Johannes Brahms Klaviertrios IV Johannes Brahms

Johannes Brahms Klaviertrios IV Johannes Brahms

CYAN MAGENTA GELB SCHWARZ Johannes Brahms 151 Klaviertrios IV T T TACE Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello op. 114 a-Moll 24'45 zweite Bearbeitung (1891) 1 Allegro 7'56 2 Adagio 7'55 3 Andantino grazioso 4'29 4 Allegro 4'23 Johannes Brahms Trio für Klavier, Violine und Violoncello nachgelassen, veröffentlicht 1938 36'36 Klaviertrios IV 5 Moderato 11'55 6 Vivace 6'40 7 Lento 8'43 8 Presto 9'16 ABEGG TRIO Ulrich Beetz, Violine (Nicolas Lupot, Paris 1821, mit Darmsaiten) Birgit Erichson, Violoncello (Andrea Castagnieri, ca. 1847, mit Darmsaiten) historische Instrumente Gerrit Zitterbart, Klavier (Hammerfl ügel von Johann Baptist Streicher, Wien) Martin Spangenberg, Martin Spangenberg, Klarinette Klarinette TACET-T151_Seite_28 TACET-T151_Seite_1 Die Nachtigall und der Goldhelm unverkennbar platonischer Spitzname für den 1891, um sich immer wieder die Solopartien In Wahrheit fehlte der Katalysator: der Das Klarinettentrio op. 114 von Johannes bärtigen 34jährigen Mann, den Brahms auch aus Webers Klarinettenwerken und aus rührende Klarinettenton und Mühlfelds Brahms (1891) und das Klaviertrio A-dur als „Nachtigall des Orchester“ titulierte: Mozarts Klarinettenquintett vorspielen zu melodische Spannung. op. post. von Jan Reichow Richard Mühlfeld (1856 – 1907). lassen. An Clara Schumann schrieb er: „… man Kalbeck unterlegt dem zweiten Thema die Allerdings ist nicht richtig, was man immer kann nicht schöner Klarinette blasen, als es Worte: „Wie war es doch ?“ und hört „die Wann beginnt eigentlich das „Alterswerk“ von wieder liest (MGG 2000), dass Brahms ihn der hiesige Herr Mühlfeld tut.“ Frage nach verklungenen, halb vergessenen, Johannes Brahms ? Wie alt oder wie jung ist erst 1891 kennengelernt hat. Seit 1881 Im Mai begab sich Brahms wieder einmal in der Erinnerung zurückgedrängten Erlebnis- denn z. B. die gestraffte Bearbeitung seines weilte Brahms jährlich mehrere Tage in in seine Sommerresidenz in Bad Ischl, schrieb sen“. Leider klingt auch die Assoziation „Wer Jugendtrios op. 8, zu der er sich mit 57 Jah- Meiningen, um mit der dortigen Hofkapelle mit größter Sorgfalt sein Testament – und ent- uns getraut“ aus dem Zigeunerbaron des ren entschloss oder überreden ließ ? In diesen zu arbeiten. Hier war Mühlfeld seit 1879 als sann sich einiger Skizzen, die im Jahre 1888 von Brahms hoch geschätzen Johann Strauss Jahren begann er sich verstärkt der Aufgabe Soloklarinettist angestellt, nachdem er in mit Blick auf eine neue Sinfonie entstanden hinein. Entscheidend ist aber wohl die kom- zu widmen, seine musikalischen Skizzen jüngeren Jahren zunächst als zweiter Geiger waren; jetzt – mit den Meininger Klarinetten- plementär zum Haupthema des Satzes sanft zu sichten, Unbrauchbares zu vernichten, begonnen und sich zu den ersten Geigen tönen im Ohr – erfuhren sie eine wundersame absteigende Wendung. Brauchbares zu einem sinnvollen Abschluss vorgearbeitet hatte; zugleich erweiterte er Verwandlung. Merkwürdig genug baut sich die Thematik zu bringen. seine musiktheoretischen Kenntnisse bei Vielleicht ist so auch die Reminiszenz im des Satzes auf. Dass er sein Leben abzurunden suchte, einem Mendelssohnschüler, war