
JAHRBUCH DES OBERAARGAUS 2001 Werner Neuhaus, Oschwand, ca. 1922, Öl auf Papier, auf Karton, 57 × 72 cm Sammlung Anliker, Emmenbrücke Jahrbuch des Oberaargaus 2001 44. Jahrgang Herausgeber Jahrbuch-Vereinigung Oberaargau mit Unterstützung von Kanton und Gemeinden Umschlagbild Hans Zaugg: Ungebrauchte Pflüge rosten. Um 1975 Ein aktualisiertes Sachverzeichnis sämtlicher Jahrbücher ist im Internet unter www.oberaargau.ch/jahrbuch zu finden oder kann bei der Geschäftsstelle zum Selbstkostenpreis bezogen werden. Geschäftsstelle Mina Anderegg, 3380 Wangen a. A. Erwin Lüthi, 3360 Herzogenbuchsee Druck und Gestaltung: Merkur Druck AG, Langenthal Inhaltsverzeichnis Vorwort . 7 (Martin Fischer, Herzogenbuchsee) Gotthelf im Briefwechsel. 9 (Pierre Cimaz, Paris) Franz Eggenschwiler 1930–2000 . 31 (Peter Killer, Olten) Werner Neuhaus 1897–1934 – Ein Schüler Cuno Amiets . 45 (Anna Schafroth, Bern) Die Region Oberaargau – Entstehung, Begriff und Umfang im Wandel der Zeit . 74 (Anne-Marie Dubler, Bern) Der kirchliche Oberaargau vom Mittelalter bis zur Gegenwart . 115 (Simon Kuert, Langenthal) Der Mutzgraben – Ein kleines Molasse-Tal an der Grenze Oberaargau/Emmental. 140 (Christine Aeberhard, Oschwand, Walter Ischi, Oschwand, und Valentin Binggeli, Bleienbach) Ernst Glanzmann, die Atombombe und die radioaktiven Abfälle. 175 (Gerhart Wagner, Stettlen) Luzerner Milizen in Wiedlisbach, Sommer 1870. 182 (Werner Lustenberger, Luzern) Die Deutsche Quartärvereinigung im nördlichen Napfvorland – Exkursion vom 4. September 2000. 192 (Samuel Wegmüller, Mattstetten) Das Projekt einer Langenthal–Wauwil-Bahn . 201 (Paul F. Schneeberger, Luzern) Eine neue Schnellbahn entsteht – Im Oberaargau wird die Bahn 2000 gebaut . 249 (Herbert Rentsch, Herzogenbuchsee) Neuerscheinungen. 259 Pro Natura Oberaargau 2000. 267 (Käthy Schneeberger-Fahrni, Roggwil) Vorwort Das Ziel der Jahrbuchvereinigung besteht darin, «Land und Volk des Ober- aargaus in Vergangenheit und Gegenwart durch die Herausgabe des ‹Jahrbuches des Oberaargaus› darzustellen und damit die Kenntnisse über den Landesteil zu fördern sowie das Bewusstsein und die Verantwortung dafür zu stärken». So steht es im Zweckartikel der neu formulierten Sta- tuten, die an der Hauptversammlung der Jahrbuchvereinigung am 30. Mai 2001 im «Bären» Langenthal einstimmig gutgeheissen wurden. In dieser Tradition ist auch der vorliegende Band 44 entstanden. Dabei ist uns der heimatliche Landesteil wie schon für Gotthelf «auch ein Stück Welt». In einem 1853 von Bitzius geschriebenen Brief heisst es über sein «liebes Vaterland»: «Die Erscheinungen in demselben sind nicht aparte, sondern gehören mit zum Ganzen und finden sich überall.» (Siehe Bei- trag «Gotthelf im Briefwechsel» von Pierre Cimaz in diesem Jahrbuch.) Eine Verantwortung und ein Bewusstsein für den Oberaargau sind auch heute nur möglich und sinnvoll in einem grösseren Zusammenhang. Ein kleiner symbolischer Brückenschlag geschieht durch das Grusswort «Willkommen, Bienvenue, Welcome» auf der Orientierungstafel am Strassenrand zum Beispiel vor Seeberg. Das Grusswort heisst alle Ver- kehrsteilnehmer im Oberaargau willkommen. Auf den Hauptverkehrs- achsen werden wir so darauf aufmerksam gemacht, dass der geografi- sche