Hans Reuther Burgen- und Schlösserforschung und -erhaltung in Niedersachsen Die Burgen- und Schlösserforschung in Niedersach­ An wissenschaftlichen Einzelveröffentlichungen der Barockschlösser als Beitrag für eine noch aus­ sen muß, solange die Inventarisation der Bau- und letzten Jahre sei auf die von C. Wünsch nach stehende Kunstgeschichte des Landes. Viele be­ Kunstdenkmale nicht abgeschlossen ist — es konn ­ einer Bauaufnahme der Ganerbenburg Adelebsen deutende Barockschlösser wie beispielsweise Brüg ­ ten insgesamt 31 Stadt- und Landkreise noch nicht im Regierungsbezirk Hildesheim vorgenommenen gen, Celle, Richmond, Sambleben, Schliestedt, bearbeitet werden, darunter vor allem das bür ­ Geschichte und Beschreibung hingewiesen 7). Im Söder und Wrisbergholzen sind zwar im Inventar ­ gen- und schlösserreiche südliche Niedersachsen •— Rahmen der nach 1945 erschienenen Bände der werk ausführlich behandelt, jedoch haben sie immer wieder auf die grundlegende, bereits vor Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen haben noch keine Wertung innerhalb der deutschen drei Generationen im Jahre 1871 begonnene, aber die im Kreise Land Hadeln und der Stadt Cux ­ Barockarchitektur gefunden. Nur die Werke von in ihrer Gesamtschau für das Gebiet der ehern, haven, im Kreise Neustadt am Rübenberge und in Hermann Korb (1656—1735) und Joh. Balthasar preußischen Provinz Hannover unübertroffene Ver­ der Stadt Stade 8) gelegenen Wehrbauten, Stadt ­ Lauterbach (um 1660—1694) im Braunschweiger öffentlichung von H. Wilh. H. Mithoff 1) zurück ­ befestigungen und Schlösser eine eingehende Be­ Land, vor allem das 1813 abgebrochene und in greifen. Als weitere zusammenfassende Darstel­ arbeitung gefunden. Kupferstichen überlieferte Schloß Salzdahlum, wur­ lungen sind der erste Band von B. Ebhardts den bisher einer eingehenden wissenschaftlichen Wehrbau Europas im Mittelalter 2) heranzuziehen Es sei hier auf die Wasserburg mit Barockanbau Bearbeitung in Einzelabhandlungen 13) und Ge­ und das kurz vor seinem Abschluß stehende Lexi ­ zu Cuxhaven-Ritzebüttel und auf das heute der samtdarstellungen der Barockbaukunst 14) unter ­ kon der deutschen Burgen und Schlösser von Kreisverwaltung dienende Renaissanceschloß zu zogen. C. Tillmann 3). Ausführliche, mit Literaturnach­ Neustadt am Rübenberge sowie auf die umfang ­ weisen versehene historische Angaben über die reiche Stadtbefestigung von Stade hingewiesen. Der Die von Prof. Dr. Herbert Jankuhn, dem Vor ­ niedersächsischen Burgen und Schlösser sind im in Vorbereitung befindliche Inventarband des Krei­ stand des Seminars für Ur- und Frühgeschichte zweiten, von K. Brüning herausgegebenen Band ses Stade 9) wird auch die Befestigung der Stadt der Universität Göttingen, seit Herbst 1957 ge ­ des Handbuches der historischen Stätten Deutsch­ Buxtehude aufzeigen, die in ihren Anfängen in leiteten Grabungen auf dem Gelände der Kaiser­ lands 4) zu finden. Dagegen enttäuscht der von der zweiten Hälfte des 13. Jahrhs. als selbständige pfalz Grona bei Göttingen, die unter Kaiser Hein ­ W. van Kempen verfaßte Band „Schlösser und Wasserfestung erstellt war. rich II., dem Heiligen, ihre Glanzzeit erlebt hat Herrensitze in Niedersachsen" 5). Das Vorhanden ­ und 1294 von Göttinger Bürgern letztmals zer­ In seiner Lütetsburger Chronik 10) verfolgt U. von sein von Veduten oder Stahlstichen aus dem stört wurde, werden voraussichtlich im Frühjahr Alvensleben im Rahmen der Geschichte des frie­ 19. Jahrh. hat zum wesentlichen Teil die Auf­ 1961 abgeschlossen sein und lassen wichtige Auf­ sischen Häuptlingsgeschlechtes der Fürsten zu Inn- nahme der Objekte bestimmt, so daß manch wich­ schlüsse zur Lage ihrer Vorburgen und Vorwerke und Knyphausen auch genau die Baugeschichte und tiges Schloß fehlt, andere wiederum mit wenig sowie zur Pfalzforschung erwarten. Die Aus­ das Schicksal ihres Schlosses zu Lütetsburg mit charakteristischen Abbildungen vertreten sind. grabungen von 1934 bis 1939 auf der Kaiserpfalz seiner Parkanlage, einem der schönsten Land ­ Auch der Text nimmt einige längst berichtigte Irr- Werla im Kreise Goslar, einem strategisch wich­ schaftsgärten vom Beginn des 19. Jahrhs. in Nord ­ tümer wieder auf, wirkt stellenweise oberflächlich tigen Platz am Steilufer der Oker, der bereits seit deutschland. und kennzeichnet zuweilen nicht eindeutig den Typ der jüngeren Steinzeit besiedelt war, werden von und die Stilmerkmale der einzelnen Schlösser. Es Das Lebenswerk des fürstlichen Baumeisters Paul der Urgeschichtsabteilung des Niedersächsischen fehlen daher noch immer für Niedersachsen reich Francke (1538 —1615) zu Wolfenbüttel, des Haupt­ Landesmuseums fortgeführt. Es handelt sich bei illustrierte Bände mit zuverlässigem Text und vertreters der Renaissancearchitektur in Nieder ­ dieser räumlich etwa 100 Morgen umfassenden exakten Bilderläuterungen, die einen möglichst ge ­ sachsen, fand bisher keine umfassende Würdi ­ Pfalzanlage um den größten niedersächsischen schlossenen Überblick über den Bestand der wich­ gung 11); vor allem ist seine Tätigkeit als Festungs ­ Wehrbau, der aus einer ringförmig angelegten tigen Burgen und Schlösser des Landes geben, wie baumeister noch nicht abgegrenzt. Wichtige Einzel ­ ITauptburg und drei gen Norden vorgelagerten sie beispielsweise H. Kreisel in der Reihe „Deut­ forschungen dazu konnte F. Thöne in den letzten Vorburgen besteht. Seit 1955 werden ebenfalls sche Lande •— Deutsche Kunst" für Altbayern und Jahren im Rahmen seiner Veröffentlichungen zur Grabungen in Pöhlde im Kreise Osterode am Harz Tranken geliefert hat. Der in Druck befindliche Wolfenbütteler Topographie und Baugeschichte auf den Wällen des Höhenzuges Rotenberg vor ­ Band IV von Reclams Kunstführer 6) wird auch vorlegen 12). genommen, der im Volksmund „König Heinrichs eine Darstellung der architektonisch und historisch Vogelherd" heißt. Es handelt sich dabei um zwei wichtigen Burgen und Schlösser Niedersachsens Noch immer fehlt eine lückenlose, wissenschaftlich getrennte Umwallungen, nicht um eine einheit­ enthalten. zuverlässige Darstellung der niedersächsischen liche fränkische Curtis-Anlage. M. Claus, der diese Braunschweig, Schloß, Gesamtansicht von Südwesten (Stadtseite) Burgen und Schlösser 1960 II 23 Grabungen leitet, hat im Göttinger Jahrbuch zwei Die Burgruine Polle an der Weser unweit von einen Luftangriff und brannte 1956 völlig aus. Vorberichte 15) gebracht. Holzminden dient seit 1950 allsommerlich als