Diplomarbeit / Diploma Thesis

Diplomarbeit / Diploma Thesis

DIPLOMARBEIT / DIPLOMA THESIS Titel der Diplomarbeit / Title of the Diploma Thesis „Spiele spielen eine Rolle: Über den Stellenwert von Brett-, Karten- und Würfelspielen in der spätmittelalterlichen Gesellschaft“ verfasst von / submitted by Matthias Klementschitsch angestrebter akademischer Grad / in partial fulfilment of the requirements for the degree of Magister der Philosophie (Mag. phil.) Wien, 2018 / Vienna, 2018 Studienkennzahl lt. Studienblatt / A 190 313 456 degree programme code as it appears on the student record sheet: Studienrichtung lt. Studienblatt / Lehramtsstudium degree programme as it appears on UF Geschichte, Sozialkunde, Polit.Bildg. the student record sheet: UF Geographie und Wirtschaftskunde Betreut von / Supervisor: ao. Univ.-Prof. Dr. Mag. Meta Niederkorn II Für meine Großeltern III Bildrechte: In dieser Arbeit werden einige Abbildungen dargeboten, um nicht nur Spielmaterialien, sondern auch Bilder und Drucke aus Handschriften und Inkunabeln zu zeigen. Die Rechte dieser Bilder bleiben bei den angegebenen Einzelpersonen oder Institutionen und wurden mir entweder durch eine direkte Erlaubnis oder durch eine Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung gestellt. Die Rechteinhaber sind nach den Wünschen der Institutionen und Einzelpersonen umfangreich angegeben. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass diese Arbeit keinerlei kommerzielle Zwecke verfolgt. IV Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ................................................................................................................. 1 2. Die Spiele des späten Mittelalters ............................................................................. 5 2.1. Würfelspiele ................................................................................................................. 5 2.2. Brettspiele .................................................................................................................. 12 2.3. Kartenspiele................................................................................................................ 26 3. Spiele in den Quellen des späten Mittelalters .......................................................... 40 3.1. Spiele in Wortsammlungen ......................................................................................... 40 3.2. Spiele in den literarischen Texten ................................................................................ 49 3.3. Das Spiel im Spiegel der Rechtsvorschriften ................................................................. 58 3.4. Predigten gegen das Spielen ........................................................................................ 63 3.5. Spiele in der Kunst ...................................................................................................... 66 4. Die Spiele in der Gesellschaft .................................................................................. 71 4.1. Freizeit und Spielzeit ................................................................................................... 71 4.2. Orte des Spielens ........................................................................................................ 73 4.3. Der Stellenwert der Spiele in der Gesellschaft .............................................................. 76 a. Adel .................................................................................................................................................... 76 b. Klerus ................................................................................................................................................. 78 c. Bürger und Bauern ............................................................................................................................. 80 4.4 Frauen und Spiele ........................................................................................................ 83 5. Wozu spielen? Mutmaßungen über den Zweck von Spielen im späten Mittelalter .... 86 5.1. Das Spiel als pädagogisches Mittel ............................................................................... 86 5.2. Repräsentation durch und mit Spielen ......................................................................... 91 5.3. Finanzielle Aspekte des Glücksspiels ............................................................................ 93 6. Resümee ................................................................................................................. 96 7. Verzeichnisse .......................................................................................................... 99 7.1. Abbildungsverzeichnis ................................................................................................. 