UNIVERSITÄT WIEN UND UNIVERSITÄT FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST IN WIEN Die Oper am Wiener Kaiserhof unter den Kaisern Josef I. und Karl VI. Mit einem Spielplan von 1706 bis 1740 Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie aus dem Interuniversitären Doktoratsstudium Eingereicht von Frank HUSS Wien, im April 2003 “Wer einen Meister seiner Kunst beobachtet und ihm zuhört und daraufhin schließt, er könne es nie soweit bringen, ist ein Weichling; wer sich dem Meister, einem anderen Menschen, nicht unterlegen fühlt, und sein Herz ganz auf Meisterschaft ausrichtet, hat seine Füße bereits auf den Weg der Vervollkommnung gesetzt.” “Ein altes Sprichwort sagt: Denke scharf nach und entscheide innerhalb von sieben Atemzügen.” “Weisheit, unermeßlich reiche Weisheit, kann erlangt werden, indem man andere um Rat fragt; Güte entsteht aus der Arbeit zum Wohle anderer, indem man mehr an andere als an sich selbst denkt; Tapferkeit heißt, die Zähne zu blecken und mißliche Lagen unter den Füßen zu zermalmen, ohne klug über die Konsequenzen nachzudenken.” “Wenn wir in die Schlacht ziehen, sollten wir den Feind töten, wie der Falke den Vogel tötet: obgleich er sich in einen Schwarm Tausender stürzt, gehört seine ganze Aufmerksamkeit allein demjenigen, welchen er zuvor ausgewählt hat.” “Es ist ein Grundprinzip der Kriegskunst, dass du nicht an dein Überleben denken darfst, wenn du zuschlägst. Wenn dein Gegner ebenso handelt , ist der Kampf ausgeglichen. Ob du deinen Gegner besiegst, hängt von deiner Entschlossenheit ab und von deinem Schicksal.” “Du solltest Dritten nicht zeigen, wie und wo du schläfst. Die Phase des Tiefschlafs und der Dämmerung sind sehr wichtig. Daran solltest du denken. Das sind Ratschläge von Nagahame Inosuke.” “Ich habe folgende Schwüre abgelegt: Niemals auf dem Weg des Samurai übertroffen zu werden. Dem Meister von größtmöglichem Nutzen zu sein. Meine Eltern immer gut zu behandeln. Mitgefühl zu zeigen und dem Wohl der Menschheit zu dienen. Wenn du diese vier Schwüre jeden Morgen erneuerst, besitzt du die Stärke von zwei Männern und wirst niemals zurückfallen. Wie ein winziges Würmchen musst du dir mühselig und zentimeterweise deinen Weg bahnen. Aber selbst die Götter und Buddhas begannen mit einem Schwur.” (Alle Zitate aus: ”Hagakure. Der Weg des Samurai” von Tsunetomo Yamamoto) 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung 5 Vorwort 5 1. DIE ZEITUMSTÄNDE DER JAHRE 1705 BIS 1740 7 1.1. Das Reich der Habsburger zwischen 1705 und 1740 7 1.1.1. Die Monarchie und ihr Kaiser 7 1.1.2. Die Führungsschicht-Der hohe Adel 9 1.1.3. Bevölkerung und Handel 12 1.2. Der Spanische Erbfolgekrieg 14 1.2.1. Ursache Verlauf und Ende 14 1.2.2. Erzherzog Karl in Spanien 17 1.3. Die Pragmatische Sanktion 18 1.4. Unabhängigkeitskrieg gegen Habsburg 20 1.5. Neue Türkenkriege 20 1.6. Die Hochzeit Maria Theresias mit Herzog Franz III. Stephan von Lothringen 22 1.7. Der Tod des Prinzen Eugen 23 2. DER WIENER HOF UND SEINE OPERN-KULTURHISTORISCHE BETRACHTUNGEN 25 2.1. Der Wiener Hof 25 2.1.1. Die Festtage und das Zeremoniell 25 2.1.2. Beschreibungen der Galatage 28 2.1.3. Tagesablauf des Kaisers 32 2.1.4. Kleidung des Hofes 33 2.1.5. Die Kaiserwitwen 36 2.1.6. Kaiserin Elisabeth Christine 40 2.1.7. Die Jahreseinteilung des Hofes 41 2.2. Die Kaiserliche Hofkapelle 46 2.2.1. Stärke und Kosten 47 2.2.2. Die anderen