Der Mitgliederjournal Historische Fahrräder e.V. • ISSN 1430-2543 • Heft 62 • 2/2016 Knochenschüttler Zeitschrift für Liebhaber historischer Fahrräder 62 Brennabor-Räder Kapitän Alfred Schneider Franz Todtenhöfer ARB Solidarität Teil 2 Abbildungen aus der „Illustrirten Preis-Liste der Brennabor-Fahrräder“, um 1889; Sammlung Mario Steinbrink In dieser Ausgabe: Handwerkskunst aus Brandenburg: Räder der Marke „Brennabor“ Diese renommierte Marke steht im Mittelpunkt des Berichts von Mario Steinbrink, der akribisch die Anfänge dieser Markenräder erforschte. Neue Fakten und bisher unveröffentlichte Fotos und Dokumente erhellen die Frühgeschichte der Brennabor-Räder. Ein Hochrad mit gebogener Gabel - eine Rarität! Werbebeilage von Fritz Wolf aus Rosenheim, Innsbrucker Nachrichten Nr. 95, 28. April 1891 Rennfahrer – Radartist – Dompteur – Zirkusdirektor: „Kapitän“ Alfred Schneider Eine ungewöhnliche Karriere mit tragischem Ende beschreibt der Kenner der Zirkusszene Dietmar Winkler. Jahrelang recherchierte er das Leben des Draufgängers Schneider, der schließlich Opfer seiner Leidenschaft wurde. Werbeanzeige aus: Der Artist, April 1904 Sammlung D. Winkler Ein Leben für das Fahrrad: Franz Todtenhöfer Andreas Krinke überrascht die KS-Leserschaft mit einer Chronik der Firma Franz Todtenhöfer und der bewegten Lebensgeschichte ihres Inhabers. neues Bild von Michael Ralf Beduhn setzt seine Geschichte Markenschild aus der Sammlung A. Krinke über den ARB Solidarität für die Zwischenkriegszeit fort. Editorial / Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, Inhalt: Editorial 3 Fachartikel - Mario Steinbrink: Vom Kinderwagen zum nun ist die Velocipediade 2016 schon übersehen. Wir waren schnell per Du und Fahrrad – Die Anfänge im Fahr- wieder Geschichte. Wie schnelllebig die ich konnte gleich ein paar Fragen zu sei- radbau der „Gebr. Reichstein“ 4 Zeit doch ist. Das Jahrestreffen war schön ner Reise loswerden, denn das Buch (sie- - Dietmar Winkler: und es gab viele Begegnungen zwischen he S. 35) hatte ich noch kurz vor unserem Vom Radsportler zum den Teilnehmern. Die Vorfreude auf die geplanten Treffen gelesen. Veranstaltung setzt bei mir immer schon Dompteur – Das Leben des nach dem Wintertreffen ein. Monate Beim Festabend konnte ich John den „Kapitän“ Alfred Schneider 11 später ist es endlich soweit, das erste Teilnehmern als unseren Ehrengast vor- - Andreas Krinke: Schlendern über stellen. Er war Immer am Rad gedreht – den Teilemarkt – wegen des großen dieses freundliche Publikums so be- Eine Chronik der Firma Hallo von links rührt und aufge- Todtenhöfer A.G. 17 und rechts aus den regt, dass er seine - Ralf Beduhn: bekannten Gesich- Geschichte nur Aufstieg, Zerschlagung, tern – ist mein schwerlich auf die Widerstand – Einstieg ins Jahres- R e i h e b e k a m . treffen. Manchmal Nach einem gro- Der ARKB „Solidarität“ sind es auch schon ßen Applaus konn- zwischen 1919 und 1945 24 lange vorher ab- te ich den Welten- Post aus . gesprochene Ver- bummler wieder abredungen, die zu seinem Platz - England und Amerika 32 meine Erwartungs- begleiten, wo er an Literatur haltung steigern. meiner Seite den Meistens sieht man weiteren Abend - Lesetipps 33 sich nur einmal im damit verbrachte, Foto: