Plenarprotokoll 12/147 Deutscher Bundesta g Stenographischer Bericht 147. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. März 1993 Inhalt: Tagesordnungspunkt 11: Hubert Hüppe CDU/CSU 12635 A a) Beratung der Beschlußempfehlung und Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD . 12636B des Berichts des Ausschusses für Ge- Dr. Walter Franz Altherr CDU/CSU . 12637B sundheit Dr. Hans-Peter Voigt (Northeim) CDU/ a) zu dem Zwischenbericht der En- CSU 12638A quete-Kommission „Gefahren von- AIDS und wirksame Wege zu ihrer Tagesordnungspunkt 12: Eindämmung" b) zu dem Endbericht der Enquete a) Beratung der Großen Anfrage der Abge- Kommission „Gefahren von AIDS ordneten Monika Ganseforth, Dr. Liesel und wirksame Wege zu ihrer Ein- Hartenstein, Dr. Klaus Kübler, weiterer dämmung" (Drucksachen 11/2495, Abgeordneter und der Fraktion der SPD: 11/7200, 12/4485) „Umsetzung der Empfehlungen der Enquete-Kommission „Vorsorge zum b) Beratung der Großen Anfrage der Abge- Schutz der Erdatmosphäre" durch ordneten Klaus Kirschner, Dr. Ulrich die Bundesregierung (Drucksachen Böhme (Unna), Peter Büchner (Speyer), 12/2669, 12/4280) weiterer Abgeordneter und der Fraktion b) Beratung der Unterrichung durch die der SPD: Umsetzung der Empfehlungen Bundesregierung: Bericht der Bundes- der Enquete-Kommission „Gefahren regierung fiber die Konferenz der Ver- von AIDS und wirksame Wege zu ihrer einten Nationen für Umwelt und Ent- Eindämmung" des 11. Deutschen Bun- wicklung in Rio de Janeiro (3. bis destages durch die Bundesregierung 14. Juni 1992) (Drucksache 12/3380) (Drucksachen 12/1160, 12/2344) Monika Ganseforth SPD . 12639B, 12658C Dr. Hans-Peter Voigt (Northeim) CDU/ CSU 12617B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 12641A Antje-Marie Steen SPD 12620D Marita Sehn F.D.P. 12643A Dr. Bruno Menzel F D P 12623 B Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste 12645B Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . 12625C Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 12627 D DIE GRÜNEN 12646B Antje-Marie Steen SPD 12629D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMU 12648A Dr. Klaus-Dieter Feige BÜNDNIS 90/ Dr. Paul Hoffacker CDU/CSU 12630B DIE GRÜNEN . 12649D, 12653C, 12655A Uta Titze-Stecher SPD 12631 A Monika Ganseforth SPD . 12650 C Dr. Walter Franz Altherr CDU/CSU . 12632 C Dr. Liesel Hartenstein SPD . 12651 C Dr. Helga Otto SPD 12633 D Martin Grüner F.D.P. 12653 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 147. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. März 1993 Dr. Peter Paziorek CDU/CSU 12654 A Andreas Trautvetter, Minister des Landes Dr. Liesel Hartenstein SPD 12655 C Thüringen 12662 B Brigitte Adler SPD 12656 B Barbara Weiler SPD 12663 A Dr. Christian Ruck CDU/CSU 12657 B Manta Sehn F.D.P. 12663 C Georg Gallus F D P 12659 A Vera Wollenberger BÜNDNIS 90/ Tagesordnungspunkt 13: DIE GRÜNEN 12664 C Beratung des Antrags des Abgeordne- Hans-Ulrich Köhler (Hainspitz) CDU/CSU 12665 C ten Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) und der Gruppe der PDS/Linke Liste: Nächste Sitzung 12666 C Aufschub der Zustimmung der Bundes- regierung zur Fusion der Kali und Salz Anlage 1 AG und der Mitteldeutschen Kali AG (Drucksache 12/4268) Liste der entschuldigten Abgeordneten 12667* A Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . 12659 D Udo Haschke (Jena) CDU/CSU 12660 D Anlage 2 Gisela Schröter SPD 12661 B Amtliche Mitteilungen 12668* B Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 147. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. März 1993 12617 147. Sitzung Bonn, den 12. März 1993 Beginn: 9.00 Uhr Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Ich wünsche einen letzten Wahlperiode mit einer Reihe von Empfehlun- guten Morgen. Die Sitzung ist eröffnet. gen dem Deutschen Bundestag übergeben worden. Die Enquete-Kommission wurde eingerichtet, weil durch eine kontroverse öffentliche Diskussion das Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf: Thema Aids breite Teile der Bevölkerung verunsi- a) Beratung der Beschlußempfehlung und des cherte. Eine neue Krankheit mit bis dahin unbekann- Berichts des Ausschusses für Gesundheit ten Übertragungswegen füllte zu jenem Zeitpunkt die (15. Ausschuß) Schlagzeilen. Viele gerufene und ungerufene Exper- ten meldeten sich zu Wort und versuchten, mit Halb- a) zu dem Zwischenbericht der Enquete-Kom- wissen und gezielten Desinformationen die Aufmerk- mission„Gefahren von AIDS und wirk- samkeit auf sich zu ziehen. Sie erreichten damit eine same Wege zu ihrer Eindämmung" Verunsicherung der Bevölkerung, wie wir sie im b) zu dem Endbericht der Enquete-Kommis- Zusammenhang mit einer Krankheit in den letzten sion „Gefahren von AIDS und wirksame Jahrzehnten nicht mehr erlebt hatten. Aids wurde zu Wege zu ihrer Eindämmung" einem Politikum. — Drucksachen 11/2495, 11/7200, In dieser Vielfalt verwirrender Stimmen hatten es 12/4485 — die Mahner aus dem Bereich der seriösen