UNICUIQUE SUUM NON PRAEVALEBUNT Redaktion: I-00120 Vatikanstadt Schwabenverlag AG Einzelpreis Wochenausgabe in deutscher Sprache 51. Jahrgang – Nummer 26 – 2. Juli 2021 D-73745 Ostfildern Vatikan d 2,20 Eucharistiefeier am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus Erfahrung einer Liebe, die heilt und befreit Vatikanstadt. Papst Franziskus hat zum gerechtigkeit und vom Verlust der Hoffnung, der Hochfest der Apostel Petrus und Paulus die Be- das Leben der Frauen und Männer unserer Zeit deutung einer »freien Kirche« betont. Nur eine belastet. freie Kirche sei auch eine glaubwürdige Kirche, Fragen wir uns heute, in dieser Feier und da- sagte er am Dienstag, 29. Juni, bei der Eucha- nach, fragen wir uns: Wie sehr bedürfen unsere ristiefeier im Petersdom. Wie Petrus seien die Städte, unsere Gesellschaften, unsere Welt der Menschen berufen, frei zu sein; frei vom Ge- Befreiung? Wie viele Ketten müssen gesprengt fühl der Niederlage, von einer lähmenden und wie viele verriegelte Türen müssen geöffnet Angst und Unsicherheit. Wie Paulus seien die werden! Wir können an dieser Befreiung mitwir- Gläubigen zudem berufen, frei zu sein von ken, aber nur, wenn wir uns zuerst selbst von der heuchlerischen Äußerlichkeiten und zweifel- Neuheit Jesu befreien lassen und in der Freiheit hafter Macht, frei von der Angst, missverstan- des Heiligen Geistes wandeln. den zu werden. Heute erhalten unsere Mitbrüder Erzbischöfe Wie jedes Jahr am 29. Juni segnete der Papst das Pallium. Dieses Zeichen der Einheit mit Pe- bei der heiligen Messe auch die Pallien. Einige trus erinnert an die Sendung des Hirten, der sein der neuen Metropolitan-Erzbischöfe, die das Leben für die Herde hingibt. Indem er sein Leben Pallum als Zeichen der Verbundenheit mit Pe- hingibt, wird der von sich selbst befreite Hirte zu trus erhielten, nahmen persönlich am Gottes- einem Werkzeug der Befreiung für seine Brüder dienst teil, unter ihnen der Erzbischof von Se- und Schwestern. Bei uns ist heute die Delegation villa, Josep Ángel Saiz Meneses, und der neue des Ökumenischen Patriarchats, die zu diesem Primas von Gallien, Olivier de Germay, Erzbi- Anlass von unserem lieben Bruder Bartholo- schof von Lyon. Den anderen Metropolitan- maios entsandt wurde: Eure geschätzte Anwe- Erzbischöfen, die wegen der Reisebeschrän- senheit ist ein wertvolles Zeichen der Einheit auf kungen aufgrund der Corona-Krise nicht dem Weg der Befreiung von der Fremdheit, die persönlich teilnehmen konnten, wird das Pal- die Christen in skandalöser Weise trennt. Danke lium in ihre Diözesen gesandt. für eure Anwesenheit. In der Predigt am 29. Juni sagte der Papst: Wir beten für euch, für die Hirten, für die Kir- che, für uns alle: dass wir, von Christus befreit, in der ganzen Welt Apostel der Befreiung sein kön- Zwei große Apostel des Evangeliums und um die Türen zu öffnen, die zur Begegnung mit und »er wird mich allem bösen Treiben ent- nen. zwei tragende Säulen der Kirche: Petrus und Pau- dem Herrn führen, und die Macht, zu binden und reißen« (2 Tim 4,18). Paulus machte die Osterer- Seit über 40 Jahren kommt außerdem eine lus. Heute begehen wir ihr feierliches Gedenken. zu lösen: die Brüder und Schwestern an Christus fahrung: Der Herr hat ihn befreit. orthodoxe Delegation des Ökumenischen Pa- Schauen wir uns diese beiden Glaubenszeugen zu binden und die Knoten und Ketten ihres Le- Liebe Brüder und Schwestern, die Kirche triarchats von Konstantinopel zu den Feier- näher an: Im Mittelpunkt ihrer Geschichte steht bens zu lösen (vgl. Mt 16,19). schaut auf diese beiden Giganten des Glaubens lichkeiten in den Vatikan. In diesem Jahr nah- nicht ihre Tüchtigkeit, sondern im Mittelpunkt All das war nur möglich, weil – wie die Erste und sieht zwei Apostel, die die Kraft des Evange- men der griechisch-orthodoxe Metropolit von steht die Begegnung mit Christus, die ihr Leben Lesung erzählt – Petrus zuerst befreit wurde. Die liums nur deshalb in der Welt freisetzen konnten, Chalcedon, Emmanuel (Adamakis), sowie der verändert hat. Sie machten die Erfahrung einer Ketten, die ihn gefangen halten, werden zerbro- weil sie zuvor durch die Begegnung mit Christus Metropolit Iosif (Bosch) aus Buenos Aires und Liebe, die sie heilte und befreite, und dadurch chen, und genau wie in der Nacht der Befreiung befreit worden waren. Er hat sie nicht verurteilt, Diakon Barnabas Grigoriadis als Vertreter des wurden sie zu Aposteln und Dienern der Befrei- der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten wird er hat sie nicht gedemütigt, sondern ihr Leben Patriarchats an der heiligen Messe teil. Bereits ung für andere. er aufgefordert, schnell aufzustehen, sich zu gür- mit Zuneigung und Nähe geteilt, indem er sie mit am Vortag hatte der Papst sie zu einer Privat- Petrus und Paulus sind nur deshalb frei, weil ten und seine Sandalen anzuziehen, um hinaus- seinem Gebet