HETEROPTERON Mitteilungsblatt der Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen Heft Nr. 61 - Köln, Januar 2021 ISSN 1432-3761 print ISSN 2105-1586 online INHALT Einleitende Bemerkungen des Herausgebers. ................................................................................................................... 1 GREGOR TYMANN: Wanzenvorkommen (Insecta: Heteroptera) in acht ausgewählten Lebensräumen eines Grünzuges im Ruhrgebiet (NRW). ................................................................................................................................................ 3 LUTZ LANGE: Der Raupenjäger Pinthaeus sanguinipes auch im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein). ...................... 23 WOLFGANG H. O. DOROW, ANNALENA SCHOTTHÖFER & KLAUS P. VOIGT: Erstnachweis der Raubwanze ........................ Nagusta goedelii (KOLENATI, 1857) in Rheinland-Pfalz (Heteroptera: Reduviidae). ............................................... 24 WOLFGANG H. O. DOROW & ALEXANDER SCHNEIDER: Erste Nachweise von Holcocranum saturejae (KOLENATI, 1845) (Heteroptera: Artheneidae) in Hessen. .......................................................................................... 27 ANDREAS MÜLLER: Zweiter Nachweis und erster Belegfund von Holcogaster fibulata (GERMAR, 1831) in Nordrhein-Westfalen (Heteroptera: Pentatomidae). .............................................................................................. 30 TORSTEN VAN DER HEYDEN: Erstfund von Zelus renardii KOLENATI, 1856 in Deutschland (Heteroptera: Reduviidae). 31 HANS-JÜRGEN HOFFMANN: Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (STÅL, 1855) und jetzt die Samurai-Wespe. ........................................................................................................................................................ 33 BODO PLESKY: Fund einer makropteren und einer hypomakropteren Grundwanze Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) in der Mulde in Sachsen (Heteroptera: Aphelocheiridae). .......................................................... 40 Wanzenliteratur: Neuerscheinungen. .............................................................................................................................. 42 HANS-JÜRGEN HOFFMANN: JOCHEN ROTH's Bettwanzen (Heteropterologische Kuriosa 37). ........................................ 43 [Inhaltsverzeichnisse früherer Hefte und Allgemeines s. www.heteropteron.de] Einleitende Bemerkungen des Herausgebers Trotz der z.Z. alles dominierenden Nachrichten zur CORONA-Pandemie soll hier als ein Lichtblick für die deutschen Heteropterologen als erstes die freudige, beinahe unwirklich klingende Nachricht gebracht werden: HELGA SIMON erhielt die Druckfahne zur Roten Liste der Wanzen Deutschlands, konnte sie an die Co-Autoren zur Korrektur verschicken und bereits die korrigierte Fassung der BfA zurücksenden, über 12 Jahre nach der ersten Planung. Jetzt ist nur noch zu hoffen, dass auch die Autoren der anderen in dem Band vertretenen Insektengruppen fertig werden und schließlich auch das Geld zum Druck noch vorhanden ist. Die Euphorie wird aber schon wieder etwas gebremst: In einer email bzw. Mitteilung des Rote-Liste-Zentrums mit seinen Neujahrsglückwünschen vom 28.01.2021 liest es sich so: "Ebenso steht endlich die Veröffentlichung für den letzten Rote-Liste-Band der 2009er Reihe bevor. Die Druckaufbereitung wird im Frühjahr abgeschlossen." Auf dieser Grundlage konnte auch auf der Homepage des HETEROPTERON die EntGerm- Liste auf den aktuellen Stand gebracht werden. Auch das Inhalt-Verzeichnis wurde nun für H. 1-60 komplettiert. 