Music Visions

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Music Visions Mati Turi, Tenor Lea Birringer, Violine Solisten, Chor und Orchester des Ensemble Inégal Adam Viktora Uckermärkische Musikwochen 2013 Samstag, 3. August • 19.30 Uhr • Nikolaikirche Prenzlau MUSIC VISIONS Mati Turi, Tenor Ensemble Inégal, Orchester Oboe Lea Birringer, Violine Petra Ambrosi Markus Müller Ensemble Inégal Solisten Trompete Gabriela Eibenová, Sopran Ute Hartwich Marta Fadljevičová, Sopran Markéta Cukrová, Alt Violine Hasan El Dunia, Tenor Adéla Štajnochrová Roman Hoza, Bariton Simona Tydlitátová Aleš Procházka, Bass Martin Kalista Elen Machová Ensemble Inégal, Chor Petr Zemanec Sopran Martina Stillerová Yvetta Fendrichová Veronika Manová Alena Hellerová Stanislava Mihalcová Viola Marta Fadljevičová Lýdie Cillerová Kamila Zbořilová Michal Dušek Alt Violoncello Markéta Cukrová Jonathan Pesek Daniela Čermáková Libor Mašek Lenka Čermáková Kamila Mazalová Kontrabass Ondřej Štajnochr Tenor Hasan El Dunia Theorbe Tomáš Lajtkep Jan Krejča Stanislav Mistr Dušan Růžička Orgel Vladimír Roubal Bass Roman Hoza Gran Cassa, Claves Martin Vacula Pavel Rehberger Vítězslav Šlahař Dirigent Aleš Procházka Adam Viktora Aufzeichnung durch Deutschlandradio Kultur Programm Antonio Vivaldi (1678-1741) Dixit Dominus RV 595 - Dixit Dominus - Donec ponam inimicos tuos - Virgam virtutis tuae - Tecum principium - Juravit Dominus - Dominus a dextris tuis - Judicabit in nationibus - Implebit ruinas - De torrente in via bibet - Gloria Patri - Sicut erat in principio - Et in saecula saeculorum, amen Antonio Vivaldi «Salve Regina» (RV 617) - Salve Regina Vivaldis Kirchenmusik in Böhmen - Ad te clamamus Es fehlt der handfeste Beweis, aber die Musikwis- - Eia ergo, advocata nostra senschaftler sind sich weitgehend einig, dass Vivaldi - Et Jesum benedictum mit seinem Vater 1729/30 Prag besucht hat. Wahr- scheinlich komponierte er in Prag seine Oper «Ar- gippo», die im Herbst 1730 im Theater des Grafen Pause Franz Anton von Sporck Premiere hatte. Zu dieser Zeit gründete sein Ruhm vor allem auf seinen Veljo Tormis (*1930) Opern, Vivaldi war jedoch in den zwei Jahrzehnten «Raua Needmine» (1972) davor eher durch seine Solokonzerte in ganz Euro- Chorszene für Tenor, Bariton, Chor und pa bekannt geworden. In Böhmen pflegte Vivaldi Schamanentrommel Kontakte zum Grafen Wenzel Morzin, dem er 1725 Text aus dem finnischen Epos «Kalevala», übersetzt den achten Band seiner Werksammlung widmete, ins Estnische und bearbeitet von August Annist, der u.a. auch die «Vier Jahreszeiten» enthielt. Für Paul-Eerik Rummo und Jaan Kaplinski den böhmischen Adeligen Johann Joseph von Wrtby komponierte Vivaldi Lautenwerke, deren Autographe auf (böhmischem?) Papier geschrieben Arvo Pärt (*1935) sind, das nicht aus Venedig stammt. Schließlich ver- «Fratres» (1977/92) äußerte Vivaldi an seinem Lebensende eine Instru- Für Violine und Orchester mentensammlung nach Böhmen. Die heute aufge- führten Werke gehören aber zum umfangreichen Arvo Pärt kirchenmusikalischen Schaffen Vivaldis, die sich in «Salve Regina» (2002) böhmischen Archiven erhalten haben. In Prag gab Für gemischten Chor und Orgel es zu dieser Zeit zwar keine Hofkapelle von Rang, doch viele und