Deutscher Bundestag Drucksache 7/1263 7. Wahlperiode 16.11.73 Unterrichtung durch die Bundesregierung Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates und der Westeuropäischen Union Der Europarat Halbjahresbericht der Bundesregierung für die Zeit vom 1. April 1973 bis 30. September 1973 Inhaltsverzeichnis Seite I. Allgemeines 2 II. Politik 2 1. Europäische Einigung 2 2. Ost-West-Beziehungen 3 3. Verhältnis Europas zu den USA 3 4. Bekämpfung des internationalen Terrorismus 3 5. Gäste der Beratenden Versammlung 3 6. Europatag 1973 3 III. Tätigkeit des Europarates auf Einzelgebieten 3 A. Recht 3 B. Öffentliches Gesundheitswesen, Soziale Fragen . 4 C. Umweltschutz, Raumordnung 4 D. Kultur 4 IV. Zusammenfassung 5 Drucksache 7/1263 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode I. Allgemeines Dr. Karl Ahrens, SPD Dr. Wendelin Enders, SPD Das Ministerkomitee des Europarates trat am 14. Dr. Friedrich Kempfler, CDU/CSU Mai 1973 in Straßburg zu seiner 52. Sitzung unter Helmut Sieglerschmidt, SPD Vorsitz des österreichischen Außenministers Kirch- Der „Gemischte Ausschuß" hielt am 4. Juli 1973 in schläger zusammen. Die deutsche Delegation leitete Florenz eine Sitzung ab, auf der Mitglieder der Be- der Parlamentarische Staatssekretär im Auswärti- ratenden Versammlung und Vertreter des Minister- gen Amt Moersch. komitees gemeinsam interessierende politische und Auf der Ebene der Ministerbeauftragten tagte das organisatorische Fragen behandelten. Ministerkomitee im Berichtszeitraum fünfmal (220. bis 224. Sitzung mit 28 Sitzungstagen). Unter den zu behandelnden Tagesordnungspunkten, deren Zahl weiter wächst, nahmen die Beratungen der von der II. Politik Beratenden Versammlung angenommenen Texte so- 1. Europäische Einigung wie einige Konventionsentwürfe, darunter einer Konvention zum Schutz von Auslandskorresponden- ten und eines europäischen Wanderarbeiterstatuts, Im Mittelpunkt der Aussprache auf der 52. Sitzung breiteren Raum ein. des Ministerkomitees stand erneut die Frage nach der künftigen Rolle des Europarates im europäischen Der 1. Teil der 25. Sitzungsperiode der Beratenden Einigungsprozeß. Dabei zeigte sich Übereinstimmung Versammlung fand in der Zeit von 14. bis 18. Mai über die bleibende Bedeutung des Europarates als 1973 in Straßburg statt. Mit allen abgegebenen Stim unentbehrlicher Klammer zwischen den neun EG- men bestätigten die Mitglieder der Beratenden Ver- Ländern und den übrigen acht Mitgliedern des Euro- sammlung Graf Sforza-Galeazzo SFORZA für eine parates, sowie als Forum westeuropäischer Demokra- weitere Periode von fünf Jahren in seinem Amt als tien. Die Minister betonten allerdings nachdrücklich stellv. Generalsekretär der Organisation. Unter den die Notwendigkeit, in der Aufgabenstellung der ver- neugewählten Vizepräsidenten der Beratenden Ver- schiedenen europäischen Organisationen, besonders sammlung befindet sich der Sprecher der deutschen von Europarat und EG, klare Schwerpunkte heraus- Delegation, Abgeordneter Kahn-Ackermann. zuarbeiten. Um sicherzustellen, daß Arbeiten des Der aufgrund der Bundestagswahlen vom 19. No- Europarates und der EG sich ergänzen, müsse der vember 1972 neu konstituierten deutschen Parlamen- Informations- und Gedankenaustausch verstärkt und tarierdelegation gehören nachstehende Abgeordnete Arbeitsvorhaben und Termine miteinander abge- neu an: stimmt werden. Mehrere Delegationen, darunter auch die deutsche, traten dafür ein, die politische 1. Vollmitglieder der Beratenden Versammlung: Substanz des Ministerkomitees und der Beratenden Dr. Alfred Dregger, CDU/CSU Versammlung zu stärken, um den Europarat in die Dr. Manfred Achim Gessner, SPD Lage zu versetzen, den ihm zufallenden Aufgaben Dr. Erich Mende, CDU/CSU gerecht zu werden. Georg Schlaga, SPD Als konkretes Ergebnis ihres Gedankenaustausches Hansheinrich Schmidt, FDP beschlossen die Minister, eine Arbeitsgruppe aus Helga Schuchardt, SPD sechs Ministerbeauftragten (Dänemark, Frankreich, Dr. Olaf Schwencke, SPD Italien, Schweden, Schweiz und Türkei) einzusetzen Dr. Erika Wolf, CDU/CSU mit dem Auftrag, den Ministerbeauftragten bis Ok- 2. Stellvertreter: tober 1973 einen Bericht über die künftige Rolle des Lenelotte von Bothmer, SPD Europarates vorzulegen. Damit soll eine Entschei- Peter Büchner, SPD dung des Ministerkomitees auf seiner 53. Sitzung Dr. Georg Gölter, CDU/CSU am 13. Dezember 1973 vorbereitet und ermöglicht Dr. Uwe Holtz, SPD werden. Karl-Hans Lagershausen, CDU/CSU Die Arbeitsgruppe hat ihre Tätigkeit unverzüglich Christian Lenzer, CDU/CSU nach der Mai-Sitzung des Ministerkomitees aufge- Werner Marquardt, SPD nommen. Den Vorsitz führte bis zur Sommerpause Manfred Schulte, SPD der schweizerische Ministerbeauftragte; anschlie- Dr. Manfred Vohrer, FDP ßend ist er vom dänischen Vertreter übernommen Rudolf Walther, SPD worden. Hans-Jürgen Wischnewski, SPD Wie schon bei den vorausgegangenen Sitzungen bil- Dr. Manfred Wörner, CDU/CSU dete die zukünftige Rolle des Europarates das zen- Richard Wurbs, FDP trale Thema auch der Mai-Tagung der Beratenden Dr. Rainer Barzel, CDU/CSU Versammlung. Als Präsident einer Arbeitsgruppe Folgende Abgeordnete, die bisher stellvertretende- der Beratenden Versammlung erstattete der schwei- Mitglieder der Beratenden Versammlung waren, zerische Ständerat Olivier Reverdin seinen Ergeb- sind Vollmitglieder geworden: nisbericht, der in einer ausführlichen Aussprache er- Zugeleitet mit Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister des Auswärtigen vom 31. Oktober 1973. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode Drucksache 7/1263 örtert wurde. Der Bericht unterstreicht die Komple- eine Antwort auf eine im Oktober 1972 angenom- mentarität zwischen der erweiterten Gemeinschaft mene Empfehlung der Beratenden Versammlung und dem Europarat. Er setzt sich dafür ein, durch (684), in der die Notwendigkeit eines koordinierten verbesserten Informationsaustausch eine engere Zu- Vorgehens der verschiedenen internationalen Gre- sammenarbeit zwischen den beiden Organisationen mien unterstrichen wird. Die Mitgliedstaaten des einzuleiten, die beide die Einheit des demokratischen Europarates werden aufgefordert, den drei Abkom- Europas anstreben. Dazu bedürfe es der Festigung der men von Tokyo, Den Haag und Montreal beizutre- politischen Funktion des Europarates, der nicht zu ten. einer Akademie für Menschenrechte oder des Um- Die Beratende Versammlung trat ihrerseits nach- weltschutzes werden dürfe. Nachdrücklich warnt der drücklich dafür ein, eine Lösung dieser Frage auf Bericht davor, eine Kluft zwischen den Gemein- regionaler europäischer Ebene anzustreben, da die schaftsländern und den Mitgliedstaaten des Europa- Bestrebungen in größerem Rahmen, vor allem in den rates, die den EG nicht angehören, aufzureißen und Vereinten Nationen, keine greifbaren Fortschritte bei diesen den Eindruck zu erwecken, in die für erbracht hätten. In ihrer Entschließung 703 spricht Europa wichtigen Entscheidungen nicht mehr ein- sich die Beratende Versammlung erneut dafür aus. bezogen zu werden. konkrete Schritte der Regierungen zu unternehmen und gemeinsam und wirksam dem Terror entgegen- zutreten, wozu die Einberufung einer Konferenz der 2. Ost-West-Beziehungen zuständigen Minister empfohlen wird. Auf der Mai-Sitzung des Ministerkomitees fand ein reger Gedankenaustausch zum Verlauf der vorberei- 5. Gäste der Beratenden Versammlung tenden Gespräche für die KSZE statt. PStS Moersch erläuterte, daß sich die bilaterale Phase der deut- Als Gäste der Beratenden Versammlung sprachen schen Ostpolitik ihrem Abschluß nähere. Damit ver- auf ihrer Mai-Sitzung der italienische Ministerpräsi- lagere sich der Schwerpunkt auf den Beitrag der dent Andreotti, der isländische Außenminister Bundesrepublik Deutschland zur gemeinsamen Ge- Agustsson und der österreichische Außenminister staltung der Beziehungen Westeuropas zum euro- Kirchschläger, dieser gleichzeitig als Berichterstatter päischen Osten. des Ministerkomitees, zu Fragen der europäischen Die Aussprache zeigte das Interesse aller Mitglied- Einigung aus der Sicht ihrer Regierungen. staaten an einem laufenden politischen Gedanken- und Informationsaustausch im Ministerkomitee. 6. Europatag 1973 3. Das Verhältnis Europas zu den USA Zum Europatag 1973 (5. Mai) gab der Bundesminister des Auswärtigen für die Bundesregierung eine Er- In ihrer Empfehlung 542 fordert die Beratende Ver- klärung ab, in der er u. a. folgendes ausführte: sammlung, die Beziehungen Westeuropas zu den „Je enger die Zusammenarbeit in den Europäischen USA zu einer echten Partnerschaft auszubauen, die Gemeinschaften wird, desto wichtiger wird auch der auf dem Bewußtsein gegenseitiger Interdependenz Europarat. Er ist eine Klammer zwischen den Ge- und der gemeinsamen Verantwortung für die Wah- meinschaften der Neun und den anderen demokra- rung demokratischer Lebensform beruht. Zur Errei- tischen Ländern Westeuropas. Je mehr die Konfron- chung dieses Ziels sei es notwendig, regelmäßig tation zwischen Ost und West auf unserem Konti- Konsultationen zwischen den europäischen Organi- nent einem Wettbewerb der Gesellschaftssysteme sationen und den USA durchzuführen. weicht, desto mehr müssen wir alle im Europarat die Die Empfehlung wurde nach einer Debatte der Be- demokratischen, freiheitlichen Ideale und Grund- ratenden Versammlung angenommen, in der der sätze, die uns einen, bekräftigen und fortentwickeln. amerikanische Botschafter in Paris, Irwin II, im Na- Die tatkräftige Mitarbeit der Bundesregierung bei men seines Außenministers die Notwendigkeit be- diesen europäischen Bemühungen entspricht dem tonte,
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