Dem Lafontaine Sein Bruder

Dem Lafontaine Sein Bruder

Artikelnr: Donnerstag Nr: Seite: A41373773 25.10.2007 44 10 Quelle: Die Zeit Provided by GENIOS POLITIK ARTIKELFOLGE Rot werden - der SPD Parteitag Dem Lafontaine sein Bruder Rot werden - der SPD-Parteitag Wie Oskar hat auch sein Zwilling Hans bei den Sozialdemokraten angefangen und ist bei der Linkspartei gelandet. Er kann gut erklären, warum der Bruder so einflussreich wurde, dass er beim Parteitag der SPD heimlich Regie führt Stefan Willeke Über einen Traum, dem man ein seine Gedanken vor fremden eher wieder draußen. Nachdem Leben lang hinterhergerannt ist, Menschen geschliffen vorzutragen, Oskar in der neu gegründeten kann man die Partei nicht einfach fügt er hinzu: »Ich bin wohl ein Partei WASG an die Spitze gerückt abstimmen lassen. Man muss für bisschen, ja, wie sagt man, war, trat Hans in die Saarbrücker ihn kämpfen, sagt Lafontaine. medienscheu.« PDS ein. Seit Oskar die beiden Kämpfen. Über Nacht kann er da Linksparteien vereinigte, haben die sein, der demokratische In der Mittagspause flüchtet er nach 64-jährigen Zwillingsbrüder wieder Sozialismus, und die Welt erstrahlt draußen in einen strahlend schönen ein gemeinsames Zuhause. Ohne in einem milden Licht, aber man Herbsttag. Ziellos geht er auf und die Partei würden sich die beiden kann diesen zauberhaften ab, bleibt vor der Agentur für Arbeit kaum noch begegnen. Augenblick nicht planen. Der stehen, die Gerhard Schröders demokratische Sozialismus ist eine Agenda ausführen muss, all diese Das Oskar-Prinzip geht so: Man faszinierende Idee, sagt Lafontaine. falsche Politik. Auf dem Parkplatz sieht ihn nicht, wenn er was Die Idee hat ihn an diesem neben der Behörde nähert sich anrichtet Sonntagmorgen im September Lafontaine plaudernden ungewöhnlich früh geweckt, und er Delegierten, die ihm aufgewärmte In den späten sechziger Jahren war ist zum Kongresszentrum in Würstchen anbieten. Er wirkt Hans Juso-Chef in Augsburg, und Saarbrücken gefahren, zu seiner erleichtert, jetzt, da er ein wenig Oskar war Juso-Chef in neuen Partei, der Linken. Anschluss gefunden hat und seinen Saarbrücken. Aber man täuscht Plastikteller auf dem sich, wenn man glaubt, ihre Wege Elefantenfüßig stapft Lafontaine Kofferraumdeckel eines Genossen hätten sich oft gekreuzt. Hans hat über den Platz, als humpele er abstellt. Er traut sich sogar, einen Jura studiert und ist Rechtsanwalt seinen Feinden entgegen. Vor der Witz zu machen über Christa Müller. geworden, sein Leben läuft auf Halle haben sich Demonstranten zu »Ich hoffe jetzt mal nicht«, sagt einer überschaubaren Bahn. Oskar einem Spalier aufgestellt, mit Hans Lafontaine, »dass meine hat Physik studiert und ist Grabeskreuzen aus Pappe, die an Schwägerin mit neuen Menschenfänger geworden, sein die Opfer der SED-Diktatur erinnern familienpolitischen Thesen Leben ist ein einziger Zirkus. sollen. »Mörder!«, rufen sie den rauskommt.« Christa Müller ist die »Zwischen uns passt mehr als ein eintreffenden Delegierten des Frau seines Bruders Oskar, der in Blatt Papier«, sagt Hans Lafontaine. Parteitages zu, »Mörder!