
Der Ackermann B 20027 F F B 20027 Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde 71. Jahrgang | München 2020 | Heft 3 Erinnern? Erinnern! Impuls: Diskussion: Rückblick: Über die Ringen um Hilfen für letzten Dinge Erinnerung verfolgte Kirche > Seite 3 > Seite 6 > Seite 12 www.ackermann-gemeinde.de Inhalt Zahlreiche Bürger- rechtlerinnen und Bür- In dieser Ausgabe: gerrechtler der ehema- ligen DDR haben eine 3 Ars Moriendi öffentliche Grußadres- se „Eine Revolution 5 Ehrung für Daniel Herman gegen die Angst“ an die Demonstranten in 6 Zur Diskussion: Ringen um Erinnerung Belarus verfasst: „Die Bilder und Nachrichten, die uns nun schon seit eini- 8 Standpunkte gen Wochen aus Belarus erreichen, erinnern uns stark an das Jahr 1989. Sie rufen Erlebnisse und Erfahrungen 9 Internet-Portal „Moderní Dějiny“ wach. Auch wir standen lange einem aggressiv agieren- den Staat gegenüber. Die gewaltsame Niederschlagung 10 Ort der Begegnung: „Kulturtage“ der friedlichen Proteste in Peking im Juni 1989 war uns ständig vor Augen, die Angst vor einer „chinesischen Lö- 12 Sozialwerk sung“ wurde täglicher Begleiter des Aufbegehrens gegen die Diktatur. Doch auf wundersame Weise verlief der 13 Junge Aktion Herbst 1989 weitgehend friedlich und ging als „Friedliche Revolution“ in die Geschichtsbücher ein. 14 Aktuelles Möglich wurde dies durch viele Mosaiksteine. Die Soli- darność-Bewegung in Polen, die Charta 77 in der damali- 16 Literatur gen Tschechoslowakei, die Politik von Glasnost und Perestroika durch Michail Gorbatschow und die Aufarbei- 20 Aus unserer Gemeinschaft tungsgruppen „Memorial“ in der Sowjetunion, der Wider- stand in den baltischen Staaten und die immer stärker 26 Familiennachrichten werdende Zahl der Demonstrant*innen waren nur die wichtigsten Leuchtfeuer. 28 Termine Den Großdemonstrationen in der DDR ging fraglos eine lange Opposition von Bürgerrechtsgruppen voraus. Zum Auslöser der Massenproteste wurde – so wie bei Ihnen in Belarus – das offensichtliche Fälschen von Wahlen durch Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann- die Staatsregierung. Die Schmerzgrenze war erreicht. In Gemeinde München, 71. Jahrgang, Heft 3-2020; dieser Situation war für uns die Unterstützung durch west- Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V. deutsche Medien von größter Wichtigkeit. Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D. Umso mehr wissen wir uns Ihnen in Ihrer weitaus Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber. schwierigeren Lage zutiefst und solidarisch verbunden. Bei Ihnen wird die freie Berichterstattung unterbunden, Heßstraße 24, 80799 München, Journalist*innen werden inhaftiert, Demonstrant*innen Postfach 340161, 80098 München; sind Justizwillkür und Folterungen ausgesetzt. Die Gefahr Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40; E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de; des gezielten russischen Eingreifens ist nicht gebannt Internet: www.ackermann-gemeinde.de; und die Unabhängigkeit von Belarus bedroht. Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe): Ohnmachtserfahrungen sind auch uns nicht fremd. Mit redaktion(at)ackermann-gemeinde.de. großem Respekt verfolgen wir daher die mutigen Aktio- Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München, nen der Frauen und Männer, die Unerschütterlichkeit der Luisenstr. 18, 80333 München, BIC GENODEF1M05. Streikenden, die öffentliche Unterstützung z. B. durch die Ackermann-Gemeinde e.V. München: Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch. IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44 Wir möchten Ihnen mit dieser Grußadresse Ermutigung Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.: und Ermunterung senden. Lassen Sie sich nicht ein- IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00 Stiftung Ackermann-Gemeinde: schüchtern! Streiten Sie weiter für ein demokratisches, IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09 freies und unabhängiges Belarus – trotz begründeter Angst. […].“ (veröffentlicht am 4. September 2020) Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs- preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. Erscheinungsweise: 4 x im Jahr. Titelbild: Redaktionsschluss für Heft 4-2020: 09.11.2020 Rodin-Skulptur „Der Denker“ vor der Bielefelder Kunsthal- le (Foto: Peter Kaul/pixabay) Beilage 2 | Der Ackermann 3-2020 Titelbericht Kapelle und Museum im Thanks-Giving Square Park in Dallas (USA) (Foto: pixabay) Ars Moriendi Von der Kunst, sich auf das Lebensende vorzubereiten Sind Sie auf den Tod vorbereitet? Eine eine gute Brücke schlägt. In den letzten sen und zu gehen. Sind noch Unver- unbequeme Frage! Und wohl kaum Wochen haben wir viel Interessantes söhntheiten da – mit sich selbst, mit eine, mit der man einen Smalltalk eröff- und Wissenswertes zusammengetra- anderen? Gibt es eine große Sorge für net. Und doch stellen