Walliser Bote Mittwoch, 7

Walliser Bote Mittwoch, 7

AZ 3900 Brig Mittwoch, 7. Februar 2001 Publikations-Organ der CVPO 161. Jahrgang Nr. 31 Fr. 2.— Unabhängige Tageszeitung Auflage: 27 469 Ex. Redaktion: Tel. 027/922 99 88 Abonnentendienst: Tel. 027/948 30 50 Mengis Annoncen: Tel. 027/948 30 40 Der erste Trumpf stach Abschaffen! An der Ski-WM «klebts» Junioren-WM in Verbier: Abfahrtssilber für Silvan Zurbriggen den Schweizerinnen und Schweizern einmal mehr. (wb) Zwei (Oberwalliser) Unsere Asse kommen nicht Trümpfe hatte die Schweizer schnell genug ins Ziel. Wäh- Mannschaft zum Auftakt der Ju- rend wir uns in den ersten nioren-Weltmeisterschaft in Tagen immerhin noch an Verbier in der Hand, bereits der den Misserfolgen der Öster- erste stach: Der in Glis wohn- reicher «schadenfreuen» hafte Silvan Zurbriggen holte in konnten, sind diese nun der Abfahrt Silber hinter dem aber drauf und dran, den Österreicher Graggaber, der als Schweizer Medaillenrekord grosser Favorit ins Rennen ge- von 1987 in Montana-Crans stiegen war. «Ich habe gewusst, zu knacken. dass ich etwas riskieren muss, Erst importieren wir ihr Paul Accola: Kombi-Bronze. wenn ich eine Chance haben Antibiotika-verseuchtes will und das ist voll aufgegan- Schweinefleisch und jetzt Erlösung durch gen», konnte Zurbriggen am nehmen uns die Habsburge- Bronze-Accola Ziel zufrieden festhalten. rinnen und Habsburger Im anschliessenden Damenren- auch noch alle Medaillen (wb) Ausgerechnet Paul Ac- nen musste sich Titelverteidige- weg. Nun stecken wir end- cola erlöste die Ski-Schweiz, rin Fränzi Aufdenblatten mit gültig im Sch ...dreck. was die erste WM-Medaille dem 6. Rang begnügen. «Es Zum Glück haben wir da in St. Anton betrifft. Mit der braucht einen perfekten Lauf, noch den Accola Päuli. Sei- Kombinations-Bronze holte um an einer WM etwas errei- ne Bronzemedaille hat Hel- der Davoser bereits zum vier- chen zu können und den hatte vetiens Skifans vor einer ten Mal Edelmetall in dieser ich heute nicht», so ihre selbst- kollektiven Depression ge- Sparte. Die Bestzeit in der kritische Analyse. rettet. Der alpinen Kombi- Abfahrt ermöglichte ihm den Die Piste war im Vergleich zum nation erwies Päuli aller- Sprung aufs Podest. Training bedeutend schneller, dings einen schlechten Kombinations-Weltmeister was zu zahlreichen Stürzen Dienst: Es ist jetzt wohl wurde Aamodt, Silber ging führte — vor allem im etwas gar endgültig an der Zeit, diese an Österreichs Mario Matt. kurz bemessenen Zielauslauf. abzuschaffen . Seite 25 Seite 26 Die Medaille und der berechtigte Stolz des Vaters: Silvan Zurbriggen mit seinem Vater Uli. Herold Bieler Zivilstandsämter massiv reduzieren Nur sechs von 72 Ämtern genügen den neuen Anforderungen Wallis.—(wb)DieReorga- nisation des Walliser Zivil- standswesens bedeutet für die meisten der gegenwärtig 72 Zi- vilstandsämter das Aus. Hinter- gründe der Strukturbereinigung sind die Einführung des infor- matisierten und vom Bund ver- walteten Personenregisters In- fostar im nächsten Jahr sowie der vom Bundesrat geforderte Mindestbeschäftigungsgrad von 40 Prozent für Zivilstands- beamte. Aufgrund der heutigen Strukturen würden in unserem Kanton bloss sechs Ämter den neuen Anforderungen genügen. Obwohl eine