www.ssoar.info Das Zittauer Gebirge/Oberlausitz: von den Anfängen des Fremden- und Besucherverkehrs bis heute Schmidt, Werner Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Schmidt, W. (1995). Das Zittauer Gebirge/Oberlausitz: von den Anfängen des Fremden- und Besucherverkehrs bis heute. Europa Regional, 3.1995(3), 32-41. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-48469-3 Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine This document is made available under Deposit Licence (No Weiterverbreitung - keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt. Redistribution - no modifications). We grant a non-exclusive, non- Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, transferable, individual and limited right to using this document. persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses This document is solely intended for your personal, non- Dokuments. 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Das Zittauer Gebirge/Oberlausitz Von den Anfängen des Fremden- und Besucherverkehrs bis heute WERNER SCHMIDT Das Zittauer Gebirge – eine etwa 50 km² birgen abweichendes Aussehen. So gibt es Abriß der Siedlungs- und Wirtschafts- große Landschaft – liegt im südöstlichsten freistehende Felstürme und -nadeln, ja geschichte Zipfel der Bundesrepublik Deutschland sogar Felspilze, die seit dem Beginn des Wie viele andere deutsche Mittelgebirge an der Grenze zur Tschechischen Repu- Felskletterns beliebte Ziele sind, sowie wurde das Zittauer Gebirge erst spät durch blik und zu Polen. Die Dörfer Oybin, Jons- Felswände mit gitter- bzw. wabenför- den Menschen besiedelt und erschlossen. dorf, Waltersdorf und Lückendorf gehö- migen Verwitterungsformen und her- Die bäuerlichen Siedler rodeten zunächst ren zum Landkreis Löbau-Zittau, der zu- auspräparierten eisenhaltigen Bänden. die Wälder im lößlehmbedeckten Gran- sammen mit den ostsächsischen Landkrei- Die klimatischen Verhältnisse des Ge- odioritgebiet, nördlich der Lausche gele- sen Niederschlesische Oberlausitz, Baut- birges weichen von denen des angrenzen- gen, wo Alt-Waltersdorf im Verlaufe der zen, Kamenz und Hoyerswerda sowie dem den Zittauer Beckens in fast allen Elemen- mittelalterlichen deutschen Ostkolonisa- Stadtkreis Görlitz der 1991 gegründeten ten ab. So fallen in den oberen Lagen im tion entstand, und auf der Sandstein-Ver- Euroregion Neiße zuzurechnen ist. Jahr durchschnittlich bis zu 1000 mm Nie- ebnungsfläche zwischen Sommerberg, derschlag, in den Tälern 800-900 mm und Heideberg und Brandhöhe, wo Lücken- Naturraum somit 150-300 mm mehr als im Vorland dorf gegründet wurde, um große Acker- Das Zittauer Gebirge und sein Vorland (Meßstation Zittau). Etwa 40 % davon und Grünlandflächen anlegen zu können. sind seit 1958 als Landschaftsschutzge- gehen im Winterhalbjahr nieder, überwie- Dagegen sind die Rodungsinseln von biet ausgewiesen. Nähert man sich dem gend als Schnee. In den Sommermonaten Oybin und Jonsdorf verhältnismäßig klein Gebirge von dem nördlich angrenzenden, führen Starkregen oft zu erheblichen Ero- und von Anfang an ohne nennenswerte etwa 230-250 m ü. NN hohen Vorland, sionsschäden, die sich nach 1979 durch bäuerliche Bevölkerung besiedelt worden. dem Zittauer Becken, so fallen die über- das Abholzen großer Waldbestände ver- Ihre Fluren breiten sich in Bachtälchen wiegend bewaldeten, 300-400 m hohen stärkten. Der starke Holzeinschlag war und Talkesseln aus. Die Bevölkerung setzte Bergkuppen und -rücken sowie die Felsre- auch durch Rauchschäden bedingt, die auf sich von Anfang an überwiegend aus Häus- viere des Gebirges ins Auge. Die größten zunehmende Immissionen aus dem an- lern und Inwohnern sowie aus einigen absoluten Höhen erreichen der Hochwald grenzenden böhmischen Braunkohlenge- Gartennahrungsbesitzern (Kleinbauern- mit 749 m und die Lausche mit 791 m. biet und dem Zittauer Becken zurückzu- hofbesitzern) zusammen. Angehörige der- Beide Berge sind hervorragende Aussichts- führen sind (Abb. 1). Begünstigt wurde artiger sozialer Schichten siedelten sich punkte, bestehen aus Phonolith und über- der Eintrag von Schadstoffen durch die im auch in Waltersdorf an, und zwar im Ort ragen ihre nähere Umgebung um etwa 150 Gebirge vorherrschenden Hauptwindrich- selbst und an den Rändern des Dorfes; es m. Über beide Kuppen verläuft die Grenze tungen aus Süden und