Julian Dawson

Julian Dawson

Julian Dawson NICKY HOPKINS EINE ROCK-LEGENDE DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 1 117.03.107.03.10 008:028:02 DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 2 117.03.107.03.10 008:028:02 Julian Dawson NICKY HOPKINS EINE ROCK-LEGENDE Aus dem Englischen von Kristian Lutze Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 3 117.03.107.03.10 008:028:02 Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100 Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte Papier EOS liefert Salzer, St. Pölten, Austria. Die Bücher der Edition Elke Heidenreich erscheinen im C. Bertelsmann Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House. 1. Auflage © der deutschen Erstausgabe 2010 by Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH © der Originalausgabe 2010 by Julian Dawson Satz: Uhl + Massopust, Aalen Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany ISBN: 978-3-570-58001-1 www.edition-elke-heidenreich.de DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 4 117.03.107.03.10 008:028:02 »Nicky war ein sehr ruhiger Typ, aber er hatte auch eine manische Seite. Hinter dieser ungemein stillen, eifrigen Persönlichkeit lauerte ein unartiger, kleiner Teufel.« KEITH RICHARDS DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 5 117.03.107.03.10 008:028:02 Für Hanne DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 6 117.03.107.03.10 008:028:02 Inhalt Vorwort von Klaus Voormann . 9 Einleitung . 11 Baby’s House . 21 Nickys Kindheit Flip Flop & Bop Till You Drop . 40 Savage, Rebel Rouser, All Star Wing And A Prayer . 71 Im Krankenhaus All Day . 80 Die Londoner Jahre (Teil I) And All Of The Night . 91 Die Londoner Jahre (Teil II) Session Man . 102 The Who & The Kinks Blues de Luxe . 123 Die Jeff Beck Group Their Satanic Majesties Request . 139 Die Rolling Stones (Teil I) No Expectations . 170 Die Rolling Stones (Teil II) Revolution . 188 Die Beatles Brave New World . 212 Mill Valley und darüber hinaus DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 7 117.03.107.03.10 008:028:02 Revolutionary Piano . 235 Die Hopkins-Soloalben Where Am I Now . 260 Verloren im Niemandsland (Teil I) Gimme Shelter . 273 Verloren im Niemandsland (Teil II) Your Saving Grace . 292 Genesung The Up Escalator. 306 Die späten Jahre Long Journey Home. 325 Der Weg nach Nashville Diamond Tiaras . 347 Der Stil des Nicky Hopkins Nachwort von Wolfgang Niedecken . 359 Dank . 361 Bibliografie . 365 Diskografie . 369 Namensregister. 390 Bildnachweis . 400 DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 8 117.03.107.03.10 008:028:02 Vorwort Da kommt ein kleines, schmächtiges Männchen mit sensiblen, blassen Gesichtszügen zur Tür herein, als ob es gerade eben aus Alices Wunderland entsprungen sei. Er setzt sich ans Klavier, greift in die Tasten und spielt mit verschmitztem Lächeln »Teddy Bears’ Picnic«. Dieses Bild schießt mir sofort in den Kopf, wenn ich an Nicky Hopkins denke. Das Kinderlied wurde zum Hop- kins’schen Themasong über viele Jahre hinweg. Es war Nickys ganz persönlicher Pausenfüller oder Session-Warm-up der kom- pletten Rhythmusgruppe. Nicky war der Prototyp eines echten und wahrhaften Sideman. Still, zurückhaltend und immer hun- dertfünfzigprozentig bei der Sache, wenn es um die Arbeit ging. Wenn er nicht am Klavier saß, wartete er geduldig auf seinen Ein- satz, blickte meist zu Boden und konnte herzhaft lachen, wenn Johns Wortwitz