Universitäts- und Landesbibliothek Tirol Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1912 20.7.1912 Bezugs-Preise: Äm Platze inonatlnh1K; mit täattchrr /irr unverlangt ein gesandte Manuskripte über¬ Anzeigen werden billigst nach Tarif berechnet. — Vei Postversendung in Gesterreich-Unzarn vierteljährigK 4.&Q, nimmt die Schristleitung keine Verantwortung. mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt. — Unsere nach DeutschlandK T.—, nach den übrigen Ländern des Rücksendungenerfolgen nur. tuettn das entsprechendeVerwaltung und jedes Inseraten-Vureau des ln- und Rus- WeltpostvereinsK 9.—. Porto beiliegt. ' landes nimmt Aufträge entgegen. Samstag Nr. 164 20. Juli 1912 Wochentalende r: Montag 15. Apostel-Teilung. Dienstag 16. Mariav. B. Mittwoch 17. Alexius. Donnerstag 18. Friedrich. Freitag 19. f Aurelia. Samstag 20. Elias, Prophet. Sonntag 21. Scaputierfest, Pr. dagegen, daß die Fakultät pach Triest verlegt gewählten sozialdemokratischen Abgeordneten Das Ziel erreicht? werde, auch nicht, daß man sie an die Revol- haben die deutschen Interessen ohne Scham tella-Schule angliedere, w^nn sonst schon nichts offen verraten. Mehrere irredentistische Blätter des Msten- Zu erreichen ist. Aber: Sie muß als voll¬ lan.des verbreiteten in der bestimmtestenForm kommen selbständig angeschlossen werden und Wir haben gestern einem sehr beherzigens¬ die Meldung, daß der Wunsch der Italiener nicht in einer Weise, daß sie vom Organismus werten Aufsatz des Abg. Dr. Stölzel Raum nach Errichtung einer welschen juridischen Fa¬ der Handelsakademie absorbiert werde. Um gegeben, in welchem die Notwendigkeit einer kultät, wenn auch vorläufig nicht in vollem hoffen zu können, daß sich aus be(tt wenigen großzügigen nationalen Politik der Deutschen Umfange, so doch in der ersten Etappe unmittel¬ an die Revoltella-Schule angegliederten Rechts- Österreichs im Interesse des Staates und des bar vor der Erfüllung steht. Wir haben eine Lehrstühlen eine vollkommene juridische Fakul¬ eigenen Volkes dargelegt wurde. Eine solche diesbezügliche Nachricht bereits vor einigen tät entwickle, muß man bei der Regierung Politik muß auf deni Grundsatz aufgebaut sein, Tagen verzeichnet und da von offizieller Seite einen gewissen guten Willen voraussetzen, der daß kein Fußbreit deutscher Erde verloren gehe bis jetzt ein Dementi nicht erfolgt ist, muß aber, wie die lange Universitätsfrage zeigt, nie und kein I -Tüpfelchen deutschen Rechtes und .man wohl annehmen, daß also die Italiener bestanden hat, denn alle von der Regierung in deutschen Geltungs- und Einflußgebietes aufgege¬ wieder einen Erfolg errungen haben, einen Er¬ dieser Hinsicht unternommenen Maßregeln gin¬ ben werden dürfe. Wenn den Ruthenen eine Uni¬ folg, der dem Deutschtum sehr abträglich sein gen nicht dahin, ein Recht der Italiener anzu¬ versität zugebilligt wird, wofür die Polen als Kom¬ wird, mehr aber noch dem österreichischen Staats¬ erkennen, sondern sie dienten einzig und allein pensation eine Bergakademie erhalten sollen, der gedanken verhängnisvoll werden dürste. dazu, die Regierung aus einer Reihe von Ver¬ dann eine zweite tschechische Universität und Das österreichische Hauptirredentistenblatt, der legenheiten zu befreien. Wir- wollen