Notizen Zur Hamburger Rotkreuzgeschichte

Notizen Zur Hamburger Rotkreuzgeschichte

29. Ausgabe, Feb. 2021 Notizen zur Hamburger Rotkreuzgeschichte Newsletter des DRK Landesverbandes Hamburg e. V. „Gute Wünsche allein werden keinen Frieden sichern.“ Alfred Nobel, 1833-1896, Chemiker und Stifter des Nobelpreises Liebe Rotkreuzfreundinnen und -freunde, liebe an Hamburgs Rotkreuzgeschichte Interessierte, 1901 erhielten Henry Dunant und Frédéric Passy den ersten Friedensnobelpreis der Ge- schichte. Für Dunant war das sicherlich nicht nur eine würdige Anerkennung als geistiger Vater der Rot-Kreuz-Idee und aktiver Mitgestalter in der Entstehungszeit des Roten Kreuzes, sondern auch eine kleine Wiedergutmachung für die Zeit des Ausgestoßenseins aus Genf. Aber die Verleihung des Friedensnobelpreises an Dunant und später auch noch mehrfach an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, einmal gemeinsam mit der Liga der Rotkreuz- gesellschaften, steht noch für etwas ganz anderes. Sie steht dafür, dass das Rote Kreuz, auch wenn es aus den Leiden des Krieges entstanden ist, eben nicht Kriege führbarer macht, wie manche Kritiker auch heute noch behaupten. Rotkreuz-Arbeit ist Friedensarbeit! Und das Minimum an Menschlichkeit selbst im Kriege ist oftmals der erste Anknüpfungs- Dr. Volkmar Schön punkt für die Zeit des Miteinanders nach Ende der Kampfhandlungen. Insofern ist „per huma- Konventionsbeauftragter nitatem ad pacem“ – durch Menschlichkeit zum Frieden – eben keine leere Floskel, sondern des DRK Landesverbandes Hamburg e. V. der Weg der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, zu einer friedlicheren Welt beizutragen. Ihr Themenübersicht Friedensnobelpreis Henry Dunant 1895 wird die Weltöffentlichkeit durch wichtig erachtet wird, dass er auch Vorwort Seite 1 den Deutschen Dr. Baumberger da- von der Hamburger Polizei-Behörde Friedensnobelpreis Henry Seite 1 rauf aufmerksam gemacht, dass der archiviert wird. 1897 erscheint die in Dunant Gründer des Roten Kreuzes, Henry den letzten vier Jahren gemeinsam mit Dunant, noch am Leben ist. Auch die Dunant erarbeitete „Entstehungs- Weitere Friedensnobelprei- Seite 4 Berliner Volkszeitung berichtet da- geschichte des Roten Kreuzes und se für das Rote Kreuz rüber und veröffentlicht einige Zeit der Genfer Konvention“ des seit vielen später, am 4. September 1896, des- Jahren mit Dunant in Verbindung ste- Nobelpreisträger mit Ham- Seite 5 sen Friedens-Aufruf „An die Presse. henden Stuttgarters Rudolf Müller. Mit burg-Bezug Ein Feuerwort“. Ein Artikel, der als so Hilfe der ein Jahr zuvor in Stuttgart auf Alfred Nobel und die No- Seite 10 seine Initiative belpreise hin gegründe- Henry Dunant Seite 11 ten Dunant Stiftung gelingt Literaturtipp Seite 13 es Müller, im- mer mehr Stuttgart Seite 14 Exemplare Nacht des Wissens Seite 15 seines Buches an bekannte Das Rotkreuzmuseum in Seite 15 Persönlichkei- Heiden ten in aller Impressum Seite 16 Welt zu ver- senden, Zeitungsauszug vom 4.9.1896 (Fortsetzung auf Seite 2) Seite 2 darunter auch an Bertha von Suttner, Ende der 90er Jahre mit Dunant in dermaßen endet: „Wir haben hier in die lange Jahre mit dem zwei Jahre brieflichen Kontakt tritt und sich mit Norwegen von Anfang an seinem zuvor verstorbenen Alfred