Dissertation

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Dissertation Titel der Dissertation „Josef Strzygowski - Zur Entwicklung seines Denkens“ Verfasser Mag.phil. Heinz Schödl angestrebter akademischer Grad Doktor der Philosophie (Dr.phil.) Wien, 2011 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 092 315 Dissertationsgebiet lt. Studienblatt: 315 Kunstgeschichte Betreuer: Dekan o. Univ.-Prof. Dr. Michael Viktor Schwarz Inhaltsverzeichnis 0. Vorwort 04 I. Einleitung 29 I.I Der Ruf nach Wien 29 I.II Die Wiener Lehrkanzeln für Kunstgeschichte 29 I.III Die Berufung Strzygowskis 31 I.IV Die Antrittsrede 33 I.V Ansichten und Bekenntnisse 40 I.VI Forschungsfrage 42 II. Strzygowskis Methode: Hermeneutik? 45 II.I Die frühen Jahre bis zur Wiener Antrittsvorlesung 45 „Composition“ oder: Die Griechen als Lehrer / Heilung durch Anschauung: Vom pädagogischen Eros / Von der Anschauung zur Methode / Geschichte vs. Wissenschaft / Überblick II.II München leuchtet und weist den Weg 63 Heinrich von Brunn: Innovator der Archäologie / Lehrer und Schüler Heinrich von Brunn als Lehrer / Monumente des troischen Zyklus als praktische Methodologie archäologischer Interpretation / Überblick / Beide Schüler eines Lehrers: Langbehn und Strzygowski II.III Theorie und Praxis: Zur Anschauung in den frühen Arbeiten 98 Die Dissertation / Cimabue / Michelangelo, Leonardo II.IV Ausblick: Zur weiteren Entwicklung von Strzygowskis Methode 112 Zur völkischen Erkenntnis / Erste Erfolge / urbi et orbi – Eine globale Wissenschaft Goldene Zwanziger? Ein Ausblick auf die Monographien / Die Krisis wird besichtigt: Zur Lage der Geisteswissenschaften / Wieder einmal: Errettung durch Kunst und Methode II.V Strzygowskis Kunstverständnis als Quelle seiner Methodik – Versuch einer Einordnung 142 Phänomenologie und Hermeneutik – zum Verstehen der Sachen / Anschaulichkeit als Ausgangspunkt / Strzygowski – Soldat eines Nietzsche militans? / Dionysos als Professor: Strzygowskis Kunstbegriff / Gegenwartswerte und Unmittelbarkeit: Strzygowskis Tradition und Aktualität / Strzygowski als Prophet eines „iconic turn“ avant la lettre? 2 Zwischenspiel 178 II.VI Ästhetik mit Methode: Hegeso 181 III Ästhetik und Kulturgeschichte-Strzygowskis Griechenbild 186 III.I Das Ende der Antike – Transformation der Stile? 189 Stilistische Brüche und Traditionen: Der Kalender des Jahres 354 / Das Ende der Antike: Transformationen des Griechischen? III.II Instanzen der Macht: Byzanz 201 Situation der Forschung / Konstantinopel und Byzanz / Kategoriale Begriffe und ihre Folgen: Was ist wann und was folgt daraus? / Die Antike unter der Bedingung ihres Endes / Standpunkte III.III Instanzen der Macht: Der Orient 227 Orient oder Rom? / Hellas vs. Babylon / Vorwärts in die Vergangenheit: Von Byzanz nach Hellas III.IV Hellenische Hinweise: Die Entwicklung bis zur Wiener Antrittsrede 257 Die Gesetzlosen, der Ursprung der Griechen und die Frage nach der Macht / Die Beweisführung wird eröffnet: Die Kämpfe des Hellenismus / Die Beweisführung wird fortgesetzt: Kleinasien / Die Beweisführung wird fortgesetzt: amor vacui vs. horror vacui / Schlussplädoyer Exkurs: Der Norden im Werk Strzygowskis 311 Ein Ausblick auf das Spätwerk: Bukolische Landschaften eines Hyperboreers / Neuerliche Verwandtschaft: Nietzsche, Brunn, Strzygowski / Einige verwandte Positionen in der deutschen Geschichtswissenschaft IV Statt eines Nachworts: Strzygowski – der Philhellene als (Konservativer) Revolutionär 362 Abbildungen 389 Literaturverzeichnis 478 Abstract (deutsch) 521 Abstract (englisch) 522 Curriculum Vitae 523 3 Nicht doch, sprach Zarathustra; du hast aus der Gefahr deinen Beruf gemacht, daran ist Nichts zu verachten. Nun gehst du an deinem Beruf zu Grunde: dafür will ich dich mit Händen begraben1 I Friedrich Nietzsches Werk Also sprach Zarathustra, dem das obenstehende Zitat entnommen ist, erschien zwischen 1883 und 1885; Josef Strzygowski betrieb in diesen für ihn entscheidenden Jahren sein Studium in Wien, Berlin und München. Wie im Verlauf meiner Arbeit aufgezeigt wird, steht Strzygowski, wie viele Denker seiner Generation, unter dem dominierenden Einfluss Nietzsches, der sich in unterschiedlichster Weise bemerkbar macht. Nietzsche wurde als „Prophet(en) einer Kultur“ skizziert – seine Wirkung habe den am 25. August 1900 Verstorbenen zu einem Zeitgenossen des 20. Jahrhunderts gemacht: „Ernüchterung und Begeisterung, Kulturpessimismus und Aufbruchstimmung, Ideologiekritik und politisches Pathos waren gleichermaßen durch ihn angeregt.“2 Auch in Strzygowski entfaltet sich eine Dialektik, die scheinbar Unvereinbares vereint.3 Eine Vergleichbarkeit auf ihren jeweiligen Einfluss bezogen, besteht natürlich gerade nicht, wenn auch die Nachwelt beide mit dem air des Revolutionärs versehen hat. So ist Nietzsche unter anderem mit seinem Projekt einer Umwerthung aller Werthe im Gedächtnis geblieben, Strzygowski wurde von Wilhelm Fraenger als Dschingis Khan der Kunstgeschichte bezeichnet.4 Die 1 Giorgio Colli, Mazzino Montinari (Hg.), Friedrich Nietzsche, Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe in 15 Bänden, Bd. IV, Also sprach Zarathustra, S 22. 2 Volker Gerhardt, Die Erfindung eines Weisen, S 01-17, in: ders. (Hg.), Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, Berlin, 2000, hier S 09. 3 Zuletzt hat dies Ulrich Tragatschnig herausgearbeitet. Vgl. Ulrich Tragatschnig, Josef Strzygowski. Ein Kunsthistoriker zwischen Modernität und „Nordstandpunkt“, S 593-608 in: Karl Acham (Hg.), Kunst und Geisteswissenschaften aus Graz, Werk und Wirken überregional bedeutsamer Künstler und Gelehrter: vom 15. Jahrhundert bis zur Jahrtausendwende, Wien, Köln, Weimar, 2009. 4 Bei Berenson ist Strzygowski der „Attila der Kunstgeschichte“, vgl. Bernard Berenson, Aesthetik und Geschichte in der Bildenden Kunst, Zürich, 1950, S 21. In einem Brief Senta Strzygowskis an ihren Vater berichtet diese von Treffen mit Wilhelm Fraenger, anlässlich derer er Strzygowski als „Dschingis Khan der Geisteswissenschaften“ bezeichnete. Brief Dr. Senta Strzygowski vom 28.2.1937, in: Teilnachlass Josef Strzygowski, Wiener Stadt- und Landesbibliothek, AN 69/2. Zu Wilhelm Fraenger mit einigen Anmerkungen über Strzygowski vgl. Petra Weckel, Wilhelm Fraenger (1890-1964), Ein subversiver Kulturwissenschafter zwischen den Systemen, Potsdam, 2001. 