Ein Portrait 1

Ein Portrait 1

KLEINE GESELLSCHAFT EIN PORTRAIT 1 BRANDENBURG / UCKERMARK / AMT GERSWALDE 2 U2 Luisenhof - ein alter Hohlweg Mit Menschen waren wir zusammen und wollten keine Schubladen aufmachen. Zugegeben, neugierig waren wir, was drin und dran ist. 1. Ein Portrait 7. Re g i o n a l e I d e n ti t ä t 2 . D ar s tellung in Z ahlen 8. Kurzdarstellungen 3. Erste Eindrücke Das Obdachlosenheim in Mittenwalde 4. Die Region in und um Gerswalde Das Gut Temmen 5. Amtsangelegenheiten Die Uckermark Tagespflege in Gerswalde Mobilität und Chancengleichheit Die Petersdorfer und die Frauen vom Heimatverein Öffentliche und versorgende Ringenwalde Einrichtungen Mascha Join-Lambert Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel 9. Alles in Allem 3 Gebietsfusionen 10. Ausblick 6. Dorfangelegenheiten D i e B e r l i n e r ko m m e n Konfliktlinien Orte und Feste Gemeinsam leben Die Alten und die Jungen 1/10 EIN PORTRAIT Mit dieser Überschrift ist unser Vorhaben am besten beschrieben. Wir möchten ein Portrait zeichnen der Bewohner von Gerswalde und den dazugehörenden Gemeinden, ein Portrait der Menschen mit ihren Wünschen und Perspektiven. Ein Portrait ist subjektiv. Es möchte eine Persönlichkeit zeigen und spiegelt zugleich den Blick des Portraitisten wider. Wir möchten die Region und ihre Dörfer Wir, das sind Katja Zimmermann, in ihrer Individualität zeigen und haben Axel Lambrette und Katharina Wallisch. dafür nach Menschen gesucht, die Unser Interesse an Projekten im länd- davon erzählen wollen. Daher standen lichen Raum, an der Organisation von lange, intensive Interviews im Zentrum Workshops und internationalen Begeg- unserer Arbeit. Wir sprachen mit nungen hat uns in diese Region geführt. Landarbeitern und Amtsträgerinnen, Dabei sind schnell Kontakte zu einzel- 4 Pferdezüchtern und Künstlerinnen, nen Einheimischen entstanden. Handwerkern, Lehrerinnen, ehemali- gen Kutschern und Angestellten, um Das hat uns allerdings nicht gereicht. nur einige Beispiele zu nennen. Wir suchten nach einer Projektidee, die uns die Möglichkeit gibt, in einen Sie sind die eigentlichen Portraitisten, intensiveren Kontakt mit den Menschen hinter deren Blick wir gerne zurück- vor Ort zu kommen. Denn was liegt treten. Mit Fragebögen haben wir näher, als zu fragen und das intensive diesen Ansatz erweitert, um auch die Gespräch zu suchen, wenn man vorhat, Stimmen derer einzufangen, die wir mit den Menschen zusammen Initia- über Interviews nicht erreichen konnten. tiven und Angebote zu realisieren, die ihnen etwas nützen? Schon zu Beginn unserer Arbeit ist uns aufgefallen, dass in dieser dünn besiedelten Region recht unterschied- liche Menschen leben, auch bezogen auf ihre Tätigkeitsfelder, ihr Alter und Die Region befindet sich in einem inten- insbesondere den Zeitpunkt ihres siven Umbruch, immer mehr Berliner Zuzugs. Deshalb haben wir ein beson- ziehen aufs Land, fangen an zu pen- deres Augenmerk auf das Verhältnis deln. Die Menschen hier sind vor die zwischen Alteingesessenen und Herausforderung gestellt, einerseits Neuzugezogenen gelegt. Wir hoffen, ihre Infrastruktur zu erhalten und 5 mit unserem Portrait auch zeigen zu andererseits neue Erwerbsstrategien können, dass ihre Interessen