hoffen, daß eine slowenischeUniversität in Laibach folgen, Triester „Piccolo" schreibt, die Regierung habe die Nachrichten der beiden adriatischen Blätter gleichzeitig aber eine welsche Hochschule in Triest „unter dem Vorwände, daß das Parlament nie verfrüht sind, so Vag es den Abgeordneten de facto entsteht, so sind dies Erscheinungen, welche die größte Bitterkeit und Zweifel daran für die italienische Fakultät stimmen werde, noch möglich ist, einen solchen Plan zu vereiteln auslösen müssen, ob unsere führenden Politiker beschlossen, die bestehenden Lehrstühle an die oder wenigstens dahin zu wirken, daß die voll¬ Reooltella-Akademie in Triest anzugliedern, so ständige Fakultät, wie sie in Innsbruck be¬ fähig sind, großzügige nationale Politik zu daß sie eine Art Lehrkörper für die zweite treiben, wenn die Gegner von Erfolg zu Erfolg standen hat, nach Triest verlegt werde. Es ist schreiten. Staatsprüfung zu bilden hätten, ohne jedoch Pflicht der in erster Linie Beteiligten, der Stu¬ das Recht zu besitzen, Prüfungen abzuhalten, denten, in diese dunkle Sache Licht zu bringen'." so daß die Studenten in Triest die Vorlesun¬ Die Herren Italiener sind also damit nicht Zur Tagesgeschichte. gen hören könnten, dann aber nach Graz reisen zufrieden, daß ihnen die Regierung jetzt einen müßten, um dort die jeweilige Prüfung abzu¬ Finger reicht, ihnen genügt es nicht, den ganzen Österreich - Ungarn. legen". Arm in .sicherer Aussicht zu haben — denn Die Triestin er Un erlösten und esu Ein anderes Jrredentistenblatt , der „Jndi- daß nach dem bei uns so beliebten Via factl- L l o y d schi f s „I n n s'b r u ck". In der letzten pendente", bemerkt hiezu: „Das diesbezügliche Rezept aus den juridischen Kursen der Revol¬ Innsbrucker Gemeinderatssitzung wurde be¬ Dekret des Ministeriums für Kultus und Un¬ tella-Schule bald eine ganze Fakultät und in kanntlich, ein Antrag angenommen, an denOsterr. terricht befindet sich schon seit einiger Zeit nicht zu langer Zeit eine vollständige Universi¬ Lloyd wegen Benennung eines der nächsten vom in den Händen des Statthalters von Triest, tät werden wird, daran ist nicht zu zweifeln. Stapel laufenden Schiffe mit dem Namen „Inns¬ der, man weiß nicht aus welchen Gründen, Auf jeden Fall haben wir eine neue Brut¬ bruck" heranzutreten. Keinem normal veranlag Zögert, es zu veröffentlichen und die nötigen stätte des Jrredentismus mehr und der Dank ten und geistig gesunden Menschen wäre es ein¬ Schritte zu tun, um es zur Ausführung zu gebührt außer der Kurzsichtigkeit der österrei¬ gefallen, aus dieser Sache politisches Kapital bringen." chischen Regierung auch dem merkwürdigenVer¬ schlagen zu wollen. Das blieb unseren Jrreden- Das gesinnungsgenössischeOrgan der Triester halten gewisser deutscher Politiker . Die Christ- tisten Vorbehalten, deren Triester Hauptorgan fol¬ italienischen Nationalliberalen in Südtirol , der lichsozialen haben zudem eine mehr als zweideutige genden Schmerzensausbruch von seiner unerlösten „Alto Adige", meint dazu: „ Wir haben nichts Rolle gespielt und die in deutschen Bezirken Seele wälzt: „Wer hätte in der Bergstadt so tTkachdrilS»erdotr,».) Auf meine Erklärung hin gab Herr Fritz Ausführungen richten sich besonders gegen den 