BRAUNSCHWEIGISCHE Braunschweigischer Landesverein für Heimatschutz e.V. 87. Jahrgang, Ausgabe 1/2001 UB Braunschweig 6[1 t ;fAr http://publikationsserver.tu-braunschweig.de/get/64541 Nichts erinnert heute in Peine mehr an den Schwi­ cheldtschen Hof. Etwa dort, wo heute das Karstadt­ Gebäude im Stadtzentrum steht, stand seit dem Mittelalter der große "Burgmannenhof". Im Jahr 1359 erwarben ihn Heinrich und Johann von Schwicheldt. Immerhin ein Jahr, 1626 bis kurz vor Weihnachten 1627, wohnte der Feldherr Tilly in dem Gebäude. Vermutlich seit 1780 sah das Anwesen so aus, wie es der Peiner Maler Volker Baltrusch vor einigen Jahren zeichnete. Es war ein großer zweistöckiger Fachwerkbau mit geschlämmten Backsteingefachen und einem pfannengedeckten Krüppelwalmdach. Die letzte Besitzerin war die Gräfin von Hardenberg-Schwicheldt. 3 Der Tadensen (oder auch Thansen) Eines der schönsten Laubwaldgebiete Von Heim-Dietrich Mencke im Kreis Peine 7 Des Freiherrn von Knigge Irrungen und Wirrungen abenteuerlicher Bericht einer Reise um den Ballonaufstieg des Luftschiffers vom Deister nach Braunschweig B!anchard •, Von Pranz Garrecht 9 Ein Führer zu den Sehenswürdigkeiten Der Cicerone zu Schloß, Garten, des Ortes und der Umgebung Park und den Sehenswürdigkeiten von Hundisburg Von Mechthild Wiswe 10 Friedrich Brandes Am 21. September 2000 verstarb im (1912- 2000) 89. Lebensjahr Friedrich Brandes - Von Harald Schraepler EinNachruf 12 Troia - ein Traum und Wtrldichkeit Die Ausstellung wird am 14. Juli 2001 Von Britta Edelmann MA. in Braunschweigeröffnet 14 Junge Gesellschaft "Wir sind der älteste Verein im Ort, Von RalfAhlers wir können es nur nicht beweisen" 15 Die Braunschweigische Landschaft Der Tag der Braunschweigischen lädt ins Schloss Salder ein Landschaft am 12. Mai 2001 16 Den Mythos Preußen Eine ungewöhnliche Sammlung selbst erleben zur preußischen Geschichte 18 Bemerkenswertes Während der Zugzeiten an den Brachvogel-Vorkommen Teichen des " Wasservogelreservates " Von Ralffürgens Schöppenstedter Teiche" 19 War die berülunte Bronzezeithöhle Die Lichtensteinhöhle, eine der im Harz ein Familiengrab? bedeutendsten urgeschichtlichen Fundstätten in Mitteleuropa 20 Die Braunschweigische Jahrtausendrückblick Landesgeschichte einer Region Rubriken Impressum 9 Neue Bücher und neue wissenschaftliche Arbeiten 21 Veranstaltungen 23 2 http://publikationsserver.tu-braunschweig.de/get/64541 Der Ta ensen (oder auch Thansen) Von Forstamtmann i.R. Heinz-Dietrich Mencke, Meerdorf Der Tadensen ist wohl das schönste seltene und geschützte Pflanzen­ meinen Besitzes auch Kirchen-, Laubwaldgebiet im Kreise Peine arten (heimische Orchideen, Kommunal- oder landesherrliche und der weiteren Umgebung. Er Aronstab, Einbeere, Lerchensporn Grundflächen als Wald an die liegt am Nordrande des ostnieder­ und viele andere mehr) sind häufig Gemarkungsgrenzen umgelegt. sächsischen Hügellandes im Über• zu finden. Es ist selten in unserer So ist es erklärlich, daß der Taden­ gang zur südlichen Heideregion. landwirtschaftlich intensiv genutz­ sen von verschiedenen Besitzgren­ Nördlich hiervon bis zur Hochheide ten Landschaft, daß auf so guten zen (Gemarkungs-, Kreis-, Regie­ tragen die Böden keine größeren Böden