Mythos Tibet Reportage Zur Fotoausstellung Stupa Im Kloster Samye Mythos Tibet Reise Auf Dem Dach Der Welt

Mythos Tibet Reportage Zur Fotoausstellung Stupa Im Kloster Samye Mythos Tibet Reise Auf Dem Dach Der Welt

Reportagereisen Mythos Tibet Reportage zur Fotoausstellung Stupa im Kloster Samye Mythos Tibet Reise auf dem Dach der Welt Der Mythos Tibet lebt. Es gibt nur wenige Länder und Regionen, von denen eine solch langanhaltende Faszination ausgeht. Es mag an der langen Isolation des Landes liegen, seiner exponierten Lage und den ewigen Zwist, welche die Neugier wach halten. Doch seit dem Einmarsch Chinas 1950 haben sich Mythos, Menschen und das Land geändert. Heute polarisiert der Name Tibet. Den modernen Einflüs- sen zum Trotz versuchen die Tibeter an ihren Traditionen festzuhalten. Handys und Motorräder stehen im Wettstreit mit Buttertee und Yaks und ergänzen sich gleich- zeitig. Eine Reise durch Tibet ist heute vielschichtig und zwischen Traditionen und Mythen, Politik und Moderne geprägt. Fotoausstellung Kirche St.Michaelis, Braunschweig 2010 Fotoausstellung Kloster Drübeck / Harz 2012 Fotoausstellung Palmenhaus Bad Dürrenberg 2014 Matthias Ennersch, Ingenieur und Journalist, bereiste das Dach der Welt und zeigt Ansichten aus einem Land, welches zwischen Traditionen und Moderne im Dunst- kreis chinesischer Okkupation steht. 3 Kloster Samye im Tal des Yarlung Tsangpo - Von vormals 6.000 haben nur 13 tibetische Klöster die Kulturrevolution in den 1960er Jahren ohne Zerstörungen überlebt. Einige der zerstörten Anlagen werden seit Mitte der 1980er Jahre wieder restauriert, Mönche und Nonnen füllen die derzeit etwa 250 Klöster wieder mit Leben. Reise auf dem Dach der Welt Alle Übrigen aber, die inzwischen immer- und seine Menschen indessen verändert. fort Verstärkung erhalten hatten, ritten in Der kulturelle Genozid der Tibeter und Mythos Tibet geschlossenen Gliedern und in wildester systematisch wachsende Einfluss der Chi- Karriere gerade auf unser Zelt los. Wie nesen führt seit Jahrzehnten zu ständigen Vieh wollten wir uns nicht abschlach- Kontroversen, Beifallsbekundungen und „Möge sich wieder ein goldenes Zeitalter voller ten lassen, wir hielten also unsere Waffen Protesten für die Sache der Tibeter; allein Freude und Glück über den drei Regionen Tibets bereit und saßen oder standen, auf das politische Lösungen im Sinne Tibets fallen aus-breiten. Möge sein weltlicher und spiritueller Schlimmste gefasst, in der Zelttür.“ (Sven immer wieder spärlich aus. Den modernen Glanz wieder erstrahlen. Mögen sich Buddhas Hedin, 1901) Einflüssen zum Trotz versuchen die Tibe- Lehren in alle zehn Himmelsrichtungen ausbreiten ter an ihren Traditionen festzuhalten. Han- und alle Wesen im Universum zu einem glorreichen Tibet, das Land auf dem Dach der Welt, dys und Motorräder stehen im Wettstreit Frieden führen.