uns wieder einmal überrollte. Nicky strebte nie den Mittelpunkt an. Er widmete seine geniale Musikalität den Großen der Popmusik. Ein Klassik-Pianist mit Rock-’n’-Roll-Fin- gern. Er spielte mit der Popmusik-Elite, und seine Diskografie ist gefüllt mit großen Namen: The Beatles, The Rolling Stones, The Who, Tom Jones, Dusty Springfield … alle Namen und Songs würden ein Buch füllen. Wir spielten oft zusammen, und wir lach- ten gern zusammen. Ob bei Georges »Give me Love«, bei Harrys »Without You« oder bei Johns »Jealous Guy«, es war immer ein Hochgenuss, mit Nicky zu arbeiten. Ein grandioser Künstler, der nie vergaß, ein lieber Mensch und guter Kumpel zu sein. Und so denkt der Sideman Klaus wieder einmal wehmütig zurück, dies- mal an den Sideman Nicky. An die gemeinsame Zeit mit John und George oder an die wunderbar verrückten Momente mit Harry (Nilsson), und an Nickys unvergessliche Teddybär-Picknicks. Klaus Voormann, Dezember 2009 DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 9 117.03.107.03.10 008:028:02 DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 1010 117.03.107.03.10 008:028:02 Einleitung »All right, friends, you have seen the heavy bands, now you will see morning maniac music. Believe me, yeah, it’s a new dawn … the regu- lar guys … and Nicky Hopkins!« Es war um acht Uhr am Morgen des 17. August 1969, als Grace Slick einer halben Million Zuschauer in Bethel, New York, Jeffer- son Airplane ankündigte. Ihre Band hatte die ganze Nacht ge- wartet, um am Ende des zweiten von »Three Days of Peace and Music« bei einem Festival die Bühne zu betreten, das unter dem Namen einer kleinen, vierzig Meilen entfernten Künstlerkolonie in die Geschichte eingehen sollte – Woodstock. Auf einer Seite der Bühne saß, eingeklemmt hinter einem Flügel, eine schmäch- tige Gestalt und streute plätschernde Fills in die LSD-seligen Airplane-Songs – der einzige Musiker, den Grace namentlich er- wähnt hatte: Nicky Hopkins. Fünfundzwanzig Jahre später saß ich in derselben Stadt in einem der besten Studios Woodstocks und lauschte einer Auf- nahme meines Gesangs, begleitet am Klavier von – Nicky Hop- kins. Ich verdankte diese Zusammenarbeit einer Folge unwahr- scheinlicher Zufälle, die mich bis heute glauben lässt, dass das Schicksal die Hand im Spiel gehabt haben muss. Und das kam so: 1994 war ich als einigermaßen erfolgreicher Singer-Songwriter exklusiv bei BMG unter Vertrag und sollte mein achtes Album machen. Vor den eigentlichen Aufnahmen traf ich meinen Pro- duzenten Stewart Lerman in seinem Haus in der 14th Street in Manhattan, wo wir die bereits fertigkomponierten Songs durch- gingen, Arrangements skizzierten und versuchten, zusätzliches neues Material zu schreiben, bevor wir mit meiner Band in die Dreamland Studios gehen wollten. 11 DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 1111 117.03.107.03.10 008:028:02 In einer noch unvollendeten Songskizze ging es um meinen Vater, der ein paar Tage vor meiner Abreise in die USA ziem- lich plötzlich, aber nicht unerwartet gestorben war. Dad war ein leidenschaftlicher Liebhaber klassischer Musik gewesen, hatte jedoch jede Form von Popmusik erfolgreich gemieden, bedau- erlicherweise inklusive meiner eigenen musikalischen Anstren- gungen. Ich dachte, dass er vielleicht im Jenseits nachholen könnte, was er ein Leben lang verpasst hatte, und wollte einen Song für ihn schreiben. Eines Abends entspannten wir uns nach einem intensiven Ar- beitstag in Stewarts Wohnung und legten eine der frühen Steve- Miller-Platten auf, die wir beide so mögen, Your Saving Grace – ein Album, auf dem Nicky Hopkins prominent an Klavier und Orgel zu hören ist. Meine Lieblingsnummer ist »Baby’s House«, ein neunminütiges Epos von barocker Schönheit, bei dem Nicky für seine betörenden Keyboard-Kaskaden sogar als Kokomponist gewürdigt wurde. »Was ist eigentlich aus Nicky Hopkins gewor- den?