
1/2–2020 Vereint nach drei Jahrzehnten? www.lpb-bw.de Heft 1/2–2020, 70. Jahrgang Thema im Folgeheft: »Bürger & Staat« wird von der Landeszentrale Migration und Teilhabe für politische Bildung Baden-Württemberg herausgegeben. Direktion der Landeszentrale Lothar Frick Sibylle Thelen Redaktion Inhaltsverzeichnis Prof. Siegfried Frech, [email protected] Redaktionsassistenz Barbara Bollinger, Eckhard Jesse [email protected] Das letzte Jahr der DDR ...................................................................... 4 Anschrift der Redaktion Gerhard Sälter Lautenschlagerstraße 20, 70173 Stuttgart Die Mauer bröckelt: Die SED-Diktatur und ihr Ende im November 1989 . 13 Telefon: 07 11/16 40 99-44 Fax: 07 11/16 40 99-77 Michael Fritsch Herstellung Ökonomisch vereint? Wirtschaftliche Unter schiede zwischen Ost- Schwabenverlag AG und West deutschland dreißig Jahre nach der Wende ...........................19 Senefelderstraße 12, 73760 Ostfildern-Ruit Jo Berlien Telefon: 07 11/44 06-0, Fax: 07 11/44 06-1 74 Aber in 30 Jahren redet kein Mensch mehr davon .............................. 26 Gestaltung Titel VH-7 Medienküche GmbH, Stuttgart Markus Decker Einsichten eines „Wessis“: Gestaltung Innenteil Die Geschichte einer Entfremdung .....................................................32 Schwabenverlag Media der Schwabenverlag AG Wolf Wagner Vertrieb Kulturschock oder wahrgenommene Aufstiegsblockaden? .................. 38 Neue Süddeutsche Verlagsgsdruckerei GmbH Everhard Holtmann Nicolaus-Otto-Straße 14, 89079 Ulm Telefon: 07 31/94 57-0, Fax: 07 31/94 57-2 24 Wiederkehr eines gespaltenen Bewusstseins? – www.suedvg.de Politische Einstellungen in Ost- und Westdeutschland im Zeitverlauf ...46 Druck Erik Vollmann Neue Süddeutsche Verlagsgsdruckerei GmbH Demokratieunterstützung und politische Kultur in Ost und West .......... 51 Nicolaus-Otto-Straße 14, 89079 Ulm Isabelle-Christine Panreck Preis der Einzelnummer 3,33 EUR. Politisch zweigeteilt? – Wahlverhalten und Parteiensystem ................ 59 Jahresabonnement 12,80 EUR Abbuchung. Bitte geben Sie bei jedem Schriftwechsel mit Michael Schönherr, Olaf Jacobs dem Verlag Ihre auf der Adresse aufgedruckte Wer beherrscht den Osten? Eliten in Politik, Wirtschaft und Justiz ....... 66 Kundennummer an. Martin Kopplin Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht Frauen in Ost und West: Angleichung nach drei Jahrzehnten? ............. 71 unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Christiane Bertram Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte „Generation 1975 – Mit 14 ins neue Deutschland“ – übernimmt die Redaktion keine Haftung. Blick vom Osten und Westen in die deutsche Teilungsgeschichte .........81 Nachdruck oder Vervielfältigung auf elek- Siegfried Wittenburg tronischen Datenträgern sowie Einspeisung Für Freiheit, Demokratie und Menschenwürde .................................. 89 in Datennetze nur mit Genehmigung der Redaktion. Buchbesprechungen .........................................................................95 Titelfoto: picture alliance/dpa Auflage dieses Heftes: 14.000 Exemplare Redaktionsschluss: 17.04.2020 ISSN 0007-3121 Das komplette Heft fi nden Sie zum Downloaden als PDF-Datei unter www.buergerimstaat.de Vereint nach drei Jahrzehnten? Als Symbol der deutschen Teilung ist die Mauer mittlerweile länger verschwunden als sie gestanden hat, doch die Unterschiede zwischen Ost und West sind noch existent. picture alliance/dpa 1 Vereint nach drei Jahrzehnten? Jahrestage und Jubiläen werden medial zuweilen etwas schen Wirtschaft bis zur Wiedervereinigung im Jahr 1990 überbemüht. Sie gehören jedoch zu den wichtigen Erinne- ein. Des Weiteren wird der Transformationsprozess in den rungspunkten, die zur Reflexion anregen. Die Jahre 1989 neuen Ländern nachgezeichnet. Die noch verbleibenden und 1990 sind „Epochenjahre“: Der Fall der Mauer am 9. Entwicklungsunterschiede und die aktuelle Situation der November 1989 war der Durchbruch zur Einheit und mar- ostdeutschen Wirtschaft sind auch dreißig Jahre nach der kierte einen Wendepunkt in der deutschen und internati- Wiedervereinigung noch deutlich durch mehr als vierzig onalen Politik. Mit der deutschen Einheit am 3. Oktober Jahre Sozialismus geprägt. Eine grundlegende Umorien- 1990 und dem Zerfall der Sowjetunion Ende 1991 endete tierung des Wirtschaftssystems benötigt aufgrund der im- die Teilung der Welt in zwei Blöcke. mensen Anforderungen schlichtweg längere Zeiträume. Die Bürgerinnen und Bürger der DDR erlebten einen poli- Anlässlich der Volkskammerwahl reiste Jo Berlien im März tischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Transforma- 1990 auf Einladung eines CDU-Abgeordneten des Wahl- tionsprozess, dessen Nachwirkungen immer noch spürbar kreises Calw-Freudenstadt nach Frankfurt/Oder. Er sollte sind. Die