Oberaargau jetzt erreicht ist. Die Grenze ist dabei aber schwierig zu ziehen. Geografisch, rechtlich und politisch war der Oberaargau zu un- terschiedlichen Zeiten auch verschieden definiert. Das zeigen auf fun- dierte und grundsätzliche Art die beiden Aufsätze von Anne-Marie Dubler und Simon Kuert im aktuellen Buch, die sich mit Entstehung, Begriff und Umfang der Region Oberaargau befassen. Die verschiedenen Beiträge in diesem Jahrbuch unterstreichen ebenso wie der mehrsprachige Willkommensgruss auf der Orientierungstafel am 7 Wegesrand die Offenheit von Verantwortungsträgern des Oberaargaus, aber noch viel genereller auch die Bemühungen, unsere Mitmenschen ernst zu nehmen und zu achten, sie zu unterstützen und zu begleiten, ihre Eigenart und ihre Wurzeln zu respektieren. Sich begrüssen und an- dere willkommen heissen, aber auch sich für sie zu interessieren, bedeu- tet nichts weniger als den Anfang von Demokratie, es ist die Vorausset- zung, um gemeinsam Probleme zu lösen. Die kleinen Grussworte, gerichtet an alle, zeigen vorerst, dass es hier nicht Bürgerinnen und Bürger erster, zweiter und dritter Klasse, je nach Ein- kommen, Bildungsstand, Beitrag an das Bruttosozialprodukt oder ande- ren Kriterien gibt. Sie gelten allen, die sich darauf einlassen. Sie sagen aber auch, dass Grenzen überschritten werden sollen, und sie bilden eine Brücke für die Grenzgänger und Grenzfahrer, die auf Neues zugehen und es erfahren wollen. Genau so soll dieser Band 44, wie alle 43 vorangegangenen Bände, eine Brücke bilden. Er möchte Ihnen, der Leserin, dem Leser, den Zugang und Übergang zu Neuem und vielleicht bisher Unbekanntem eröffnen. Gerade in einem dieser Tradition verbundenen Jahrbuch muss es von Zeit zu Zeit auch strukturelle Neuerungen geben. Dieses Jahr finden Sie als neues Element die Besprechung von neu erschienenen Schriften, die im Oberaargau entstanden sind oder ihn zum Inhalt haben. Ein grosser Dank geht an alle, die in traditioneller und neuer Art zum Ent- stehen dieses Buches beigetragen haben. Besonders danken wir allen Le- serinnen und Lesern für ihr treues und vielleicht auch neues Interesse. Ih- nen und ihrer Aufmerksamkeit ist unsere Arbeit gewidmet. Herzogenbuchsee, im Spätsommer 2001 Martin Fischer Redaktion Jürg Rettenmund, Huttwil, Präsident Valentin Binggeli, Bleienbach Martin Fischer, Herzogenbuchsee Margreth Hänni-Hügli, Langenthal Simon Kuert, Langenthal Erwin Lüthi, Herzogenbuchsee Herbert Rentsch, Herzogenbuchsee Fredi Salvisberg, Wiedlisbach Daniel Schärer, Schwarzenbach-Huttwil 8 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 44 (2001) Gotthelf im Briefwechsel Pierre Cimaz Vortrag, gehalten am 21. Oktober 2000 an der Mitgliederversammlung der Gotthelfstube in Lützelflüh Für einen Vortrag ist das Thema «Gotthelf im Briefwechsel» sicherlich ein zu weites Feld: die Briefe von und an Gotthelf füllen ja bekanntlich 6 Bän- de der Gesamtausgabe seiner Schriften. Ich habe mich also auf die Brie- fe beschränkt, die für Gotthelfs Selbstverständnis von Bedeutung sind. Manche Briefe Gotthelfs sind in dieser Hinsicht sehr aufschlussreich, und es war für mich eine reizvolle Aufgabe, beim Wiederlesen der Korres- pondenz einzelne charakteristische Aussagen Gotthelfs über