Bauhaus Dessau

Bauhaus Dessau

#3 b HENSELMANN KOOPERATION HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG 2019 –2 BEITRÄGE ZUR STADTPOLITIK UNIVERSITÄT KASSEL 30 JAHRE 30 JAHRE WALTER-GROPIUS- a INDUSTRIELLES Sw EMINAR GARTENREICH s u R N E O N I Ö T H T A G M u N R A G O F F L S O W N · A N R I T E e T h S – e N K I T C R I A L M B · S R U E D A a - Ö R E H D C S N E S E I W H T I · n I I R a d E L · G E K H D L C I A R E A R H h N · E N I T A R H A E G N O S M I E d S L u · L n L E I R E R I L T F S S U A D M O N I H u T · D E N K E U S E S F U R E A e T H E s I e U D · A Z B T I A I H C S · N E D a R O D B D D L A D R N A H U : S E D U N A E K H R U INDUSTRIELLES GARTENREICH UND NEUE PERSPEKTIVEN I A W T B I M TAGUNG · 08. –10. 11. 2019 · BAUHAUS DESSAU I b w HARALD KEGLER kommt! ins offene THOMAS FLIERL * EDITORIAL bauhaus-freun d innen! Offensichtlich: Die Bauhaus-Wende ist vollbracht. Das Bauhaus ist im Museum, und das demnächst gleich dreifach. Bauhäus - ler *innen der ersten Generation hatten stets davor gewarnt, HENSELMANN das Bauhaus zu musealisieren. Es sollte lebendig sein und BEITRÄGE ZUR STADTPOLITIK AUSGABE 2019 — 2 | #3 BAUHAUS – WENDE | WENDE – BAUHAUS nicht als ein abgeschlossenes Etwas betrachtet werden. 30 JAHRE INDUSTRIELLES GARTENREICH HERAUSGEBER: HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG / UNIVERSITÄT KASSEL THOMAS FLIERL / HARALD KEGLER Allerdings hatte Gropius, der sich zwar gegen eine Musealisierung ausge - schieden gewesen, die zeitliche Nähe und der deutsche Kontext sind den - sprochen hatte, schon früh dafür gesorgt, der Nachwelt eine erlesene noch verblüffend. «Mit dem heutigen Tag werden wir eine WENDE einlei - KOMMT INS OFFENE! BAUHAUS-FREUND*INNEN EDITORIAL 3-4 Sammlung der besten Werke des Bauhaus zu hinterlassen. Das Sammeln ten», hatte Krenz seine Rede am 18. Oktober 1989 bei der Übernahme der HARALD KEGLER / THOMAS FLIERL begann in Weimar und setzte sich fort in Dessau. Diese ersten Bemühungen Funktionen von Honecker verkündet, so dessen Darstellung. Hier sollte mit um öffentliche Bauhaus-Sammlungen beendeten dann die Nationalsozia - dem «Wende»-Begriff eine Differenz zur Politik der Perestroika und Glas - I BAUHAUS UND DDR 5-15 listen. Mit der Ausstellung im Museum of Modern Art in New York «Bau - nost in der Sowjetunion markiert werden, zugleich aber auch angedeutet WENDE BAUHAUS – ZWISCHEN MUSEALISIERUNG UND AUFBRÜCHEN 5-11 haus 1919 –1928 » hatte Gropius über das Medium der Museumsausstel - werden, dass es sich um eine Abkehr von der Politik unter Honecker han - HARALD KEGLER lung seine Deutungsmacht über das Bauhaus behauptet, indem er es mit deln sollte. Die deutsche Einheit war damit aber zu dieser Zeit, wie auch in seinem Direktorat beginnen und enden ließ. Nach dem Krieg bildete seine der breiten Öffentlichkeit der DDR , noch nicht als Ziel angepeilt. DOKUMENTE COLLAGE 8-9 private Sammlung den Grundstock für das Bauhaus-Archiv, das dem «Wende» meint zunächst nur die Abkehr von einem nicht weiterzuver - DAS BAUHAUS UND DIE DDR 12-13 Namen nach kein Museum sein sollte, aber noch immer mit der weltweit folgenden Kurs. Es soll nur eine andere Richtung geben, welche auch WOLFGANG THÖNER größten Sammlung wirbt. immer. Worin das eigentlich neue Ziel besteht, blieb offen. Ein Dialog darü - SANSSOUCI ODER DIE SUCHE NACH DEM WAHREN SCHWEDT 14-15 Nun sind in Weimar und Dessau die zwei neuen Bauhaus-Museen zu ber hat nicht stattgefunden – bis heute nicht. Nach der staat lichen Einheit SIMONE