Sesshaftmachung Von Landarbeitern Und Innere Kolonisation in Dänemark. Von Dr

Sesshaftmachung Von Landarbeitern Und Innere Kolonisation in Dänemark. Von Dr

Sesshaftmachung von Landarbeitern und innere Kolonisation in Dänemark. Von Dr. Hollmann, landwirtschaftlichem Sachverständigen beim Kaiserlichen Generalkonsulat in St. Petersburg. (mitgeteilt vom Auswärtigen Amt) Das erste Gesetz über die Sesshaftmachung der Landarbeiter in Dänemark datiert vom Jahre 1899. Nach fünf Jahren, im Jahre 1904 ■wurde das Gesetz einer Durchsicht unterworfen, die zu einer Erweiterung und Verstärkung der staatlichen Massnahmen führte, und nach abermals ünf Jahren, im Jahre 1909 wurde das Gesetz wiederum durchgesehen mit dem Ergebnis einer abermaligen Erhöhung der aufzuwendenden Staats­ mittel. Die wesentlichen Bestimmungen des neuen, mit dem 1. April 1910 ln Kraft getretenen Gesetzes sind folgende: Die Berechtigung für die Erwerbung eines Staatsdarlehens zum Er­ werb von Grundbesitz hat jeder Mann oder unverheiratete Frau, die sich wesentlich von der Ausführung von allgemeiner Landarbeit, hierunter uueh Gartenarbeit, für andere gegen Vergütung ernährt, ob er (oder sie) uun im festen Dienstverhältnis steht oder seinen Erwerb als Tagelöhner ezieht oder selbst Pächter einer Stelle von der im Gesetz festgelegten 'össe ist oder gewesen ist; ferner die mit Landarbeitern in wirtschaft- ’c er Hinsicht gleichgestellten Landhandwerker, Ziegeleiarbeiter, Fischer, le nicht direkte Mittel aus dem Staatsdarlehnsfonds für Fischereizwecke Gzogen haben und andere Berufe, die sich teilweise von Landarbeit er­ nähren. Bedingung ist, dass der Antragsteller K die Staatsangehörigkeit besitzt, 2. zwischen 25 und 50 Jahre ist, 3. nicht für eine entehrende Handlung bestraft ist, 4. nicht unzurückgezahlte Armenunterstützung genossen hat, 5. sich vier Jahre als Landarbeiter nach seinem 18. Lebensjahre er­ nährt hat, 6- ein Zeugnis aufweist, dass er ein fleissiger, nüchterner und spar­ samer Mann ist, 7- nachweist, dass er im Besitze eines Vermögens ist, das einem Zehntel des Beleihungswerts der Stelle gleichkommt, 3. nicht mit eigenen Mitteln solche Stelle erwerben kann. Die Stellen, die auf Grund dieses Gesetzes erworben werden, sollen lc d unter 1 Hektar Land umfassen. Archiv IV, 3. 7 Wenn ein Landarbeiter, der obigen Voraussetzungen entspricht, Grundbesitz wünscht und nicht in der Lage ist, solchen anzugeben, so kann er sich an den Kommunalrat wenden, der darauf nach näher bestimmten Vorschriften die nötigen Schritte in dieser Richtung unternimmt. Der Kommunalrat wird zunächst suchen, Angebote von privaten Grund­ besitzern herbeizuführen; gelingt das nicht, so wird er sehen, ob sich in der Kommune Grund und Boden in öffentlichem Besitz finden, der sich für den gedachten Zweck eignet, und danach mit den in Betracht kommen­ den Behörden in Verhandlung treten. Ist eine Stelle ausersehen, so stellt der Landarbeiter durch den Kommunalrat einen Antrag an den Vor­ sitzenden der für den Bezirk eingesetzten Kommission. Der Antrag soll Angaben über die ungefähre Grösse der zu erwerbenden Stelle, über den Preis, zu welchem der Grund und Boden zu haben ist, sowie Pläne über die zu errichtenden Gebäude — falls der Landarbeiter nicht etwa schon im Besitze solcher ist — enthalten. Die gesamten Kosten, welche die Stelle hiernach dem betreffenden Antragsteller machen wird, (der Beleihungswert der Besitzung gegenüber dem Staate) dürfen nur in Gegenden, wo die Bodenpreise besonders hoch sind, die Summe von 6500 Kronen (1 Kr. = 1,12 M.) in keinem Falle abe- die Summe von 8000 Kronen übersteigen. Die Kommission besichtigt darauf die Stelle, untersucht, ob sie sich für landwirtschaftlichen Kleinbetrieb eignet, ob der Preis angemessen ist, ob die geplanten oder die sich etwa schon im Besitz des Arbeiters befindenden Gebäude der Stelle entsprechend sind und gibt darauf dem Antragsteller Bescheid, ob er für die betreffende Stelle ein Staatsdarlehn erhalten kann oder nicht und aus welchen Gründen nicht. Im letzten Falle steht dem Antragsteller die Berufung an den Landwirtschaftsminister frei. Ist alles in Ordnung befunden, und hat der Arbeiter den Bescheid erhalten, dass er qualifiziert ist, die Staatsbeihilfe zum Erwerb der Stelle zu erhalten, sind ferner die nach der Planvorlage für gut befundenen Ge­ bäude vorschriftsmässig aufgeführt und die Besitzung mit dem notwendigen toten und lebenden Inventar versehen, so kann der Arbeiter, indem er sich an die Amtskommission wendet, sein Staatsdarlehn ausbezahlt erhalten, das V10 vom Beleihungswert der Stelle beträgt. Das Darlehen wird auf die gesamte Besitzung mit ihren Gebäuden und ihrem Viehbestand ein­ getragen und mit 3 % jährlich verzinst. In den ersten fünf Jahren ist das Darlehen abtragsfrei; danach werden die letzten 2/n des Darlehens mit 1 % jährlich abgetragen. Wenn dieser Teil des Darlehens abgetragen ist, wird der Rest mit 1 % jährlich abgetragen. Das Darlehen ist unkündbar, solange die betreffende Stelle den Be­ stimmungen des Gesetzes gemäss erhalten wird. An solchen Staatsdarlehen zur Gründung von kleinen Stellen kann der Staat während fünf Jahren jährlich eine Summe bis zu 4 000 000 Kronen aufwenden, die auf die einzelnen Amtsratskreise nach dem Verhältnis der eingegangenen Gesuche verteilt werden. 83 Niemand kann für mehr als eine Stelle Staatsdarlehen erhalten. Die Stelle muss als landwirtschaftlicher Betrieb erhalten bleiben. Der hierfür notwendige Viehbestand sowie totes Inventar und Gebäude sind in Stand zu halten. Der Besitzer ist verpflichtet, der Amtskommission zu jeder Zeit Zutritt zu gewähren, damit sie sich von der Einhaltung dieser Verpflichtung überzeugen kann. Solche Besichtigungen sollen mindestens jedes dritte Jahr abgehalten werden. Der Besitzer ist verpflichtet, Gebäude sowie lebendes und totes Inventar gegen Feuersgefahr in einer staatlich an­ erkannten Feuerversicherung zu ihrem vollen Werte zu versichern. Die Stelle darf nicht zerstückelt oder mit anderem Grundbesitz zusammen- gelegt werden, jedoch kann die Erlaubnis zur Zusammenlegung erteilt werden, wenn die Umstände dafür sprechen, dass der Besitzer seinen Be- rieb erweitere. Die Stelle muss indessen ihren Charakter als landwirt­ schaftlicher Kleinbetrieb bewahren. Die Stelle kann unter der Voraus­ setzung übertragen werden, dass der neue Erwerber die vorhin erwähnten allgemeinen Bedingungen für die Erlangung des Staatsdarlehens erfüllt. tirbt der Besitzer, so kann die Witwe in das Verhältnis des Erblassers ZUr Staatskasse eintreten; geht die Witwe eine neue