Rund-Wanderung 11.03.2021 Liebe Veteranen Die Coronaseuche hat uns immer noch im Griff. Wir starten beim Rebstock in Effingen, wandern Gemeinsame Treffen sind vorläufig noch nicht über das Stampfetel und die Barnighalde hinauf möglich. Darum nehme ich euch nochmals auf nach Gallenkirch. Von dort gehen wir hinunter eine kleine Wanderung mit. Auf den ersten Blick ins Sagemülitäli und dann entlang dem Sagerain ist es nichts Spektakuläres. Aber ihr werdet zurück nach Effingen. sehen, unterwegs gibt es viel Interessantes zu entdecken. Unsere geplante Wanderroute Oberhalb vom Chilspel machen wir den ersten Halt. Von hier aus haben wir einen wunderbaren Ausblick über das Dorf. Und wir staunen, was wir vor 110 Jahren gesehen hätten. 1 Effingen um 1910 2 Wir wandern nun weiter Richtung Langebuen. Beim Waldeingang werfen wir einen Blick hinüber zum Rugen. Über den Fohlenhof haben wir auf der November-Wanderung Einiges erzählt. Rugen 2021 Rugen 1920 Heute belassen wir es bei der schönen Aussicht. 3 Unterdessen sind wir am Waldrand Bord. Sie markieren den Verlauf des alten Weges angekommen. Wenn wir zurück schauen, sehen Richtung Dorf, der vom Chilspelhof schräg den wir die lange Hecke und das langgezogene sanfte Hang hinaufführte. 4 Der untere Barnigweg führt nun in den Wald und dann hinunter nach Schinznach, dort mit der schon bald macht er eine scharfe Kurve. Anstatt Fähre über die Aare und dann Richtung nach links auf den Stumpenweg steigen wir auf Innerschweiz und Gotthard. Bis zum Neubau der dem unscheinbaren Pfad schräg den Hang heutigen Bözbergstrasse von 1778 war das ein hinauf. Das ist der alte Hauptweg von Effingen viel begangener Weg. nach Gallenkirch oder sogar weiter nach Linn und Langsam ansteigend marschieren wir bergwärts und erreichen schon bald das Plateau des Barnig. Unser Waldpfad mündet in einen Feldweg, der nach Gallenkirch führt. Wir könnten nun eine Abkürzung Richtung Sagemüli nehmen. Aber wir wollen uns Gallenkirch doch noch genauer an- sehen und uns mit der spannenden Geschichte dieses kleinen Dorfes (heute Dorfteil von Bözberg) befassen. 5 6 Die alte Michaeliskarte von 1840 zeigt den Weg über Chilspel – Barnig. Die Verbindung über das Stampfetel (Stampfenthal) war nur ein Fussweg. Die Geschichte von Gallenkirch Dinghof Elfingen und der Vogtei Frick des Grafen von Homburg. Es blieb also nur ein Ausweichen Die Geschichte von Gallenkirch ist seit etwa 1200 auf den Bözberg, wo es offenbar noch genügend sehr eng mit dem Kloster Säckingen verbunden. Land zum Roden gab. Der neue Rodungshof war Das adelige Damenstift wurde schon früh durch nun eine Exklave des Dinghofes Hornussen. die fränkischen Königshäuser mit Ländereien beschenkt, da diese in den alemannischen Wann das Gebiet den Namen Gallenkirch erhielt Gebieten Einfluss gewinnen wollten. Die ist nicht bekannt. Aber es dürfte mit der Sage Ländereien lagen im Rheintal, im Fricktal, zusammenhängen, dass der irische Mönch Wiesental, Hotzenwald und auch in Glarus. Es Gallus, der später das Kloster St. Gallen war kein geschlossenes Gebiet, sondern gründete, auf seinem Weg vom Rhein über den Streubezirk mit sogenannten Dinghöfen. Im Bözberg hier vorbei gekommen sei. Fricktal war das der Dinghof Hornussen, der wohl Noch 1577 wird eine Kapelle erwähnt: schon im 7./8.Jh. durch Alemannen gegründet „Gallenkilch, ein Dorf mit einer Kapelle, liegt auf worden war. dem schon öfters genannten Bözberg.