Nr. 1-2 | 2014 FEBRUAR | MÄRZ 20. JAHRGANG D: € 4,50 | A: € 5,10 4 196205 904505 02 WIRTSCHAFT INVESTMENTFONDS IMMOBILIEN VERSICHERUNGEN FONDS PARIBUS CAPITAL Verlockende Aussichten MEIN SONDERDRUCKGELD & LIPPER ZUR IM INTERVIEWFEBRUAR-/MÄRZ-AUSGABE MIT CARSTEN KLUDE 2014 S. 40 ParibusUBS Capital Titelstory SCHIENENFAHRZEUGINVESTMENTS Aufwind für die Schiene: Langfristige Trends sprechen für mehr Bahnverkehr Kupfer aus China, Kaffee aus Brasilien, Kleidung aus Indonesien – immer mehr Waren werden über immer längere Distan- zen transportiert. Doch nicht nur im Gütertransport wächst die Zahl der Verkehre, auch im Personenverkehr steigen die Anforderungen an die Mobilität. Reisedistanzen und -frequenzen nehmen aus unterschiedlichsten Gründen zu. Die Straße allein kann diese Verkehrs- der Europäischen Union sollen daher eins in Europa. Rund 34.000 km Bahn- zuwächse nicht aufnehmen, selbst bei bis zum Jahr 2030 rund 30 Prozent des strecke verbinden alle Wirtschaftsre- erheblichen Investitionen. Die Alterna- Straßengüterverkehrs über Entfernun- gionen Deutschlands und bilden eines tive: die Schiene, insbesondere wenn gen von mehr als 300 km auf Schiene der dichtesten (und verkehrsreichsten) globalen Trends Rechnung getragen oder Schiff verlagert werden, bis 2050 Schienennetze der Welt. Zwar hat die wird. Denn die zunehmende Umwelt- wird sogar die Verlagerung von über 50 verhaltene Konjunktur 2012 für eine und Klimabelastung, die Ressourcen- Prozent angestrebt. rückläufige Entwicklung im Güterverkehr verknappung bei fossilen Brennstoffen, in Deutschland gesorgt, der langfristige der drohende Verkehrsinfarkt in stetig Transitland Deutschland Aufwärtstrend beim Verkehrsaufkom- wachsenden Ballungsräumen, aber men ist jedoch ungebrochen. Nach An- auch Sicherheitsaspekte im Personen- Als größte Volkswirtschaft und wichtigs- gaben des Statistischen Bundesamtes verkehr, im Güterverkehr und insbeson- te Exportnation Europas ist Deutsch- sank das Transportaufkommen 2012 dere bei Gefahrguttransporten spre- land Ausgangspunkt bedeutender Wa- um 2,2 Prozent auf 4,3 Milliarden Ton- chen für mehr Bahn. Nach den Zielen renströme und Transitland Nummer nen. Keiner der Verkehrsträger Straße, 2 02/03 2014 Titelstory Schiene und Schiff konnte aufgrund deutschen Güterbahnen 2012 trotz Ein- schen Güterbahnen bewegte sich 2012 der schwachen Konjunkturimpulse an bußen aber überdurchschnittlich ab. mit 17,2 Prozent noch unter dem Spit- das Niveau des Vorjahres anschließen. zenwert des Jahres 2008 (17,6 Prozent), Die Transportleistung (Transportmenge Schienengüterverkehr: mehr als 52 übertraf aber den Wert des Krisenjahres multipliziert mit dem Transportweg) ging Prozent Zuwachs seit 1994 2009 (16,4 Prozent) deutlich. Mit einer um durchschnittlich 1,8 Prozent auf ins- weiteren Konjunkturbelebung dürfte die gesamt 637,6 Milliarden Tonnenkilome- Seit 1994, dem Jahr der Bahnreform, Verkehrsverlagerung von der Straße auf ter zurück. Der Schienengüterverkehr hat die Verkehrsleistung im Schienengü- die Schiene wieder an Fahrt gewinnen. litt dabei besonders unter den Produk- terverkehr jedoch um beachtliche rund tionsrückgängen in der Montanindustrie. 