Zentralisierung unumgänglich scheint, gibts auch kritische Stimmen. Dem Staldner Zivilstandsbeamten Franz Abgottspon etwa er- Englisch wird 2003 ab Beginn der OS-Schule Pflicht. scheint die ganze Übung unver- ständlich. Für ihn gehört ein Zi- vilstandsamt zu den fundamen- talsten Dienstleistungen am Die neuen Stundentafeln Bürger, die weiterhin im Ort gewährleistet werden sollten. Früher Französisch und Englisch in den Walliser Schulen Die Argumente der vorberei- tenden ausserparlamentarischen S i t t e n. — (wb) Die obligatorischen Schulstufen des Kantons Wallis erhalten neue Stundentafeln. Kommission seien zu wenig Jetzt liegen sie vor. Staatsrat Serge Sierro möchte sie noch vor seinem Austritt aus der Regierung stichhaltig. Auch die erhofften verabschieden. Die Hauptziele: Französisch ab der 3. Primarschule, Englisch ab der 1. OS-Klasse. Einsparungen seien fraglich. Für die standesamtliche Trauung ist unter Umständen bald ein Was fällt dafür weg? Die 3. OS-Stufe erhält überdies ein neues Gesicht. Seite 7 Seite 12 längerer Weg einzuplanen . Wallis Wallis Sport Sitten: Gay Pride unerwünscht Eissport: Staat soll helfen Der Tag der Österreicherinnen Die Organisatoren der Gay Im Wallis hat es zu wenig Die Frauen-Abfahrt wurde Pride wollen ihre Kundge- Eisbahnen- und stadien zu eine eindrücklichen De- bung in diesem Jahr in Sit- (Bild: Litternahalle). Um monstration der Österrei- ten durchführen. Die Stadt- diesen Mangel zu korrigie- cherinnen. Michaela Dorf- gemeinde von Sitten ist über ren, hofft der Walliser Eis- meister (Bild) holte Gold dieses Vorhaben nicht er- hockey-Verband nun auf die vor Renate Götschl und Se- freut. Sie wäre froh, wenn Hilfe der Politik. Sie soll ein lina Heregger. Eine Wallise- diese Veranstaltung nicht in kantonales Konzept erarbei- rin haderte mit dem Schick- der Walliser Hauptstadt ten. An der Grossrats-Sessi- sal: Wie bereits in der Kom- stattfinden würde. Grund: on in Montana hinterlegten bination blieb für Corinne Die Bevölkerung könnte Grossräte mehrerer Fraktio- Rey-Bellet nur der undank- sich dadurch provoziert und nen eine entsprechende Mo- bare vierte Platz. Lesen Sie gestört fühlen. Seite 11 tion. Seite 11 im Sportteil. Seite 24 AUSLAND / SCHWEIZ Walliser Bote Mittwoch, 7. Februar 2001 2 Der Meister der «nouvelle cuisine» Jährlich sterben 20 000 Kinder in Industriestaaten durch Unfälle Paul Bocuse denkt auch mit 75 noch lange nicht ans Aufhören Unicef-Studie: 12 000 Todesfälle vermeidbar Frankfurt/Main.—(AP) chefs erkannte er, welche Be- Florenz.—(AP) Unfälle Einen direkten Zusammen- Er selbst schwingt den Koch- deutung Service und Ambiente sind laut einer Unicef-Stu- hang zwischen Wohlstand löffel nur noch selten. Doch beim Geniessen haben. «Das die in den führenden Indus- und Unfallrate stellten die noch will er das Feld nicht den grosse Restaurant ist ein Thea- triestaaten die Haupttodes- Autoren der Studie nicht fest. Jüngeren überlassen. an sollte ter», pflegt er zu sagen. Seine ursache für Kinder. So lag der Wert in Griechen- die Jungen nicht drängen, sagt Gäste verwöhnte er mit unge- Jedes Jahr kommen in den In- land bei 7,6 und damit weni- der französische Spitzenkoch wöhnlichen Speisekombinatio- dustriestaaten 20 000 Kinder ger als halb