noch Wald steht. rungs-Bezirks-, Provinz- und Landes­ geschlossenen Buchen- und Edel­ grenzen) durchzogen wurde. Dies laubholz- (Esche, Ahorn)- Bestände Einen Grund hierfür findet man in hat bis vor gar nicht langer Zeit mehr. Das Laubholz wird dort der Lage an der Grenze der Gemar­ (1960/75) wegen der unterschiedli­ neben den Nadelhölzern hauptsäch• kungen. Die den Wohnorten nahe chen Vorschriften zu manchmal lich von der Eiche, Birke, Erle, liegenden Felder besserer Bodengü• kuriosen Situationen geführt. Pappel und Weide als Baumarten te wurden schon frühzeitig vor vertreten. Jahrhunderten vom Wald gerodet Am Tadensen sind vier verschiede­ und beackert. Bei der Gemarken­ ne Gemarkungen (Meerdorf, Der gute Wald-Standort (Kreide­ teilung (Separation) mit der Auftei­ Wipshausen, Voigtholz und mergel im Untergrund) im lung des Allgemeinbesitzes Blumenhagen), und bis 1974 zwei Tadensen zeigt auch die reichhaltig­ (Allmende) vor etwa 150 Jahren Landkreise (BS und PE) , früher ste Bodenflora im Kreise. Mehrere wurden die Restflächen des allge- zwei Provinzen (Hannover und 3 http://publikationsserver.tu-braunschweig.de/get/64541 Braunschweig) und als Länder Königreich Hannover/ Preußen und Herzogtum Braunschweig beteiligt gewesen. Dies alles hat bis zur Bildung des Landes Niedersachsen (1949), der Bezirks- und Kreisre­ form 1975) und der Vereinheit­ lichung vieler Verwaltungsvor­ schriften in den Jahren 1950 bis 1965 bestanden. Das Waldgebiet Tadensen (oder brschwg.: Thansen) besteht aus den Forsten mehrerer Eigentümer: Im Nordwesten liegt der Realverbands­ forst Blumenhagen mit etwa 42 ha. Den Südwesten bildet der Realver­ bandsforst Meerdorf mit ca. 100 ha. Der Südost-Teil ist der frühere Waldbesitz des Klosters Braun­ schweig-Riddagshausen, bis 1974 als Staatsforst Braunschweig mit ca. 76 ha zur Revierförsterei Meerdorf gehörig. Der mittlere Nordost-Teil gehörte früher mit etwa 100 ha zum Gute Duttenstedt des Grafen von Oberg. Der Wald und das Gut wurde Anfang des 19. Jahrhunderts vom Königreich _Hannover über• nommen. Das Gut wurde als Domäne dann verpachtet und der Wald als Staatsforst mit etwa 80 ha und ca. 20 ha Acker pp. von der damaligen Oberförsterei Peine (Revierförsterei Duttenstedt) bewirtschaftet. Am Ortsrande des Waldkomplexes liegt noch der Realverbandsforst Wipshausen mit etwa 17 ha. Erst im Jahre 1956 wur­ den die Staatsforsten zusammenge­ faßt und von der nun vergrößerten Revierförsterei Meerdorf (zum da­ maligen Forstamt Sophiental, später Braunschweig gehörig) übernom• men. Allerdings dauerte die Allgleichung der unterschiedlichen Nutzungs­ und Verwaltungsvorschriften und früheren Landesgesetze noch einige Zeit. Außerdem trafen die von der Landesforstverwaltung beabsichtig­ ten Umgliederungen der Betreu­ ungs-(Verbands-)Forsten zu den neugeformten Revierförstereien Meerdorf bzw. Berkhöpen auf den ,.nachhaltigen Widerstand der • Verbandsvorstände, so daß die beabsichtigte Neugliederung nur Stückwerk blieb. Das hat sich auch bei den Änderungen der 4 http://publikationsserver.tu-braunschweig.de/get/64541 Forstorganisation, die bald im Jahre 1974 folgte, nicht geändert. Seitdem gehören der Staatswald im Forstort Tadensen und die Ver­ bandsforsten bis