www.dbwv.de Das Magazin des Deutschen BundeswehrVerbandes /DeutscherBundeswehrVerband Die Bundeswehr März 2021 EIN JAHR CORONA-AMTSHILFE: Wie der größte Einsatz aller Zeiten alles verändert Zu alt, zu wenig Frauen: Kein Ende am Hindukusch: KSK im Kreuzfeuer: Wieso Wehrbeauftragte Eva Högl Weshalb der Bundestag Warum die Munitionsamnestie die Bundeswehr als Arbeitgeber den Afghanistan-Einsatz Kommandeur Markus Kreitmayr attraktiver sehen will. wieder verlängern soll. jetzt in Bedrängnis bringt. ZUR SACHE 3 Das Land und die Bundeswehr in schwierigem Fahrwasser uch in der Coronakrise hat jede Zeit ihre Begriffe: R-Wert, In- Frage, welche Anforderungen Politik an die Bundeswehr stellt und ob zidenz, zum Jahreswechsel der Impfstoff, jetzt also Mutationen. dafür die notwendigen Mittel bereitgestellt werden. AIrgendeine neue Schwierigkeit steht gefühlt immer zwischen uns und den früher als so selbstverständlich empfundenen Freiheiten. ✶✶✶✶ Auch wenn jetzt Anfang des Monats wieder die Ministerpräsidenten- konferenz zur Beratung zusammentritt: Der Lockdown scheint immer Nicht langweiliger wird es in den Einsatzgebieten. Der Afghanistan- noch schier unendlich. Einsatz geht erneut in die Verlängerung: Im zwanzigsten Jahr hoffe Die Folge ist: Beinahe jeder merkt jetzt auch in seinem unmittel- ich zuversichtlich, dass es endlich eine ehrliche Evaluation geben wird. baren Umfeld, wie die Menschen leiden. Weil die Bedingungen für das Zuversichtlich stimmt mich auch, wenn ich sehe, wie die Menschen Homeoffice nicht optimal sind, weil das Homeschooling niemals den zusammenrücken. Wie sich Vereine gründen, die den örtlichen Einzel- Präsenzunterricht ersetzen kann. Zwar macht das Virus keinen Unter- händlern und Gastronomen helfen. Wie Unternehmer, die bislang ver- schied zwischen Arm und Reich, aber es liegt auf der Hand, dass ein- gleichsweise gut durch die Krise gekommen sind, ihre gesellschaftliche kommensschwächere Familien viel größere Schwierigkeiten haben – Verantwortung wahrnehmen und Laptops oder Tablets für Schul- denken Sie nur an eine fünfköpfige Familie, die auf 65 Quadratmetern kinder aus sozial schwachen Familien finanzieren. Und wenn ich sehe, leben muss. Dazu kommen existenzielle Sorgen. Wirtschaftsexperten wie unser DBwV der Krise trotzt: Während bei anderen Gewerk- prognostizieren das Aus für 50 Prozent des Einzelhandels, den Innen- schaften und Berufsverbänden die Mitglieder schwinden, wir bleiben städten droht das Aussterben, Kleinunternehmer und Mittelständler stabil. Unsere Kameradschaften machen das Beste aus der jeweiligen warten verzweifelt auf die versprochenen Überbrückungshilfen. Hinter Situation. Besonders beeindruckt bin ich von denjenigen Mitgliedern, all dem steht eine Unzahl einzelner Schicksale. Wie sich das wohl im die sich zusätzlich ehrenamtlich in Vereinen zur Hilfeleistung in Co- Wahljahr auswirken wird? ronazeiten engagieren. Das passt zu einer Bundeswehr, die trotz der zusätzlichen Belastung durch die Amtshilfe alles daransetzt, ihre ✶✶✶✶ Aufträge im In- und Ausland tadellos zu erfüllen. Ich bin ganz sicher: Die Mehrheit unserer Gesellschaft weiß, was sie an der Bundeswehr Auch in unserer Bundeswehr ist viel los. Die Verteidigungsministerin hat. Und das ist gut so! und der Generalinspekteur haben jetzt die Herausforderungen in puncto Modernisierung, Einsatzbereitschaft und Finanzen bestätigt Mit kameradschaftlichen und kollegialen Grüßen und ein gemeinsames Positionspapier vorgelegt. Ihm sollen im Mai Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft folgen, dann geht es in die politische Debatte. Das ist gut so – bietet es doch die Chance für einen neuen Reflexionsprozess im Ressort wie auch in der Politik. Ich erwarte im Ergebnis die Umsetzung längst überfälliger (und auch hier hinlänglich beschriebener) Entscheidungen. Allen, die jetzt von einer großen Reform träumen, möchte ich sagen: Vorsicht! Wir wissen, wie lange es braucht, um eine große Reform zur Wirkung zu bringen. Ob wir dann in kommenden Legislaturperioden tatsächlich Fortschritte sehen, bleibt offen – wie bei all den früheren Reformen. Groß angelegte und angekündigte Reformen zur Zukunft der Bundeswehr haben immer das Potenzial, von den eigentlichen Problemen abzulenken und die Organisation zu paralysieren, statt schnell die notwendigen Ergebnisse zu erzielen. Dennoch: Es ist gut, dass jetzt dieser Weg be- schritten wird. Natürlich werden wesentliche Entscheidungen erst in der kommenden Legislaturperiode getroffen werden, dann allerdings nicht in Form eines Kaltstarts. Und entscheidend bleibt wie immer die Die Bundeswehr | März 2021 4 AKTUELL Verteidigungsministerin besucht Soldaten in Afghanistan Blitzbesuch: Annegret Kramp-Karrenbauer verschaffte sich Lage-Überblick. Überraschungs- weiter zu unterstützen. Kramp-Karrenbauer besuch wenige betonte: „Der Schutz unserer Soldatinnen und Tage nach der Soldaten hat mit Blick auf die Sicherheitslage Kabinetts- dabei sehr hohe Priorität, dafür werden alle entscheidung zur Verlängerung erforderlichen Maßnahmen gemeinsam mit des Einsatzes: unseren Partnern ergriffen. Das Ziel bleibt Verteidigungs- der geordnete Abzug.