“ Im 11./12. Jh. nahm die Bevölkerung stark zu und 1683: „kein recht Dorf, sondern nur ein Hof, darauf man musste weiteres Land roden. Hornussen sechs Feuerstätten oder Haushaltungen sind.“ war da etwas eingeklemmt zwischen dem 7 In der Mitte des 18. Jh. erwähnt die Kirchge- meinde Bözberg, dass es in einem Haus in Gallenkirch Überreste der einstigen Kapelle geben habe. 1922 fand Samuel Heuberger im sogenannten Gallushaus des Abraham Erismann einen Rundbogen, der zur Kapelle gehört haben könnte. In Erinnerung an Gallus – den ehemaligen Dorfheiligen – wählte die Gemeinde 1953 ihr neues Wappen mit dem Holzstab und dem Kreuz. Gallenkirch war zehntpflichtig nach Hornussen bzw. nach Säckingen. 1338 kam es zu einem Streit zwischen dem Pfarrer von Hornussen und dem Stift von Säckingen. Es ging um den Zehnten der ehemaligen Allmend im Gebiet Barnig. 8 Dieses Dokument ist die erste Erwähnung von Berner diese Rechte angeeignet haben ist nicht Gallenkirch. Darum feierte das Dorf 1988 das 650 bekannt. Jahr-Jubiläum. 1614 kam es zu einem Streit wegen des sogenannten „Todfalls oder Besthaupt“. Nach einem Todesfall hätte ein Gallenkircher das Besthaupt nach Hornussen bzw. nach Säckingen bezahlen sollen und er weigerte sich. Es kam zum Streit zwischen Säckingen und Bern. Die Gnädigen Herren von Bern beharrten darauf, dass die Todfallabgaben in Zukunft an das Amt Schenkenberg gingen. Wenn wir heute durch das Dorf gehen, fällt uns auf, dass es mehrere stattliche Bauernhöfe hat. Schon zur Berner Zeit waren das begüterte Leute. Prominente Geschlechter (Erismann, Gasser, Haldimann) betrieben eine fortschrittliche Landwirtschaft und sie galten lange als Vorzeigebetriebe für die Bauern in In späteren Dokumenten wird festgehalten, dass der Region. Ein Erismann erreichte sogar prominente der grosse Zehnten von Getreide und Wein an Stellung in Politik und Verwaltung. das Stift Säckingen ging und der kleine Zehnten von Bohnen und Erbsen an den Pfarrer von Hornussen. Die Gallenkircher entrichteten den Die Schule von Gallenkirch Getreide- und Weinzehnten bis zum Ende des 19. Schon seit 1635 müssen auf dem Bözberg schulen Jh.. 1804 nach der Gründung des Kantons Aargau bestanden haben. Wie damals üblich wurde der lösten sie ihn dann mit einer Kapitalabfindung Unterricht in einer Stube des Schulmeisters ab. abgehalten. Nach der Gründung des Kantons Aargau 1803 wurde der Bau eines Schulhauses auch für 1348 bestand Gallenkirch aus einem Gallenkirch ein Thema. 1808 stellte Samuel Erismann Kellerhof(Verwalter), 3 Huben (17-25 ha) und 3 der Gemeinde ein Stück Land von 9,6 x 6 m zur Schupposen (4-7 ha) und 9 weiteren Parzellen. Verfügung. Dort baute man ein einstöckiges Gallenkirch gehörte aber weiterhin mit allen Rechten Häuschen für Feuerwehrspritze und Waschhaus. Der und Pflichten zum Dinghof Hornussen. Sie hatten zusätzliche Keller wurde von Samuel Erismann sogar Mahlpflicht in der Herrschaftsmühle in genutzt (er war der Urgrossvater mütterlicherseits Hornussen. Der Weg über den Barnig, die Langebuen, von Marie Heim-Vögtlin, die 