« Muss er der Halle ein paar Reihen vor ihm Sie haben einander nicht viel zu sich angesprochen fühlen, er? sitzt und darauf lauert, sich in eine sagen. Vorsichtig, an sich zweifelnd, Lafontaine schiebt seine Schultern große Rede zu werfen. bescheiden Hans ist vieles, was schützend hoch. Wie konnte es den Oskar nicht ist. Sollte der Mauertoten nur gelingen, so weit in »Wir sind sehr verschieden«, sagt demokratische Sozialismus seinen den Westen vorzudringen? Hans Lafontaine, »wir sind Sinn für Dialektik nicht ganz zweieiige Zwillinge. Ich war fünf verloren haben, so wäre ihm mit In der Halle setzt sich Lafontaine in Minuten eher auf der Welt, und ich Hans und Oskar ein Traumpaar die letzte Reihe, endlich ist er war fünf Zentimeter größer, aber geglückt. unsichtbar. »Ich weiß noch nicht, ob Oskar hat das alles aufgeholt, auf ich am Mikrofon was sagen soll«, seine Art eben.« Hans war eher in »Ich gönne ihm natürlich seinen und weil es Lafontaine schwerfällt, der SPD als der Bruder, Oskar war Erfolg«, sagt Hans Lafontaine, Gemäß §1 Abschn. 3 des Bundesdatenschutzgesetzes vom 21.1.1977 werden personenbezogene Daten ausschließlich für publizistische Zwecke gespeichert und herausgegeben. Seite: 1 Artikelnr: Donnerstag Nr: Seite: A41373773 25.10.2007 44 10 Quelle: Die Zeit Provided by GENIOS wegen Oskar loben die Leute jetzt SPDler und zeigen so ihre Achtung Danach ist es schnell wieder gut, auch ihn. Wer hätte schon geglaubt, die Sozialdemokraten beruhigen dass sogar CDU-Politiker plötzlich Erkundigt man sich bei langjährigen sich und können Lafontaine in das Arbeitslosengeld erhöhen Wegbegleitern nach ihm, ist das ein einem versöhnlichen Nebensatz als wollen? Dass SPD-Chef Kurt Beck bisschen so, als habe man fremde »brillanten Kopf« loben. Ein sich daranmacht, Hartz IV Leute am Telefon gefragt, ob man brillanter Kopf, ein Arschloch auszuhöhlen? Dass Oskar es eine Kamera in ihrem Schlafzimmer irgendwo dazwischen muss der fertigbringt, seine Gegner in seine installieren dürfe. Ehemalige demokratische Sozialismus stecken. Richtung zu ziehen? Manchmal, Sekretärinnen legen wortlos auf, sagt Hans Lafontaine, sehe es so ehemalige Staatssekretäre Mit ein bisschen Übertreibung kann aus, als habe Oskar schon antworten: »Wir können über alles man behaupten, dass der gewonnen, obwohl er ja gar nicht an reden, nur nicht darüber.« Ein enger Hamburger Parteitag der SPD eine der Regierung sei. Freund meint, er wolle »Oskar nicht Hymne auf Oskar Lafontaine verraten«. Ein Manager aus der anstimmt, ohne ihn auch nur einmal Das Oskar-Prinzip. Man sieht Oskar Stahlindustrie schickt seine Frau zu erwähnen. Oskar Lafontaine ist Lafontaine nicht, wenn er etwas zum Telefon. »Kein Bedarf!«, ruft der Mann, der sich für die SPD eine anrichtet. Einem Drama kann er sie in den Hörer. »Er könnte Agenda ausgedacht hat. Das sich entziehen, um dann im zurückkommen, das kann niemand Drehbuch für diesen Parteitag richtigen Moment zurück auf die ausschließen«, sagt ein könnte er geschrieben haben, so Bühne zu springen. Ständig Exmitarbeiter. Lafontaine hat fließend sind seine Attacken in schleichen Männer um ihn herum, angekündigt, er wolle 2009 wieder sozialdemokratische Debatten die seine Stellvertreter sein wollen. Ministerpräsident im Saarland übergegangen. Vielleicht ist er in So geschieht sein Wille, auch wenn werden. der sozialdemokratischen Partei