hervorragende Kirchenchöre. Die einzigen erhaltenen Stimmenabschriften des «Dixit Dominus» (RV 595) nach Psalm 110 gehörten ur- sprünglich zum Besitz des Jesuiten-Priestersemi- nars zum Hl. Franz Xaver in der Prager Neustadt. Das Werk stammt aus den Jahren 1715-1717. Auch das «Salve Regina» (RV 617) ist nur aus ei- ner einzigen Quelle bekannt, jedoch nicht aus Prag, sondern aus der Musikaliensammlung des Kloster- stiftes der barmherzigen Brüder in Brünn. Das «Salve Regina» (Gegrüßet seist du, Königin) ge- nen, die meisten a cappella. Die Mehrheit seiner hört neben dem «Alma Redemptoris mater», dem Kompositionen basieren auf der traditionellen fin- «Ave Regina coelorum» und dem «Regina coeli» zu no-ugrischen Volksmusik. den vier großen Marianischen Schlussantiphonen. Er studierte Komposition in Tallinn und Moskau, Diese beschließen seit dem 13. Jh. das tägliche später unterrichtete er selbst Musiktheorie an der Stundengebet der Kirche. Am Ende der Komplet Musikfachschule in Tallinn. Seit 1974 lebt er als frei- bzw. Vesper wird Maria, die Mutter des Erlösers, die schaffender Künstler. Himmelskönigin gegrüßt und um ihre Fürsprache angerufen. Bis zur Liturgiereform des II. Vatikani- Veljo Tormis über «Raua Needmine» schen Konzils war das «Salve Regina» der liturgi- «Dieses Werk hat eigentlich weniger mit Kultmusik schen Zeit «im Jahreskreis» außerhalb der großen zu tun, die es in diesem Sinne bei uns gar nicht ge- Festzeiten zugeordnet. Vor allem in der klöster- geben hat. Es geht eher auf alte Volksliedformen, lichen Tradition hat sich dieser Brauch bis heute ge- wie sie von den Schamanen gepflegt wurden, zu- halten. rück. (Diese Lieder zeichen sich durch ein heidni- In vielen katholischen Regionen ist es Brauch, sches Verhältnis zur Natur, durch eine direkte Hin- das «Salve Regina» beim Begräbnis eines Priesters wendung zur Natur aus.) Die alten Runenlieder, für am Grab zu singen. die eine bestimmte musikalische Form in Verbin- In Handschriften aus den Klöstern auf der Reiche- dung mit dem achtsilbigen Trochäus charakteris- nau und in St. Gallen ist das «Salve Regina» seit dem tisch ist, blieben bis heute erhalten. […] Verdam- 11. Jahrhundert nachweisbar. Die Frage der Verfas- mung des Eisens entstand aus meiner Begeisterung serschaft ist strittig: Lange nahm man Hermann den für dies alten Formen. Der Text stammt aus dem fin- Lahmen von Reichenau (†1054) als Verfasser an, nischen Epos Kalevala, das auf finnisch-karelischen dies gilt heute als unwahrscheinlich. In der Ikono- Liedern basiert. […] Das melodische Element ist graphie wird das «Salve Regina» jedoch über Jahr- stark zurückgedrängt, wichtig ist die Einordnung hunderte hinweg bis in die Gegenwart mit der Rei- der Lieder in den vom Vers diktierten Rhythmus. Im chenau und der Person Hermann des Lahmen in Kalevala gibt es einige Stellen, in denen das Eisen Verbindung gebracht. beschworen wird, nicht der Vernichtung des Men- schen zu dienen. […] Wichtig ist die Beschwörungs- formel an sich: Eisen, ich kenne deine Herkunft, deine Veljo Tormis Entstehungsgeschichte, dein Geheinmnis – das ver- (* 7. August 1930 in Kuusalu, Estland) gilt als einer leiht mir geistige Macht über dich. […] Harmonik und der wichtigsten estnischen Komponisten des 20. Polyphonie im herkömmlichen Sinne gibt es in die- Jahrhunderts. Er ist international bekannt für sein sem Werk nicht.» (1978) umfangreiches Werk von über 500 Chorkompositio- Arvo Pärt (* 11. September 1935 in Paide, Estland) schrieb mit 14 Jahren erste eigene Kompositionen. 