HAIN besichtigen und Berlin wird folgen. Im Jubel über die drei Museumsbauten 1990 wurde der ganze Umbruch im Osten zur «Wende» erklärt – okay, nur BAUHAUS WERKSTATT FOTO 16-17 geht unter, dass das, was mit dem Bauhaus-Archiv in Berlin und mit der nicht zurück, aber wohin, nach dem «Anschluss»? Es bahnte sich eine Benennung der Bauhaus-Universität in Weimar angelegt war, nämlich For - «Offenheit» an, die wohl nicht so offen war, wie gedacht, aber dennoch HERMANN schung, Lehre und Gestaltung mit dem gesammelten Bauhaus-Wissen auf neue Chancen ahnbar werden ließ. II BAUHAUS UND INDUSTRIELLES GARTENREICH 18-23 neue Weise institutionell zu verknüpfen, kaum weiter vorangekommen ist. Was hat dies mit dem Bauhaus zu tun? Das Bauhaus in Dessau ist 1986 Dabei geht nun auch völlig verloren, dass es in der DDR in Dessau bereits als Institution neu gegründet worden – als «Zentrum für Gestaltung der II. WALTER-GROPIUS-SEMINAR 18-20 HENSELMANN ein 1986 neu gegründetes Bauhaus als «Zentrum für Gestaltung» gab. Es DDR ». Es sollte ein «Forschungs- und Entwicklungszentrum für die kom - MARTIN STEIN nutzte in der Zeit des demokratischen Aufbruchs 1989/90 die neuen Freihei - plexe Gestaltung» auf den Gebieten von «Architektur und Städtebau INDUSTRIELLES GARTENREICH — PERIODEN DES PROJEKTES 20 STIFTUNG ten, genau diesen Zusammenhängen nachzugehen und entwickelte das sowie Produkt- und Umweltgestaltung» werden. Zudem sollten eine Bau - HARALD KEGLER Projekt des Industriellen Gartenreiches. haus-Sammlung weiterentwickelt und neue Kulturarbeit im Bereich von INDUSTRIELLES GARTENREICH — PROJEKTE 1990-2000 21-23 Diesen beiden Wendungen der Geschichten, die sich vollendende Bau - Kunst und Theater geleistet werden. Das alles sollte auch international HARALD KEGLER UN I KASSEL haus-Wende und das verdrängte Wende-Bauhaus, die Verewigung des ausgerichtet werden – als außenpolitischer Faktor. Ein anspruchsvolles DOKUMENTE COLLAGE 24-25 Bauhaus im Museum – das Weimarer Mausoleum gibt die adäquate Gestalt Aufgabenspektrum, das Innovation nicht nur auf technische Komponen - VERSITÄT – und den Aufbruch aus einer mit dem Bauhaus verbundenen Institution ten reduzierte, das zugleich per se dazu angetan war, in den 1980 er Jah - ins Offene, möchten wir in H#3 nachgehen. ren in Konflikt mit der offiziellen Politik der DDR zu geraten. III WENDE-AUSBLICK – TRANSFORMATION 26-29 Was aber verbirgt sich hinter dem Begriff «Wende»? Ist es nur die Das Bauhaus in Dessau hätte also – per Staatsbeschluss – implizit so 10 JAHRE INDUSTRIELLES GARTENREICH 26 Abkehr von einer einst geäußerten Auffassung? Dafür wäre der Wende- etwas wie ein neues Heterotopia werden können. Wie umgehen mit diesem HARALD BODENSCHATZ Begriff zu stark. Man kann Meinungen ändern oder darüber geteilter Auf - nicht eingelösten Anspruch in dem wieder nur als «Wende» bezeichneten EXPO-KORRESPONDENZREGION — DESSAU-BITTERFELD-WITTENBERGE 27 Die Zeitung erscheint zur Tagung «Bauhaus-Wende I fassung sein, aber eine Wende ist mehr. Die Tagung Wende-Bauhaus I politischen Umbruch, der ein Aufbruch hätte sein können? Sollte das Bau - MARTIN STEIN Wende-Bauhaus» am 8. bis 10. November 2019 am Bau - Bauhaus-Wende am Bauhaus in Dessau vom 8. bis 9. November greift haus einen utopischen Geist beflügeln, der nur vergangene Heterotopien haus Dessau und entstand in Kooperation von Hermann- diesen Terminus von 1989 auf und projiziert ihn auf das Bauhaus. Dabei reflektiert, oder würde ein postmodernes Retrotopia entstehen? Wäre ein DEKARBONISIERUNG