COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. "Eine Chance für Bafana Bafana - Südafrika vor der Fußball WM 2010" Nachspiel von Leonie March 2.7.06, Länge: 27’46’’ Atmo 1: Blatter: WM 2010 findet in Südafrika statt, Jubel Autorin: 10. Mai 2004. 12.21 Uhr. In Zürich gibt FIFA-Präsident Blatter bekannt: die Fußball-WM 2010 wird in Südafrika stattfinden. Das Land am Kap steht Kopf, tagelang. Atmo 2: Fans jubeln: I am very proud of my country and proud to say I am a South African. I can cry with joy Autorin: Freudentränen werden vergossen. Fremde umarmen sich. Es wird gesungen und getanzt. Alle sind an diesem Tag stolz darauf Südafrikaner zu sein. Es ist das größte Straßenfest nach Ende der Apartheid, nach den ersten freien Wahlen im Land. Ein unvergesslicher Tag auch für Südafrikas Botschafter in Deutschland Moses Chikane. O-Ton 1: I was in Pretoria, in the park..... Ich war in Pretoria, im Park, im Zentrum der Hauptstadt, gemeinsam mit tausenden Menschen, die alle auf die Ankündigung warteten, auf die Leinwand schauten und dann ganz still wurden. Das ist ungewöhnlich für Südafrikaner. Und Nelson Mandela, der normalerweise immer pünktlich ist, kam etwas zu spät. Als er sich setzte schienen alle die Luft anzuhalten vor Anspannung. Die Ankündigung Blatters kam wie ein Erdbeben. Jeder sprang plötzlich auf, man verstand sein eigenes Wort nicht mehr. Es war der elektrisierendste Moment, den man überhaupt erleben kann. ...most electrifying moment that one could have ever lived in. Autorin: Der ehemalige Präsident Nelson Mandela war selbst nach Zürich gereist, um die Bewerbung zu unterstützen. Auch er jubelt, vergisst aber selbst im Moment des südafrikanischen Triumphs die Verlierer nicht. O-Ton 2: South Africa should accept the results of this election with humility, no arrogance, because we are all equal. Those who have succeeded and those who have failed. Autorin: Südafrika solle das Ergebnis mit Demut und ohne Arroganz aufnehmen und daran denken, dass alle gleich seien: Gewinner und Verlierer. Mit Mandela war eine hochkarätige Delegation nach Zürich gereist: Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, Südafrikas Präsident Mbeki und natürlich Danny Jordaan, damals zuständig für die Bewerbung Südafrikas, heute Chef des WM- Organisationskomitees. O-Ton 3: I don't think we had a moment of greater joy... Ich glaube nicht, dass Südafrika einen glücklicheren Moment erlebt hat. Auch weil die Bewerbung erst beim zweiten Mal erfolgreich war. Das Rennen um die Ausrichtung der WM 2006 hatten wir ja um eine Stimme verloren. Es ist ein Klischee zu sagen, es war ein historischer Moment, aber es war sicherlich ein entscheidender. Wir feierten gerade das zehnjährige Jubiläum unserer Demokratie und wurden nun motiviert unser Land weiter zu verbessern. Es war ein wundervoller Moment. ....it was a wonderful moment. Autorin: Ein unvergesslicher Moment nicht nur für Südafrika. Denn zum ersten Mal überhaupt in der WM-Geschichte findet eine Fußball- Weltmeisterschaft in Afrika statt. Musik 1: Ladysmith Black Mambazo Autorin: Vierzig Jahre braucht die Fifa, um dem Kontinent einen eigenen Startplatz bei der WM zu gewähren. Vorher muss er sich mit Asien einen Platz teilen. Das erste Team ist Marokko 1970. Obwohl damals bereits fast vierzig nationale Verbände aus Afrika Mitglied der FIFA sind. Nur sehr zögerlich werden die Startplätze auf heute fünf erhöht. Bis Ende der Neunziger Jahre aber will sich noch niemand innerhalb der FIFA mit einer WM-Endrunde auf afrikanischem Boden anfreunden. Erst 1998 wendet sich das Blatt, der neue FIFA-Präsident Blatter verspricht: Die WM-Endrunde wird in einem afrikanischen Staat stattfinden. Doch im Jahr 2000 verliert Südafrika knapp gegen Deutschland. Ein Schock für die Kap- Republik die bereits als Favorit gehandelt worden war. 2004 stehen dann nur noch afrikanische Staaten zur Auswahl: Marokko, Lybien, Tunesien, Ägypten und erneut Südafrika, das sich mit 14 zu 10 Stimmen im ersten Wahlgang durchsetzt. Ein Erfolg für die junge Demokratie und ein weiterer Schritt im Versöhnungsprozess nach Jahrzehnten der Rassentrennung, meint Danny Jordaan. O-Ton 4: When we won the right to host.... Als wir als Gastgeberland ausgewählt wurden, zeigten sich die Menschen selbstbewusst und stolz. Die Entscheidung hat jede Menge Energie freigesetzt. Südafrikaner fragen sich jetzt, was sie dazu beitragen können, um ihr Land besser zu machen. Weil sie sich selbst besser fühlen. Für jede Nation ist es wichtig, dass jeder einzelne an etwas glaubt, das er unterstützen kann. Etwas, das ihn stolz macht, Bürger dieses Landes zu sein. ....being a citizen of the country." Autorin: Dass Fußball in Südafrika dafür geradezu prädestiniert ist, ist für Botschafter Chikane gar keine Frage. O-Ton 5: Soccer is an inexpensive sport .... Fußball ist ein preiswerter Sport, den jeder treiben kann. Man braucht nicht viel Ausrüstung dazu. Außerdem spielte Fußball eine Rolle in unserm Kampf gegen die Apartheid. Mannschaften akzeptierten Spieler anderer Hautfarben, bevor die Rassentrennung aufgehoben wurde. Im Fußball sind alle gleich. Deshalb ist er sehr wichtig für uns. ....so it is very important to us. Musik 2: Shosholoza Autorin: Ende des 19. Jahrhunderts kommen britische Siedler nach Südafrika - im Gepäck den Fußball. Der erste Klub wird 1879 gegründet, drei Jahre später der erste Verband. 