99 7.2. Quellenverzeichnis .....................................................................................................100 7.3. Nachschlagewerke und Lexika ....................................................................................101 7.4. Literaturverzeichnis....................................................................................................102 8. Anhang ..................................................................................................................106 8.1. Transkription AT-WStLA-HAUrk 3908. .........................................................................106 8.2. Zusammenfassung / Summary ....................................................................................108 V VI 1. Einleitung „Zweimal zwei Buchstaben bilden mich oder drei Silben. Nimmt man mir den Kopf weg, entsteht aus dem Rest ein Tier. Tilgt man den Bauch, werde ich anmutig mit Federn bedeckt sein. Dreht man mich um, bin ich nichts – nichts für den Laien und nichts für den Kleriker.“1 Dieses Buchstabenrätsel entstammt der Textsammlung der „Carmina Burana“ und wird dabei der Kategorie der Trink- und Spielerlieder zugeordnet. Es soll die Lesenden dieser Arbeit begleiten, denn die Lösung ist eng verbunden mit dem Thema der Spiele. Unter dem Titel „Spiele spielen eine Rolle: Über den Stellenwert von Brett-, Karten- und Würfelspiel in der spätmittelalterlichen Gesellschaft“ soll sich in dieser Untersuchung dem Thema der Spiele angenähert werden und diese in der spätmittelalterlichen Gesellschaft verortet werden. Die zentrale Frage, die dieser Arbeit vorangeht, ist das warum. Warum spielen Spiele eine Rolle und wofür? Johan Huizinga, ein niederländischer Historiker, diskutiert in seinem 1939 erschienenem Werk „Homo Ludens“2 das Spiel als ein zentrales Element unserer Kultur. Dabei diskutiert er nicht den Platz des Spiels in der Kultur, sondern versteht den weitesten Spielbegriff als den Ursprung aller Kultur und führt andere kulturelle Formen, wie das Recht, den Krieg oder die Kunst auf das Spielelement zurück. Dabei definiert er das Spiel vor allem durch seine Freiheit und Begrenztheit. Dieser kulturphilosophische Essay stellt eine wichtige Grundlage für die moderne Spielforschung dar und kann trotz des darauffolgenden Diskurses und der Kritik als wichtige Basis für die Beziehung zwischen dem Menschen und dem Spiel herangezogen werden. Diese Verbindung des Spiels und des Menschen, die im Titel seines Werks als `Homo Ludens` einen Namen findet, begründet nicht nur theoretische Überlegungen, sondern zeigt zudem die Relevanz der Untersuchung der Spiele und ihrer Beziehung zum Menschen auf. Es ist der grundlegende Anspruch dieser Arbeit aufzuzeigen, warum die Spiele in der Betrachtung des späten Mittelalters und in der historischen Forschung eine Rolle spielen und welche Erkenntnisse sich durch diese ableiten lassen. Dem Titel entsprechend verfolgt diese Arbeit das Ziel den Stellenwert von Brett-, Karten- und Würfelspielen in der spätmittelalterlichen Gesellschaft zu diskutieren. Dabei werden die Fragen nach den 1 Nummer 208 der Carmina Burana, zitiert nach Peter Diemer, Dorothea Diemer, und Benedikt Konrad Vollmann, Hrsg., Carmina Burana: Texte und Übersetzungen: mit den Miniaturen aus der Handschrift und einem Aufsatz von Peter und Dorothee [i.e. Dorothea] Diemer, Bibliothek des Mittelalters, Bd. 13 (Frankfurt am Main, 1987), 659 Die Auflösung befindet sich im Resümee. 2 Johan Huizinga, Homo Ludens: Versuch einer Bestimmung des Spielelementes der Kultur (Basel u.A., 1949). 1 Spielformen und der Spielgestalt um die Fragen nach den Spielenden und dem Zweck des Spieles ergänzt, um so einen möglichst umfassenden Ausschnitt zu dieser Thematik zu geben. Die moderne Spielforschung fasst den Begriff des Spiels durchaus sehr breit und so ergeben sich unterschiedliche Definitionen rund um den Spielbegriff. Rainer Buland erstellt für die Vielfalt an verschiedenen Spielformen, die unter dem deutschen Wort `Spiel` zusammengefasst werden, anhand der englischen Begriffe `game`, `play“, `gambling` und `acting` den Versuch einer Einteilung. Die erste Kategorie umfasst die `Zug-um-Zug- Spiele`, wobei die Spielenden jeweils in ihren Spielzügen die Möglichkeit haben zu agieren. Darunter fallen beispielsweise die Brettspiele und Kartenspiele. Die zweite Kategorie umfasst die `Bewegungs-Spiele`, zu welchen jegliche Ball- und Fangspiele, Sportarten und Geschicklichkeitsspiele gezählt werden können. Die dritte Kategorie, die `Gestaltungsspiele`, betreffen die Darbietungen im Bereich der Künste, beispielsweise des Theaters oder der Musik. Die letzte Kategorie, die `Wett-Spiele`, umfasst jegliche Form des Glücksspieles, bei dem auf ein bestimmtes Ergebnis gewettet wird.3 Diese Einteilung der Spielformen zeigt sehr gut die Breite des Spielbegriffes auf, in der sich in diese Arbeit bewegt.

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