“ (aus der Nationalhymne Tibets) verbotener Mythos, Leidenschaft und Sehn- mit Buttertee und Yaks und ergänzen sich sucht, das seelige Himmelreich, Zankapfel gleichzeitig. Im Herbst 2009 brauchte ich „Der Lama war überzeugt, dass unsere letz- chinesischer Politik. Es gibt nur wenige Abstand zu Deutschland und nichts schien te Stunde geschlagen hatte, aber ich dach- Länder und Regionen, von denen eine sol- mir verlockender, als diesen in Zentralasien te, wenn es wirklich ihre Absicht wäre, uns ch langanhaltende Faszination ausgeht. Es zu finden. Da sich die Einreise nach Tibet umzubringen, so würden sie dazu nicht so mag an der langen Isolation Tibets liegen, aufgrund der scharfen chinesischen Sicher- viele Leute aufbieten und das Blutbad lie- am Himalaya und den Mythen selber, wel- heitsbestimmungen für Journalisten nicht ber des nachts ins Werk setzen. Nach ei- che die Neugier wach halten. Seit 50 Jahren einfach gestaltet, wählte ich den Weg über ner Weile hatte es wirklich den Anschein, erregt dazu noch die chinesische Okkupa- einen Reiseveranstalter und die Gewissheit, als sollte der Lama Recht behalten. Sieben tion die Gemüter. Seit dem Einmarsch der den Mythos mit einer Gruppe Tibet-Enthu- Reiter sprengten ostwärts nach Nakktschu Chinesen und dem Aufeinanderprallen von siasten zu teilen. und einige galoppierten in der Richtung Maos Kommunismus und einem von tie- nach Lhasa davon, um den Dalai Lama fen Traditionen geprägten religiös-mittelal- Nach den Unruhen in Lhasa im März 2008 von unserer Ankunft zu benachrichtigen. terlichen Feudalismus haben sich das Land und 2009, wähnte ich alles im grünen Be- 4 reich. Was ich indessen nicht bedachte war schwedischen Forschers über seine Reise das Jubiläumsjahr 2009. Doch der Mensch im Transhimalaya wurde zum Standart- denkt und – die chinesische Regierung werk. Als 50 Jahre später Heinrich Har- lenkt. Pünktlich zum 60.Jahrestag des Be- rer auf seiner Flucht Tibet erreichte und stehens der Volksrepublik am 01.Oktober Freund und Lehrer des jungen Dalai Lama wurde Tibet gesperrt. Der rote Drache wurde, lernte der Österreicher ein Land fürchtete Unruhen zum Jubiläum und kennen, wie niemand mehr nach ihm. ließ keine ausländischen Touristen in sei- Nach weiteren 50 Jahre machte ich mich ne Hochgebirgsregion. Zwei Wochen lang in den Himalaya auf. Meine Reise war auf erhielten Reisende keinen Zutritt. Ein tol- drei Wochen angesetzt, mit täglichen Ter- ler Einstieg. Das China Tibet absperren minen, sehr modern und touristisch und würde, verwunderte Experten indessen stand unter dem „Mythos Tibets“. kaum. Die Volksrepublik beansprucht die Region als Teil des eigenen Territoriums. Unsere Reise wurde nur verschoben, nicht Die Tibeter und ihr seit 50 Jahren im Exil gestrichen. Unter den gegebenen Umstän- wohnende Dalai Lama, streben nach Auto- den ein erfreuliches Zeichen. Dem moder- nomie. Nach eigener Aussage jedoch nicht nen Verkehrswesen geschuldet, erfolgte Das 4.500 Meter hoch gelegene Nonnenkloster Tredum mehr nach völliger Unabhängigkeit, wie die unsere Anreise mit dem Flugzeug über lag nur wenige Minuten von unserem Zeltplatz in einer chinesische Regierung im Gegensatz dazu Peking, mit Zwischenstop in Chengdu, benachbarten Schlucht. Bekannt durch seine heißen und stets betont. Für die Chinesen allerdings einige Tage nachdem die Grenzen wieder heilbringenden Schwefelquellen, trafen wir 200 Meter immer noch Anlass genug, auf Meldungen geöffnet wurden. Die autonome Region höher auf einige Nonnen, die den ungewöhnlichen Besuch und Aktivitäten zugunsten eines auto- Tibet erwartete uns sauerstoffarm und neugierig anlachten. nomen Tibets aggressiv sonnendurchflutet. Am Flughafen wurden zu reagieren. wir von einem jungen Tibeter