“ ministerin Kurz zuvor hatte die Bundesregierung die Kramp-Karren- Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes bis bauer besucht Foto:ddp images/Bundeswehr/Sabine Oel das deutsche Ende Januar 2022 beschlossen. Im Laufe des Kontingent in März soll die parlamentarische Debatte zur Afghanistan. Mandatsverlängerung stattfinden. Mitte Fe- bruar hatten die Nato-Verteidigungsminister die Entscheidung über einen Abzugstermin vertagt. Ex-Präsident Donald Trump hatte einen Abzug bis Ende April angekündigt, doch die neue US-Administration unter Joe Biden und die Nato-Mitgliedstaaten waren sich einig, dass sich erst die Sicherheitslage verbessern müsse. Taliban-Kämpfer überziehen das Land nnegret Kramp-Karrenbauer hat dem Soldaten können diese Prozesse nicht er- seit Monaten mit einer Welle der Gewalt, die deutschen Kontingent in Afghanistan setzen. Die Männer und Frauen der Bundes- sich vor allem gegen afghanische Sicherheits- AEnde Februar einen Überraschungs- wehr leisten aber gemeinsam mit Verbündeten kräfte, aber auch gegen Zivilisten richtet. besuch abgestattet. Nur wenige Tage zuvor insbesondere im Norden des Landes einen Sonja Schmidt/Yann Bombeke hatte das Bundeskabinett die Verlängerung wichtigen Beitrag.“ des Afghanistan-Mandats der Bundeswehr Mit dem militärischen Engagement in den beschlossen. zurückliegenden fast 20 Jahren seien wich- Bezügeanpassungs- In einer Pressemitteilung teilte das Ver- tige Voraussetzungen geschaffen worden. gesetz ist auf dem Weg teidigungsministerium mit, dass Kramp- Die Ministerin verwies auf ein gestiegenes Karrenbauer sich einen Überblick über die Bildungsangebot insbesondere für Mädchen Berlin. Das Bundesinnenministerium hat aktuelle Lage im Einsatzgebiet verschaffen und Frauen. Zudem habe die Mehrheit der Be- einen entsprechenden Entwurf für ein und sich mit den Soldatinnen und Soldaten völkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser Bezügeanpassungsgesetz vorgelegt. Da- vor Ort austauschen wollte. und die Jugend nutze die elektronische Ver- nach sollen die Dienst-, Anwärter- und Die CDU-Politikerin sagte: „Afghanistan netzung. „Die Mehrheit der Afghaninnen und Versorgungsbezüge zeitgleich und system- braucht dringend Perspektiven und den ge- Afghanen wird diese Fortschritte nicht missen gerecht zum 1. April 2021 um 1,2 Prozent sellschaftlichen Ausgleich zwischen ver- wollen“, sagte die Kramp-Karrenbauer. und zum 1. April 2022 um weitere 1,8 Pro- feindeten Gruppen. Unsere Soldatinnen und Deutschland sei bereit, den Friedensprozess zent steigen. Dies gilt wie in der Vergangen- heit auch für Versorgungsempfänger. Davon profitieren nun auch Freiwillig Wehrdienst Leistende und Reservedienst Leistende, sobald die dafür erforderlichen © Rürup© Verordnungen angepasst sind; dies ist ein echter Verbandserfolg. Die Auszahlung der Besoldungs- und Versorgungsanpassung wird nicht vor Mai, eher im Juni statt- finden. Daneben ist eine umfangreiche Reform des Familienzuschlags geplant. Die Bundes- regierung will damit Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts auf den Bereich der Bundesbesoldung übertragen. Wesent- licher Bestandteil dieser Planungen ist ein „Regionaler Ergänzungszuschlag“, eine an den Familienzuschlag gekoppelte und vom Wohnort abhängige Wohnkostenunter- stützung. Damit wird eine langjährige Verbandsforderung aufgegriffen. Aktuell findet zu diesem Gesetz das Be- teiligungsverfahren statt, an dem der DBwV für die Menschen der Bundeswehr teilnimmt. Robert Klute Die Bundeswehr | März 2021 INHALT 5 Foto:dpa/picture allaince 32 Die Aussetzung der Wehrpflicht vor zehn Jahren bildete eine Zäsur in der Geschichte der Bundeswehr. Vier Entscheidungsträger äußern sich dazu, wie gut die Truppe heute ohne die Wehrpflichtigen auskommt. Auf dem Foto: Rekruten der Bundeswehr beim öffentlichen Gelöbnis vor dem Reichstagsgebäude. VERBAND AKTUELL POLITIK 3 Zur Sache: Das Land und die Bundeswehr in 30 Wehrbeauftragtenbericht: Mangel an Nachwuchs schwierigem Fahrwasser 34 Veränderungsprozess: Bundeswehr der Zukunft 38 65 Jahre DBwV: Fünf Jahrzehnte EUROMIL 36 Finanzbedarf: Mehr als zwei Prozent notwendig 54 Junger DBwV: Projektgruppe tagte virtuell 42 Nähe zur Truppe: SPD-Generalsekretär im Gespräch 44 Münchner Sicherheitskonferenz: Bidens Bekenntnis TITEL AUS DER TRUPPE 8 Einleitung: Ein Jahr Corona-Hilfseinsatz 52 Heer: Digitale Lernpakete 10
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