seinen Le- bensweg herauszusuchen. Diese verstreuten Äusserungen versuchte ich so zusammenzustellen, dass die Grundzüge seiner bruchstückhaften Selbstdarstellung deutlich hervortreten. Dabei hoffe ich, Ihnen Gotthelf schon dadurch nahe zu bringen, dass ich ihn selbst möglichst oft zu Wor- te kommen lasse. Zuerst möchte ich aber in der langen Liste der Adressaten von Gotthelfs Briefen einige Namen hervorheben, die in meinem Vortrag häufiger vor- kommen. Es sind die Namen vertrauter Freunde, mit denen er jahrelang in Verbindung stand. An erster Stelle möchte ich einen Mann erwähnen, dessen Briefe an Gotthelf mich besonders angesprochen haben: Joseph Burkhalter, ein ungewöhnlich belesener und philosophisch gebildeter Bauer, den Gotthelf während seiner Vikariatszeit in Herzogenbuchsee kennen lernte. Zu nennen ist dann Carl Bitzius, ein Verwandter Gotthelfs, ein angesehener Jurist, der für den Schriftsteller von Anfang an ein ver- ständiger Berater war. Regelmässige Briefpartner Gotthelfs waren ferner Karl Rudolf Hagenbach, Professor der Theologie an der Universität Basel und Verfasser bedeutender kirchengeschichtlicher Werke, und der Aar- auer Pfarrer und Schriftsteller Abraham Fröhlich, der Autor der zeitsatiri- schen Dichtung «Der junge Deutsch-Michel». Ein wichtiger Briefpartner 9 Jahrbuch des Oberaargaus, Bd. 44 (2001) war schliesslich auch Irenäus Gersdorf, ein deutscher Pädagoge und He- rausgeber von Volksschriften; er gehörte zwar nicht zu Gotthelfs Freun- deskreis, aber die wenigen Briefe an ihn sind für Gotthelfs Auffassung sei- ner Laufbahn als Schriftsteller von grosser Bedeutung. Amtliche Briefe Beim Lesen der Briefe wird man immer wieder daran erinnert, dass Brief- schreiben zu Gotthelfs amtlicher Tätigkeit gehörte. Er weist häufig darauf hin, dass er Tag für Tag eine Menge amtlicher Briefe zu schreiben hatte. Ein Brief an Carl Bitzius (22.1.1842) fängt zum Beispiel mit der Erklärung an: «Heute habe ich den ganzen Tag mit Briefschreiben zugebracht.» (5: 191) Dass die riesige amtliche Korrespondenz, die Gotthelf führen muss- te, dem privaten Briefverkehr hinderlich war, betont er selbst in einem Brief an Burkhalter (18.10.1830): «Ich werde ein gar zu träger Bursche zum Briefschreiben. Mein Amt zwingt mich hier so viel dazu, dass es frei- willig nur selten geschieht.» (4: 93 f.) Es kommt häufig vor, dass Gotthelf einen Brief zu schreiben beginnt, den angefangenen Brief aber tagelang liegen lassen muss. Wie er beim Brief- schreiben immer wieder unterbrochen wird, schildert er besonders an- schaulich und humorvoll in einem Brief an Burkhalter (9.12.1833): «Das erste Geschäft nach meiner Zurückkunft sollte nun ein Brief an Sie sein. Heute vor acht Tagen wurde wirklich einer angefangen und ziemlich weit ausgeführt; da kömmt einer, will einen Taufschein, der Rodel und das Tin- tenhaus kommen in Berührung und patsch! – ein tüchtiger Sprutz über den Brief weg, dass er nicht mehr zu brauchen war. Seither nun hatte ich nicht Zeit zum Schreiben, sondern allerlei andere Geschäfte.» (4: 148) Ähnliche Beispiele von unterbrochenen Briefen sind in Gotthelfs Brief- wechsel nicht selten, und seine Schwierigkeiten
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages273 Page
-
File Size-