Frei­ Beim Wiederaufbau konnten die erhaltenen Bau­ lichtbühne. Leider hat die unmittelbare Umgebung reste verwendet werden. Größere Arbeiten zum über den Stand der Burgen- und Schlössererhal­ durch die 1945 erfolgte fast völlige Zerstörung des Erhalt ihrer Bausubstanz wurden 1955 und 1956 an tung und -denkmalpflege hat der Niedersächsische Renaissance-Amtshauses stark gelitten, so daß der Wasserburg Hinta zu Hinte vorgenommen, Landeskonservator bereits 1954 im Vorläufer die ­ jetzt am Fuße der Ruine zwischen den bescheide­ die den Typ eines ostfriesischen Häuptlingssitzes ser Zeitschrift einen ersten Überblick gegeben 16) nen Resten jenes Gebäudes im Zuge des anstei ­ des 16. Jahrhs. fast ungestört wiedergibt. Die dort und dabei die veränderte Situation aufgezeigt, in genden Fremdenverkehrs ein improvisierter Park­ seit Jahren gehüteten Schätze des Ostfriesischen der nach dem zweiten Weltkriege infolge Wan ­ platz mit Verkaufsständen und ein Hotel ent ­ Landesmuseums werden im nächsten Jahr in das dels der soziologischen und wirtschaftlichen Struk­ standen sind. wiederaufgebaute Rathaus nach Emden zurück- tur Deutschlands auch die niedersächsischen Bur­ kehren. gen und Schlösser stehen. Dieser Bericht soll dazu Die Burg Scharziels am Südwestrand des Harzes, eine Ergänzung sein. Im Verlauf der seitdem ver­ die im 13. Jahrh. Reichsburg war und als Staats­ Noch 1954 schien es fraglich, ob die wuchtige, in flossenen sechs Jahre konnte manche Burg und gefängnis 1695—1697 in der Königsmarckaffäre eine der Ebene gelegene und 1370 —1383 als Grenzfeste manches Schloß vor damals drohendem Verfall Rolle gespielt hat, wurde im Siebenjährigen Krieg des Bistums Hildesheim erbaute Burg Steinbrück bewahrt werden. Fast überall war dabei der Lan ­ durch französische Belagerung zur Ruine. Nur noch wieder einen neuen Eigentümer finden würde, der deskonservator beratend und meist auch mit finan ­ wenige Trümmer lassen den Umfang dieser aus sich für den Erhalt ihrer Bausubstanz verwendet, zieller Unterstützung tätig. Leider mußte aber das Ober- und Unterburg bestehenden, teils in die nachdem das zur Burg gehörige Gut aufgesiedelt selbst noch im ruinösen Zustand imposante und Kalksteinfelsen gehauenen Anlage ahnen. Eine worden war. In der Folgezeit erwarb der ev.-luth. in seiner Bausubstanz verwertbare Schloß zu steinerne Freitreppe mit Portal zum Felsengang Kreiskirchenverband in Hoheneggelsen die Burg Braunschweig, das Carl Theodor Ottmer 1831 —1838 der Oberburg, die 1857 von Georg V., dem letz­ und ist bestrebt, sie kirchlichen Zwecken dienstbar erbaut hat und zu den bedeutenden klassizisti­ ten König von Hannover, in romantisierenden zu machen. 1956 wurde der Zwingerrundbau, der schen Residenzen Deutschlands zählte, trotz aller Stilformen errichtet wurde, ist in den letzten sog. Kehrwiederturm von 1573, zu einer Kirche denkmalpflegerischen Bemühungen als Verlust ge ­ Jahren z. T. eingestürzt. Die Heimatverbände und ausgebaut und dient den dort seßhaft gemachten bucht werden. Die Stadt Braunschweig als Eigen ­ die benachbarten Kurorte des Harzes bemühen heimatvertriebenen Bauern als Gotteshaus. Die tümerin ließ es im Frühjahr 1960
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