«, fragte ich. »Wäre es nicht fantastisch, wenn jemand wie er auf ein paar Tracks des neuen Albums mitspielen könnte?« Es war möglicherweise das erste Mal, dass mir Nickys Name über die Lippen kam, aber ich dachte dann nicht weiter darüber nach. Zwei Tage später musste ich unsere Vorbereitungen unterbre- chen, um einen Promotiongig beim South-By-Southwest-Fes- tival in Austin, Texas, zu spielen, da ich kürzlich eine CD bei einem texanischen Label veröffentlicht hatte. In Austin wim- melte es von Vertretern der Musikindustrie und hoffnungsvol- len Bands, die alle gekommen waren, um bei einem der zahl- reichen Konzerte aufzutreten. Mein Auftritt war im Cactus Café angesetzt, einem Singer-Songwriter-Club auf dem Campus der Universität, im Schatten des Turms am Hauptgebäude, von dem aus ein einsamer studentischer Amokläufer 1966 wahllos Pas- santen erschossen hatte. Mein halbstündiger Gig lief gut, danach folgte der erste von sechs weiteren Acts des Abends: der texanische Songwriter und Sänger Jerry Williams, begleitet am zweiten Keyboard von … NICKY HOPKINS! 12 DDawson_Nickyawson_Nicky Hopkins.inddHopkins.indd 1212 117.03.107.03.10 008:028:02 Hinterher schaffte ich es, mich in eine Party für geladene Gäste zu schmuggeln. Gastgeber war zu meinem Glück Ralph Murphy, der Vertreter der ASCAP (American Society of Compo- sers, Authors and Publishers) in Nashville, der mich mit Nicky und seiner schottischen Frau Moira bekannt machte. Mit seiner spindeldürren Gestalt, den langen Haaren und der überdimen- sionierten Brille sah Nicky nicht aus wie ein Rockstar, sondern eher wie ein nachdenklicher, gutmütiger Lehrer. Ich erzählte Ni- cky, dass ich in New York unlängst zufällig von ihm gesprochen hatte, und fragte ihn kurzerhand, ob er sich vorstellen könne, mit uns ins Studio zu gehen. Er wies mich höflich darauf hin, dass er weder mich noch meine Musik kenne, und bat darum, vorher ein paar meiner Stücke hören zu dürfen. Ich drückte ihm eine kurz zuvor von BMG in Europa veröffentlichte Compilation meiner Songs in die Hand. Dann half das Schicksal ein weiteres Mal: Nicky zog auf der Flucht vor den sich häufenden Erdbeben gerade von Los Ange- les nach Nashville. Ich hatte im Laufe der Jahre selbst viel Zeit in der Hauptstadt der Countrymusik verbracht, dort zwei mei- ner Alben aufgenommen und regelmäßig mit einer Reihe loka- ler Songwriter zusammengearbeitet. Am nächsten Morgen sollte ich dorthin fliegen, um vor den Aufnahmen für das neue Album in letzter Minute noch ein paar Songs aus dem Ärmel zu schüt- teln. Die perfekte Gelegenheit, meine Zufallsbekanntschaft mit Nicky zu vertiefen. Er und Moira hatten sich übergangsweise eine Wohnung ge- mietet und waren auf der Suche nach einem Haus zum Mie- ten oder Kaufen. Nicky lebte zwar seit zwanzig Jahren in den Staaten, war aber offensichtlich durch und durch Brite geblie- ben, denn obwohl nur das Allernotwendigste ausgepackt war, hatte die Wohnung ein ausgeprägt englisches Flair.

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