IM KOHLEDREIECK 28-29 Henselmann-Stiftung und Universität Kassel. Die Texte rückt vor allem die sog. Vor- und Nachwendezeit in der DDR und der «jun - neues «gewendetes» Bauhaus ein Ort der Heterodoxie, also der Abwei - THIES SCHRÖDER dieser Zeitung stellen eine Auswahl und Auszüge des gen, neuen» Bundesrepublik ab 1990 in den Mittelpunkt. Wir haben schon chung von jeweils gültigen Leitvorstellungen der Gesellschaft, ein ‹Gegen - Anfang 2020 erscheinenden Buches « Wende-Bauhaus I eine gemeinsame Geschichte! ort›, der die «Funktionen der Illusion oder Kompensation übernehmen» HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG 30-31 Bauhaus-Wende. 30 Jahre Industrielles Gartenreich» Der «Wende-Begriff» taucht in der jüngeren Vergangenheit erstmals im würde, wie es Foucault formulierte? Umgekehrt darf wohl behauptet wer - PROJEKTE · PUBLIKATIONEN · POSITION [Hg. Wirtschaftsfördergesellschaft Anhalt-Bitterfeld, Dessau, Zusammenhang mit der «geistig-moralischen Wende» der Regierung Kohl/ den, dass die Einrichtung eines Bauhaus-Museums, ja gleich dreier, der Wittenberg mbH ] dar. Die vollständigen Texte sowie die Genscher vor nunmehr 35 Jahren auf. In merkwürdigem «Gleichklang» politisch einfachere Versuch ist, das Bauhaus zu «aktualisieren», durch HENSELMANN · BEITRÄGE ZUR STADTPOLITK Zitatnachweise können vorab durch Interessierte über verkündete der letzte Staatsratsvorsitzende der DDR , Egon Krenz, im Okto - «Verewigung ». So, wie Industriemuseen in der Regel Orte sind, die Vergan - WIRD VON DER HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG die Website der Hermann-Henselmann-Stiftung bezogen ber 1989 ebenfalls eine «Wende» in der bisherigen Politik. Beides waren genheit «zu verlängern» (siehe Autostadt in Wolfsburg), geraten auch die IN KOOPERATION MIT DER ROSA-LUXEMBURG-STIFTUNG HERAUSGEGEBEN werden . WWW.HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG.DE/ARCHIVE/2072 Wende-Verkündigungen «von oben». Die unmittelbaren Ziele waren ver - Bauhaus-Museen leicht in den Verdacht, einen Fixstern am Firmament zu GRET PALUCCA · POSTKARTE BAUHAUS DESSAU [AUSSCHNITT ] · 1988 FRIEDRICH HÖLDERLINS ELEGIE: «DER GANG AUFS LAND» (1801) BEGINNT MIT DEN WORTEN «KOMM! INS OFFENE, FREUND!» 3 etablieren, der der Befragung abhold ist. Das ist Konservatismus pur. Es nisierung, und einer Transformation der «sozialen Marktwirtschaft» zu wird von der Unveränderbarkeit einer Auffassung («Ordnung») ausgegan - einem neoliberalen, globalisierten Hyperkapitalismus. In der DDR entstan - gen, um sie aufrecht zu erhalten. Lassen sich mittels Museum Hete rotope, den im Zuge dieser doppelten Transformation nochmal besondere Bedin - resp. Heterodoxien, überhaupt angemessen vermitteln? Die Absage des gungen, die durch die Übernahme der westdeutschen Regularien auch die Konzerts einer Punk-Band im Bauhaus Dessau im Herbst 2018 deutet auf Gelegenheit erbrachte, die angestammten Prinzipien der sozialen Markt - bestimmte Grenzen – siehe Henselmann H # 2, S. 2. wirtschaft zu «bereinigen» – Ostdeutschland konnte zu einem Testfall für Gerade die Musealisierung bestärkt die Flucht in ein «Retrotopia»: diese Transformation werden, welche nicht auf einen Schlag vollzogen «Visionen, die sich anders als ihre Vorläufer nicht mehr aus einer noch aus - wurde, sondern sich allmählich durchsetzte, und dann auch in der «alten» stehenden und deshalb inexistenten Zukunft speisen, sondern aus der ver - Bundesrepublik Platz griff.

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