Charakterisierung Von Nahrungshabitaten Der

Charakterisierung Von Nahrungshabitaten Der

ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Ornithologischer Anzeiger Jahr/Year: 2010 Band/Volume: 49_2-3 Autor(en)/Author(s): Schirutschke Monika, Kalko Elisabeth K. V. Artikel/Article: Charakterisierung von Nahrungshabitaten der Ringdrossel Turdus torquatus alpestris auf zwei verschiedenen Höhenstufen im Oberallgäu 165-173 © Ornithologische Gesellschaft Bayern, download unter www.biologiezentrum.at Monika Schirutschke & Elisabeth K. V. Kalko: Charakterisierung von Nahrungshabitaten der RingdrosselTurdus tor- 1 6 5 quntus nlpestris auf zwei verschiedenen Höhenstufen im Oberallgäu Ornithol. Anz., 49:165-173 Charakterisierung von Nahrungshabitaten der Ringdrossel Turdus torquatus alpestris auf zwei verschiedenen Höhenstufen im Oberallgäu Monika Schirutschke und Elisabeth K. V. Kalko Characteristics of foraging habitats of the Ring Ouzel Turdus torquatus alpestris at different altitudes in the Oberallgäu (Germany, Bavaria, Swabia) In 2003 Ring Ouzel foraging habitats where characterized within two breeding habitats at different altitudes in the Oberallgäu (Germany, Bavaria, Swabia). The ring ouzels mainly (62,5 %, n= 32) for- aged on open meadows and preferred meadows with a significant lower Vegetation density. Population density was two territories/10 ha (10 territories/50 ha) between 1300 and 1600 m a. s. 1. and one territory/10 ha (7 territories/70 ha) between 1000 and 1200 m a. s .1. Five of seven territo­ ries in the lower lying study area were abandoned by the beginning of May 2003. Only one pair bred in this area. In the higher level study area all ten pairs stayed tili the end of the breeding sea- son. In 2007 and 2009 it was again found that ring ouzels left the lower study area from the begin­ ning of May and a general decline of the population there was documented. It is suggested that the height and density of meadow Vegetation is the reason for abandonment of territories. Meadows at low altitude were pastured later in the year than those at higher level. A correlation between timing and intensity of grazing and ring ouzel decline is suggested for the studied area. In this context, it is argued that the negative effect of excessively intensive pasturing on ring ouzel occurrence should be investigated. Long term monitoring programs would be very valuable to document the popula­ tion trend of the alpine Ring Ouzel. Key words: Ring ouzel, Turdus torquatus alpestris, foraging habitat, pasture. Monika Schirutschke, Am Hof Stiftallmey 8, D-87439 Kempten E-Mail: [email protected] Elisabeth K. V. Kalko, Institut für Experimentelle Ökologie der Tiere, Universität Ulm, Albert- Einstein-Allee 11, D-89073 Ulm Einleitung begünstigt, ist vermutlich auf die Vogeljagd in Spanien und Frankreich, die während der Die auf Europa und Vorderasien beschränkten Rückkehr der britischen Ringdrosseln ins Ringdrosselvorkommen werden derzeit am Brutgebiet stattfindet, zurückzuführen (Burfield intensivsten in Großbritannien untersucht. & Brooke 2005, Sim et al. 2008). Zudem nimmt Grund dafür ist ein sehr starker Bestandsrück­ man an, dass klimatische Veränderungen, wie gang von teilweise über 50% der Ringdrossel höhere Sommertemperaturen im Brutgebiet (Nominatform torquatus) in den Brutgebieten sowie stäi'kere Regenfälle und Habitatverände­ Großbritanniens innerhalb der vergangenen 25 rungen im nordafrikanischen Überwinterungs­ Jahre (Sim et al. 1999 und 2008). Es wird vermu­ gebiet sich ebenfalls negativ auf die britische tet, dass diese Bestandsabriahme zumindest Population auswirken (Arthur et al. 2000, Beale zum Teil mit Veränderungen der dortigen Brut­ et al. 2006). Von der in den Alpen vorkommen­ habitate zusammenhängt. Ein anderer Faktor, den Unterart alpestris („Alpen-Ringdrossel') der den Rückgang der britischen Ringdrosseln sind Bestandsverluste bislang lediglich auf 166 © Ornithologische Gesellschaft Bayern, download unter www.biologiezentrum.at Ornithol. Anz., 49, 2010 regionaler Ebene vor allem aus der Schweiz Bezzel et al. 2005). Das Oberallgäu und die bekannt geworden. Großräumige Untersuchun­ württembergische Adelegg bilden eine der gen hierzu fehlen jedoch (Glutz v. Blotzheim nördlichsten Verbreitungsgrenzen der alpinen 2007, Maumary et al. 2007). Es gibt Vermutun­ Ringdrosselpopulation (Heine et al. 1983, Wal­ gen, dass die Art in Südfrankreich und Italien ter 1995). Ringdrosseln kommen hier ab 1000 bis rückgängig ist (Schmid et al. 2001). Neben mindestens 2.100 m ü. NN als Brutvögel vor, Prädation und ungünstigen klimatischen Bedin­ wobei die Siedlungsdichte zwischen 1.300 und gungen im Winterquartier werden auch hier 1.600 m ü. NN am höchsten ist (Schirutschke Veränderungen der Brutgebiete als mögliche 2005). Im Jahr 2003 und teilweise