4 Umwerthung, die bei Strzygowski5 wie bei Nietzsche eine Interdependenz auf jenes Denken anzeigt, von dem sich das Neue, Revolutionäre abheben soll, definiert das Verhältnis beider zur philosophischen bzw. wissenschaftlichen Tradition: „Von diesem Verhältnis zur Tradition aus, das sich in Termini der polemischen Zuspitzung, des Gegensatzes und der kritischen Durchdringung der genealogischen Enttarnung und der Transformation, des Überganges und der Neuauslegung beschreiben lässt, hat sich für Nietzsche der Begriff des Dionysischen angeboten. Bei den Griechen ist Dionysos in seiner Stellung zu den anderen Göttern durch eine Besonderheit bestimmt: er ist nicht im olympischen Pantheon angesiedelt. Er kommt von außen, um die Ordnung in Frage zu stellen.“6 Dieser dionysische Standpunkt gilt auch für Strzygowski, dessen Außenseiterposition von den klassischen Vertretern der Wiener Schule immer wieder, und nicht erst seit den problematischen Veröffentlichungen des Spätwerks, ins Spiel gebracht wurde.7 So resümierte Julius von Schlosser, dass Strzygowskis Wissenschaft mit den „Zielen und Zwecken“ der Wiener Schule nichts gemein habe, „ja ihnen oft bewußt zuwiderlaufe(n)“, deshalb in einer gemeinsamen Geschichte „keinen Platz“ (Frodl-Kraft) finde.8 Die Konflikte Strzygowskis mit der Wiener Schule bzw. dem universitären Humanismus als solchem, werden in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihm traditionell aus seiner Biographie erklärt.9 5 Johann Konrad Eberlein, Josef Strzygowski, Gedanken über die Zeitlosigkeit eines Typus, S 81-93, in: Lukas Madersbacher, Thomas Steppan (Hg.), De re artificiosa, Festschrift für Paul von Naredi- Rainer zu seinem 60. Geburtstag, Regensburg, 2010, hier S 88. Eberlein beschrieb das Projekt des (späten) Strzygowski als eine „Umwertung aller Werte“. Johann Konrad Eberlein sei an dieser Stelle sowohl für die Einladung nach Graz, anlässlich derer ich meine Ergebnisse am dortigen Institut für Kunstgeschichte debattieren durfte, als auch für sein Interesse am Fortgang meiner Arbeit herzlich gedankt. 6 Enrico Müller, Die Griechen im Denken Nietzsches, Berlin, New York, 2005, S 12. 7 So könnte zum Dschingis Khan bzw. Attila noch der Dionysos der Kunstgeschichte stoßen. 8 Vgl. Julius von Schlosser, Die Wiener Schule der Kunstgeschichte, Rückblick auf ein Säkulum deutscher Gelehrtenarbeit in Österreich, Innsbruck, 1934, hier S 195, bzw. Frodl-Kraft, Aporie, 1989, S 09. 9 Vgl. dazu etwa Suzanne L. Marchand, The Rhetoric of the Artefacts and the Decline of Classical Humanism: The Case of Josef Strzygowski, S 106-130, in: History and Theory, Band 33, Nr. 4, 1994, hier S 116. Marchand sieht Strzygowskis Herkunft aus dem „Besitzbürgertum“, seine „exotic travels“ und seine „odious personality“ als Gründe seines Daseins als Ausgestoßener. Als Sohn eines Stofffabrikanten habe dieser darüber hinaus eher zu einer angewandten Wissenschaft tendiert, als zur traditionellen Kunstgeschichte, ebenda S 117. Auch Eberlein, Typus, 2010, S 83, sieht bei aller „Reserve gegenüber biographischen Erklärungsmustern“ Strzygowski in seiner Produktivität von „industriellen Leistungsprinzipien“ beeinflusst. Wenn diesen Mustern Bedeutung zugemessen werden soll, müsste jedoch auch der von Strzygowski selbst herbeigeführte Bruch mit der Welt seiner 5 In der eingangs zitierten Stelle aus der Vorrede betrachtet

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