Hofkapellen in Wien 48 2.2.3. Die Hierarchie der Hofkapelle 49 2.3. Josef I. und seine Regierungszeit (1705-1711) 50 2.3.1. Zur Person 50 2.3.2. Josef I. und die Musik 52 2.3.3. Resumé 54 2.4. Karl VI. und seine Regierungszeit (1711-1740) 55 2.4.1. Zur Person 55 2.4.2. Karl VI. und die Musik 56 2.4.3. Resumé 58 2.5. Die Opern 59 2.5.1. Allgemeines 59 2.5.2. Die Aufführungsanlässe 61 2.5.3. Strukturen der Opern 62 2.5.4. Opernstoffe und barocke Repräsentation 64 3. DIE WELTLICHEN DRAMATISCHEN WERKE 66 3.1. Die beiden großen Gattungen 66 3.2. Die theatralischen Bezeichnungen am Wiener Kaiserhof 76 3.2.1. Bezeichnungen für Opern 76 3.2.2. Bezeichnungen für Serenate 77 3 4. AUFFÜHRUNGSORTE 78 4.1. Der absolutistische Herrscher und sein Schloss 79 4.2. Hofburg 81 4.2.1. Die kaiserlichen Repräsentationsräume zur Barockzeit 81 4.2.2. Der Große und Kleine Komödiensaal 83 4.3. Die Favorita auf der Wieden 85 4.4. Der Augarten 88 4.5. Schönbrunn 89 4.6. Laxenburg 90 4.7. Graz 1728 91 4.8. Linz 1732 93 4.9. Die Prager Geburtstagsoper für die Kaiserin von 1723 95 4.10. Znaim 1723 97 5. DIE THEATRALISCHEN MITARBEITER 99 5.1. Hofkomponisten und Hofkapellmeister 99 5.1.14. Komponisten ohne feste Anstellung 111 5.2. Librettisten 118 5.3. Die Instrumentalisten 124 5.4. Die Sänger 131 5.4.1. Allgemeines 131 5.4.2. Die Sängerinnen und Sänger in Wien 135 5.4.2.7. Sänger, die nicht der Hofkapelle angehörten, aber nachweisbar in weltlichen dramatischen Werken mitgewirkt haben: 161 5.5. Das Ballett und die Tänzer 166 5.5.1. Ausbildung und Anstellung 167 5.5.2. Die Tänzer unter Josef I. 168 5.5.3. Die Tänzer unter Karl VI. 168 5.5.4. Die einzelnen Tänzer 169 5.6. Übrige theatralische Mitarbeiter 170 5.7. Der Maschinist 173 5.8. Weitere Theatraltechniker 175 6. AUFFÜHRUNGSTABELLE DER WELTLICHEN DRAMATISCHEN WERKE VON 1706 BIS 1740 177 6.1. Die Regierungszeit Kaiser Josefs I. (1705-1711) 181 6.2. Die Regierungszeit Kaiser Karls VI. (1711-1740) 192 7. RESUMÉ 246 8. ZUSAMMENFASSUNG 249 9. ABBILDUNGEN 250 10. LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS 266 Lebenslauf 283 4 Einleitung Da ich mich allgemein sehr für die Barockzeit und speziell für die in dieser Epoche herrschenden Fürsten interessiere, ging ich gerne auf den Vorschlag meines Betreuers, Herrn Prof. Herbert Seifert ein, eine Dissertation über die Oper am Wiener Kaiserhof zwischen 1705, dem Todesjahr Kaiser Leopolds I., und 1740, dem Todesjahr Karls VI., zu verfassen. Meine zweite Betreuerin, Frau Prof. Margareta Saary, unterstützte und förderte diese Themenwahl. Beiden Betreuern danke ich an dieser Stelle für ihre gute und freundliche Betreuung. Den Familien Habsburg-Lothringen und Liechtenstein danke ich für die freundliche Unterstützung. Ferner Herrn Dr. Herbert Haupt vom Kunsthistorischen Museum, und Fr. Dr. Evelin Oberhammer vom Liechtensteinischen Hausarchiv für ihre freundliche Hilfe. Für die Korrekturen bedanke ich mich herzlichst bei meiner Mutter Gonda Huss und meiner Schwester Susanne Kiefer. Abschließend danke ich an dieser Stelle dem kontinuierlichen Interesse vieler meiner Schüler, besonders jener des Gymnasiums “Auf der Schmelz”, ferner meiner Freunde und Bekannten, sowie sämtlicher Familienangehörigen, die mir alle immer wieder Mut machten und mich dadurch, selbst in schwersten Krisen, nicht aufgeben ließen. Vorwort Der Sinn der vorliegenden Dissertation liegt hauptsächlich darin, einen