unterstützte und sie manchmal er- audienz empfangen. Der Vatikan seinerseits sie zuvor befreit wurden. Bleiben wir ein wenig zugehen. Und der Herr öffnet ihm die Türen weit mahnte und wachrüttelte, um eine Veränderung entsendet jeweils zum Andreasfest am 30. No- bei diesem zentralen Punkt. (vgl. Apg 12,7-10). Es ist eine neue Geschichte der hervorzurufen. Zu Petrus sagt Jesus liebevoll: »Ich vember eine Delegation zu den Feierlichkeiten Petrus, der Fischer aus Galiläa, wurde vor al- Öffnung, der Befreiung, der zerbrochenen Ket- aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht mit Patriarch Bartholomaios I. in Istanbul. lem von dem Gefühl der Unzulänglichkeit und ten, des Herauskommens aus einengender Ge- erlischt« (Lk 22,32); Paulus fragt er: »Saul, Saul, der Bitterkeit des Versagens befreit, und das ge- fangenschaft. Petrus macht die Ostererfahrung: warum verfolgst du mich?« (Apg 9,4). Jesus tut schah dank der bedingungslosen Liebe Jesu. Ob- Der Herr hat ihn befreit. dasselbe auch mit uns: Er versichert uns seiner wohl er ein erfahrener Fischer war, erlebte er Auch der Apostel Paulus erlebte diese Befrei- Nähe, er betet für uns und legt beim Vater Für- mehrmals mitten in der Nacht den bitteren Ge- ung durch Christus. Er wurde von der be- sprache für uns ein; und er weist uns sanft zu- In dieser Ausgabe schmack der Niederlage, weil er nichts gefangen drückendsten Sklaverei befreit, nämlich der sei- recht, wenn wir Fehler machen, damit wir die Generalaudienz im Damasushof des hatte (vgl. Lk 5,5; Joh 21,5), und angesichts der nes eigenen Ich, und aus Saulus, das ist der Name Kraft finden, aufzustehen und uns wieder auf den Apostolischen Palastes am 23. Juni – leeren Netze war er versucht aufzugeben; ob- des ersten Königs von Israel, wurde Paulus, was Weg zu machen. Beginn einer neuen Katechesereihe über wohl er stark und ungestüm war, wurde er oft »Kleiner« bedeutet. Er wurde auch von dem reli- Vom Herrn berührt, werden auch wir befreit. den Galaterbrief.......................................................................................... 2 von Angst ergriffen (vgl. Mt 14,30); obwohl er ein giösen Eifer befreit, der ihn zu einem glühenden Und wir bedürfen immer der Befreiung, denn leidenschaftlicher Jünger des Herrn war, folgte er Verfechter der überkommenen Traditionen ge- nur eine freie Kirche ist eine glaubwürdige Kir- Ausstellung im Palazzo Braschi: weiter der Logik der Welt ohne die Bedeutung des macht hatte (vgl. Gal 1,14) und zu einem gewalt- che. Wie Petrus sind wir berufen, frei zu sein Rom, Geburt einer Hauptstadt ..................................... 5 Kreuzes Christi zu verstehen und anzunehmen tätigen Verfolger der Christen. Er wurde befreit. von dem Gefühl der Niederlage angesichts un- Im Gespräch mit dem Postulator des (vgl. Mt 16,22); obwohl er sagte, er sei bereit, sein Die formale Befolgung der Religion und die ver- seres manchmal erfolglosen Fischfangs; frei zu Seligsprechungsprozesses von Robert Leben für den Herrn hinzugeben, genügte schon bissene Verteidigung der Tradition hatten ihn sein von der Angst, die uns lähmt und ängstlich Schuman.................................................................................................................... 6 die Verdächtigung, er gehöre zu Jesus, dass er starr werden lassen, anstatt ihn für die Liebe zu macht, uns in unsere Sicherheiten verschließt Audienz für die Teilnehmer an der Angst bekam und schließlich den Meister ver- Gott und zu seinen Brüdern und Schwestern zu und uns den Mut zur Prophetie nimmt. Wie Pau- Versammlung der ROACO.................................................. 7 leugnete (vgl. Mk 14,66-72). öffnen: Er war ein Fundamentalist. Davon hat lus sind wir berufen, frei zu sein von der Heu- Ansprache von Papst Franziskus an Doch Jesus liebte ihn auch ohne Gegenleis - Gott ihn befreit; zugleich aber verschonte er ihn chelei der Äußerlichkeit; frei zu sein von der eine Delegation des Lutherischen tung und er baute auf ihn. Er ermutigte ihn, nicht nicht vor vielen Schwächen und Schwierigkei- Versuchung, uns mit der Macht der Welt aufzu- Weltbundes.......................................................................................................... 8 aufzugeben, seine Netze erneut ins Meer zu wer- ten, die seinen Evangelisierungsauftrag fruchtba- drängen statt mit der Schwäche, die Gott Raum fen, auf dem Wasser zu gehen, mutig auf seine rer machten: vor den Mühen des Apostolats, vor gibt; frei von einer religiösen Observanz, die uns Audienz für die Priester des französischen Schwachheit zu schauen, ihm auf dem Kreuzweg körperlichen Gebrechen (vgl. Gal 4,13-14), vor starr und unflexibel macht; frei von zweifelhaf- Kollegs in Rom..............................................................................................
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