Wissen- Berichterstattung: schaft, die wirklich kenntnisreichen Ärzte und Sozial- Abgeordneter Dr. Bruno Menzel wissenschaftler, schwer, sich Gehör zu verschaffen. b) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordne-- Ich glaube, es ist der Enquete-Kommission gelun- ten Klaus Kirschner, Dr. Ul rich Böhme (Unna), gen, durch sachliche Arbeit, durch Einbinden des Peter Büchner (Speyer), weiterer Abgeordneter Sachverstandes aus den verschiedensten Wissen- und der Fraktion der SPD schaftsbereichen deutlich zu machen, welche Strate- Umsetzung der Empfehlungen der Enquete gie zur Bekämpfung, Eindämmung, Linderung und Kommission „Gefahren von AIDS und wirk- Behandlung von HIV und Aids für die Zukunft sinnvoll same Wege zu ihrer Eindämmung" des und erfolgversprechend ist. 11. Deutschen Bundestages durch die Bundes-- Während der Arbeit der Enquete-Kommission gab regierung es eine enge Kooperation der Länder und der Bundes- — Drucksachen 12/1160, 12/2344 — regierung mit der Enquete-Kommission. So wurden Zur Beschlußempfehlung des Ausschusses für die Aussagen und Stellungnahmen Be troffener, in der Gesundheit liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Prävention und Be treuung engagierter Laien, auf die der SPD vor. Nach unserer Vereinbarung im Ältesten HIV-Infektion und Aids spezialisierter Ärzte und der rat sind für die gemeinsame Aussprache zwei Stunden gesamten Wissenschafts-Community schnell in politi- vorgesehen. — Dazu sehe ich keinen Widerspruch; sches Handeln umgesetzt. dann ist es so beschlossen. Als Fazit läßt sich feststellen, daß alle damals im Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner spricht Bundestag vertretenen Parteien die Überzeugung der Kollege Dr. Hans-Peter Voigt. teilten, daß der Prävention eindeutig Vorrang vor restriktivem staatlichem H andeln einzuräumen sei. Der Enquete-Bericht bestätigt in vielen einzelnen Punkten die Politik der Bundesregierung und der Dr. Hans-Peter Voigt (Northeim) (CDU/CSU): Frau Länder im Umgang mit der HIV-Infektion und der Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Her- Krankheit Aids. ren! Wir diskutieren heute den Entschließungsantrag zum Zwischen- und Endbericht der Enquete-Kommis- Ich bin fest davon überzeugt, daß die massenme- sion „Gefahren von Aids und wirksame Wege zu ihrer diale Aufklärung in Kombination mit der zielgruppen- Eindämmung". Beide Berichte sind im Laufe der spezifischen Prävention und der S trategie, möglichst 12618 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 147. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. März 1993 Dr. Hans-Peter Voigt (Northeim) viel personale Kombination, persönliche Gespräche hung gegeben werden, um einer diffusen Aidsangst im Bereich der Hauptbetroffenen zu organisieren, entgegenzuwirken. Bei der Information über die dazu geführt hat, daß wir im Vergleich mit anderen Übertragungswege einer HIV-Infektion und über ein Ländern niedrigere Zuwachsraten bei den Neuinfek- angemessenes Vermeidungsverhalten müssen auch tionen haben. die grundsätzlichen Probleme angesprochen werden, Die Analysen der Präventionsmaßnahmen des letz- die gerade junge Menschen bei der Gestaltung der ten Jahrzehnts zeigen eindeutig: Der größte Erfolg ist Sexualität haben. dort zu erzielen, wo es gelingt, die Kompetenz von Drittens. Prävention bei Frauen: Die deutliche Laien durch die Organisation von Selbsthilfegruppen Zunahme der Zahl von mit HIV infizierten Frauen in einzubinden, wo die Kommunikationsstrukturen der den letzten Jahren — nicht nur in der Bundesrepublik, jeweiligen Betroffenengruppen genutzt werden, wo sondern weltweit — rechtfertigt besondere Präven- die Verhütungsbotschaften und die Präventionsin- tionsstrategien für Frauen. Sie sind allerdings mit halte in der Sprache der jeweiligen sozialen Gruppen besonderer Behutsamkeit zu entwickeln. Es muß der vermittelt werden. Eindruck vermieden werden, daß Frauen zu einer Wenn ich die Zuwachsraten aus dem Jahre 1992 mit neuen Hauptbetroffenengruppe erklärt werden, daß denen von 1987 vergleiche, kann ich feststellen, daß in neue Diskriminierungsstrategien entstehen. der Bundesrepublik Deutschland die Zuwachsraten Viertens. Prävention in den neuen Bundesländern: pro Jahr an Aidsfällen etwa gleichgeblieben sind, In den jungen Bundesländern ist die epidemiologi- während sie sich in der Schweiz, in Frankreich und in sche Situation noch sehr günstig. Wir müssen große Spanien verdoppelt haben. In Italien sind sie sogar um Anstrengungen unternehmen, um die Ausbreitung das Dreifache gestiegen. von HIV-Infektionen zu verhindern. Arbeitslosigkeit, Derartige Zahlen dürfen nicht dazu führen, daß man Angst, Unsicherheit, Unzufriedenheit und Aggressivi- sich auf den Ergebnissen ausruht; aber sie belegen, tät können leicht zum Motor eines nicht gewollten daß die Bundesrepublik Deutschland in ihrem Präven- Anstiegs der Zahl von HIV-Infektionen werden. tionsansatz richtig gelegen
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