aktuellen Spielplan möglichst aller zwischen 1706 und 1740 am Wiener Kaiserhof aufgeführten weltlichen dramatischen Opern und Serenate anzufertigen. Kantaten, Oratorien und Opernaufführungen privater Theaterpächter werden in dieser Arbeit daher nicht berücksichtigt. Die erwähnte Zeitspanne umfasst die Regierungsjahre der Kaiser Josef I. und Karl VI., die beide, wie viele barocke Herrscher, eine Liebe zur italienischen Oper, zur Musik im Allgemeinen hegten und sie darüber hinaus auch für ihre barocke Repräsentation nutzten. Aufgelistet werden sollten Aufführungsort, -datum, -anlass, Titel der Oper oder Serenate, Komponist, Librettist, Bühnenbildner, Ballettchoreograph und –komponist, sowie sonstige erwähnenswerte Details. Es wird dabei von den bereits vorliegenden Arbeiten Alexander von Weilens und Franz Hadamowskys ausgegangen, die beide einen Spielplan über den erwähnten Zeitraum erstellt hatten. Weilen nahm jedoch in seiner Arbeit die Aufführung jeweils am Tag des Anlasses an, während Hadamowsky die Daten hauptsächlich anhand des Wienerischen Diariums und des Corriere Ordinario, aber auch anderer Quellen, feststellte, allerdings nur für die Opern. Weilen nimmt nur auf Grund von Partituren in der Österreichischen Nationalbibliothek Aufführungen in Wien an, die nicht stattgefunden haben. 5 Da jedoch ein einfacher Vergleich der Arbeiten Hadamowskys und Weilens nicht das Ziel sein, sondern über beide Arbeiten hinaus noch weitere aufgeführte, aber von ihnen nicht verzeichnete dramatische Werke erfasst werden sollten, ist es ein weiteres Anliegen dieser Arbeit, über von beiden erwähnten Autoren nicht eingesehenen Quellen, an weitere authentische Aufführungen von Opern und Serenate zu gelangen. Außerdem wurde der letzte Forschungsstand berücksichtigt, wie er in Monographien und Artikeln zu den Komponisten in den großen Musikenzyklopädien dokumentiert ist. Da ein Spielplan allein nicht genügt und man zu den Opern auch zusätzliche Informationen haben sollte, ist dieser Arbeit ein kulturhistorische Teil voran gesetzt, in welchem man beispielsweise etwas über Aufführungsorte, den Wiener Kaiserhof im Allgemeinen oder die einzelnen für diesen tätigen Komponisten, Sänger und Instrumentalisten erfahren kann. Leider aber, dies versicherte mir mein Betreuer Herr Prof. Seifert, weiß man nichts über den genauen Ablauf einer Opernaufführung, weil einfach die Menschen der damaligen Zeit über derart selbstverständliche Dinge nichts berichteten. So, wie niemand in unserer Zeit auf die Idee kommen würde, jemandem zu schreiben, wie man Auto fährt. Auch über die Entstehung einer Operninszenierung weiß man wenig. Was passierte, als der Kaiser den Auftrag gab? Wer erhielt den Befehl? Durch welche Stellen der Hofhierarchie ging es bis der Kapellmeister die ersten Noten schrieb. Wer suchte und nach welchen Gesichtspunkten die Sänger und Instrumentalisten aus? Wie oft, wie lange und wie überhaupt wurde geprobt? Was geschah während der Aufführung? Was geschah in den Aktpausen, wenn es welche gab? Usw. Fragen über Fragen, auf die leider auch diese Arbeit keine Antworten wird geben können. 6 1. DIE ZEITUMSTÄNDE DER JAHRE 1705 BIS 1740 1.1. Das Reich der Habsburger zwischen 1705 und 1740 1.1.1. Die Monarchie und ihr Kaiser Österreich war durch seine Besitzungen im Osten und im Westen auch schon zu Beginn des 18.
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