52,4 Prozent zugelegt. In den vergan- Die Transporte von Erzen, Metallen, Me- genen zehn Jahren waren es rund 35,8 Lesen Sie weiter tallerzeugnissen und Sekundärrohstof- Prozent Wachstum. Zum Vergleich: Der auf den folgenden Seiten fen entwickelten sich deutlich rückläufig. Lkw-Verkehr wuchs seit 2002 um rund Im europäischen Vergleich schnitten die 28,0 Prozent. Der Marktanteil der deut- 02/03 2014 3 Titelstory Hafen Hamburg, der Eisenbahnhafen Europas tum des Schienengüterverkehrs um Im Schienenpersonenverkehr zeigte Hafen Hamburg: rund 2,5 jährlich. sich 2012 ein anderes Bild als im Schie- der Eisenbahnhafen nengüterverkehr. Im Gegensatz zu Europas Eine Besonderheit des deutschen den anderen Verkehrsträgern – moto- Eisenbahnmarktes zeigt sich in der risierter Individualverkehr, öffentlicher Der Hafen Hamburg ist Deutsch- Entwicklung der verschiedenen Personenstraßenverkehr und Flug- lands größter Seehafen und zugleich Marktteilnehmer im Güterbahnmarkt. zeug – stieg die Verkehrsleistung der größter Umschlagplatz für Bahn- Denn mit 400 zugelassenen Eisen- Bahn (in Personenkilometern) um rund container in Europa. 2010 nahmen bahnverkehrsunternehmen (EVU) 4 Prozent. Vor allem im Fernverkehr 14 Prozent des gesamtdeutschen zählt die Bundesrepublik zu den am nutzten mehr Reisende die Schiene. Schienengüterverkehrs hier ihren stärksten deregulierten Bahnmärk- Nach Berechnungen des Statistischen Anfang oder ihr Ende. Über 100 Ei- ten in Europa. Die Marktentwicklung Bundesamtes fuhren 2012 erstmals senbahnverkehrsunternehmen ver- der nicht zur Deutschen Bahn AG über 11 Milliarden Fahrgäste mit dem fügen über eine Vertriebszulassung zählenden Güterbahnen weicht da- öffentlichen Linienverkehr (einschließ- für den Hafen. Mehr als ein Drittel al- bei seit Jahren signifikant von der der lich Busse) – 30 Millionen Fahrgäste ler im Hafen umgeschlagenen Güter DB Schenker Rail ab. So musste DB pro Tag. Wie im Schienengüterver- gelangen auf dem Schienenweg aus Schenker Rail nach Konzernangaben kehr sind auch im Personenverkehr dem Hinterland zum Schiff. Täglich 2012 bei der Verkehrsleistung Ein- die Mitbewerber der Deutschen Bahn bedienen über 200 nationale und bußen in Höhe von rund 6,3 Prozent AG auf dem Vormarsch. Sie konnten internationale Zugverbindungen mit verkraften. Die Wettbewerbsbahnen ihren Marktanteil auf 25 Prozent (2011: mehr als 4.500 Waggons den Ham- konnten dagegen ihr Leistungsniveau 24,1 Prozent) ausbauen. Konkurrenz burger Hafen. Insgesamt rollen rund um mehr als 6,5 Prozent steigern hat der Schienenpersonenverkehr al- zwei Millionen Standardcontainer und ihren Marktanteil auf 28,6 Pro- lerdings durch die Liberalisierung des (TEU) innerhalb eines Jahres über zent (2011: 26,1 Prozent) ausbauen Fernbusverkehrs zu erwarten. Hier die Gleise der Hafenbahn. – ein Plus von nahezu zehn Prozent- rechnen Marktexperten mit einem punkten innerhalb von zehn Jahren. sprunghaften Wachstum, allerdings wird in erster Linie ein Abwanderung Schienenpersonenverkehr: täglich sehr kostenbewusster Fahrgäste vom Für die kommenden Jahre erwarten 30 Millionen Fahrgäste im öffentli- Auto zum Bus und weniger von der Marktexperten ein jährliches Wachs- chen Linienverkehr Bahn zum Bus prognostiziert. 