nicht zu entwickeln. In einer so dünn besie- unvereinbar sind, dass es für beide delten Gegend kann das nur gemein- Gruppen viel aneinander zu entdecken sam funktionieren. Wir möchten mit gibt. Wir möchten Auswärtige neugie- unserem Portrait einen Beitrag dazu rig machen und für die Kultur und die leisten, diese Gemeinschaft zu stärken. Menschen in der Region sensibilisieren. Wir möchten zeigen, dass Einheimische ihnen offen gegenüberstehen und sich nicht selten auf sie freuen. Aber auch die Einheimischen könnten mitunter überrascht sein von der Vielfalt, die mehr und mehr um sie herum wächst. 2/10 DARSTELLUNG IN ZAHLEN Unsere Befragung “WUP - Wünsche und Perspektiven im Amt Gerswalde - Ein Sozial- raumportrait” fand zwischen Eine komplett anonymisierte Vorge- Oktober und Dezember 2017 hensweise hätte die Menschen wahr- statt. Zunächst entwickelten wir eine scheinlich nicht ausreichend motiviert. Strategie, wie wir die Fragebögen verteilen und wieder einsammeln Es hat uns sehr gefreut, dass sich können. Zudem musste geklärt die von uns ausgewählten Paten der werden, wie wir zu den zahlreichen Gemeinden so verantwortungsvoll um Interviewterminen kommen. Im die Verteilung der Bögen gekümmert Vorfeld unserer Erhebung ordneten haben. Zudem waren wir begeistert, wir potenzielle Interview-partner, die dass einige Menschen die “Patenrolle” wir vorab recherchiert hatten oder von sich aus angenommen haben, weil bereits kannten, in diverse Kategorien sie unser Projekt wichtig und span- (u.a. Alter, Gemeinde, Zeitpunkt des nend fanden. Wir danken Ihnen allen Zuzugs) ein. Diese Einordnung diente vielmals für diese Unterstützung. uns als Orientierung, um eine für die dort lebende Bevölkerung möglichst Die Interviews waren ursprünglich repräsentative Stichprobe zu erhalten. auf etwa eine Stunde angelegt, der 6 Zu diesem Zweck führten wir viele Gesprächsleitfaden war offen und Telefonate und absolvierten etliche ließ Raum für spezifische Fragen – “Vorstellungsgespräche”. angepasst an die jeweilige Situation. Letztlich haben sich die Befragten im Die von uns erstellten zehnseitigen Durchschnitt anderthalb Stunden mit Fragebögen waren nach Themen- uns unterhalten. blöcken unterteilt und hatten viele ausführliche Antworten zum Ziel. Sie Für die Befragungen waren wir insge- wurden größtenteils über sogenann- samt 14 Tage vor Ort. Final haben wir te lokale Paten, denen unser Projekt insgesamt 85 Menschen aus den fünf bekannt war, verteilt. Dieses Vorgehen Gemeinden von Gerswalde mit unse- führte zu einem größeren Rücklauf, rem Vorhaben erreicht. Vor allem ihre obwohl sich die Beteiligten einige Zeit Meinungen sind in unsere Auswertung nehmen mussten, um den Fragebogen eingeflossen. durchzugehen. 85 Personen 47 weibliche Personen 38 männliche Personen Notiz: 90 Fragebögen wurden verteilt 1 Person aus einem Einzelinterview 1 Fragebogen ausgefüllt Verteilung: 31 Fragebögen 31 Einzelinterview 06 Gruppeninterview à 3-8 Teilnehmende Gesamt: 85 Personen 47 weibliche Personen 38 männliche Personen 7 Durchschnittsalter: von 78 Personen (7 ohne Angabe) errechnet sich ein Durchschnittsalter von 56,4 Jahren Jüngste Person: 12 J Älteste Person: 97 J Schule / Ausbildung: 4 Personen Anstellung: 17 Personen