Transformationserfahrungen haben Spuren hin- den dortigen Wahlkampf beobachten und in einer Lokal- terlassen. Eine beiderseitige Ernüchterung währt schon ausgabe der Südwest Presse darüber berichten. Dem kon- geraume Zeit. Bis heute treten Unterschiede zwischen dem servativen Wahlbündnis „Allianz für Deutschland“ wurden „Osten“ und dem „Westen“ zutage, sei es in der wirt- 1990 nur geringe Chancen eingeräumt. Die CDU (Ost) schaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, in (par- bat daher um Unterstützung aus dem Westen. Seit dieser tei-)politischen Einstellungen oder in der politischen Kul- Zeit ist Jo Berlien beruflich wie privat immer wieder mit der tur. Als Symbol der deutschen Teilung ist die Mauer mitt- Ost-West-Thematik befasst. Ob im Journalistenkolleg an lerweile länger verschwunden als sie gestanden hat, doch der FU Berlin, in einer Begegnung mit dem Ostberliner Au- die Unterschiede zwischen Ost und West sind noch exis- tor Andre Wilkens oder mit der Ostberliner Schriftstellerin tent. Es gibt nicht nur ein ökonomisches und materielles Barbara Honigmann – immer geht es auch um den Unter- Gefälle, sondern auch ein Gefälle mit Blick auf Selbstbe- schied zwischen Ost und West. wusstsein, Darstellungsvermögen und Zuhörbereitschaft. Knapp zweieinhalb Millionen Frauen und Männer sind Was geschah 1989 und 1990? Das letzte Jahr der DDR seit der Wiedervereinigung in die neuen Länder gezogen. gilt oft als ein vergessenes Jahr. Das 41. Jahr der DDR Einer von ihnen ist Markus Decker. Im Spätsommer 1992 brachte jedoch gravierende Entscheidungen. Der Zehn- zog der Journalist als 28-Jähriger nach Sachsen-Anhalt Punkte-Plan Helmut Kohls war von größerer Tragweite als und „verliebte“ sich rasch in den Osten. Er erzählt, wie er der maßgeblich von DDR-Oppositionellen initiierte Aufruf die neuen Bundesländer kennen lernte, wie steinig, aber „Für unser Land“. Der Zentrale Runde Tisch plädierte für dennoch voller Überraschungen und menschlich wichti- schnelle Wahlen zur Volkskammer, ohne aber die Einheit gen Begegnungen sein Weg war. In seinem einfühlsamen Deutschlands zu propagieren. Mit überwältigender Mehr- Porträt der ostdeutschen Gesellschaft beschreibt Markus heit stellte der Ausgang dieser Wahl eine Art Plebiszit für Decker aber auch, wie seine Liebe zum Osten langsam die deutsche Einheit dar. Der Staatsvertrag, der Wahlver- erlosch. Er schildert sein nachlassendes Verständnis für trag und der Einigungsvertrag bildeten wichtige Schritte ostdeutsche Mentalitäten, Besonderheiten der politischen auf dem Weg zur Wiedervereinigung. Eckhard Jesse plä- Kultur und für den zu beobachtenden Rechtsruck einzelner diert dafür, das letzte Jahr der DDR nicht als ein Jahr der Milieus. Die Geschichte seiner teilweisen Entfremdung verpassten Chancen zu interpretieren. zeigt, dass die innere Einheit eine immer noch reichlich Unzufriedenheit und darauf gründende Opposition und fragile Angelegenheit ist. Widerspruch sowie eine Tendenz zur Westwanderung Die Wiedervereinigung versprach Freiheits- und Wohl- hatte es in der Bevölkerung der DDR immer schon gege- standsgewinne, wurde aber aus Sicht der ostdeutschen ben. Als die leitenden Parteikader der KPD 1945 aus ihrem Bevölkerung als ökonomischer Schock, als soziale und kul- Moskauer Exil nach Deutschland kamen, brachten sie viel- turelle Enteignung wahrgenommen. Mehr als die Hälfte leicht die Hoffnung mit, die „Befreiung der Arbeiterklasse“ der Ostdeutschen fühlen sich im Jahr 2019 immer noch als in Deutschland zu vollenden, aber ihre politische Vorstel- Bürger zweiter Klasse. Wolf Wagner zeigt an historischen lungswelt war geprägt von den Kämpfen der Weimarer Beispielen gelingende Vereinigungen als Zusammen- Republik und der stalinistischen Atmosphäre der Angst, schlüsse Gleicher und vergleicht diese mit Vereinigungen, die ihre Persönlichkeiten überformt hatte. Statt einer sozi- die per Anschluss oder Beitritt erfolgten und Konflikte aus- alen Republik errichteten sie eine Diktatur, welche eine lösten. Mit Bezug auf Norbert Elias und Pierre Bourdieu Mauer als Basis staatlicher Macht benötigte, wodurch entwickelt Wolf Wagner ein eigenes Modell kulturellen sich die SED für weitere 28 Jahre an der Macht halten Wandels. Anstatt eines optimistischen Modells des Kultur- konnte, bevor sie 1989 zusammen mit ihrer Mauer unter- schocks, an dessen Ende die Verständigung steht, werden ging. Gerhard Sälter schildert die zeitgeschichtlichen ein dauerhaft wahrgenommener Ausschluss der ostdeut- Etappen des SED-Staates, beginnend mit der Durchset- schen Bevölkerung und als Folge davon eine trotzige Ge- zung der Diktatur nach 1945 bis zum Fall der Mauer im genkultur konstatiert. November 1989. Die psychologischen Nachwirkungen der Umbrüche sind Michael Fritsch erörtert Ausmaß und Ursachen
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