KAUFVERTRAG DER GRAFSCHAFT VADUZ 1712 KAUFVERTRAG DER GRAFSCHAFT VADUZ 1712 KAUFVERTRAG DER GRAFSCHAFT VADUZ 1712 Dokumente zum Kaufvorgang zwischen den Grafen von Hohenems und den Fürsten von Liechtenstein Bearbeitet von Katharina Arnegger Herausgegeben vom Liechtensteinischen Landesarchiv Verlag des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein Vaduz 2012 Die Edition des Kaufvertrags vom 22. Februar 1712 wurde durch das Organisationskomitee «300 Jahre Liechtensteiner Oberland» finanziert. Auflage 600 Exemplare Herausgeber: Liechtensteinisches Landesarchiv Nummeriert von 1 bis 600 Wissenschaftliche Bearbeitung: Dr. Katharina Arnegger Buch Bildnachweis: Hausarchiv Liechtenstein, Wien: S. 22 und 24 (Fotos: Peter Kubelka), S. 33 bis 93 (Scans: Treventus Mechatronics GmbH, Wien), Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien: S. 27 Grafische Gestaltung und Typografie: Atelier Silvia Ruppen; Satz: Evi Böhm, Vaduz Bildbearbeitung: Longo AG, Bozen Druck: Lampert Druckzentrum AG, Vaduz Einband: Buchbinderei Thöny, Vaduz © 2012 Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz ISBN: 978-3-906393-52-0 Gedruckt in Liechtenstein Inhaltsübersicht 7 Vorwort 9 Einleitung 21 Quellenbeschreibung 29 Edition 30 Begleitschreiben: Schreiben Graf Jakob Hannibals III. von Hohenems an Kaiser Karl VI. (7. März 1712) 32 Kaufvertrag der Grafschaft Vaduz (22. Februar 1712, von Kaiser Karl VI. am 7. März 1712 bestätigt) 95 Beilage 1: Gedruckter Bericht und Bitte Graf Jakob Hannibals III. von Hohenems an Kaiser Leopold I., Vaduz verkaufen zu dürfen (3. Juni 1698) 98 Beilage 2: Absichtserklärung des Fürsten Johann Adam I. Andreas von Liechtenstein, die Grafschaft Vaduz um 290.00 Gulden kaufen zu wollen (22. Januar 1699) 102 Beilage 3: Schreiben Kaiser Leopolds I. an das Schwäbische Reichs grafen - kollegium mit der Anweisung, einen Vormund für den unmündigen Grafen Franz Wilhelm III. von Hohenems zu bestellen (5. Dezember 1699) 103 Beilage 4: Schreiben des Schwäbischen Reichsgrafenkollegiums an Kaiser Leopold I. mit dem Vorschlag, den Grafen Franz Maximilian von Königs- egg-Aulendorf als Vormund zu bestellen (8. April 1700) 105 Beilage 5: Schreiben Kaiser Leopolds I. an Rupert von Bodman, Fürstabt von Kempten, mit der Anweisung, mit Graf Franz Maximilian von Königsegg-Aulendorf wegen des Verkaufs von Vaduz zu korrespondieren (21. Mai 1700) 106 Beilage 6: Einwilligung des Grafen Franz Maximilian von Königsegg- Aulendorf zum Verkauf von Vaduz (7. November 1707) 108 Beilage 7: Aufforderung Kaiser Leopolds I. an Graf Franz Maximilian von Königsegg-Aulendorf, die aufgetragene Vormundschaft zu erfüllen (13. August, 26. Oktober und 13. Dezember 1700) 110 Beilage 8: Schuldenaufstellung der Grafschaft Vaduz (18. März 1710) 115 Beilage 9.1: Schuldenaufstellung der Grafschaft Hohenems (18. März 1710) 117 Beilage 9.2: Reichshofratsschluss, dass dem Grafen Franz Maximilian von Königsegg-Aulendorf die Höhe des Kaufschillings und der Name des Käufers mitzuteilen ist (9. August 1704) 118 Beilage 10: Schuldenaufstellung der Herrschaft Bistrau (7. Januar 1709) 121 Beilage 11: Schreiben Graf Jakob Hannibals III. von Hohenems an Kaiser Joseph I. mit dem Vorschlag, mit einem Teilerlös aus dem