1845 im Bözer Pfarrhaus den Chilspel nach Effingen und nach Hornussen war zur Welt kam und die erste Schweizer Ärztin wurde). also die Hauptlebensader, sei es für Kirchenbesuche 1822 wurde das Haus um einen Stock erhöht und als oder für wirtschaftliche Angelegenheiten. Auch die Schulzimmer benutzt. Der Bau war schlecht und es Lage am Hauptübergang nach Linn zur Fähre in gab immer wieder Reklamationen wegen Feuchtig- Schinznach gab dem Dorf eine grosse Bedeutung. keit, Schimmel, Zugluft und Kälte. Mit der Zeit gab es In der Anfangszeit wurde Gallenkirch vom Keller dann immer wieder Anläufe, die Schule mit Linn verwaltet, ab 1628 dann durch die „Gemeinde“. zusammen zu legen, aber diese Ideen scheiterten Gerichtsmässig gehörten sie aber immer noch zu mehrmals. Erst 1917/18 kam es zum Zusammen- Hornussen. schluss. Ab dann besuchten die Gallenkircher Kinder die Schule in Linn. Auch in Linn befanden sich die Gallenkirch war also eingeschlossen von beiden Schulzimmer in einem ähnlich kleinen Haus. habsburgischen Ländereien. Nach der Eroberung des Das Schulhaus Gallenkirch diente fortan als Bözbergs durch die Berner (1460) gingen Twing und Gemeindehaus und Gemeindekanzlei. Bannrechte schon bald an die Herrschaft Schenkenberg über. Auf welchem Weg sich die 9 Das Schulhaus von 1822 Das ehemalige Schulhaus heute 10 1964 baute Linn dann das neue Schulhaus und 1995 Es entstanden sogenannte Auswanderervereine, die die Turnhalle. Aber schon 2009 wurde der Betrieb ein für grosse Gruppen die beschwerliche Reise gestellt und alle Kinder mussten auf den Bözberg zur organisierten. Schule. 1816 waren es 53 Leute aus Linn und Gallenkirch und Stalden, die den Weg nach Amerika auf sich nahmen, Die kleine Einwohnerzahl beider Gemeinden war 1848 sogar 23 Personen allein aus Gallenkirch. stets ein grosses Hemmnis für die Weiter- entwicklung. 1771 zählte der Landvogt von Schenkenberg 9 Häuser 15 Feuerstätten 14 Wirkliche Ehen 64 Einwohner , davon 16 Buben unter 16 Jahren und 8 Mädchen unter 14 Jahren In neuerer Zeit war Gallenkirch ein eigenständiges Dorf, das kleinste im Aargau. Seit 2013 ist es ein Teil Das Leben in Gallenkirch war beschwerlich. Der der neuen Gemeinde Bözberg. grosse Bevölkerungszuwachs in der Mitte des 19. Jh. führte zu einer starken Zersplitterung der Betriebe, so dass es nicht mehr reichte, um eine Familie zu ernähren. Viele Familien gerieten in grosse Armut und sahen in der Auswanderung ihre letzte Rettung. Das Gallushaus 11 Gallushaus Ruedihaus 12 Nach dem kurzen Aufenthalt in diesem wenig Nach wenigen Minuten kommen wir in der Sagemüli bekannten Dörfchen wandern wir weiter das Tal an. Auf der linken Seite ragen die mächtigen Flanken hinunter ins Sagemülital. Unser Weg verläuft fast des stillgelegten Steinbruchs in die Höhe. Er ist heute parallel zum Bach und rechterhand zieht sich eine ein Naturschutzreservat und es wurden mehrere lange Flanke gegen den Widräk. Die alten Flurnamen Tümpel angelegt zur Förderung der Amphibien, allen verraten uns, dass auch in Gallenkirch früher viel voran des Glögglifrosches (Geburtshelferkröte). Weinbau betrieben wurde: „Reberai, Rebmatt, Rebe, Geradeaus
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages33 Page
-
File Size-