nebenbei der letzten Satz des Klarinettentrios zu erklären, Der Anfang des Trios ist eher enttäu- erkennt man auch daran, dass er ein sorgfäl- gesuchteste Klavierlehrer in Meiningen, leitete wenn im Mittelteil (Takt 74 bis 104) wie aus schend: ein aufsteigender Molldreiklang im tig ausformuliertes Testament an den Verleger dort seit 1880 den alsbald „besten Männer- weiter Ferne der Anfang der 4. Sinfonie her- Cello, zweifellos kein großer Einfall, auch Simrock schickte. Im Zusammenhang mit der chor Südthüringens“, seit 1884 war er auch überwinkt: diese milden Gesten hätte man die Wendung abwärts ist nicht stark, noch Überarbeitung des Trios op. 8 fällt zum ersten- Soloklarinettist der Bayreuther Festspiele, dem stürmischen Hauptthema nicht zuge- weniger, als sie letztlich nur zum Ausgangs- mal die Rückbesinnung auf die eigene frühe Sängerinnen und Sänger betrieben bei ihm traut, aus dem sie als Umkehrung entwickelt punkt zurückführt. Aber sobald die Klari- Zeit auf: „Mit welcher Kinderei ich schöne Som- Vortragsstudien, um von seiner einzigartigen sind. Und anders als im Klarinetten-Quintett nette beginnt, – scheinbar ähnlich, jedoch mertage verbrachte, rätst du nicht. Ich habe Atem- und Phrasierungstechnik zu profitieren, haben sie im Trio nicht das letzte Wort: viel- auf instabiler Grundlage (Quartsextakkord) mein H-dur-Trio noch einmal geschrieben und 1889 wurde er mit der bayrischen goldenen mehr ihre aufwärts gerichtete Originalgestalt, –, wird es ernst, und die Abwärtswendung kann es op. 108 statt op. 8 nennen.“ (An Clara Medaille für Wissenschaft und Kunst geehrt. mit einer trotzigen Abschlusskadenz von hat hier eine ganz andere Bedeutung, zumal Schumann, 3. September 1889). Es war nicht Brahms, der ihn groß gemacht Klavier und Cello zu einer fast „schreienden“ sie durch Wiederholung intensiviert wird: ein Auch Neues entstand natürlich: als reales hat, aber nach dessen Klarinettentrio und Klarinette. melancholisches Verweilen, ein Blick zurück op. 108 hatte er gerade die dritte Violinsonate Klarinettenquintett stiegen Mühlfelds solis- Der Brahms-Biograph Max Kalbeck meinte, gleich zu Beginn. d-Moll geschrieben, dann folgte noch einiges tische Auftritte in Deutschland und Europa es sei wohl die übergroße Ähnlichkeit der Zum einen ist es diese Dehnung, dann aber an Chormusik, aber das Streichquintett op. sprunghaft an: von 7 im Jahre 1891 auf 34 im beiden Themen des Kopfsatzes gewesen, die die Tatsache, dass die Klarinetten-Parallele 111 betrachtete er als offiziellen Abschluss Jahr 1892. (Alle Angaben nach Herta Müller, den Komponisten von einer Verarbeitung in zum Cellobeginn nicht den Abschluss des seines Lebenswerkes. s. Literaturverzeichnis). einer großangelegten Sinfonie absehen ließen Melodiebogens ergibt, sondern ihn weiter in Und dann kam überraschend eine neue Brahms war „reif“ für die Klarinette und (als ob er nicht auch noch ein Kontrastthema die Tiefe sinken lässt, wo er ausklingt, – aber Liebe, genannt „Fräulein Klarinette“, – ein nutzte seinen Meiningen-Aufenthalt im März hätte erfinden können !). so, dass man dieses Verklingen zugleich als 2 3 TACET-T151_Seite_2 TACET-T151_Seite_3 leise Frage verstehen kann. Oder schließt sich erweisen: man hat sie schwerlich als motivisch