Provinzialrömische Archäologie Und Antike Numismatik Mit Den Außenstellen Römermuseum Teurnia Und Archäologischer Park Magdalensberg

Provinzialrömische Archäologie Und Antike Numismatik Mit Den Außenstellen Römermuseum Teurnia Und Archäologischer Park Magdalensberg

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Provinzialrömische Archäologie und Antike Numismatik mit den Außenstellen Römermuseum Teurnia und Archäologischer Park Magdalensberg LEITER: STV. DIREKTOR UNIV.-PROF. DR. FRANZ GLASER © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Auch in den Jahren 2013 und 2014 wurden die (Abb. 1). Das nach internationalen Standards archäologischen und musealen Projekte vom definierte Museumsgütesiegel ist Anerkennung Verein „Freunde von Teurnia“, vom Kuratorium für die bisher geleistete Arbeit und klarer Auftrag pro Teurnia und vom Geschichtsverein Hemma- für die Zukunft. In Österreich ist die Bezeichnung berg-Juenna vielfältig gefördert. Der Förderver - „Museum“ durch kein Gesetz definiert und daher ein „Rudolfinum“ des Landesmuseums unter- nicht geschützt. Die Benennung „Museum“ kann stütz te die Ausgrabungen in der römischen von jedermann ohne Einschränkung für jegliche Stadt Teurnia durch die Grabungstätigkeit eini- Zurschaustellung von Gegenständen verwendet ger Mitglieder und das Waschen von Kleinfunden werden. Das im Jahr 2002 erstmals verliehene (s. unten). Die Durchführung von Ausgrabungen, Österreichische Museumsgütesiegel wurde von die Betreuung von Außenstellen, die Abhaltung ICOM Österreich (International Council of Mu - von Führungen und Vorträgen machten an 243 seums, Tochterorganisation der UNESCO, Paris, Tagen Außendienste im genannten Zeitraum Nationalkomitee) gemeinsam mit dem Mus eums - not wendig. Im Besonderen danke ich Herrn bund Österreich erarbeitet. Dadurch wird es Direktor Mag. Jerger, der die Handwerker für möglich, Museen vom Wildwuchs abzugrenzen. Te u r nia zur Verfügung stellte und es nun nach Das Österreichische Museumsgütesiegel folgt zehn Jahren möglich wurde, die Rekonstruktion europäischen Entwicklungen von Museumsstan - der Altarschrankenanlage in der frühchristlichen dards. „Echte“ Museen übernehmen eine Verant- Kirche außerhalb der Stadtmauern vorzuberei- wortung zur Bewahrung des kulturellen Erbes. ten. Besucherinnen und Besucher können in einem „ausgezeichneten“ Museum daher ein Mindest- ÖSTERREICHISCHES MUSEUMSGÜTESIEGEL 2013 niveau an Präsentation und Serviceleistung für das Römermuseum Teurnia erwarten. Das „Römermuseum Teurnia“ wurde am 20. September 2013 zusammen mit sechs weiteren Museen werden in einem mehrstufigen Ver - musealen Einrichtungen beim 24. Österrei- fahren, dem sie sich freiwillig unterziehen, durch chischen Museumstag in Bozen mit dem Öster- eine Jury evaluiert. Diese setzt sich aus je zwei reichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet Vertreterinnen/Vertretern der österreichischen Museumsverbände – Museumsbund Österreich und ICOM Österreich – zusammen. In den Prozess sind auch die Servicestellen der Museen in den Bundesländern eingebunden. ST. PETER IN HOLZ AUF HISTORISCHEN POSTKARTEN Ausstellung im Römermuseum Teurnia 2014 Das Landesmuseum Kärnten führte anlässlich seines 130-Jahr-Jubiläums an verschiedenen Standorten das Interventionsprojekt „Museum ist …“ durch. Im Römermuseum Teurnia wurde eine Abb. 1: Österreichisches Museumsgütesiegel für das Römermuseum Teurnia 2013. 58 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2013 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 2: Korrespondenzkarte 1898 mit Mesnerhaus, Kirche St. Peter in Holz und Dach des Pfarrhofs. Abb. 3: Ansicht 2014 mit Mesnerhaus, Kirche, Pfarrhof, Römermuseum = ehemalige Scheune. Aufn. F. Glaser „Museumskiste“ mit 200 hängenden Ansichts- Berücksichtigung der Entwicklung des Mu- karten aufgestellt. Als Pendant konzipierte Franz seums, der allerersten Außenstelle des Landes - Glaser eine Ausstellung mit historischen Post - museums Kärnten. Die älteste Karte (Korrespon - karten von St. Peter in Holz unter besonderer denzkarte) geht auf das Jahr 1898 zurück und PROVINZIALRÖMISCHE ARCHÄOLOGIE UND ANTIKE NUMISMATIK 59 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 4: Ergebnisse des Bodenradars auf der „Tempelterrasse“ (a, b), eine erste Interpretation (c) im Vergleich zum Grabungsergebnis (d): schwarz = Mauerwerk, Linien = Ausrissgruben. Auswertung: G. Groh, V. Lindinger (a, b, c) und F. Glaser (d) zeigt Kirche und Mesnerhaus (Abb. 2 und 3), in Tauern erinnert. Bürger von Spittal/Drau verban- dem der Geoplast und Kartograph Paul Ober - den eine Wanderung nach St. Peter mit einem lercher (1859–1915) geboren wurde und an den Besuch des Gasthofs Gritschacher, von dem die Oberlercherspitze (3.106 m) in den Hohen bereits am Ende des 19. Jhs. Postkarten vorlie- 60 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2013 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 5: Die römische Stadt Teurnia. Ergrabene Mauern (fett) und Grundrisse nach Luftaufnahmen und geophysikalischer Prospektion. Zeichnung: F. Glaser gen. Mit den ersten Ausgrabungen und der negatives Ergebnis zur Erkenntnis führt. Bisher Errichtung des ersten Museums wurden zahlrei- war es zwar möglich, im Waldgebiet Geländefor - che Karten mit archäologischen Motiven ange- mationen zu beurteilen, was beispielsweise zur boten, sodass sich die Entwicklung der Mu- Entdeckung der Bischofskirche von Teurnia führ- seums gestaltung von 1913 bis zur offiziellen te. Heute werden durch Airborne Laserscanning Eröffnung 1924 und bis zum Neubau 1960 able- Geländemodelle für das Waldgebiet erstellt, in sen lässt. welchen die spätantiken Häuser von Teurnia sogar sichtbar werden. Im Rahmen der genann- GEOPHYSIKALISCHE UNTERSUCHUNGEN IN ten Kooperation werden Luftaufnahmen vom TEURNIA. Landesmuseum und das Airborne Laserscanning Kooperation des Landesmuseums Kärnten mit vom Land Kärnten zur Verfügung gestellt. dem Österreichischen Archäologischen Institut und dem Bundesdenkmalamt Die geophysikalische Prospektion mit Protonen- magnetometer und Bodenradar lässt nun fünf- Ausgrabungen sollen von historischen Frage- mal so viele Gebäude erkennen als bisher durch stellungen ausgehen, damit ihr positives oder Bewuchsmerkmale zu erfassen waren. Mit PROVINZIALRÖMISCHE ARCHÄOLOGIE UND ANTIKE NUMISMATIK 61 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at besonderem Interesse verfolgten wir die Mes- Lurn, der für die karolingische Zeit bezeugt ist. In sun gen auf der Terrasse, auf der die Bauinschrift die Überlegungen können zumindest vorläufig für den Tempel des keltischen Heilgottes die ersten Ergebnisse der geophysikalischen Grannus gefunden wurde. Da die Messungen Prospektion einbezogen werden. Vielleicht nicht immer zwischen natürlichen Gegeben hei - kommt ein Gebäude mit 500 Quadratmetern ten und von Menschenhand verursachten Verän - Grundfläche östlich des Römermuseums (Abb. derungen unterscheiden, bleibt das jeweils vor- 5), das über einem älteren mit divergierenden liegende Bild eine Interpretation (Abb. 4 a, b). Mauerfluchten liegt, für unsere Fragestellung in Das Bild des Bodenradars erweckte den Ein - Betracht. Unmittelbar nordöstlich des Römermu- druck, dass die römischen Baureste erst 80 cm seums (Abb. 5) kamen drei byzantinische unter der Oberfläche vorhanden wären (Abb. 4 Schüssel münzen des 12. und frühen 13. Jahr hun - a, b). Tatsächlich – wie meist auch sonst in derts zutage.2 Teurnia – kamen Fundamente ca. 25–30 cm unter der Humusoberfläche zutage. Der Wechsel Zahlreiche Münzfunde dieser Zeit in Ungarn von Schluff- oder Lehmschichten und Schotter- belegen einen blühenden Handel mit Byzanz.3 schichten machte die Interpretation besonders Die Fundmünzen in Teurnia sind Zeugnisse für schwierig. Die Ausgrabungen (Abb. 4 c) ergaben den westlichen Ausläufer dieses Handels. Dieser ein quadratisches Fundament von 6 x 6 Metern singuläre Fund auf einem bis vor einem mit anschließenden Mauern und einen langrecht- Jahrzehnt beackerten Feld könnte auf einen eckigen Estrichboden einer 14 Meter langen und einstigen Hof, vielleicht am Ort des früheren vier Meter breiten Halle (Abb. 4 d). Auf weite Königshofes Liburna hinweisen. Nur Ausgra bun - Strecken war das Steinmaterial bereits entfernt gen können Klärung bringen; doch bieten die worden. Vermutlich geschah dies nach den Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion Ausgrabungen im Jahre 1845, die wohl auf dieser einen ersten Hinweis, wo archäologische Gra- Terrasse zu lokalisieren sind. Vergleichsweise sei bungen überhaupt ansetzen können. darauf hingewiesen, dass auch nach den Aus- grabungen der römischen Villa auf den Loiger IXION, EIN BÜßER IN DER UNTERWELT Feldern in Salzburg das Steinmaterial ausge- Bei den Ausgrabungen 2013 wurde ein Relief - raubt und weiterverwendet wurde.1 Die Gra - fragment gefunden, das zur Darstellung des bungs zustimmung der Eigentümer war im 19. Jh. generell mit der Entfernung des Baumaterials verbunden, da sie ihre Felder dann besser bewirtschaften konnten. Durch die Auswertung der geophysikalischen Prospektion wird sich ein möglichst vollständiger Plan der Römerstadt Teurnia gewinnen lassen. Er soll in Zukunft die Basis für gezielte Fragestel - lungen zur Stadtgeschichte bieten, die dann durch Ausgrabungen geklärt werden können, wie z. B. die Frage nach dem königlichen Hof Abb. 6: Frevler und Büßer Ixion auf dem Feuerrad. Aufn. und Rekonstruktionszeichnung: F. Glaser 62 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2013 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Ixion, eines Büßers in der Unterwelt gehört (Abb. digung eines Fundkomplexes, von dem sich ein 6).4 In Kärnten finden wir immer wieder Grab- Teil bereits im Römermuseum befindet, ganz reliefs mit Darstellungen aus der griechischen besonders zu danken. In der Beschriftung der Mythologie. Sie gehörte auch zum Bildungsgut Objekte wird auf

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