1910 wird der südafrikanische Fußballverband Mitglied der FIFA, 1964 wird er wegen seiner Rassenpolitik suspendiert, zwölf Jahre später aus dem selben Grund ausgeschlossen. Die Strukturen des Sports spiegeln damals die Apartheid wieder - mit insgesamt vier Fußball- Verbänden und ebenso vielen Ligen. Doch schon Ende der Siebziger, politisch ist das Land noch tief gespalten, gibt es erste Kooperationen. 1992, nach der Freilassung Nelson Mandelas aus dem Gefängnis, zwei Jahre vor den ersten demokratischen Wahlen, wird Südafrika wieder in die FIFA aufgenommen, 1994 fusionieren die nationalen Fußball-Verbände offiziell. Musik noch mal hoch Autorin: Heute ist Fußball die beliebteste Sportart in Südafrika, gefolgt von Rugby und Cricket. Die meisten Fans haben die Erst-Liga-Vereine Kaizer Chiefs und Orlando Pirates, die regelmäßig um den Pokalsieg spielen. Die Bezahlung der Spieler schwankt enorm, je nach Erfahrung und Leistung, Anfänger verdienen in der ersten Liga nur etwa 550 Euro monatlich, einzelne Stars bis zu 14.000 Euro. Viele träumen auch deshalb davon, das Land zu verlassen, in Europa zu spielen. Eines ihrer Vorbilder: Delron Buckley, der erst für den Vfl Bochum, dann für Arminia Bielefeld und inzwischen für Borussia Dortmund spielt. O-Ton 6: Ich habe Glück gehabt, denn als ich richtig Profi geworden bin, war keine Apartheid mehr. Ich hatte die Möglichkeit das Land zu verlassen und mein Glück in Deutschland zu versuchen. Das hat gut geklappt. Und das ist so eine Sache, dass wenn ein südafrikanischer Spieler sein Glück woanders sucht, dass er mehr Erfahrungen sammelt, weil Fußball in Südafrika, die erste Liga, das ist nicht das gleiche wie Bundesliga. Das ist zweite und Regionalliga. Und daher versuchen viele südafrikanische Spieler das Land zu verlassen, weil hier in Europa ist es mehr profihaft, du hast viele Möglichkeiten, so ist das. Autorin: Es ist einfach kein Geld da, die Arbeitsbedingungen sind nicht mit denen in Europa zu vergleichen, Sponsorengelder fließen nicht so üppig, für den Nachwuchs fehlt oft die Infrastruktur: Er kickt auf harten Sandplätzen, meistens ohne richtige Fußballschuhe. Das bestimmt natürlich auch die südafrikanische Spielweise, meint Bongi Hlope, Trainer des Erst-Liga-Vereins Zulu Royals. O-Ton 7: They say that South Africa... Man sagt, wir hätten in Südafrika keine guten Stürmer. Das liegt vielleicht an unserer Fußballkultur. Auf der Straße markieren Steine das Tor und man spielt sich möglichst nah an sie heran. Keiner schießt von weiter weg aufs Tor. Die Kultur hat sich aus dem Mangel entwickelt: wenn wir kein gutes Fußballfeld hatten, mußten wir eben auf den Straßen unserer Townships spielen. ....townships that we had to play football. Atmo 3: Fußball-Fans trommeln Autorin: Diese Infrastruktur soll nun entstehen. Etliche Initiativen haben sich die Nachwuchsförderung auf die Fahnen geschrieben. Von zehn WM-Stadien wird die Hälfte neu gebaut, die andere modernisiert, auf internationalen Stand gebracht. Kostenpunkt über 5 Millionen Euro. Es gibt Diskussionen im Land, ob die Stadien nicht überdimensioniert sind, nach der WM überhaupt noch genutzt werden. Vor allem in den ländlichen Gegenden. Die Geisterpartien beim Afrika-Cup 1996 sind vielen noch gut in Erinnerung. Viele Spiele wurden damals nur von ein paar tausend Zuschauern besucht. Bei vielen Erst-Liga Spielen ist das ähnlich. Von zweiter und Regionalliga ganz zu schweigen. Doch das Organisationskomitee winkt ab: die Stadien könnten später multifunktional genutzt werden und würden der Bevölkerung auch nach 2010 noch zu Gute kommen. Kosten und Nutzen des sportlichen Großereignisses habe er genau durch gerechnet, so Danny Jordaan. O-Ton 8: You want to make sure, particularily for a developing economy... Man will sich sicher sein. Besonders für eine sich entwickelnde Wirtschaft in einem Entwicklungsland wie Südafrika. Es ist überaus wichtig, dass der Nutzen überwiegt. Kosten entstehen durch den Aufbau der Infrastruktur:
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