so hoch wie in Paul Bocuse, der am 11. Fe- nen — dekorativ auf dem Teller durch Unfälle ums Leben, Portugal, obwohl beide Län- bruar 75 Jahre alt wird. Wie hergerichtet. Er machte Schluss wie das zum UN-Kinderhilfs- der hinsichtlich des Bruttoin- mit deftiger, fettreicher Küche Von Susanne Gabriel werk gehörige Innocenti For- landsprodukts vergleichbar und bot statt dessen leichte, fri- schungszentrum am Dienstag sind. kein zweiter hat «Monsieur sche Kost mit viel Gemüse und in Florenz bekannt gab. In ei- Insgesamt waren Unfälle für Paul» in den 60er und 70er Kräutern an. Die Gäste dankten ner Studie des Forschungs- fast 40 Prozent aller Todes- Jahren die Kochkunst in es ihm auf ihre Art: Noch im- zentrums wurden die Todes- fälle von Kindern in den un- Frankreich revolutioniert. mer geben sich Politiker, Künst- ursachen von Kindern in 26 tersuchten Staaten verant- «Nouvelle cuisine» — leichte ler, Schauspieler und Musiker Staaten zwischen 1991 und wortlich. Laut Unicef könn- Gerichte aus frischen Zutaten in der «Auberge Paul Bocuse» 1995 untersucht. ten 12 000 Todesopfer pro vom Markt — hiess das Zau- die Klinke in die Hand. Dabei schnitt Schweden mit Jahr verhindert werden, wenn berwort. Inzwischen hat sich Bocuse brach auch mit einer 5,2 Unfalltoten pro 100 000 die allgemeinen Sicherheits- Bocuse wieder stärker der tra- weiteren Tradition: Er suchte Kindern am besten ab, ge- standards denen der Schweiz ditionellen Küche zugewandt. den Kontakt zu anderen Spit- folgt von Italien und Gross- entsprächen. Die Studie emp- Sein Beruf wurde Bocuse schon zenköchen und tauschte mit ih- britannien mit jeweils durch- fiehlt sieben Sicherheits- in die Wiege gelegt. Er wurde nen Rezepte aus. Die Küchen- schnittlich 6,1 und den Nie- massnahmen für Kinder zur 1926 in Collonges-au-Mont- chefs schlossen sich zur «Bande derlanden mit 6,6 Toten. Senkung der Unfallzahlen: d’Or bei Lyon als Sohn einer a Bocuse» zusammen und Deutschland und Irland lagen Helme, Kindersitze in Autos, Familie geboren, die seit 1765 machten die «nouvelle cuisine» mit dem Wert 8,3 an zehnter Sicherheitsgurte, Geschwin- in der Gastronomie tätig ist. bekannt. 1987 rief Bocuse den Stelle, Österreich mit 9,3 an digkeitsbegrenzungen in Während des Krieges begann er Kochwettbewerb «Bocuse 15. Position, die Schweiz mit Wohngebieten, kindersichere seine Ausbildung im Restaurant d’Or» ins Leben, der jährlich 9,6 auf Platz 17. Die schlech- Verschlüsse von Medika- von Claude Maret in Lyon. Zu stattfindet die Gewinner erhal- testen Werte hatten Südkorea menten, Rauchdetektoren in seinen Aufgaben gehörte es, Le- ten eine kleine Figur des franzö- mit 25,6, Mexiko mit 19,8, Wohnhäusern und Sicher- bensmittel auf dem Schwarz- sischen Künstlers Cesar, einem Portugal mit 17,8 und die heitsstandards für Spielplät- markt zu organisieren. Damals, guten Freund des Spitzenkochs, USA mit 14,1. ze. so scherzen Freunde noch heu- Der französische Spitzenkoch Paul Bocuse. Aus dem Ort Collon- der auch Vorsitzender der euro- te, lernte er es, stets das Beste ges au Mont d’Or bei Lyon blickt der Spitzenkoch auf eine bei- päischen Köchevereinigung Eu- für die Küche zu ergattern. spiellose Karriere

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