W. Euhus Autorenforum Jahr und nutzt die seine Bücher zu Gelegenheit der Velocipediade zum Er- signieren. Als John mir abschließend - Aus Schwedenstahl – zählen, Teiletauschen oder Fachsimpeln. sagte: Michael, das war ein großer Mo- HERMES M42 Militärcykel 36 Jeder will natürlich seine Neuigkeiten ment in meinem Leben, den habe ich Dir unter die Leute bringen, und abends ist zu verdanken, wurde mir ganz warm ums Historisches Dokument mir immer etwas wirr im Kopf von den Herz. Das war einer dieser besonderen - Brennabor-Fundstücke 40 vielen Geschichten, die den Tag über auf Begegnungen, die für immer in meinem mich einprasselten. Gedächtnis bleiben werden. John, ich Veranstaltungen und Ausfahrten danke Dir, dass Du Dich auf den be- - Velocipediade in Erfurt 42 Für mich gab es dieses Jahr eine beson- schwerlichen Weg von Berlin nach Erfurt - Wintertreffen in Erfurt 44 dere Begegnung, die schon ein paar Wo- gemacht hast und wir uns persönlich - 10. Treffen historischer chen vor der Velocipediade ausgemacht kennen und schätzen lernen konnten. worden war: Ich war in Erfurt mit unse- Fahrräder in Öhringen 45 rem Neumitglied John Hanson verabre- Vielleicht geschieht Euch auch einmal Museen det – einem Radreiseveteran, der von solch’ eine anrührende Begegnung – ich 1956 bis 1958 sagenhafte 34 000 km von wünsche es Euch! - Campagnolo-Sammlung 46 Hamburg nach Australien mit dem Rad Vereinsnachrichten unterwegs war. Über diese Reise hat der Es grüßt herzlich Abenteurer nach fast 60 Jahren ein Buch - Mitgliederversammlung Erfurt 46 verfasst, das er nun bei der „Velo“ an den - Hallo Fahrradfreunde – Mann oder die Frau bringen wollte. In der Johannes Rilk stellt sich vor 47 Pause der Auktion fanden wir zusammen, der alte Mann von 83 Jahren war mit sei- Mein Rad 48 nem umgehängten Werbeschild nicht zu Die Feder / Vereinsnachrichten 49 Termine / Zu guter Letzt 50 Impressum 50 Titelbild: Foto eines Brennabor-Radlers um 1894; aus der Sammlung Mario Steinbrink Der Knochenschüttler 2/2016 Der Knochenschüttler 2/2016 3 Brennabor-Räder Brennabor-Räder ligen Hochburgen der englischen Cycles- von Jugendrädern wie das Dreirad „Mo- als epochale Neuheit Pneumatikreifen fabrikation Coventry und Birmingham. dell Jugendlust“ (Abb. 3), nahm schnell auf den Markt kamen, nahm die Produk- Dort ließ sich Carl Reichstein (Abb. 2), größere Ausmaße an. tion zunehmend größere Ausmaße an. als Chef der aufzubauenden Fahrradab- Darunter litt zunächst sogar der bisherige teilung, in die industrielle Serienfabrika- Hauptfabrikationszweig, die Kinderwa- tion einführen, aber auch die Zubehör- genfabrikation. fabrikation von Laternen, Sätteln und Glocken interessierten ihn sehr. Seinen Ab Beginn der eigenen Fahrradfabri- schriftlich festgehaltenen Lebenserinne- kation kennzeichneten die Reichsteins rungen nach, war in Deutschland seiner- durch eingeschlagene Zahlenfolgen zeit kein fachkundiger Ingenieur, mit am Rahmen und anderen Bauteilen dem eine eigene Fabrikation aufgenom- ihre Fahrräder men werden konnte, zu finden. So ließ (Abb. 5). So sind Carl unter der Leitung seines Meisters für die Zeit zwi- Rackmann mitgebrachte englische schen 1889 und Modelle nachbauen. Nach seiner und 1893 u.a. zwei- späterer