woxx déi aner wochenzeitung l’autre hebdomadaire 1480/18 ISSN 2354-4597 2.20 € 15.06.2018 Reconnaissance tardive Plus de soixante-dix ans après les faits, le Luxembourg inaugure un mémorial de la Shoah. À l’adresse de qui? Une mise en perspective. Regards p. 6 EDITO NEWS REGARDS 0 1 4 8 0 Welches Projekt eigentlich? S. 2 L’Uni Pallage p. 3 Taktik, Technik, Tore S. 11 Im nahenden Wahlkampf zeigt sich, Avec des années de retard et maintes Um Spaß und Spontaneität geht es dass die größte Stärke der rot-blau- fois amendée, la loi sur l’université beim Profi-Fußball längst nicht mehr: grünen Koalition gleichzeitig auch ihre est finalement adoptée par une large Zum WM-Auftakt ein Einblick in die 5 453000 211009 größte Schwäche ist. majorité à la Chambre. hochtechnologisierte Welt dieses Sports. 2 NEWS woxx | 15 06 2018 | Nr 1480 EDITORIAL WahlkampfgepläNkel NEWS Das Projekt, das keines war Joël adami An den Zersetzungserscheinungen nung. Das „Projekt“ der Koalition war der LSAP lässt sich gut ablesen, dass 2013 vor allem der Widerwille der Be- es nie ein progressives Regierungs- teiligten mit der CSV zu koalieren; viel projekt gegeben hat. weniger als jenes des Neuanfangs und der progressiven Politik. Es sieht ganz danach aus, dass eine Natürlich muss man der Dreierko- Neuauflage der rot-blau-grünen Koalition alition zugutehalten, dass sie einige nach den Wahlen im Oktober rechne- gesellschaftspolitische Reformen an- risch nicht mehr möglich ist. Die Umfra- gestoßen oder zu Ende gebracht hat, gewerte des Politmonitors, den RTL und allem voran die Trennung von Kirche das Luxemburger Wort in Auftrag gege- und Staat. Eine tatsächliche Aufbruch- ben haben, sind eindeutig; vor allem die stimmung ist jedoch nie zu spüren LSAP wird bei den kommenden Wahlen gewesen. Viele Elemente progressiver Federn lassen. Natürlich können Wahl- Politik waren einfach nicht vorhanden, umfragen nur einen Hinweis darauf ge- weil die politischen Schnittmengen – ben, wohin die Reise gehen könnte. Der oder auch der Mut, gegen innerkoali- luxemburgische Nationalsport des Pana- tionäre Widerstände anzugehen – zu schierens wird nicht berücksichtigt, Pira- gering gewesen sind. Mehr öffentlicher tenpartei und PID sind getrennt erfasst Wohnungsbau und mehr Verantwor- worden, die Schwankungsbreite ist be- tung für Immobilienbesitzer*innen sonders in den beiden kleinen Bezirken wären wohl an der DP gescheitert, die groß. Ein Trend lässt sich dennoch her- Legalisierung weicher Drogen wie Can- auslesen: Die Sozialdemokratie wird mit nabis hat, wie man aus der politischen großer Wahrscheinlichkeit geschwächt Gerüchteküche hört, die LSAP verhin- aus den Wahlen hervorgehen, und ihre dert, und mehr Rechte für trans und Koalitionspartnerinnen werden die Ver- intergeschlechtliche Personen haben luste nicht auffangen können. einfach niemanden interessiert. Im- Es gebe kein gemeinsames Projekt merhin für eine von diesen Ideen gibt der Regierungsparteien mehr, sagte es Zustimmung in der Bevölkerung, Alex Bodry in einem „reporter.lu“- wie eine rezente Petition zeigt. Interview. Die Aussage – der Titel des Auch die Projekte, die realisiert wur- Artikels – schlug hohe Wellen, sogar den, wirken oftmals so, als seien sie Wirtschaftsminister Étienne Schnei- den Köpfen einzelner Minister*innen der fühlte sich bemüßigt, zurückzu- entsprungen und nicht der gemein- rudern und zu bekräftigen, die LSAP schaftlichen Anstrengung der Regie- wolle die Dreierkoalition fortführen. rung – Spacemining, Assises culturel- Es wirkt so, als arbeite man bei den les, Modu 2.0, usw. Der Rifkin-Prozess, Sozialdemokrat*innen weiterhin nicht dessen Resultate weiter auslegbar sind nur am Wahlprogramm, sondern auch als mancher religöse Text, ist vielleicht an der Strategie. Bodry mag mit sei- noch das bestimmendste Element der ner Antwort zu ehrlich gewesen sein Dreierkoalition. Dass diese nicht weit (vermutlich auch, weil er sie einem von der CSV entfernt ist, sieht man auch Onlinemedium gab), aber er hatte Un- daran, dass sie sich von rechten Kräften recht: Ein wirkliches rot-blau-grünes sowohl das Burkaverbot als auch den NEWS Projekt hat es nie gegeben. Aktionsplan zur luxemburgischen Spra- Université: Réforme réformée p. 3 che hat aufoktroyieren lassen. klimawandel: Blick in den Wasserspiegel S. 4 In Luxemburg werden traditionell Ein wirkliches rot-blau- keine Koalitionsaussagen gemacht, ob- wohl die Wähler*innen sich – laut Um- REGARDS grünes Projekt hat es nie gegeben. frageergebnissen – solche wünschen. Communauté juive: Vivre p. 6 Das verwundert, denn im Endeffekt histoire: mai 68: un enseignement pour tous? p. 8 ist es ziemlich egal, welche der vier Was es dagegen in den letzten großen Parteien miteinander koalieren: fußball: mythen, Daten, poesie S. 11 Jahrzehnten stets gegeben hat, ist eine das Programm wird in jedem Fall zu Windkraft-Technologie: Kultur des Konsens, ganz besonders 80 Prozent das gleiche sein. Die Ursa- Wind aus 600 metern höhe S. 14 im Parlament. Untersucht man das che der großen Probleme Luxemburgs, Abstimmungsverhalten der letzten wie der Wohnungsnot, der sozialen Un- Élections en