Juli 1996 Jahrgang 47 ISSN 0022 7846

Juli 1996 Jahrgang 47 ISSN 0022 7846

Heft 7 - Juli 1996 - 47. Jahrgang H6000 Kakteen und andere und Sukkulenten Kakteen Kakteen und andere Sukkulenten INHALT monatlich erscheinendes Organ der als Herausgeber genannten Gesellschaften Heft 7 Juli 1996 Jahrgang 47 ISSN 0022 7846 Artenschutz DETLEV METZING WERNER HOFFMANN Editorial Kakteen für Bolivien 141 Echinopsis formosa (Pfeiffer) Salm-Dyck [syn. Trichocereus tarijensis (Vaupel) Werdermann] aus Bolivien ziert blühend die Titelsei­ Im Habitat te dieses Hefts. Der dazugehörige Beitrag zeigt einen wegweisenden NORBERT F. A. ZIMMERMANN Frithia pulchra N. E. Brown - Ansatz in den Bemühungen um den Schutz der Kakteen und ihrer Eine Reise zu zwei Populationen im Lebensräume. Nicht in unseren Sammlungen müssen Kakteen langfri­ Transvaal mit Besprechung der stig überleben, sondern in ihren heimatlichen Lebensräumen. Dies sukkulenten Begleitvegetation 146 kann aber nur gelingen, wenn in den Herkunftsländern der Kakteen Pflegetips das Wissen über die eigene Flora gefördert wird. Manche Länder haben DIETER HERBEL nur beschränkte Mittel zur Verfügung. Gerade Bolivien beherbergt nach Biologischer Pflanzenschutz bei Mexiko die reichste Kakteenflora überhaupt. Das Wissen darüber wird Kakteen und anderen Sukkulenten - erfolgreicher Einsatz von Nützlingen 153 jedoch in Europa und den USA gehütet und ist für Bolivianer de facto unzugänglich. Das hier vorgestellte Projekt bemüht sich, diese gravie­ Nomenklatur renden Schranken abzubauen. Zur Finanzierung trug übrigens in WALTER WESKAMP nachahmenswerter Weise auch die Ortsgruppe „Rheingau“ der DKG Parodia winbergii Weskamp spec. nov. 157 bei. Wir stellen vor Aus dem weiteren Inhalt: Die „anderen Sukkulenten“ sind diesmal JONAS LÜTHY durch einen Beitrag über die Gattung Frithia aus der Familie der Opuntia basilaris und Aizoaceen oder Mittagsblumengewächse vertreten. Beobachtungen an Yucca brevifolia 160 zwei bekannten Populationen von F. pulchra zeigen eine Reihe von Kultur und Technik morphologischen Unterschieden, welche in einer tabellarischen Über­ BARBARA & ANDREAS KRIETSCH sicht zusammengestellt werden. Empfehlungen für den Für den Praktiker wird der in der Sukkulentenkultur noch wenig Gewächshauskauf, Teil 1 162 bekannte biologische Pflanzenschutz vorgestellt. Es kann hier nicht Literatur 155, 156, 159 darum gehen, den chemischen gegen den biologischen Pflanzenschutz auszuspielen oder umgekehrt. Es gibt jedoch in vielen Fällen gute Impressum (118) Argumente für den Einsatz der biologischen Schädlingsbekämpfung. Veranstaltungskalender (126) Nicht zuletzt die eigene Gesundheit. Wer sich mit dem Gedanken trägt, seine Kakteen und Sukkulenten zukünftig in einem eigenen Gewächs­ Kleinanzeigen (127) haus zu kultivieren, findet in einem weiteren praxisorientierten Beitrag Titelbild: Echinopsis formosa (Pfeiffer) wertvolle Hinweise für wichtige Entscheidungen in technischen Fragen. Salm-Dyck J. Lüthy Foto: D. Metzing ARTENSCHUTZ Kakteen für Bolivien Detlev Metzing & Werner Hoffmann „Kakteen für Bolivien" - beim Lesen lie der Cactaceae weist Bolivien, nach Mexi­ dieses Titels mag sich vielleicht mancher ko, die zweithöchste Artenzahl auf. Etwa ein fragen, ob es nicht eher: „Kakteen aus Bo­ Viertel dieser Arten sind für Bolivien ende­ livien" heißen muß, ist doch Bolivien für misch, das heißt, sie kommen (natür­ seine beachtliche Artenvielfalt dieser Pflan­ lich) ausschließlich in Bolivien vor (cf. H unt zenfamilie bekannt. Ist es also vielleicht 1992). nötig, noch mehr Kakteen nach Bolivien zu Gegenwärtig unternimmt man in Boli­ bringen oder was steckt dahinter? Darüber vien große Anstrengungen, die ungeheure soll der folgende Artikel Auskunft geben. Diversität der Flora und Vegetation zu er­ fassen. Zahlreiche bolivianische Botaniker, Einleitung z. B. in den botanischen Instituten oder Her­ Bolivien, als Binnenstaat im tropischen barien von La Paz, Cochabamba, Santa Cruz Bereich Südamerikas gelegen, weist eine Flä­ u.a. sind damit beschäftigt, die verschiede­ che von 1.098.581 km2 auf. Die natürlichen nen, zum Teil schwer zugänglichen Regio­ Großräume werden durch das warme tropi­ nen des Landes zu bereisen, um dort die sche Tiefland im Osten und durch das kälte­ Vorgefundene Vegetation zu registrieren und re Andengebiet im Westen gebildet. Während zu beschreiben, bekannte und noch unbe­ das Tiefland mit dem Chaco im Süden rela­ kannte Pflanzen zu sammeln, zu herbari- tiv trocken ist, gibt es im Norden tropischen sieren und zu untersuchen. Bei einer ge­ Dr. Werner Hoffmann erläutert die Bedeu­ Regenwald und ausgedehnte Feuchtsavan­ schätzten Zahl von über 18.000 Gefäßpflan­ tung des Opuntien- nen. Das Andengebiet läßt sich in die trocke­ zenarten (Pacheco & al. 1994) ist dies eine Anbaus ne und unfruchtbare Westkordillere, das gewaltige Aufgabe, die von den Biologen er- (Foto: D. Metzing) Hochplateau des Altiplano, die Ost- und Kö- nigskordillere, letztere mit den feuchtwar­ men Yungas, das bolivianische Bergland und die innerandinen Trockentäler untergliedern. Diversität in Bolivien Obwohl Bolivien in den Tropen liegt, weisen die einzelnen Regionen aufgrund der geomorphologischen Vielfalt sehr unter­ schiedliche klimatische Bedingungen auf. Das stark gegliederte Andengebiet ist durch den, oftmals relativ kleinräumigen, Wechsel unterschiedlichster Lebensräume gekenn­ zeichnet. Dies erlaubte die Entwicklung ei­ ner äußerst artenreichen Flora. In der Fami­ Kakteen und andere Sukkulenten 47 (7) 1996 141 den in privaten Sammlungen, wohl nur sel­ ten auch in Botanischen Gärten, in Europa oder Nordamerika. Viele Taxa wurden dort neu beschrieben, und das Typusmaterial in Herbarien außerhalb Boliviens hinterlegt - und dies gilt nicht nur für die Kakteen (To­ ledo & Sosa 1993). Aus verschiedenen Gründen sind Kak­ teen in den Herbarien noch unterrepräsen­ tiert, obwohl eine dauerhafte Präparation relativ leicht durchführbar ist (Leuenberger 1987). Dazu kommt, das bis heute keine vollständige, moderne und wissenschaftlich seriöse Bearbeitung der Kakteen erfolgte, von wenigen Gattungen abgesehen. Das Anfertigen von ledigt werden muß. Bei der Bearbeitung der Für die Botaniker im Heimatland dieser Kakteen-Herbarbeiegen Kakteen tauchen jedoch einige Probleme auf. Kakteen, in Bolivien, ist ein Zugriff auf das wird geübt (Foto: D. Metzing) vorhandene Material und Wissen schwierig. Die Bearbeitung der boliviani­ Will ein bolivianischer Botaniker das Typ­ schen Kakteenflora