Heute auf Seite 3: Die „89er" blasen zum Sturm £os £OpttuHmW(jJ! UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Erscheint wöchentlich Jahrgang 45 - Folge 46 Landsmannschaft Ostpreußen e.V. Posrvertriebsstück. Gebühr bezahlt 19. November 1994 Parkallee 84/S6, 20144 Hamburg C 5524 C Selbstbestimmung: Mit Takt führen? US-Amerika drängt die Bundesrepublik zu einer Entscheidung Gemessen an der schier grenzenlos opti• vergrößerte Bundesrepublik sein, wohl aus mistischen Aufbruchsstimmung nach dem dem Wissen heraus, daß die europäische Fall der Mauer - die bewegenden Bilder der Führungsrolle nicht ohne irgendeine Staats- Dokumentaristen beweisen es - scheint der raison zu haben ist. Und auch eine zeitlich spätere Alltag die Freude jener Tage voll• befristete Friedfertigkeit unterstellt Kissin• ends begraben zu haben. Es sei hier nicht nur ger den Deutschen: „Es wird oft vergessen, die Skepsis jener eingeschlossen, die, wie daß Deutschland bis 1871 friedfertiger als etwa die Vertriebenen, um die Früchte ihrer die anderen Staaten Europas war. Norma• jahrelang genährten Hoffnungen betrogen lerweise war Frankreich der Störer des Frie• worden sind, sondern auch jene, die den Fra• dens." Wenigstens bis dahin ein Wink für all gen nach dem Wohin unseres Volkes über unsere hauptberuflichen Bewältiger und den Augenblick hinaus nachspüren wollen selbstverständlich ein Tip an alle, die sich in und denen die bloße räumliche oder bevöl• der Verantwortung für unser Volk fühlen, kerungsmäßige Ausdehnung noch kein Ge• jene geschmeidige Diplomatenpfiffigkeit genstand uneingeschränkter Hoffnung wer• endlich abzulegen, um als Fürsten ohne Kro• den konnte. ne den politischen Instinkten, wie sie unse• Bismarck meinte über jene kurzsichtig zu• rer Mittellage entsprechen, wieder freien friedengestellten Apologeten spöttisch: „Es Lauf zu lassen. Hoffnungsvoller Neubeginn: Im Dorf Amtshagen, einem Vorwerk von Trakehnen, stehen ist im ganzen nicht schwer, den deutschen Die Weckrufe von außen signalisieren ein die ersten für rußlanddeutsche Familien errichteten Häuser Foto PFA Philister zu Äußerungen nationaler Erregt• bedingtes Ende der Nachkriegszeit, bei dem heit hinzureißen. In jeder Versammlung ist die bislang auferlegte Sicht zugunsten der Regierungsbildung: ... eine sonore Stimme und eine blühende richtigeren weichen darf. Noch vor der Teil• Phrase ausreichend." Schlimmer scheint vereinigung schrieb die „Washington Post" aber zu sein, daß nunmehr Politiker die na• über das „Problem deutscher Glaubwürdig• Kanzlerwahl und der Dienst der Minister tionale Phrase zu üben scheinen, wobei frei• keit": „In ihrem Herzen wissen die Deut• H. W. - Wenn unsere Wochenzeitung spä• haben uns Dienstag die Rundfunk- und lich der Weg als Einbahnstraße immer nur schen, daß die Westmächte zusammen mit testens als Lektüre zum Wochenende vorlie• Fernsehanstalten vorweggenommen. nach Maastricht zu führen hat. der Sowjetunion Maßnahmen gegen die gen soll, muß das Blatt dienstags auf die Aber kann dies noch der einzige Pfad zu deutsche Wiedervereinigung getroffen ha• Was uns bleibt, ist die Möglichkeit, dar• Rolle gebracht werden, damit es den Leser über zu sinnieren, was so alles zu diesem deutscher Tugend sein? Ex-US-Außenmini• ben, weil das Reich dadurch Europa, wie auch rechtzeitig erreicht. Für die Redaktion Ereignis hinzugehört: Die knappen Mehr• ster Kissinger, ein immer noch mächtiger einst, dominieren könnte. Die Deutschen heißt das, die Texte der ersten Seite noch bis heitsverhältnisse, die CDU/CSU und FDP Mann, äußerte dieser Tage: „Solange müssen aber vortäuschen, das nicht zu wis• Dienstagmittag in die Druckerei zu geben. zwingen, darauf bedacht zu sein, alle Mann Deutschland geteilt war, machte die politi• sen, so daß ihre Handlungen mit den fal• Das hat den Vorteil, letzte aktuelle Nach• an Deck zu haben, wenn es darum geht, in sche Führungsrolle Frankreichs in Europa schen westlichen Versicherungen überein• richten zu bringen oder politische Ereignisse geheimer Wahl den Kanzler zu wählen. Kein Sinn. Aus diesem Arrangement bezog West• stimmen. Dadurch ist es soweit gekommen, zu kommentieren. Wunder, daß bei dem knappen Ausgang der deutschland letztendlich seine Legitimation daß der Gebrauch von absoluten Unwahr• Ausgerechnet in dieser Woche, da ein po• Bundestagswahl die derzeitigen, d. n. bishe• gegenüber Ostdeutschland (Kissinger meint heiten, die jedermann zu glauben vorgibt, litisches Ereignis für die Bundesrepublik rigen Koalitionsparteien, jede Panne ver• Mitteldeutschland - Red.). Nun kann zum alltäglichen Standard politischen Han• Deutschland ansteht, müssen wir geradezu mieden wissen wollten: denn zu glauben, Deutschland eine Führungsrolle spielen, dels in Westdeutschland gehört." draußen vor der Tür bleiben. Denn der daß die Stimmen der Koalition für die grüne doch