Nobel be- ihm über seine Erfahrungen auf dem Kampf mit Interesse und Ergebenheit freundet war. griechisch-türkischen Kriegsschau- teilgenommen. Möglicherweise wird platz aus dem Jahre 1897 austauscht. auch das Schicksal es mit sich brin- Und diese antwortet Müller am Dunant bittet Müller, auch Daae ein gen, daß wir es werden, die den ande- 27. Juni 1897 nicht nur, sondern sie Exemplar seines Buches zukommen ren Nationen es zeigen wird, was man macht auch erstmals eine Andeutung zu lassen. Und Müller nutzt die Gele- Dunant verdankt. Unser Storting wird im Hinblick auf den Friedensnobel- genheit, Daae bald Nobels Frie- preis: „...Das Stuttgarter Comité hat in der Frage denspreis verteilen. zwar schon einen wunderschönen des Friedensno- Wäre nicht Dunant in Erfolg gehabt: Dunant ist aller Not ent- belpreises an jeder Beziehung der- hoben und der Vergessenheit entris- Dunant um Zu- jenige, dem dieser sen; aber es wird sich doch noch am sammenarbeit Preis als eine Selbst- 70ten Geburtstag etwas veranstalten zu bitten. Beide verständlichkeit zuer- lassen, was ihm die Huldigung der treffen sich im kannt werden müß- ganzen Mitwelt und eine wirklich gro- November 1898 te?“ Der Artikel wird ße Summe – ein Vermögen – ein- in Stuttgart, wo auch von der engli- bringt, über das er jedenfalls zum – wie Müller schen Zeitschrift „Re- Wohle der Menschheit verfügen wird.“ später schreibt view of Reviews“ – „der Schlacht- übernommen. Und Müller gewinnt auch den Schweizer plan im einzel- Daae veröffentlicht Pfarrer Hottinger, sich für eine Rehabi- nen ausgearbei- auch weiter Artikel in litierung Dunants einzusetzen. Einen tet wurde“. Und der heimischen Pres- seiner Vorträge „Henri Dunant – Ein Müller ver- se und bemüht sich Abriß seines Lebens und Wirkens“ schickt weiter um Kontakte mit lässt Hottinger im Friedrich Schultess sein Buch, jetzt maßgebenden Per- Verlag in Druck geben. Darin heißt es auch an zahlrei- sönlichkeiten des u. a.: “... Noch ein Punkt ist zu erledi- che Fürsten- öffentlichen Lebens, gen, der nervus rerum. Hat denn nicht häuser und an um sie für sein Anlie- Dunant den in Vorstehendem gezeich- Björnstjerne Rudolf Müller gen zu gewinnen. neten Idealen außer seiner Lebenszeit Björnsen, der und allen disponiblen Kräften auch Mitglied des norwegischen Nobel- In Norwegen wird die Zahl der ge- sein Vermögen geopfert? Von der ein- Komitees ist. nannten Vorschläge und Bewerber gangs erwähnten Dunant-Stiftung immer größer und Müller ist klar, dass nicht zu reden … erinnere ich mich zur Dessen Antwort vom 27.11.98 bedeu- er einen erneuten Vorstoß ins Zent- Beantwortung obigen Einwurfs nur an tet jedoch zunächst einen Dämpfer: rum, also ins Nobelkomitee selbst un- das Testament von Alfred Nobel, das „Leider sagt unsere Instruktion, daß ternehmen muss. So schreibt er er- alljährlich demjenigen, der am meisten wir den zu wählen haben, der im ver- neut an Björnson, warum seiner Mei- oder am besten gangenen Jahr nung nach nur Dunant für den Preis in für die Einbürge- das meiste für Frage komme, beigefügt sind dem rung des dauern- die Friedens- langen, zweiteiligen Brief 19 Anlagen, den Völkerfrie- sache geleistet die die Begründung untermauern sol- dens gewirkt hat, hat. Die Be- len. Und er ist nicht erfolglos in