wir unseren Leit- gen und Fachleute interviewt. Daraus die Angehörigen? Sind Dinge noch artikel unter dieses sensible Thema. ist eine Broschüre entstanden, die wir nicht geregelt? Kann man mit Dankbar- Denn bei der Ackermann-Gemeinde Ihnen mit diesem „Ackermann“ zusen- keit auf das eigene Leben zurückschau- geht es nun mal um Themen, die das den. Drei große Themenbereiche fin- en oder überwiegen Bitterkeit und Trau- Leben betreffen. Und ganz ehrlich: den sich darin wieder: Das Sterben, er? Wichtig ist in dieser Phase auch die Nachdem Sie bei der Eingangsfrage leiblich und seelisch betrachtet, die ver- offene Kommunikation mit den Angehö- vermutlich zusammengezuckt sind, schiedenen Formen der Vorsorge so- rigen und Freunden. Was braucht die haben Sie nicht doch kurz geprüft, wie wie die Frage danach, was man hinter- Person und was nicht? Was möchte sie Sie die Frage beantworten würden? Als lässt. Wenn man diese drei Themen noch mitgeben? ich vor Wochen Freunden erzählt habe, angeschaut hat, wird man die Frage Dahinein spielt auch die Frage des dass ich gerade eine Broschüre über „Bin ich bereit zu sterben?“ wohl leichter Glaubens. Welche Hoffnungen sind das Lebensende erarbeite, kam von mit einem „Ja“ beantworten können. da? Welches Gottesbild begleitet den vielen die Reaktion: „Das interessiert Der Sterbeprozess hat viele Facetten: Sterbenden beim Übergang in die mich! Ich habe mich noch nie mit dem Große Sorge bereiten oft die physi- Ewigkeit? Hier ist das „stärkende, trös- Thema befasst. Aber eigentlich wäre es schen Belange: „Werde ich Schmerzen tende und heilende ‚Ich bin da‘ Jesu gut, das jetzt zu tun.“ Diese Freunde haben, sterbe ich gar qualvoll?“, das ist eine wichtige Zusage, die nicht zuletzt sind teils noch keine 30 Jahre alt! Ir- für viele eine bedrängende Frage. in den Sakramenten der Krankensal- gendwie weiß jeder, dass es nicht rat- Matthias Kern, seit vielen Jahren Pfle- bung und der Eucharistie vermittelt sam ist, sich erst „auf den letzten Me- ger in einem stationären Hospiz, weiß, wird.“ Pfarrer Philipp Werner hat schon tern“ mit dem Tod zu befassen, zumal „dass man gerade am Lebensende vielfach erlebt, dass die sakramentale man nicht wissen kann, wann diese viele Schmerzen lindern kann“, den- Gegenwart Gottes und das Gebet des „letzten Meter“ wirklich beginnen. noch beobachtet er auch immer wieder, Priesters und der Angehörigen den Grund genug für die Ackermann- dass Menschen mit Unruhe und Angst Heimgang erleichtern. Versöhnung wird Gemeinde, dieses sensible Thema sterben. Dabei sind weniger die leibli- aufzugreifen, zumal das namensgeben- chen Nöte entscheidend, vielmehr die de Werk „Der Ackermann und der Tod“ Frage, ob die Person bereit ist loszulas- > Seite 4 Der Ackermann 3-2020 | 3 Titelbericht / Aus dem Bundesvorstand > von Seite 3 der, der die größte Gestaltungsfreiheit beinhaltet. In verschiedenster Weise möglich, Hinkehr zu Gott kann erneuert kann man Zeichen der Verbundenheit Matthias Dörr, werden. setzen und Zukunft ermöglichen. In der Bundes- Broschüre werden daher auch die wich- geschäftsführer tigsten Stichworte rund um das Thema der Ackermann- „Vererben“ erklärt. Gemeinde: So wird deutlich, dass die Antwort auf „Für unsere Arbeit erhalten wir viel Matthias Kern, die Frage „Sind Sie auf den Tod vorbe- Anerkennung und Zuspruch. Die Ab- seit 18 Jahren reitet?“ einiges Potential in sich birgt: hängigkeit von kirchlichen und staatli- Hospizkranken- Ob medizinisch, geistlich, juristisch, chen Zuschüssen birgt jedoch Risi- pfleger: finanziell – es gibt Möglichkeiten, das ken. Es wird immer wichtiger, dass „Entscheidend ist, ob man bereit ist „Wie“ zu gestalten. Dazu möchte die die Ackermann-Gemeinde auch finan- zu gehen. Hier hilft der Rückblick. ziell mehr auf eigenen Füßen steht. Ackermann-Gemeinde ermutigen. Viel- Deshalb werben wir auch um Ver- Die Erinnerung nährt die Dankbarkeit leicht erlangt der nächste Smalltalk auf oder legt auch Blockaden frei. Blo- mächtnisse und Erbschaften.“ ckaden, die man in dieser letzten diese Weise eine ganz neue Tiefe. Lebensphase noch ‚bearbeiten‘ kann.“ Claudia Kern Am 10. November 2020 um 19.00 Uhr wird im Adalbert-Stifter-Saal in Mün- Das Thema Vorsorge eröffnet ein chen die Broschüre im Rahmen eines weites Feld: Wer übernimmt die rechtli- Gesprächs vorgestellt. Eine vorherige che Verantwortung, wenn man nicht Anmeldung ist erforderlich. mehr handlungs- und geschäftsfähig ist? Welche medizinischen Maßnah- Pfarrer Philipp Werner, AG- men sind gewünscht und welche nicht? Mitglied und Wie soll die Bestattung vor sich gehen Pfarrer in Poing: und wie ist sie finanziert? Gerade im „Die Sakramente machen deutlich: Hinblick auf die immer differenzierter Gott ist uns in unserem Leben nah. werdende medizinische Versorgung ist Und: Da kommt noch etwas! Im Sak- es für Angehörige, Ärzte und
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