2 HETEROPTERON Heft 61 / 2021 Wegen der knappen Datenlage zum Wanzenvorkommen im Ruhrgebiet soll - trotz gewisser Bedenken wegen der Länge - eine diesbezügliche, sehr umfangreiche Arbeit hier in diesem Heft des HETEROPTERON erscheinen. Sechs weitere kleinere Arbeiten berichten von neuen, erweiterten oder beobachtenswerten Vorkommen einzelner Arten. Wegen der rasanten Ausbreitung von Halyomorpha halys zumindest in NW-Deutschlands soll eine "Zusammenfassende Darstellung" mit umfangreicher, aus Platzgründen erst im nächsten Heft erscheinenden Bibliographie zu dieser Art versucht werden. Und auch die Liste der neu erschienenen heteropterologischen Arbeiten ist wieder recht umfangreich. Hier soll noch einmal (unter Bezug auf die Arbeit im HETEROPTERON H. 49, 26- 27) auf die unglaubliche Wasserwanzen-Literatur-Datenbank von FELIPE MOREIRA hingewiesen werden, die er zusammen mit den Glückwünschen zum Jahreswechsel noch einmal zum Gebrauch anbot. Es sind mittlerweite über 6.500 (!!!) Arbeiten als pdf-Datei enthalten. Z.T. handelt es sich verständlicherweise nur um die die Wasserwanzen betreffenden Teile, z.T. sind aber auch ganze Arbeiten und Bände einsehbar oder herunterladbar. Zum Schluß noch eine Kleinigkeit: Das Layout des HETEROPTERON wurde 1996 von Nicht-Spezialisten erstellt. Es hat sich aber bis heute bewährt. Seinerzeit kam es darauf an, Farbseiten wegen der Druckkosten möglichst zu vermeiden. Als ganz kleine Änderung ist jetzt ab Heft 61 das Emblem auf der Titelseite durch eine Farbabbildung ersetzt worden, wofür GERHARD STRAUSS als Urheber des CORISA dankenswerter Weise sein Plazet gegeben hat. H.J. Hoffmann HETEROPTERON Heft 61 / 2021 3 Wanzenvorkommen (Insecta: Heteroptera) in acht ausgewählten Lebensräumen eines Grünzuges im Ruhrgebiet (NRW) GREGOR TYMANN Zusammenfassung: Vorgestellt wird die Wanzenfauna acht ausgewählter Lebensräume innerhalb eines Grünflächenverbundes im Ruhrgebiet (NRW). Das 3 km2 große Untersuchungsgebiet prägten in den letzten mehr als 100 Jahren kleinbäuerliche und industrielle Strukturen, in die ein älterer Waldbestand eingebettet ist. Seit den 1980er Jahren wurden die bis dahin industriell genutzten Flächen nach ihrer Begrünung größtenteils als Naherholungsgebiete wieder zugänglich gemacht. Die Begehung der einzelnen Biotope erfolgte unregelmäßig in den Jahren 2013-2020, wobei insgesamt 211 Wanzenarten festgestellt wurden. Gearbeitet wurde mit Kescher, Klopfschirm und gezielter Suche am Boden. Da bei der Suche keine weiteren Hilfsmittel wie Leucht- oder Bodenfallen benutzt, bzw. mikroskopische Untersuchungen durchgeführt wurden, ist davon auszugehen, dass die Artenanzahl in diesem Falle höher ausgefallen wäre, zumal Taxa wie Psallus und Anthocoridae mit überwiegend nur genitalmorphologisch sicher bestimmbaren Arten kaum berücksichtigt worden