Firmendarstellung fabrizierten und dreistelli- die Reichsteins schon um 1881/82 „Bicy- ge Zahlenfolgen cles nach englischem Muster“, ab 1882 am Steuerkopf unter dem Firmennamen „Gebrüder bekannt, teilwei- Reichstein“. se sind darunter zusätzlich einzel- 5 „Das beste jetzt existierende ne Zahlen einge- hohe Zweirad“ schlagen. Diese Art der Kennzeichnung war für „Brennabor“-Räder aus dieser Da alle Rohteile aus England bezogen 4 Zeit typisch. Da bisher daran kein deut- wurden, setzte man diese in der Fabrik bares System erkennbar ist, sind genaue Vom Kinderwagen zum Fahrrad zunächst nur zu Fahrrädern zusammen. Baujahrbestimmungen kaum möglich. Die Anfänge im Fahrradbau der „Gebr. Reichstein“ Carl Reichstein widmete von Anfang an Für ihre Hochräder wählten die Reich- Eingeschlagene Zahlen an Bauteilen, wie den bedeutendsten Anteil seiner Arbeits- steins so wohlklingende Namen wie „Me- der Gabel, könnten von bestimmten von Mario Steinbrink, Altbensdorf bei Brandenburg kraft der eigenen Fahrradfabrikation. teor“, „Magnet“ und „Komet“ (Abb. 4). Meistern bzw. Kontrolleuren der entspre- Schon in kurzer Zeit war die Fabrik in der Das Modell „Magnet“ wurde im Frühjahr chenden Fertigungsabteilung stammen. In den vergangenen Jahren kam es bei Mario Steinbrink durch Anfragen von Fahr- Lage, alle benötigten Fahrradkomponen- 1889 als Modell „Rational“ vorgestellt, Erst ab 1893/94 erfolgte eine durchlau- radfreunden und Auffinden unbekannter „Gebr. Reichstein“- und „Brennabor“- ten selber herzustellen. Zur Saison ab dem Herbst wurde es „Magnet“ fende bis 1943/44 gültige Nummerierung. Fahrräder um 1890 zu Unklarheiten bei der Baujahr- und Modellbestimmung. Dies 1885/86 gründete Carl in Absprache mit genannt. Es war eins der seltenen in Dabei wurde wahrscheinlich mit einer veranlasste unseren Autor zu tiefer gehenden Recherchen zum Beginn der Fahrradfa- den Brüdern Adolf und Hermann (Foto Deutschland hergestellten „Sicherheits- Rahmennummer um 40 000 begonnen. brikation im Hause „Brennabor“. Generell war diese dürftig erforscht und die Daten- S. 41) eine Fahrrad-Abteilung. Haupt- Hochräder“ mit einer leicht gebogenen Um 1944 folgte kriegsbedingt eine kom- lage aus der Zeit vor 1892 sehr lückenhaft. Hier werden nun erste neue, bedeutende sächlich wurden verschiedenste Dreirä- Vordergabel, welche die gefürchteten plett andere Zahlenfolge (dazu in nach- Ergebnisse veröffentlicht. Mario Steinbrink verfasste diesen Beitrag in Gedenken an der und Hochräder gebaut. Die Dreirä- Kopfstürze vermeiden sollte (siehe folgenden KS-Beiträgen mehr). Steuer- Hans Juchert, der am 29. April dieses Jahres verstarb. Der Heimatforscher Juchert, der verfügten u.a. über staubfreie, justier- Abbildung auf der vorderen Innenseite kopfschilder wurden erstmals zur Saison ebenfalls langjähriges Mitglied unseres Vereins, legte mit seiner Arbeit den Grundstein 2 bare Kugellager und verstellbare Fußras- des Umschlags). Folgt man der Beschrei- 1894/95 verbaut. für das heutige Wissen über die Fahrradfabrikation in Brandenburg an der Havel. ten. Die rationelle Produktion, vor allem bung des Modells „Brennabor-Meteor“ im 1892er Katalog, bewährte sich dieses Die Räder
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