Colombie: le tournant historique und der aktuellen Legislaturperiode, gleichheiten, der ökologischen und der d’un pays conservateur p. 16 so schält sich eine Tatsache heraus: Klimakatastrophe – den entfesselten Ka- Die vier großen Parteien CSV, LSAP, DP pitalismus nämlich – wollen sie sowie- Couverture: fb/woxx und die Grünen sind meist einer Mei- so nicht angehen. woxx | 15 06 2018 | Nr 1480 NEWS 3 AKTUELL SHORT NEWS UNiversité Maisons de soins : la pression monte (rg) – Coup d’accélérateur pour la grève dans les maisons de soins. Il Réforme réformée s’agit de celles qui occupent encore du personnel embauché sous le statut de la convention collective (CCT) des hôpitaux et qui refusent r ichard Graf d’appliquer les améliorations obtenues l’année passée. Ce jeudi, le personnel des deux maisons de soins de Zitha Senior à Luxembourg- Gare et à Pétange, concerné par la CCT applicable dans les hôpitaux, Finalement, la loi sur l’organisation qu’après son dépôt, qui lui a été pré- a également arrêté le travail. Ce sont donc maintenant trois maisons de l’université a été adoptée avec cédé par la « crise budgétaire » de qui sont visées par le syndicat OGBL, qui avait appelé à faire grève. une large majorité – mais sans grand l’université et la démission du recteur Selon des informations données par l’organisation patronale Copas, enthousiasme. Rainer Klump, resté en poste pour une solution aurait été évoquée avec les responsables des ministères deux ans seulement. concernés – le ministère de la Famille qui donne les agréments pour Martine Hansen (CSV), comme une La première mouture du texte fai- les maisons de soins, celui du Travail, qui vérifie le respect des professeure de lycée en train de rattra- sait justement abstraction des propo- conditions de travail et l’application des CCT et finalement celui de la per des retards de programme, est pas- sitions de démocratisation. S’il ren- Sécurité sociale, le grand financier du système – et serait discutée lors sée mercredi en bulldozer sur le projet forçait l’autonomie de l’université, du Conseil de gouvernement du vendredi 15 juin. Tout semble porter à de loi de réforme de l’université. Elle c’était surtout le conseil de gouver- croire que le gouvernement décidera d’allouer une rallonge budgétaire n’a pas ménagé ses critiques sur la nance qui se voyait doté d’encore qui permettra aux différents patrons de payer le personnel concerné façon dont ce dossier a été traité par plus de pouvoir. Mais la crise avait – quelque 600 personnes sur 11.000 actives dans le secteur – selon la son homonyme Marc Hansen (DP), mi- montré qu’il fallait une plus forte par- nouvelle CCT. Reste à voir si l’enveloppe sera assez importante pour nistre de l’Enseignement supérieur… ticipation de ceux qui travaillent au couvrir, rétroactivement, les frais des maisons qui avaient appliqué pour finalement apporter le soutien de quotidien à l’université et surtout une volontairement les nouvelles rémunérations, comme les hospices civils son groupe politique audit projet. plus grande transparence sur les pro- de la Ville de Luxembourg. S’il n’y avait pas eu la crise gouver- cessus de décision. nementale en 2013, cette réforme au- s rait pu être la sienne. Après le départ N Grundschule: Bald mehr Lehrkräfte de François Biltgen (CSV), elle avait Commo hérité le ressort de l’Enseignement su- (tj) - Gestern wurde in der Chamber die Reform des Grundschulgesetzes périeur, mais pour quelques mois seu- gestimmt. Diese sieht unter anderem die Verkürzung des Referendariats W : lement. Le projet de réforme de son von drei auf zwei Jahre vor. Des Weiteren werden künftig auch prédécesseur – qui datait de 2011 – est Kandidat innen zum „Concours“ zugelassen, die erst drei Jahre Photo ikimedia * finalement resté dans un tiroir. Erziehungswissenschaften studiert haben. Auch eine Öffnung des À part le rapporteur du projet An- Berufsfeldes ist vorgesehen: So können innerhalb der nächsten fünf dré Bauler (DP) et sa collègue libé- Jahre auch Absolvent*innen anderer Studiengänge Grundschulehrer*in rale Simone Beissel, les intervenant- werden. Mit diesen Änderungen reagiert das Bildungsministerium e-s se sont rejoint-e-s sur les critiques auf den akuten Lehrkräftemangel im Grundschulwesen. Der Beruf de Martine Hansen, avec une tonalité Depuis, les voix et les crayons soll wieder attraktiver, der Zugang flexibler und leichter werden. un peu moins menaçante – coalition s’étaient libérés. Les professeur-e-s, Doch das Gesetzesvorhaben stand von Anfang an unter Beschuss oblige. En effet, le projet de loi 7132, très discrets/ètes jusque-là, avaient re- von Seiten der Oppositionsparteien und des SEW/OGBL. So hagelte tel que déposé en mai 2017, remettait marqué que dans le nouveau projet, es auch in der gestrigen Chamberdebatte reichlich Kritik. Durch die en cause certaines ouvertures vers on leur avait même enlevé leur peu Referendariatsverkürzung werde sich die Zahl an neuen Lehrkräften plus d’autonomie et de démocratisa- de pouvoir au niveau des conseils zum kommenden Schuljahresbeginn zwar erhöhen – immerhin dürfen tion que contenait le projet Biltgen.