sind. Vorbemerkung Untersuchungen zu Wanzen im Ruhrgebiet haben bisher nur partiell stattgefunden. Gut untersucht ist das Stadtgebiet der Stadt Bochum: APPELHOFF (1990) fand 56 Wanzenarten auf dem Gelände des Botanischen Gartens in Bochum, JAGEL (2019) meldete 39 Arten von einer Obstwiese und SCHMIDT (2019) verzeichnet in einer faunistischen Erfassung des gesamten Stadtgebietes 180 Wanzenarten. In der Stadt Essen auf dem Gelände der ehemaligen Zeche und Kokerei „Zollverein“ wurden 94 Arten (TYMANN 2017, HOFFMANN et al. 2018) und auf der hier ebenfalls behandelten Bergehalde „Mottbruch“ in Gladbeck 127 Arten nachgewiesen (TYMANN 2020). Untersuchungsgebiet und Biotope In den 1980er Jahren fand im Ruhrgebiet die Renaturierung vieler vormalig industriell genutzter Areale statt. Diese wurden in den 1990er Jahren durch Zusammenlegung mit landwirtschaftlich genutzten Flächen und bereits bestehenden Grüngebieten in sieben, das Ruhrgebiet in Nord- Süd Richtung durchziehende Grünzüge (A-G) zusammengefasst, die vielerorts räumlich miteinander verbunden sind und so eine, das Ruhrgebiet übergreifende grüne Infrastruktur bilden. Dieser sogenannte „Emscher Landschaftspark“ und seine Gewässersysteme reichen in die Städte und Wohngebiete hinein und fügen sich an Maßnahmen der grünen Stadtentwicklung an (KIPAR 2016). Das Untersuchungsgebiet umfasst ein 3 km2 großes Areal innerhalb des Grünzuges mit der Bezeichnung „D“ auf dem Gebiet der Stadt Gladbeck (Kreis Recklinghausen) sowie der kreisfreien Städte Bottrop und Essen. Abb. 1: Untersuchungsgebiet mit den einzelnen Lebensräumen (Quelle: Google Maps) 4 HETEROPTERON Heft 61 / 2021 Bearbeitet wurden acht Lebensräume unterschiedlicher Ausprägung (Bergehalden, Brachflächen, renaturierte Emscher-Oberläufe, ein kleines Feuchtgebiet und Wald) mit Größen von 0,5 ha bis 61 ha. Die Bergehalden erheben sich mit bis zu 80 m Höhe über eine vormals eher ebene Landschaft, deren Gestalt durch großflächige Aufschüttungen der Montanindustrie deutlich verändert wurde. Tab. 1: Bezeichnung und geografische Zuordnung der acht untersuchten Lebensräume Nr. Name Koordinaten MTB-Nr./ Quadrant 1 Halde „Im Brauck“ (GLA) N 51°33'02.4" O 6°59'34.3" 4407/2 2 NSG „Natroper Feld“ (GLA) N 51°32'37.8" O 6°59'08.0" 4407/2-4 3 Halde „Mottbruch“ (GLA) N 51°32'27.6" O 6°59'39.4" 4407/4 Landwirtschaftliche Ausgleichsfläche 4 N 51°32'23.8" O 6°59'05.6" 4407/4 (BOT) 5 „Halde 22“ + „Hahnenbach“ (GLA) N 51°32'13.3" O 6°59'54.0" 4407/4-4408/3 6 Wildwiese (BOT) N 51°32'05.8" O 6°59'49.5" 4407/4 7 „Karnaper Wäldchen“ (BOT/E) N 51°31'48.0" O 6°59'25.3" 4407/4 8 Brache Karnap (E) N 51°31'11.9" O 6°59'30.4" 4407/4 BOT = Bottrop, E = Essen, GLA = Gladbeck / Koordinaten nach WGS84 Darstellung der einzelnen Lebensräume Lebensraum 1: Halde „Im Brauck“ (Abb. 2) Kleine begrünte Bergehalde, ca. 5 ha groß. Der untere Teil besteht aus 30-40 Jahre altem Industriewald auf Rohboden (Robinie, Hasel, Ahorn, Hartriegel, Weide, Pappel, Birke, Brombeere), der sich bis in den oberen Bereich mit dort aufgebrachter dünner Erdschicht und mehr offenen Stellen fortsetzt. Offene Flächen mit Gras-, Stauden- und Krautbewuchs sowie ein kleiner Hang mit Magerrasen. Abb.
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