auf die Forstgenos­ senschaft Meerdorf zur Revierförste• rei Berkhöpen. Die Besitzer des Meerdorfer Bauernwaldes hielten aber der Revierförsterei Meerdorf die Treue und sind deshalb beim Forst-Ministerium in Hannover nachdrucklieh mit Erfolg aufgetre­ ten. Ein Gehöft im ehemaligen hanno­ versch/preußischen Teil des Taden­ sen war seinerzeit als Vorwerk des Gutes Duttenstedt eingerichtet und von zwei Guts-Arbeiterfamilien be­ wohnt. Diesen stand am Hause und am Nord- und Westrand des Waldes Ackerland und Wiesen als Deputat­ Land zur Verfügung. Das Wohn­ haus, zuletzt als Waldarbeiter-Woh­ nungen genutzt, ist um die Jahr­ hundertwende abgebrannt und wurde im ausgemauerten Fachwerk wieder errichtet für zwei Waldar­ beiter-Familien. Es war aber wegen des begrenzten Wohnraumes in der überwiegenden Zeit nur von einer Familie bewohnt, wobei zuletzt ein 10 Jahre als Anzuchtfläche für Forst­ terbäumen. Ergänzungen durch Raum für den zuständigen Forst­ ptlanzen (Großkamp für große Pflanzung von anderen, passenden beamten als Übernachtungsmöglich• Laubholz-Loden und -Heister, jähr• Baumarten zur Erzielung von Misch­ keit abgeteilt war. In der Zeit der lich ca. 300.000 Stück) genutzt und wald mit besserem Ertrag und grö• Wohnungsnot (Nachkriegszeit, 1975/76 gänzlich aufgeforstet. ßerem Widerstand gegen Sturm, Flüchtlingsbedarf) war das Haus mit Pflanzenkrankheiten und Schäd• kopfstarken Familien voll belegt. Die Forstnutzung im Tadensen hat lingsbefall sind hierbei durchaus er­ sich in den letzten 100 Jahren we­ wünscht. Diese Wirtschaftsumstel­ Die fehlende Versorgung mit sentlich verändert. Die Wirtschafts­ lung hat etwa 60-70 Jahre gedau­ Elektrizität und Wasserleitung und reform wurde gewandelt von der ert. Froher (bis in die Jahre mangelnde Abwasserversorgung Niederwald-Wirtschaft (reine 1960/1970) war durch den Bedarf brachte bei mode{!!_en Wohnan­ Brennholz-Nutzung im 15-jährigen der benachbarten Dörfer der Brenn­ spruchen bald Probleme. Es war Wiederausschlag-Betrieb) über die holz-Absatz durchaus gesichert. zwar ein Hausbrunnen (Handpum; Mittelwald-Wirtschaft (Untersta.tld pe) mit vorzüglichem Grundwasser im Wiederausschlag-Betrieb als Es wurden jährlich allein aus den vorhanden, bereitete jedoch im Brennholz, das Oberholz als Über• Staatsforsten 400- 500 Raummeter Freien stehend im Winter Schwie­ hälter 100 bis 200 Jahre alt und Brennholz verkauft und noch in rigkeiten. Das Haus war deswegen Lieferanten von Nutzholz-Stänlmen den 60iger Jahren in einem Auk­ nur bis 1965 bewohnt und wurde und Brennholz aus den Kronen) bis tions-Teffilin im Spätwinter verstei­ anschließend als Forstbetriebsgebäu• zur modernen Hochwald-Wirtschaft gert. Etwa die gleiche Brennholz­ de zum Aufenthalts- und Pausen­ mit furen häufigen (3- 5-jährlichen) menge wurde von den Verbands­ Raum bei schlechtem Wetter für die Pflegehieben (Durchforstungen) forsten auf Bestellung aufgearbeitet Waldarbeitskräfte und zur Unter­ und der ganzflächigen Ernte der und abgesetzt. bringung für Geräte und Maschinen gesamten Stänlme gestreckt über genutzt. mehrere Jallrzehnte zur Vermeidung Bis zum Jahre 1960 wurde sogar von Kahlschlägen bei rechtzeitiger
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