1954 be- gann er ein Musikstudium, arbeitete als Tonmeister beim Estnischen Hörfunk und studierte in Tallinn von 1958 bis 1963 Komposition bei Veljo Tormis und Heino Eller. Sein neoklassisches Frühwerk wur- de von der Musik Dmitri Schostakowitschs, Sergei Prokofjews und Béla Bartóks beeinflusst. Anschlie- ßend experimentierte Arvo Pärt mit Arnold Schön- bergs Zwölftontechnik und dem musikalischen Se- rialismus. Seine Musik erregte den Unwillen der sowjeti- schen Kulturfunktionäre wegen der nicht als sys- temkonform angesehenen modernen Komponier- weise und wegen ihrer Religiösität. Seine Komposi- tion «Nekrolog», das erste estnische Werk in Zwölf- tontechnik, wurde im Jahre 1960 offiziell missbilligt. Pärt suchte nach einem neuen künstlerischen Aus- drucksweg und fand ihn ab 1962 als Student am Moskauer Konservatorium in der sogenannten Col- lage-Technik, in der er Klangmaterial aus den Wer- Salve Regina ken anderer Komponisten, vor allem von Johann Der Hymnus für gemischten Chor und Orgel wurde Sebastian Bach, entlehnt. Die Collage-Technik er- für das Essener Münster komponiert, wo er 2002 ur- wies sich jedoch für Pärt als Sackgasse: Er hatte das aufgeführt wurde. Die tiefe Spiritualität ist durch Gefühl, es mache keinen Sinn mehr, Musik zu eine minimalistisch anmutende Faktur ausgedrückt. schreiben, wenn man fast nur zitiert. Der einstimmige Chorgesang wechselt mit durch Anfang der 1970er Jahre trat Pärt der russisch-or- Zwischenspiele der Orgel verbundenen homopho- thodoxen Kirche bei. In einer langen schöpferischen nen und polyphonen Teilen. Pause befasste er sich vor allem mit Alter Musik. 1976 hatte Pärt seinen persönlichen Stil entwickelt, Fratres in dem die persönliche Gefühlswelt zugunsten ei- gehört zu den bekanntesten Kompositionen Arvo ner dem Asketischen entsprungenen Balance zu- Pärts. Es existiert in acht Fassungen für verschiede- rücktritt. Diese neue Sprache nannte er Tintinnabu- ne Besetzungen, etwa für Streicher und Schlag- li-Stil – Glöckchenspiel. Das Ziel ist eine Reduktion zeug, für acht und für zwölf Violoncelli, für Bläserok- des Klangmaterials auf das absolut Wesentliche. Die tett und Schlagzeug. Fratres entstand 1977 und daraus entstehenden Gebilde entbehren trotz der wurde vom estnischen Ensemble Alter Musik «Hor- Reduktion auf das Wesentliche nicht der Komple- tus musicus» uraufgeführt. Bekannt wurde das xität. Anfangs wurde diese Musik auch von estni- Werk insbesondere durch Gidon Kremer, der die schen Alte-Musik-Ensembles gespielt, was beim Fassung für Violine und Klavier mit Elena Kremer zu heutigen Konzert als etwas Besonderes gelten den Festspielen in Salzburg uraufführte. So stand kann: Neue Musik gesungen von einem Chor, der am Anfang der Interpretationsgeschichte dieses besonders die Interpretation Alter Musik be- Werks etwas, was der Kompositionsweise Pärts seit herrscht, «Fratres», ein Werk des 20. Jahrhunderts, den

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