Ehe ein, so kann Geses Verhältnis nur bestehen bleiben im Falle, dass der Mann die Be­ dingungen zur Erlangung eines Staatsdarlehens erfüllt. Dasselbe gilt für cn Kall, dass eine andere Frau, die eine staatliche Häuslerstelle erworben at* die Ehe eingeht. Die Stellen können nach bäuerlichem Erbrecht, d. h. unter Bevorzugung eines der Erben übertragen werden. Wird das estationsrecht zum Vorteile eines der Kinder ausgeübt, so soll dieses in uas Verhältnis des Erblassers zur Staatskasse eintreten können, sofern er 0 {er’ wenn es eine verheiratete Tochter ist, deren Mann die oben an- ge ährten Bedingungen unter 3, 4 und 6 erfüllt, doch nur für den Fall, dass le mi T estamente für die Miterben angesetzte Summe nicht höher ist als er kuim Tode des Erblassers abgetragene Teil des Staatsdarlehens. ^ Line wesentliche Bestimmung des neuen Gesetzes ist das sogenannte -rgänzimgsdarlehen für solche, die bereits auf Grund der früheren Gesetze Jiidber einer Staatshäuslerstelle sind. Das Gesetz bestimmt hierüber, vass so*chc Ergänzungsdarlehen zur Erweiterung des Betriebes oder zur ervoiisj-gnjjgjjHg der Gebäude bewilligt werden können. Das Ergänzungs- -?en wird zu "An des Betrages berechnet, um welchen der Beleihungs- ,,ei gegenüber den früheren Gesetzen von 1899 und 1904 erhöht ist. Das -wsetz von 1899 hatte den Beleihungswert auf 4000 Kronen und das Gesetz auf 5000 Kronen festgelegt, während das neue Gesetz ihn auf Kronen erhöht. Die Differenz beträgt also im Verhältnis zu dem Ge- ISnn r 1899 2500 Kronen, und im Verhältnis zu dem Gesetz von 1904 0 Kronen. Von diesen können also %o als Ergänzungsdarlehen be- 1 'gt werden, jedoch mit der Massgabe, dass das Darlehen für die auf p.und des Gesetzes von 1899 2100 Kronen und für die auf Grund des Ge- In Z|CS V'°n errichteten Stellen 1400 Kronen nicht übersteigen darf. ”. j.cn Fällen, wo auf Grund besonders hoher Bodenpreise Darlehen be- 1 wurden, die 3600 Kronen beziehungsweise 4500 Kronen überstiegen, 84 darf die Summe des ursprünglichen Darlehens und des Ergänzungs­ darlehens 8000 Kronen nicht übersteigen. Das Ergänzungsdarlehen wird zu denselben Bedingungen gewährt wie das Hauptdarlehen, jedoch so, dass das Ergänzungsdarsehen 51% Jahre nachdem das Hauptdarlehen gewährt wurde, voll abgetragen sein muss. Die praktische Handhabung des Gesetzes vollzieht sich folgender- masscn: Es wird für jeden Amtsratskreis eine Kommission von drei Mit­ gliedern eingesetzt, die für die Errichtung von Stellen für Landarbeiter zu sorgen hat und der die Aufsicht über die errichteten Stellen obliegt. Der Vorsitzende der Kommission wird vom Landwirtschaftsminister, die beiden anderen Mitglieder vom Amtsrat gewählt. Die Wahl gilt auf sechs Jahre; Wiederwahl kann stattfinden. Die Mitglieder der Kommission erhalten als Reisevergütung 1 Krone pro laufende 5 Kilometer oder Eisenbahnfahrkarte III. Klasse, wo solche benutzt werden kann, ausserdem als Tagegeld 6 Kronen, falls die Reise oder Besprechung nicht über 12 Stunden beansprucht hat, sonst 10 Kronen. Ferner erhält der Vorsitzende für die ausgeführten Bureauarbeiten eine Vergütung von 10 Kronen jährlich für jeden von ihm in dem laufenden Finanzjahre zustande gebrachten Darlehnsabschluss. Die Ausgaben

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