meine Alben eher wie ein Konzert, ich gerne mit dem Saxophon tun würde. Wheeler, Keith Jarrett, Bugge Wesseltoft, voll Dynamik und mit großen Unterschie- Der Reichtum, wie ich es nennen würde, Charlie Haden, John Abercrombie, Bill den in Sachen Tempo und stilistischer den sie der Musik bringt, ist unglaublich. Frisell oder auch wiederholt mit dem Ansatz. Aber ich habe an meinem eige- Es ist eine völlig neue Ebene, die mir auch Hilliard Ensemble: Garbarek quadriert nen Hörverhalten festgestellt, dass ich etwas gibt, nach dem ich in meinem ei- den Kreis mit seiner sehr eigenen, enorm vor allem Alben schätze, die sich nicht genen Spiel streben kann. Allein was den anspruchsvollen und oft genug sogar bis zu sehr verändern oder deren Variation Zusammenklang unserer Instrumente in die Popcharts erfolgreichen Musik. Dass sich zumindest auf gewisse Parameter angeht, fühle ich da eine sehr nahe Ver- der 57-Jährige dabei so interessiert wie beschränkt. Wenn ich etwa das Bill Evans wandtschaft.“ Die Qualitäten Manu Kat- bescheiden geblieben ist, zeichnet ihn zu- Trio höre, egal ob es langsame oder chés sind für Jan Garbarek zwar ebenso dem aus. „Es freut mich, wenn man meine schnelle Stücke spielt, bleibt es immer offensichtlich, allerdings nicht so einfach Musik als konsequent und gleichzeitig im Rahmen einer ähnlichen Temperatur. zu spezifizieren. „Ich liebe die alten Jazz- überraschend empfindet,“ sagte er im Und genau das zu erreichen, war eines drummer, wie Jo Jones oder auch Gene Juli in München, einen Tag nach seinem meiner Ziele bei diesem Album.“ Dass er Krupa“, erzählt er. „Sie spielten auch in Tollwood-Konzert vor 1500 begeisterten diese harmonische Homogenität gerade der Art wie Manu, eher an rhythmischen Zuhörern. „Manchmal meinen die Leute, in einem völlig neuen Trio und erstmalig Patterns orientiert und weniger frei, als es dass es keine wirkliche Revolution in mei- auch mit programmierten Rhythmen fin- heute üblich ist. Das habe ich lange ver- ner Musik gäbe. Aber ich denke, es ist eher det, ist für Jan Garbarek „nicht besonders misst und in Manu wiedergefunden. Er eine Evolution, eine kontinuierliche Verän- überraschend“. „Es gibt meiner Mei- findet immer genau das richtige Pattern derung über eine längere Zeit. Und es gab nung nach einiges an sehr interessanter für eine Musik. Und dann bleibt er dabei sicherlich schon einige dieser Entwicklun- Musik, die sich dieser Technik bedient“, und variiert das Ganze nur auf sehr subti- gen, seit ich 1970 angefangen habe, mit sagt er. „Ich selbst habe auch schon mit le Art und Weise, etwa in verschiedenen Manfred Eicher und ECM zu arbeiten. programmierten Sounds gearbeitet, bei Timbres. Aber er bricht nicht aus, wird Wenn es dabei immer wieder kleine Über- Filmmusiken. Aber zugegebenermaßen nicht solistisch, sondern bleibt in diesem raschungen gibt, freut mich das.“ nicht bei meinen ECM-Aufnahmen. Es Ambiente.“ ist also in diesem Zusammen- Es klingt nicht nur so, tatsächlich ist Jan hang wohl eine Überraschung, Garbarek sehr glücklich über und beinahe Reinhören leicht gemacht dass ich eben auch Elektronika stolz auf „In Praise Of Dreams“. Und das und Loops und dergleichen ist, wenn man sich einmal dem Rausch Bestellen Sie sich bei uns kostenlos die aktuelle Jan Garbarek CD- benutze.“ Grundsätzlich sei seiner Klangvisionen ergeben hat, bes- Radiosingle, mit Versionen von zwei Tracks des neuen Albums „In Praise of Dreams“. Innerhalb Deutschlands und so lange der Vorrat reicht. Postkarte dies jedoch nur ein Bestandteil tens nachzuvollziehen. Doch wo für den an: Universal Jazz, Stralauer Allee 1, 10245 Berlin genügt. Bitte die dessen, was er als „my sea of Zuhörer der Spaß beginnt, hat er für den „Aktionskennziffer: 6926“ angeben. Oder eine eMail mit dem Betreff: possibilities“ bezeichnet, was Schöpfer in gewissem Sinne längst wie- Garbarek - Aktionskennziffer: 6926 an [email protected] schicken. sich eher schlecht als recht mit der aufgehört. „Ich höre meine eigenen JazzLink heißt unser Service für alle, die kurz in ein neues Album reinhören „Meer seiner Möglichkeiten“ Alben selbst nicht so gerne, weder die wollen. Einfach den JazzLink unter dem entsprechenden Artikel auf unserer übersetzt. Essenzieller ist für neuen noch die alten“, verrät er. „Wenn Website ins Formular tippen. Den Real-Player vorausgesetzt, startet die Hörprobe ganz von allein. www.jazzecho.de ihn in diesem Zusammenhang ich meine Aufnahmen höre, kommt ein ohnehin die intensive Arbeit eher irritierendes Element der Erinnerung mit Kim Kashkashian und Manu Katché. ins Spiel. Ich höre die Musik nicht pur, Zwar tauchte der Drummer und Perkus- sondern sehe immer die Situation im Stu- dio, wer wo stand und wie der Tag war. Lauter unmusikalische Parameter, die sich Lebenslinie JAN GARBAREK in meinen Hörprozess einmischen. Wenn die Musik fertig ist, bin ich auch mit ihr 1947 1966 1970 1976 1994 2004 fertig. Und es ist sehr erleichternd, etwas Am 10. April wird Jan Der Philosophiestudent Mit dem Album „Afric Seinem gefeierten Auftritt Das Album „Officium“, das „In Praise Of Dreams“, das fertig zu stellen. Auch weil man dann Garbarek im norwegischen und Autodidakt am Saxo- Pepperbird“ beginnt Jan beim Newport Festival Jan Garbarek
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