3 Stolz in der „Zeitschrift des Ferdinandeums" 2) „Keltomanen" Jesuitenpater .Hopfner in Die allen Kellen einst eine Hauxl- folgende ab: „Ich benütze diese sich mir darbie¬ Feldkirch, welcher in seiner maßlos übertrie¬ bevölkerung Tirols. tende Gelegenheit, um kurz, aber mit aller Be¬ benen Begeisterung für das Keltische und das stimmtheit festzustellen, daß ich mich! durch die gewaltige Werk von Alfred Holder ^) aller¬ Von Prof . I . Zösmair. Ausführungen des Herrn I . Zösmair in den dings weit über jedes natürliche Ziel schießt „Innsbrucker Nachrichten" vom 6. und 7. April und in seiner unglaublichen Einseitigkeit eine In meinem Artikel >,Der Untergang des 1911 nicht veranlaßt fühle, von den in meiner Menge offenkundig deutscher und romanischer alten Veldidena" vom vorigen Jahre 19111) Schrift „Die Urbevölkerung von Tirol " und habe ich gegenüber der hingeworfenen Behaup¬ Namen und Begriffe fast ohne alle urkund¬ anderwärts niedergelegten, wohlbegründeten An¬ lichen Belege dem Keltischen zumeist? ) So tung des alten Geographen Strabo, daß schauungen über die nationale Zugehörigkeit die B r eu n i (Breonen oder Brenni), von etwas verdient wirklich den Namen Kelto- der Urbevölkerung unserer rätischen Alpen ab¬ manie oder Keltensucht. Dieser steht aber welchen wohl der Brenner Paß seinen Namen zugehen.."' hat, und die Genauni Caenaunes( oder noch viel unberechtigter die Jllyrersucht Cenni) Illyrer seien , den Nachweis zu er¬ Diese Erklärung bedeutet nichts Geringeres, gegenüber, die in Tirol um allen Preis Illy¬ bringen gesucht, daß diese einst im heutigen als daß der exakte Sprachforscher Stolz , alle rer sucht, wo keine zu finden sind. Gegen Tirol ansässigen Volksstämme Kelten oder die großartigen Fortschritte der Sprachwissen¬ diese wende ich mich nun in eingehendererWeis«^ Gallier gewesen lystren, mtb schließlich den schaft auch für die Kenntnis der Urbevölkerung Ich weiß wohl, in welches Wespennest ich da- Ausspruch, getan : „Nur für ein Volk ist spe¬ Tirols seit dem schon vor 20 Jahren erfolgten nrit steche. Aber als Historiker will ich vor ziell im Lande der Breonen kein Raum vor¬ Erscheinen seiner Schrift nicht anerkennt, son¬ allem gerade auf Grund der neuesten Sprach¬ handen, für die Jllyro -Veneter." Damit habe dern indirekt verneint. Ihm hangt sich nun¬ forschung Nachweisen , daß die anaev- ich eine ganz gegenteilige Meinung kundgetan, mehr auch Karl Felix Wolfs in Bozen an, lichen Illyrer in Tirol nichts andr¬ als sie Universitätsprofessor Dr . Fritz Stolz welcher vor kurzem in den „Innsbrucks Nach¬ ste s a l s Kelten s i n d f und dahar diesen, und seine Anhänger, worunter die Universitäts- richten" 3) einen Artikel mit dem Titel „D a s pcks einem Hauptvolke einst in unserem Hände, Professoren Dr . Walde , v. Scala ac. 7 und Märchen von den Kelten" veröffentlichte die ihnen gebührende Stellung in unserer Ge- viele andere Persönlichkeiten seit Jahrzehnten und mit Stolz behauptet, „ daß echtes Kelten- verfechten. tum nur in den Grenzgebieten Tirols , beson¬ 4) Alt - Celtischer Sprachschatz, 8 Aände, ders in Südtirol nachweisbar sei". Seine 1908 vollendet, aber immer noch Nachträge vMaetzd 5) Daher hat auch
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