auch in den Ursache genannt. Neben den erwähnten Ge­ Jahren 2007 und 2009 wurden in Oberallgäuer fährdungsursachen sind auch schlechte Nah­ Ringdrossel-Brutgebieten, auf zwei unter­ rungsverhältnisse, die meist mit der Beschaffen­ schiedlichen Höhenlagen, Ansprüche der Art in heit des Nahrungsbiotops einhergehen, mögli­ Bezug auf die Nahrungshabitate untersucht. che Ursachen für Bestandsrückgänge (Sim et al. Die vorliegende Arbeit stellt die Ergebnisse vor. 2008, unpubl. Burfield 2002, unpubl. Puchta Des Weiteren möchten wir mit dieser Arbeit 2001 & 2002). anregen, das Ringdrosselvorkommen in Bayern In Bayern liegt das Hauptverbreitungsgebiet näher zu untersuchen, um so mehr Aufschluss der Ringdrossel in den Alpen und vereinzelt über die Bestandssituation und -trends und de­ dem Alpenvorland. Für diese Gebiete ist die ren Ursachen zu erhalten. Die Arbeit war zum Ringdrossel in der Roten Liste Deutschland auf Teil Bestand der Diplomarbeit der Erstautorin der Vorwarnliste geführt. Weitere kleinere und eines Projektes des Landesbundes für Vo­ Bestände im Bayerischen Wald und dem Fich­ gelschutz in Bayern e. V. (LBV), das durch den telgebirge werden als stark gefährdet eingestuft. Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Auch für Bayern fehlen derzeit langfristige GlücksSpirale gefördert wurde. Monitoring-Programme für diese Art, die ge­ naue Bestandsangaben und Populationstrends belegen könnten. Es ist jedoch bekannt, dass in Untersuchungsgebiete den Randlagen der Verbreitungsgebiete in den Alpen und in den isolierten Vorkommen in den Die Untersuchungen fanden in einem monta­ Mittelgebirgen die Populationen teilweise insta­ nen und einem hochmontanen Ringdrosselhabi­ bil sind. Schlechtwettereinflüsse, Aufforstungen tat im Landkreis Oberallgäu (Regierungsbezirk und menschliche Störungen am Brutplatz haben Schwaben, Bayern) statt (Tab. 1). Beide Gebiete vor allem auf kleine abgegrenzte Populationen waren südlich exponiert und befanden sich einen negativen Einfluss (Bauer et al. 2005, naturräumlich im voralpinen Hügel- und Moor­ A bb. 1. Montanes Untersuchungs­ gebiet am Hauchenberg (Gemeinde Missen, Oberallgäu). - Montane (i.e. lower level) study area on the Hau­ chenberg. Monika Schirutschke & Elisabeth© Ornithologische K. V. Kalko: GesellschaftCharakterisierung Bayern, download von Nahrungshabitatenunter www.biologiezentrum.at der RingdrosselTurdus tor­ quatus alpestris auf zwei verschiedenen Höhenstufen im Oberallgäu Abb. 2. Hochmontanes Untersu­ chungsgebiet am Bärenkopf (Na­ gelfluhkette bei Immenstadt, Ober­ allgäu). - Study area at high montane level on the Bärenkopf mountain. land bzw. im südlichen Alpenvorland (Ober­ brochen. Die niedrigeren Lagen um 1.000 m ü. dörfer 1990). Das montane Gebiet am Hauchen­ NN wurden teilweise durch Milchkühe bewei- berg (Abb. 1) in der Gemeinde Missen umfasste det und die Lagen zwischen 1000 und 1200 m ü. eine Größe von 70 ha und entspricht mit einer NN ab Mitte Juni bis in den Herbst hinein als Höhenlage zwischen 1.000 bis 1.200 m ü. NN in Jungviehweiden für Rinder genutzt. An den etwa der unteren Verbreitungsgrenze der Ring­ Südhängen kam es in diesem Gebiet teilweise drossel im Oberallgäu (Walter 1995). Das hoch­ zu üppigem Farnkrautwuchs. montane Untersuchungsgebiet am Bärenkopf Die hochmontanen Lagen am Bärenkopf (Abb. 2) lag zwischen 1.300 bis 1.600 m NN und waren von Alpwirtschaft geprägt. Inmitten des gehört zur Immenstädter Nagelfluhkette. Hier Untersuchungsgebietes liegt die Alpe Vordere wurde eine 50 ha große Fläche untersucht. Krumbach, am Rand der Kontrollflächen die (Tab. 1) Alpe Dürrehorn. Die Weiden mit ihren verschie­ Die Wiesen des montanen Hauchenberg- denen Kleearten, dem Alpen-Rispengras Poa Gebiets mit Großem Sauer-Ampfer Rumex aceto- alpina oder dem Rauen Löwenzahn Leontodon sa, Scharfem Hahnenfuß Ranunculus acris, hispidus wurden durch meist reinen Fichten­ Wiesenklee Trifolium pratense und verschiede­ wald abgegrenzt. Oft befanden sich Fichten­ nen Gräsern, wie Wohlriechendem Ruchgras gruppen oder einzeln stehende Bäume, meist Anthoxantum odoratum oder Wiesen-Schwingel Fichten oder Bergahorn Acer pseudoplatanus, auf Festuca pratensis wurden von Fichtenwald Picea den Weiden. In den Senken und unbeweideten abies begrenzt und gelegentlich durch Fichten­ Teilen wuchsen Hochstauden und Lägerflora. gruppen oder einzeln stehende Bäume unter­ Im Jahr 2003 wurden die Flächen am Bärenkopf Tab. 1. Größe und Lage der Ringdrosseluntersuchungsgebiete im Oberallgäu. - Size and location of study areas in the Oberallgäu. Gebiet Größe Höhenlage Topo. Karte 1:25000 Koordinaten Hauchenberg 70 ha montan 8326 Isny/Allgäu 10°08'42"0, 1000 -1 2 0 0 m ü. Süd 47 °3 7'0 1"N NN Bärenkopf 50 ha hochm ontan 8526 10°12'30"0, 1300 - 1600 m ü.

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