4 02/03 2014 Titelstory INTERVIEW Maria Leenen: "Zukunftsprognose Marktwachstum" Frau Leenen, die Schiene boomt. Kann man das so salopp zusam- Entwicklung der Verkehrsleistung im weltweiten Schienengüterverkehr menfassen? Leenen: Ja, das System Bahn hat 180 weltweit anhaltend starken Rücken- wind. Dabei spielen der Schiene gleich 160 zwei Megatrends in die Hände: Die ungebremste Urbanisierung und die 140 Globalisierung. Beide wirken sich sehr stimulierend auf die Eisenbahn aus, 120 die ihre Stärke dort entfalten kann, wo Index Verkehrsleistung viele Menschen oder Güter von Punkt 100 zu Punkt befördert werden wollen. Im 100 = 6930 Mrd. tkm ländlichen Raum ist der private Pkw 80 unschlagbar – in den Städten ist die 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Bahn klar im Vorteil. Ebenso verhält es Quelle: SCI Verkehr sich mit Gütern: Durch die weltweite Arbeitsteilung werden Waren z. B. in Asien produziert und per Schiff nach ist eine weniger steile, dafür aber sehr Leenen: Die Schiene wird weiter wach- Europa geliefert. Die Häfen sind da- nachhaltige Wachstumsentwicklung sen. Es gibt noch sehr viele Mehr-Milli- durch die stetig wachsenden zentralen zu verzeichnen. onen-Städte ohne vernünftige Nahver- Umschlagepunkte zwischen See- und kehrssysteme und Pendlerbahnen, hier Landtransport, die auf eine reibungslo- Und wo geht der Trend in der Zu- schreitet der Ausbau insbesondere der se Anlieferung der Güter angewiesen kunft hin? Unaufhaltsames Wachs- Metrosysteme weiter fort. Viele Län- sind. tum oder Stagnation? der – der Nahe Osten, die Türkei, aber auch die USA – planen sehr konkret Wie hat sich die Schienenverkehrs- leistung in den zurückliegenden Entwicklung der globalen Verkehrsleistung im Jahren entwickelt? Schienenpersonenverkehr 2000-2016 Die Schienenverkehrsleis- Leenen: [Index 2000 = 100] tung hat im Trend in der letzten Deka- 200 de weltweit stetig zugenommen. Einen empfindlichen Dämpfer hat allerdings 180 der Schienengüterverkehr durch die 160 Krise in 2008/09 hinnehmen müssen. Noch heute ist das Niveau von 2008 140 nicht wieder ganz erreicht, auch wenn die Schienentransporte relativ bald 120 Index Verkehrsleistung nach der Krise wieder angezogen 100 sind. Der Schienengüterverkehr weist 100 = 2380 Mrd. Pkm aufgrund seiner starken Konjunkturab- 80 hängigkeit insgesamt eine deutlich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Pkm Schienenpersonenverkehr Postiv-/Negativ-Szenario höhere Volatilität als der Personen- verkehr auf. Beim Personenverkehr Quelle: SCI Verkehr 02/03 2014 5 Titelstory die Einführung von Hochgeschwindig- siblere Publikum an, welches dafür oft- Bahn hat also Zukunft? keitslinien. Auch die Infrastruktur für mals Komfortnachteile und eine etwas den Güterverkehr wird weltweit stetig längere Reisezeit in Kauf nimmt. Der Leenen: Das lässt sich eindeutig mit ausgebaut. Die Signalsysteme stehen Markt differenziert sich also aus – und Ja beantworten. an fast allen Ländern der Welt vor die Bahnen müssen den steigenden großen Erneuerungs- und Ausbaube- Ansprüchen ihrer Kunden an das Pre- Warum kann es für Eisenbahnver- darfen. Durch die riesigen Beschaffun- miumprodukt
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages20 Page
-
File Size-