Verkauf der Grafschaft Vaduz die Herrschaft Bistrau zu kaufen (29. Juli 1707) 123 Beilage 12: Übertragung der Witwenansprüche der Gräfin Anna Amalia von Hohenems und des ausstehenden Heiratsguts der Baronin Charlotta Amalia von Vöhlin, geborene Gräfin von Hohenems, von der Grafschaft Vaduz auf die Herrschaft Bistrau (22. Juli 1711 und 1. Dezember 1710) 127 Beilage 13: Urbar der Grafschaft Vaduz (1614) 185 Beilage 14: Österreichischer Konsens zum Verkauf der Grafschaft Vaduz (20. März 1711) 186 Beilage 15.1: Vergleich wegen des Schnitzes zwischen Graf Kaspar von Hohenems und den Untertanen der Grafschaft Vaduz (22. April 1614) 188 Beilage 15.2: Vergleich wegen des Schnitzes zwischen den Grafen von Hohenems und den Untertanen der Grafschaft Vaduz (9. April 1688) 191 Beilage 16: Aufhebung des Schnitzes und Übertragung der Militärausgaben auf die Untertanen von Vaduz und Schellenberg (29. Dezember 1696) 195 Beilage 17: Kaiserliche Verordnung und Bestätigung des Verkaufs von Vaduz (24. Januar 1710) 197 Beilage 18.1: Reichshofratsdekret betreffend den Ertrag der Herr- schaft Bistrau (8. August 1708) 198 Beilage 18.2: Reichshofratsbeschlüsse betreffend den Kauf der Herrschaft Bistrau (12. August 1707 und 27. Januar 1708) 199 Beilage 18.3: Kaiserlicher Befehl an Graf Franz Maximilian von Königs -egg-Aulendorf, den Verkauf von Vaduz zu gestatten (10. März 1707) 200 Beilage 18.4: Kopie des Kaufvertrags von Bistrau (7. Februar 1710) 207 Anhang 208 Kurzbiographien 210 Worterklärungen 223 Abkürzungsverzeichnis 224 Quellen und Literaturverzeichnis 227 Register Vorwort Wenn man für den Staat Liechtenstein ein Entstehungsjahr ange- ben soll, wird man sicher zuerst an das Jahr 1719 denken, als Kai- ser Karl VI. die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg zu einem Reichsfürstentum vereinte und diesem den Namen des Fürstenhauses Liechtenstein gab. Stärker verankert im öffent - lichen Bewusstsein als Gründungsjahr ist aber das Jahr 1806, als Napoleon dem damaligen Fürsten Johann I. von Liechtenstein eine Auszeichnung zuteil kommen lassen wollte und deshalb dessen Fürstentum als souveränen Staat in den neu geschaffenen Rheinbund aufnahm. Dies sind jedoch nicht die einzigen Gedenkanlässe, die Liechten- stein als wichtige Daten in seiner Geschichte feiert. Es gibt viel- mehr eine ganze Reihe von Meilensteinen, in denen sich Liech- tenstein behaupten oder neu finden musste. 1342 entstand die selbständige Grafschaft Vaduz, deren Eigentümer stets auch im Besitz der Herrschaft Schellenberg war. Die Grenzen dieser klei- nen Herrschaften haben sich seit dem frühen 15. Jahrhundert nicht mehr verändert, was angesichts der bewegten europäischen Geschichte eine Besonderheit darstellt. Der Staat Liechtenstein blickt auf eine lange Geschichte als eigenständiges Territorium zurück. Nur einmal, nach dem Kauf der Herrschaft Schellenberg durch die Fürsten von Liechtenstein im Jahre 1699, wurde die ter- ritoriale Einheit von Vaduz und Schellenberg für einen kurzen Zeitabschnitt unterbrochen. Als die Fürsten von Liechtenstein im Jahre 1712 die Grafschaft Vaduz kauften, wurde die Einheit wieder hergestellt. Vorangetrie- ben wurde dieser Kauf zum Schluss vor allem durch die früheren Besitzer, die Grafen