Selbstständigkeit: 24 Personen Ohne bezahlte Arbeit: 4 Personen Rentner: 26 Personen Ohne Angabe: 10 Personen Gesamt Rückmeldungen (Interviews + Fragebögen) nach Gemeinde: Flieth-Stegelitz: 10 Personen Gerswalde: 29 Personen Temmen-Ringenwalde: 14 Personen Milmersdorf: 12 Personen Mittenwalde: 10 Personen Nicht zuordbar: 10 Personen GERSWALDE Wir haben erstaunlich wenig Absagen auf unsere Anfragen erhalten. Zwei Personen lehnten die Teilnahme am Fragebogen ab. Sie hatten kein Interes- se daran. Drei weitere Menschen lehn- MITTENWALDE ten die Teilnahme an einem Interview ab. Zwei von ihnen gaben Zeitmangel als Grund an, die dritte Person hat uns ihre Gründe nicht verraten. Zwei Personen haben auf unsere schriftli- che Anfrage per Email nicht reagiert. Mit ungefähr vier Interessenten ist FLIETH-STEGELITZ aufgrund von zeitlichen Verschiebun- gen letztlich kein Interviewtermin zustandegekommen. Und einmal ist 8 ein Plakat vom schwarzen Brett ver- schwunden. Viel eindrücklicher war allerdings, dass wir von unseren Gesprächspartner- innen und Gesprächspartnern sehr MILMERSDORF herzlich und offen empfangen wurden. Wir hatten bei allen Interviews das Gefühl, dass wir ganz unverfälscht an den Gedanken und Meinungen der Beteiligten teilhaben durften. Sie haben uns ihre Wohnzimmer und Küchen geöffnet und sich angeregt und über- raschend ausführlich mit uns unter- halten. TEMMEN-RINGENWALDE Wohnhaft seit … in der Amtsregion: Seit der Geburt: 16 Personen Vielen herzlichen Dank dafür! Wir Seit dem Kleinkindalter und haben viel gelernt durch diese unter- länger als 40 Jahre: 9 Personen schiedlichen Begegnungen und kom- men sehr, sehr gerne wieder. Im Erwachsenenalter hergezogen und ... 9 weniger als 10 Jahre: 20 Personen Wir danken auch all jenen Menschen, mehr als 10 Jahre: 12 Personen die wir nicht kennengelernt haben und mehr als 20 Jahre: 10 Personen die mit ihren anonym ausgefüllten mehr als 30 Jahre: 10 Personen Fragebögen einen großen Beitrag mehr als 40 Jahre: 5 Personen geleistet haben, das Stimmungsbild Ohne Angabe: 3 Personen dieser Region zu konkretisieren, und die das Portrait von Gerswalde mit relevanten Themen angereichert haben. Wir wären neugierig und wür- den uns freuen, auch diese Menschen einmal persönlich kennenzulernen. 3/10 ERSTE EINDRÜCKE Es ist immer wieder überraschend: Ein Ort, den man nicht kennt, aber zu kennen glaubt, verwandelt sich vollkommen, wenn man ihn bereist und erforscht. Als würde man einem Fremden begegnen, den man aus der Ferne sieht und von dem ungewollt schon ein Bild oder Urteil im Kopf entsteht. Durch die Gespräche mit den Bewoh- Das spiegelte sich in den Fragebögen nern der Region hat sich unser Blick wider. Denn auch wenn viele über die deutlich geweitet. Wie oft hatten wir Neuzugezogenen sprachen, gemeint zuvor von Berlinern sowie von Ein- waren oft sehr unterschiedliche Grup- heimischen gehört, die Menschen der pen. Manchmal waren Neuzugezogene Uckermark seien eher verschlossen Berliner, die in den letzten Jahren und unzugänglich. So war die erste hergekommen sind. Manchmal han- Überraschung, dass dies kaum typisch delte es sich um Menschen, die sich sein kann, denn wir begegneten fast seit den

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