dabei kommt es immer auf das richtige Tragen wir Sorge dafür, daß die nach- Dienstag fällt, was die Redaktionsarbeit an• Pastorin Antje Vollmer lediglich Ausdruck Taktgefühl an." Lassen wir die Frage des kriegsbedingte Propaganda, jene „absolu• geht, für uns auf den Montag und an diesem eines hinter den Kulissen abgeschlossenen Taktes beiseite, das politische Amerika, im ten Unwahrheiten", aus mangelnder Coura• Montag muß das Blatt in den Versand - mit Geschäfts für die Kanzlerwahl sei, d. h. eini• Gegensatz zu den Medien und den soge• ge nicht zu Wahrheiten werden und damit Rücksicht auf den Feiertag, der die Woche ge der „Grünen" (praktisch auf Fraktionsge• nannten Intellektuellen dort, scheint ein In• die geistige Wohlfahrt unseres Volkes vor• teilt. heiß) für Kohl stimmen werden, ist zu schön, teresse daran zu haben, daß die Bundesre• ankommt. Wege, um aus der Not unserer So können wir nicht so aktuell sein, unse• um wahr zu sein. Erhält tatsächlich Kohl publik eine Führungsrolle in Europa ein• Mittellage herauszukommen, sind dann ren Lesern bereits den Ausgang der Wahl mehr Stimmen, als CDU/CSU und FDP in den Saal bringen, dann wäre im linken Lager nimmt, und zugleich festlegen zu wollen, auch leichter zu finden. Peter Fischer zum Bundeskanzleramt mitzuteilen. Das der Spaltpilz aufgeblüht. Denn es könnte wie diese aussehen könnte, sofern wir uns dann jeder gewesen sein. Es soll auch Abge• nicht selbst entscheiden. ordnete der SPD geben, die dem wie ein Dabei wird ihr vorab zugestanden, da der Öffentlichkeit: Schulmeister wirkenden Fraktionschef Gedanke des „Nationalstaats eine Renais• Scharping demonstrieren wollen, „ein sance erlebt", daß sie also die europäische Zuchtmeister Wehner sei genug!" Warten Normalität beibehalten respektive neu er• Vertreibung endlich Thema im ZDF wir es also ab. ringen darf. Zugleich räumt Kissinger ein, Fernsehsender will Dokumentation über letzten 20 Kriegstage erstellen daß Mitteldeutschland der „nationalere Teil Was so in den letzten Tagen aus der Koali• tion rübergekommen ist, vor allem aus dem Deutschlands" sei, was ihn zudem zu der In den Medien werden ständig Menschen durch unsere vielen Seminare, die wir in der Lager des kleineren Partners, der FDP, ist entlastenden Feststellung veranlaßt: „Ich gezeigt, die gewaltsam aus ihrer Heimat ver• Tschechischen Republik und in Polen abhal• keineswegs angetan, eitel Sonnenschein zu meine, daß man hier in Amerika der Ansicht trieben werden. Von den Vertreibungsmaß• ten, aufgeklärt werden. bewirken. Da gab es doch einmal das Wort gewesen ist, die Nazis seien ein Produkt nahmen, von denen Deutsche betroffen wa• Die Millionen Vertriebenen können von ren, ist kaum noch etwas zu hören. Der Lan• vom „travailler pour le Roi de Prusse", d. h. Preußens gewesen, während sie tatsächlich einer öffentlich-rechtlichen Anstalt erwar• desvorsitzende des BdV-Landesverbandes den persönlichen Einsatz für den Dienst an ein Produkt süddeutschen Romantizismus ten, daß im Jahre 1995 darüber berichtet Hessen und Mitglied des Fernsehrates beim der Gemeinschaft. Das mag keineswegs auf waren. Die Preußen waren nicht totalitär." wird. Hierbei geht es nur um eine der Wahr• ZDF, Rudolf Wollner, hat sich im Hinblick Preußen beschränkt sein, wenngleich aber Es darf also auch ein bißchen Preußen für die heit entsprechende Darstellung." auf das kommende Jahr, in dem sich die dort auch besonders ausgeprägt. In der De• Vertreibung der Deutschen zum 50. Mal Der Vorschlag des BdV-LandesVorsitzen• mokratie gibt es gottlob keine männliche jährt, an den Intendanten Prof. Dr. Dieter den wurde von Prof. Dr. Stolte wohlwollend oder sonstige Erbfolge: In einem gewissen Stolte gewandt. aufgenommen. Der Intendant teilte mit, die Zeitabstand erfolgt die Neuwahl der Volks• Aus dem Inhalt Seite vertreter in den Kommunen auf regionaler Er regte an, in einer Dokumentation über ausführliche Darstellung über die Vertrei• Fünf Jahre nach dem Mauerfall ... 2 Ebene und schließlich für das Organ des das Ende des Zweiten Weltkriegs und die bung hätte er zum Anlaß genommen, die Bundes. Wir haben im kleinen Kreis schon so Medienbeteiligungen der SPD 4 Nachkriegszeit auch über die Vertreibung Chef redaktion mit den Fakten und der Sicht• manchen Ministerialen gehört, der „froh Südtirols Autonomie von Deutschen zu berichten. weise des Bundes der Vertriebenen vertraut und glücklich ist, wenn sein Mandat abge• Wollner schrieb u. a.: „Wenn man dieser zu machen. Es erscheine unzweifelhaft, im Schußfeld 5 laufen sein wird". Auf die Dauer sei der geschichtlichen Wahrheit folgt - und das „daß das Schicksal der Flüchtlinge, die de Kollwitz in Köln 9 facto auch zu Vertriebenen wurden, in der „Streß" einfach nicht mehr erträglich; abge• gehört meiner Meinung nach zu einer um• sehen
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