Südwesten. Nach entstanden Neu-Waltersdorf in Richtung zur Tschechischen Republik. dem Beräumen der Kahlschlagflächen setz- zur Lausche sowie der Ortsteil Neu-Sorge Unterschiedliche Gesteine bilden den ten die Bemühungen der Forstleute zur im 17. bzw. 18. Jh. Ihre Bewohner verdien- geologischen Untergrund: Sandstein und Wiederaufforstung ein, zum Teil mit rauch- ten sich ihren Lebensunterhalt bis in das Phonolith, stellenweise auch Basalt und resistenten Nadelbaumarten, darunter auch 19. Jh. fast ausschließlich durch die Haus- Seidenberger Grandiorit. Die bei weitem mit nichtheimischen Arten wie Murraykie- weberei. größte Fläche wird von Sandsteinen aus fer, Weymothskiefer, Schwarzkiefer und Seit der ersten Hälfte des 16. Jh.s wur- dem Mittel- und Oberturon, also Abschnit- Serbischer Fichte. Jedoch zeigt eine Rei- den bei Waltersdorf Bergbauversuche un- ten der Kreidezeit, eingenommen. Die äu- he von Bäumen erneut Schäden, vor ternommen, die aber ergebnislos blieben. ßerlich einförmig wirkenden Sandstein- allem an Oberhängen und auf Kuppen Während der zweiten Hälfte desselben schichten weisen bei näherer Betrachtung sowie an anderen exponierten Steilhän- Jahrhunderts trat die Steinbrecherei bei unterschiedliche Materialzusammenset- gen, so in Form von starker Vergilbung Jonsdorf (1560) und bei Waltersdorf hin- zungen auf, die von sandig über merglig der Nadeln und erhöhtem Abfall sowie zu. Hier baute man – von kurzen Unterbre- bis konglomeratisch reichen. An zahlrei- von Wipfelmißbildungen. Diese Er- chungen abgesehen – bis zum Anfang des chen Stellen des Gebirges sind diese scheinungen mindern den Ertrag und 20. Jh. Sandsteine ab. Nach dem Auflas- Schichten an der Reliefoberfläche sicht- nicht zuletzt den ästhetischen Wert der sen der Brüche bei Jonsdorf setzten sofort bar, so vor allem in den Felsrevieren bei Wälder erheblich. Bemühungen um ihre Unterschutzstellung Jonsdorf (NSG Jonsdorfer Felsenstadt, Die natürlichen Verhältnisse und die ein, um die Vielfalt der Kulturlandschaft seit 1967) und bei Oybin sowie am west- Landschaft des Zittauer Gebirges weisen und der natürlichen Umgebung zu erhal- lichen Weißbachtalhang östlich von Lük- unterschiedlich starke Veränderungen und ten. 1921 wurden die ehemaligen Mühl- kendorf. anthropogene Beeinflussungen auf. Sie steinbrüche als Naturschutzgebiet ausge- Eine Vielzahl mehr oder weniger bizar- können zeitweise und örtlich den Freizeit- wiesen; heute sind nur Teile von ihnen als rer Felsformen verleiht dem Relief ein wert mehr oder weniger stark beeinträch- Flächennaturdenkmal bzw. als Naturdenk- eigenartiges, von den deutschen Mittelge- tigen, nicht aber langfristig schmälern. male geschützt. 32 EUROPA REGIONAL 3(1995)3 r Lausu Bertsdorf Herrenwalde ZITTAU P o l e n P o Saalendorf c h e b Olbersdorf a Waltersdorf ch Hänischmühe Eichgraben Hartau h c Buchberg a db ol G Weißbach Lausche 652 793 Jonsberg 652 Töpfer Kurort 582 Jonsdorf Tschechische Republik Kurort Oybin Luftkurort Zittauer Gebirge Hain Lückendorf Waldschadenflächen Hochwald 744 (Stand: 1.1.1992) I (überwiegend starke Schäden der Haupt- Staatsgrenze baumart in Beständen > 60 Jahre) 0 1 2 km Landschaftsschutz- II (überwiegend mäßige Schäden der Haupt- gebietsgrenze baumart in Beständen > 60 Jahre) Ortschaft III Kartographie: IfL 1995, (überwiegend leichtere Schäden der Haupt- Wald R.Bräuer baumart in Beständen > 60 Jahre) Abb. 1: Waldschadenflächen im Zittauer Gebirge (Stand 01.01.1992; nach Rauchschadenkarte des Zittauer Gebirges 1:25 000, Fortsamt Löbau, unveröffentlicht) Von großer siedlungsgeschichtlicher Be- Ruinen müssen schon frühzeitig einen bieten, errichtete man 1794 das erste Som- deutung für das Gebirge waren der Bau der besonderen Reiz auf Fremde ausgeübt ha- merhaus. Leipaburg auf dem Oybinfelsen Ende des ben. So wird berichtet, daß ein Teichwär- 13. Jh. und die Anlage eines Klosters da- ter, der die Teiche am Fuße des Oybinfel- 19. Jahrhundert neben in der zweiten Hälfte des 14. Jh. sens beaufsichtigte, bereits im Jahre 1723 Da die Anzahl der Besucher offenbar stän- Deren Gründer kamen aus dem benach- Besucher auf dem Berg „herumführte“ dig zunahm, erschien die Oybin-Beschrei- barten Königreich Böhmen, dem das Mark- (PESCHECK 1840). Da das Interesse von bung 1804 in einer zweiten
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