Klarinettentrio freundliche Züge. Es lebt und mutwilligen Komponisten stammen. Aber ein Kreis? bedeutungsvoll wahrgenommen, da kehren belebt. dieser melancholische, gelassen wiederholte Man kann bei dieser Frage stehen bleiben sie wieder und beginnen herauf- und herun- Nach der Seligkeit des zweiten Satzes Zweifel, das ist Brahms 1891; dazu gehört und die ersten 30 Sekunden wie ein Mantra terzuhuschen, zeichenhaft, und ganz am Ende bewegen wir uns im dritten wieder in Erden- auch – zwischen den fragenden Abschnitten hören und vielmals wiederholen: eine Offen- beschließen sie den Satz mit ihrem Gemurmel: nähe, aber möglicherweise ohne sie zu berüh- – die unglaubliche Milde des Mittelteils: mit barung, die das ganze Werk wie in einem aus Linien werden Dreiklangsbrechungen, ren, – wenn wir Max Kalbecks Interpretation den terzenselig segnenden Abwärtsbewegun- Brennspiegel konzentriert. pa rallel und in Gegenbewegung zwischen folgen: „An Stelle des munteren Scherzos gen, die, wie schon erwähnt, an das Kopfmo- Und doch gibt es eine unmittelbare Ant- Cello und Klarinette, 4 imaginäre Kreise und erscheint ein Andantino grazioso, das einen tiv der 4. Sinfonie erinnern. Das ist es, was den wort auf die Frage: sie erfolgt im Klavier; man eine letzte Auswärtsbewegung: im Cello nach menuettartigen Walzer in A mit einem stei- späten Brahms auszeichnet, nicht bloße Meis- könnte meinen, dass dies nun das eigentliche ganz unten, in der Klarinette nach ganz oben. rischen Ländler in D (als Trio) abwechseln terschaft, sondern auch die Fähigkeit, sich in Hauptthema sei: eine (rhythmisch pointierte) Was für ein Abschied, – so beiläufig, befremd- läßt. Weder der höfische noch der bäurische ein „zufälliges“ Detail zu verlieren, – jedenfalls schreitende Bewegung oberhalb des Grund- lich und wunderbar! Tanz tritt fest auf; die Wesen, die sich nach scheinbar, denn die Analyse würde zeigen, tons, eine analog schreitende Bewegung Es ist dieselbe Spanne zwischen Höhe und den Rhythmen der beiden Sätze bewegen, dass in dieser hochorganisierten Werk-Welt unterhalb des Grundtons, spiegelbildlich. Es Tiefe, derselbe Ton der Klarinette, mit dem in schweben leicht über dem Erdboden dahin alles mit allem zusammenhängt. In diesem ist erstaunlich, wie sehr die Kreisbewegung lichter Entrückung der nächste Satz anhebt: und berühren nur manchmal im Fluge die Widerspruch liegt das Wunder. den alten Brahms beschäftigt, bis hin zu der das Thema erinnert von fern an den Einsatz Spitzen der Gräser und Blüten der Kräuter.“ Peter Gülke schrieb: „In anderer Weise erstaunlichsten Konzentration im späten des Sopran-Solos im Schlußsatz des Requi- Auf die „durch den Klangzauber hervor- als der Beethoven der letzten Quartette, Klavier-Intermezzo op. 118 Nr. 6 Es-Moll, das ems: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn gebrachte visionäre Täuschung eines Geis- der Verdi des ‚Falstaff’ oder der Wagner des aus dem scheinbar ziellosen Kreisen innerhalb sterben“, – nur Trost und Seligkeit sollen uns terreigens“ (Kalbeck a. a. O.) folgt ein sturm- ‚Parsifal’ steht der späte Brahms als Flucht- eines Terzrahmens ein so ungeheuerliches am Ende erwarten. bewegtes Finale: inmitten des Themas ein punkt

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