traditionell mit Katas, den typischen weißen Seiden- Seit den Jahren des chi- schals, begrüßt. Lobsang sollte uns in den nesischen Einmarsches kommenden Wochen als Führer begleiten, in Tibet wurde vieles uns Land und Leute näher bringen und oft über das Land im Hi- selber den Kopf über deutsche Ansichten malaya-Gebirge ge- schütteln. schrieben. Die Zeiten eines Sven Hedin und Etwas über eine Stunde, dicht gedrängt in Heinrich Harrer gehö- einem engen Kleinbus, dauerte die Fahrt ren lange der Vergan- vom Flughafen nach Lhasa. Zum ersten Mal genheit an. Das verbor- überquerten wir den mäandernden Yarlung gene Land, Shangri-La, Tsangpo River, der als Brahmaputra nach wurde entdeckt, ver- fast 2.900km in den bengalischen Ganges Bauer in Shelkar: Besonders die Tibeter außerhalb der touristischen messen und vielfach mündet und seine Wasser zum gewaltigen Zentren begegnen uns stets mit einem herzlichen Lachen. Doch beschrieben. Der My- Gangesdelta führt. Lhasa, das Ziel aller Pil- manchmal bestätigen auch Ausnahmen die Regel. thos, der dem Reich ger, Verwaltungszentrum der chinesischen Jahrhunderte anheim Provinzialregierung und mit 3.680 Meter war, änderte sich nach idealer Ort, um sich an die Höhenluft zu der Flucht des Dalai gewöhnen, hielt uns seine Tore offen. Ab- Lamas 1959. Tibet po- gesehen von den neugierigen Blicken der larisiert. Einheimischen, Pilger und chinesischen Touristen, dem wachsamen Auge junger, Meine Recherchen be- chinesischer Soldaten und den aufmun- gannen mit Sven He- ternden Rufen einiger Souvenirverkäufer dins Buch „Abenteuer nahm von uns Deutschen niemand Notiz. in Tibet“ aus dem Jahre 1901. Als Europäer die In den folgenden Tagen gewöhnten wir verbotene Stadt Lha- uns mehr oder weniger an die dünne Luft. sa zu erreichen, war Begleitet von dumpfen Kopfschmerzen vor gut 100 Jahren ein und intervallartiger Atemnot, jedoch ver- Kyi Chu Tal: Eng schmiegt sich eine staubige Piste an die Ding der Unmöglich- schont von Übelkeit und schwereren Pro- braunen Hängen des Tals. keit. Der Bericht des blemen, begannen wir Lhasa zu erkunden. 5 Das Kloster Drepung – welches zu den blick. Chinas Präsenz drei Eliteklöstern des Landes zählt, der ist die einer Besatzungs- Jokhang-Tempel – das religiöse Zentrum macht. So analysierte ich des tibetischen Buddhismus und der Bar- das erste tibetische Gebot kor, Marktplatz der Altstadt, gehörten zu „Fotografier‘ keine Solda- den Höhepunkten. Doch waren es neben ten“. Auch wenn die jun- dem mächtigen Potala-Palast besonders die gen Wehrpflichtigen eher engen Gassen, das Treiben zwischen den an einem Gespräch als an zahlreichen Verkaufsstände und die unzäh- der Verhaftung neugie- ligen Pilger die neben der allgegenwärtigen riger Ausländer interes- chinesischen Militärpräsenz mein Bild der siert wären: den Ärger für ehemals verbotenen Stadt prägten. Das uns würde sich Lobsang ständige Geräusch sich drehender Gebets- einhandeln und im leich- mühlen, das sich sehnsüchtig in den Him- testen Fall seine Lizenz Pilger im Kloster Drepung: Es heißt, dass man mit einer Umdrehung einer mel bahnende om mani peme hung und der verlieren. Gebetsmühle (Manikhor) alle im Inneren der Mühle aufgedruckten Texte durchdringende Geruch flackender Butter-

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