von Hohenems, denen die Schulden über den Kopf gewachsen waren und die keinen anderen Ausweg mehr sahen. Für Liechtenstein – Land und Fürstenhaus – war dieser Herrschaftsübergang Beginn einer dauerhaften Verbin- dung, die sich für beide als historische Zäsur herausstellte. Land und Fürstenhaus wurden zu einer Schicksalsgemeinschaft: Ohne Fürstenhaus hätte das kleine Land nicht überlebt, ohne Fürsten- tum hätte das Fürstenhaus seine herausragende Stellung in der Welt verloren. Die Geschichte zeigt, dass sich Liechtenstein immer wieder be- haupten musste – und sich auch unter widrigen Umständen be- haupten konnte. Aus der Geschichte können wir aber nur lernen, wenn wir das historische Wissen lebendig erhalten. Die Ge- schichte hilft uns, unsere eigene Identität zu definieren. Das Wis- sen, woher wir kommen und wie wir unsere Eigenstaatlichkeit auch in widrigen Umständen behaupten konnten, gibt uns Zu- versicht, dass wir auch die Herausforderungen der Zukunft beste- hen können. 7 Die erwähnten Meilensteine in unserer Geschichte sind Gedenk- jahre. Gemeinsam ist ihnen, dass die damaligen Ereignisse und Entscheidungsprozesse einen Niederschlag in wichtigen Doku- menten gefunden haben. Diese Dokumente erlauben uns einen unverfälschten Blick auf die tatsächlichen Vorgänge. Mit der vor- liegenden Edition werden der Kaufvertrag von 1712 und die un- mittelbar dazu gehörenden Dokumente der Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wie dies be- reits mit dem Kaufvertrag von 1699 passiert ist. Dr. Aurelia Frick Regierungsrätin 8 Einleitung Im Jahr 2012 jährt sich zum 300. Mal ein Datum von essentieller Bedeutung für das Fürstentum Liechtenstein, denn am 22. Fe- bruar 17121 verkaufte Graf Jakob Hannibal III. von Hohenems2 die Grafschaft Vaduz an den Fürsten Johann Adam I. Andreas von Liechtenstein.3 Damit war ein wichtiger Schritt für das Territo- rium des heutigen Fürstentums Liechtenstein auf dem Weg zu seiner Staatsgründung getan, da bereits 13 Jahre früher, am 18. Januar 1699, die Herrschaft Schellenberg an den Fürsten von Liechtenstein verkauft worden war.4 Durch den Kauf der Graf- schaft Vaduz und der Herrschaft Schellenberg besass das Fürsten- haus Liechtenstein nun reichsunmittelbare Territorien, um Sitz und Stimme auf dem Reichstag des Heiligen Römischen Reichs zu erhalten. Doch das gelang erst ein paar Jahre später dem Für- sten Anton Florian von Liechtenstein5 aufgrund seiner privile- gierten Position bei Kaiser Karl VI.,6 die er seinen Verdiensten um das Haus Habsburg im Spanischen Erbfolgekrieg verdankte.7 Vaduz und Schellenberg wurden 1719 gemeinsam zum «Reichs- fürstentum Liechtenstein» erhoben,8 1721 erhielt das Haus Liech- tenstein endlich Sitz und Stimme auf dem Reichstag.9 Dazu be- merkte schon Paul Vogt: «Der heutige Staat Liechtenstein wurde nicht an einem einzigen Tag durch einen Gründungsakt geschaf- fen, sondern in einer Abfolge von Entscheidungsprozessen, in denen immer wieder um wichtige Positionen gerungen wurde.»10 Wie und warum es zum Verkauf der Herrschaft Schellenberg durch die Grafen von Hohenems kam, ist bereits ausführlich dar- gestellt worden.11 In der vorliegenden Edition soll vorrangig
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