seinem eine Prämie von stimmung ist Bemühen. In seiner Antwort von 9. Juli 200.000,- Kronen, dumm und 1900 geht Björnson nicht erneut auf macht ca. lästig, aber ist das Statutenthema ein, sondern ant- 250.000,- Fran- Bestimmung. wortet u. a.: „Kann Dunant nicht den ken zusichert. Der Dazu kommt, ersten Preis bekommen, so giebt ja norwegische Stor- daß unsere einen jedes Jahr. Ich hoffe ihn belohnt ting ist zum Voll- Belohnung nur zu sehen. Ihr Buch habe ich seinerzeit strecker dieses zu denen ge- gelesen“ (Der Inhalt von Müllers Brief letzten Willens hen kann, die ist wörtlich bei Willy Heudtlass auf den bestellt worden. direkt für die Seiten 160-168 abgedruckt). Müller Wer wäre aber Sache des vermutet in einem Schreiben vom solcher Anerken- Friedens ge- 6.12.1900 an Dunant, dass Björnson nung würdiger als wirkt haben. Ihr ihn erst deshalb für den zweiten No- unserer Dunant?“ großer Freund belpreis vorsähe, da er ein enger Und in Holland hat meine gan- Freund von Frédéric Passy und der setzt sich, ange- ze Sympathie.“ Auffassung sei, dieser müsse den ers- regt durch Müller, ten Preis bekommen. Und dann er- der Journalist Aber Daae gibt wähnt er, dass Daae in einem persön- Dr. Haje für Dun- nicht auf. Im lichen Gespräch mit Björnson den Vor- ant ein. Dr. Hans Daae Januar 1899 schlag aus Müllers Brief untermauert veröffentlicht er habe, doch beiden Personen zeit- Und es findet sich ein weiterer Unter- in der norwegischen Zeitschrift gleich den Preis zu verleihen, und stützer, der 1865 in Oslo geborene „Krinsjaa“ einen sieben Spalten langen Björnson zugestimmt habe. norwegische Sanitätskapitän und spä- Bericht über seinen vorjährigen Be- tere Generalarzt Dr. Hans Daae, der such bei Dunant in Heiden, der folgen- (Fortsetzung auf Seite 3) Seite 3 Es bleibe aber zweifelhaft, ob die Sat- Pirquet und einer von Bertha von Sutt- Preissumme verfahren werden könnte. zungen eine gleichzeitige Preisverga- ner zitiert. Und weiter heißt es: „Der Ausdruck be an zwei Empfänger „der im vergangenen zulassen würde. Daae Jahr am meisten ge- bleibt daher in Norwe- leistet hat“ ist ohnehin gen nicht untätig. Er hat fallen gelassen wor- unterdessen u. a. den den; es ist ja unmög- Sanitätsverein der nor- lich auf einem sol- wegischen Damen, chen Gebiet Ver- dessen Vorsitzende die dienste zu erwerben Frau des Justizminis- und deren Wirkung in ters ist, und die Vereini- so kurzer Zeit festzu- gung norwegischer stellen.“ Damen für das Stimm- recht gewonnen, dem Im Folgenden einige Nobel-Komitee Dunant Auszüge aus der Be- als Preisempfänger gründung für die vorzuschlagen. Müller Preisverleihung an schickt Daae dann eini- Dunant: ge Hundert Mark aus seinem eigenen erspar- „Henri Dunant ten Geld, da die Stif- tungskasse inzwischen ist als Kandidat vom leer war, damit dieser Präsidenten des Nor- seine in Norwegisch wegischen Nobel- geschriebene Broschü- Komitees, Reichs- re möglichst weit ver- staatsanwalt Getz – breiten kann. durch Unterzeich- nung eines Vor- Überall in Deutschland, schlags der Sanitäts- der Schweiz, Norwegen vereinigung Norwegi- und Schweden, insbe- scher Frauen –, von sondere dort also, wo den Staatsräten es schon länger Qvam und Sunde – etablierte Nationale

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