material der dort vorkommenden Kakteen Die Kakteen Boliviens fanden von je her untersuchen, muß er, wenn möglich, sich das das Interesse von Pflanzenliebhabern und - in Europa oder in den USA hinterlegte Ma­ Händlern, besonders In Europa und Nordame­ terial schicken lassen - andernfalls muß er rika. Die Publikationen, die über boliviani­ selbst dorthin fliegen. Letzteres ist selten sche Kakteen in den zahlreichen Kakteen- und möglich, denn die bolivianischen Institute Sukkulentenzeitschriften geschrieben wurden, haben nur geringe Geldmittel zur Verfügung. zumeist von engagierten Amateuren, sind kaum noch zu zählen. Dementsprechend ist das Wissen über diese Pflanzen vor allem in Europa und Nordamerika konzentriert. Eine Ausnahme bildet die Arbeit von Prof. Martin Cárdenas, der an der Universität Cochabamba Botanik lehrte. Schwerpunkte seiner Arbeit waren neben den Kakteen einheimische Nutz­ pflanzen, knollenbildende Solanum (Wild­ kartoffeln) sowie die Gattung Hippeastrum. Unter dem Einfluß der „Splitter“ beschrieb er eine große Zahl von Arten und auch neue Gat­ tungen der Cactaceae. Diese sind heute meist mit anderen Arten oder Gattungen vereinigt, wie auch die nach ihm benannte Gattung Neocardenasia Backeberg, die heute als Syno­ nym von Neoraimondia Britton & Rose gilt Dr. Roberto Kiesling Was für die Konzentration des Wissens bereitet einen außerhalb Boliviens festzustellen ist, gilt Echinopsis auch für die Typusbelege zahlreicher boli­ (Trichocereus) zum Herbarisieren vor vianischer Kakteen-Taxa. Viele Tausende von (Foto: D. Metzing) Pflanzen wurden exportiert und verschwan­ 142 Kakteen und andere Sukkulenten 47 (7) 1996 Auch die Literaturrecherchen sind schwie­ rig: viele der in den diversen Kakteenzeit­ schriften publizierten Artikel über bolivia­ nische Kakteen sind in südamerikanischen Bibliotheken nicht vorhanden. Dazu kommt die Sprachbarriere - sind doch z. B. solch wichtige Werke wie „Die Cactaceae“ von Curt Backeberg (1958-1962), „Die Kakteen“ von Hans Krainz (1956-75) oder „Kakteen in Süd­ amerika“ von Friedrich Ritter (1980) nur in deutscher Sprache erschienen. Das Projekt Eine weitere Erforschung und Bearbei­ tung der in Bolivien vorkommenden Kak­ teen, die in einigen Landschaften die Vege­ tation wesentlich prägen, ist - als ein klei­ ner Schritt - zur Erfassung der Flora und Vegetation Boliviens dringend notwendig; dies auch im Hinblick auf die fortschreiten­ de Bedrohung und Zerstörung der Vegetati­ on und die erforderliche Schaffung von wei­ teren Schutzzonen. Diese Aufgabe sollte nicht allein auslän­ dischen Botanikern und Amateuren überlas­ sen bleiben. Es ist notwendig, bolivianische Biologen für die Forschung an der Kakteen­ flora zu interessieren und Ihnen die notwen­ digen Grundlagen zu geben. Diesem Ziel diente ein Projekt, das von Dr. Werner H off­ Die Kakteensammlung Oben Kakteenanpflanzung im mann (Fachhochschule Wiesbaden) und Dr. Um das Interesse der Biologie-Studen­ Botanischen Garten Stephan Beck (Instituto Ecológico, La Paz) ten für die Kakteen zu wecken und Ihnen Cota Cota in La Paz initiiert wurde und folgende Aufgaben hat­ das Studium dieser Pflanzen am Ort zu er­ (Foto: D. Metzing) te: möglichen,

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