nie er gar nicht anwesend ist. stärker präsent gewesen als jetzt, Spricht man mit Sozialdemokraten da er sich ihr entzogen hat. Früher, sagt Hans Lafontaine, habe an der Saar über den Mann, der Vielleicht verfängt sein Zauber erst, man ihm oft übel mitgespielt, 1999 aus der rot-grünen Regierung wenn er die Verzauberten obwohl man in Wahrheit Oskar flüchtete und als SPD-Vorsitzender alleingelassen hat. habe treffen wollen. Früher musste zurücktrat, strengen sich die er ein stellvertretender Oskar sein. Sozialdemokraten meist sehr an, Es gibt zwei Orte, an denen Oskar Der richtige Oskar war Sonnenkönig ihn politisch zu verkleinern. Die Lafontaine regelmäßig auf seine an der Saar. »Er war unantastbar, Gespräche laufen dann so, dass frühere Partei stößt auf dem da war ich viel verletzlicher.« Hätte sich die Sozialdemokraten sehr Friedhof, bei Beerdigungen alter ihm früher einer das Namensschild vornehm ausdrücken und einen Freunde, und in der Wartehalle des an der Anwaltskanzlei geklaut, hätte weiten Bogen schlagen, um kleinen Saarbrücker Flughafens. Hans Lafontaine wahrscheinlich Lafontaine moralisch und Entdeckt Lafontaine dort Reinhard gedacht, man wolle ihm wieder eins intellektuell zu entlarven, sein Klimmt, schleicht er sich von hinten auswischen. Heute sagt er stolz: Unvermögen, seine Unterlegenheit. an und fragt: »Können Sie mir ein »Das Schild ist weg. So ist das mit Aber spätestens nach einer Stunde Autogramm geben?« Dann lachen einem berühmten Bruder.« fällt die Taktik in sich zusammen, beide los, als sei nichts gewesen. vernichtet durch einen Funken der Wie kann es sein, dass Oskar Verzweiflung. »Dieses Arschloch!« Der Sozialdemokrat Klimmt hat 33 Lafontaine, der untergetaucht war in Man weiß in diesem Moment gar Jahre an der Seite Lafontaines einem nebeligen Nichts, auf sein nicht, was stärker ist die Wut auf ihn verbracht, er hatte nicht immer viel eigenes Kommando hin Gestalt oder die Enttäuschung über die zu lachen. Auch er war ein annimmt und politische Macht eigene Schwäche. Alles habe er stellvertretender Oskar. Klimmt ausübt, ohne sie zu haben? Der hingeschmissen, nun kehre er sprang als saarländischer einzige politische Wiedergänger, zurück, spalte die linke Mehrheit Ministerpräsident für seinen Freund den die Bundesrepublik und verrate die SPD zum zweiten ein, als Lafontaine 1998 in Gerhard hervorgebracht hat, ist Oskar Mal. »Dieses verdammte Schröders Kabinett wechselte. Aber Lafontaine. Arschloch!« Klarer als in dieser nachdem Lafontaine seine Ämter Verfluchung dringt die heimliche abgeschüttelt hatte, verlor Klimmt »Dieses Arschloch!«, fluchen die Achtung vor ihm selten hervor. die Wahl und verhedderte sich in Gemäß §1 Abschn. 3 des Bundesdatenschutzgesetzes vom 21.1.1977 werden personenbezogene Daten ausschließlich für publizistische Zwecke gespeichert und herausgegeben. Seite: 2 Artikelnr: Donnerstag Nr: Seite: A41373773 25.10.2007 44 10 Quelle: Die Zeit Provided by GENIOS einer kleinen Finanzaffäre um den sehr verachten, wie sie sich Wallerfangen mitgemacht. Dass mit 1. FC Saarbrücken, die ihn zwang, vorgenommen haben. Er lenkt sie solchen Erkenntnissen niemandem sich aus der Politik zurückzuziehen. ab

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