Mittelrheinisches Jahrbuch Für Archäologie, Kunst Und Geschichte

Mittelrheinisches Jahrbuch Für Archäologie, Kunst Und Geschichte

SONDERDRUCK AUS: MAINZER ZEITSCHRIFT MITTELRHEINISCHES JAHRBUCH FÜR ARCHÄOLOGIE, KUNST UND GESCHICHTE HERAUSGEGEBEN VOM ALTERTUMSVEREIN IN VERBINDUNG MIT DER DIREKTION LANDESMUSEUM DER DIREKTION LANDESARCHÄOLOGIE DEM STADTARCHIV UND DER STADTBIBLIOTHEK MAINZ JAHRGANG 105,2010 (9 VERLAG PHILIPP VON ZABERN " GEGRÜNDET 1785 " MAINZ DIE MAINZER RESIDENZ IM AUSGEHENDEN MITTELALTER. EIN UNBEKANNTER AUGENZEUGENBERICHT ÜBER DEN BRAND DER MARTINSBURG 1481 von Enno Biinz Der Erzbischof von Mainz spielte als Primas Germa- Holger Kruse und Werner Paravicini. Sigmaringen Überlegungen niae, Kurfürst und Reichserzkanzler eine reichs- und 1999, S. 285-300; Walter G. RODEL, zur kirchengeschichtlich bedeutende Residenzfunktion der Stadt Mainz. In: Mainzer Zeit- gleichermaßen 96/97 (2001/2002), S. 115-123; Walter G. RODEL, Rolle, die über schrift weit seinen geistlichen und weltlichen Mainz, Erzbischöfe In: Höfe Residenzen im Herrschaftsbereich hinausgriff. Die Aus- von. und gewaltige spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topogra- dehnung des Erzbistums, das linksrheinischen vom phisches Handbuch (Residenzenforschung 15), hg. von Rheinhessen und dem unteren Neckargebiet bis Werner Paravicini. Bd. [1], Teilband 1: Dynastien und nach Südniedersachsen und Ostthüringen reichte Höfe. Stuttgart 2003, S. 418-421; Walter G. RODEL, und die Zersplitterung des erzbischöflichen Territori- Mainz. In: Höfe und Residenzen im spätmittelalterli- dynastisch-topographisches Hand- ums mit seinen inselartigen Schwerpunkten am Un- chen Reich. Ein buch (Residenzenforschung 15), hg. Werner Para- termain und am Mittelrhein, in Nordhessen, im von Bd. [1], Teilband 2: Residenzen. Stuttgart 2003, Eichsfeld im Thüringer Becken haben dazu bei- vicini. und S. 357f.; Enno BÜNZ, Aschaffenburg. In: Höfe Re- dass im Mittelalter und getragen, späten neben und zeit- sidenzen (wie oben), Teil 2, S. 19-22; Enno BÜNz, Elt- Mainz weilig sogar vor auch andere Orte als Resi- ville. In: Höfe und Residenzen (wie oben), Teil 2, denzen der Erzbischöfe von Bedeutung waren1. Vor S. 177-179; Enno BÜNZ, Steinheim. In: Höfe und Resi- Ein allem Aschaffenburg, das von der Neben- zur zeit- denzen (wie oben), Teil 2, S. 550f. - Enno BUNZ, weiligen Hauptresidenz aufstieg, ist hier zu nennen, Erzbischof und viele Residenzen. Zur Residenzbil- dung im Erzstift Mainz. In: Spät- aber auch Eltville, Steinheim und Höchst haben als spätmittelalterlichen Residenzbildung in Territo- Mittelpunkte erzbischöflicher Herrschaftspraxis und mittelalterliche geistlichen rien Mittel- und Nordostdeutschlands, hg. von Klaus Hofhaltung im späten Mittelalter zeitweilig eine Neitmann und Heinz-Dieter Heimann (Studien zur Rolle Die fruchtbare Arbeit der Residen- gespielt. brandenburgischen und vergleichenden Landesge- zenkommission bei der Göttinger Akademie der schichte 2. Veröffentlichungen des Museums für Bran- Wissenschaften hat in den letzten Jahren auch zur denburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mit- Beschäftigung mit Mainz und anderen Residenzen telalters 3). Berlin 2009, S. 91-112; Enno BÜNz, Resi- der Erzbischöfe Anlass gegeben2. denzen der Mainzer Erzbischöfe im späten Mittelalter. Mainz Aschaffenburg Steinheim Eltville (51. Elt- Wünschenswert - - - wäre eine größere monographische viller Druck). Eltville 2009. beispielsweise in Abhandlung, wie sie neuerer Zeit - 3 Konrad AMANN, Die landesherrliche Residenzstadt wenn auch mit unterschiedlichen thematischen und Passau im spätmittelalterlichen Deutschen Reich (Re- chronologischen Schwerpunkten - für Hof und Resi- sidenzenforschung 3). Sigmaringen 1992; Dieter KER- denz der Erzbischöfe von Trier und von Magdeburg BER, Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier. Hof im (Residenzenfor- sowie der Bischöfe von Basel, Konstanz und Passau und Residenz späten Mittelalter 4). Sigmaringen 1995; Michael SCHOLZ,Resi- vorgelegt wurden3. schung denz, Hof und Verwaltung der Erzbischöfe von Mag- Funktion Mainz Residenz Die von als der Erzbi- deburg in Halle in der ersten Hälfte des 16. Jahrhun- schöfe läßt sich im Mittelalter in drei große Phasen derts (Residenzenforschung 7). Sigmaringen 1998; unterteilen. Zunächst stellte Mainz fast bis zur Volker HIRSCH,Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen (1458-1478). Verwaltung und Kommu- nikation, Wirtschaftsführung und Konsum (Residen- Grundlegend ist 1 das Handbuch der Mainzer Kirchen- zenforschung 16). Ostfildern 2004; Andreas BIHRER, geschichte (Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte Der Konstanzer Bischofshof im 14. Jahrhundert. Herr- 6), hg. Friedhelm von JORGENSMMEIER,1-3. Würzburg schaftliche, soziale und kommunikative Aspekte (Re- 1997-2002. Siehe dazu die Karte von Erwin GATz I sidenzenforschung 18). Ostfildern 2005. Friedhelm JÜRGENSMEIER, Erzbistum und Kurfürsten- 4 Zur hoch- und spätmittelalterlichen Stadtgeschichte Mainz tum um 1500. In: Atlas zur Kirche in Ge- siehe Ludwig FALCK, Die Freie Stadt in ihrer Blütezeit Gegenwart. Heiliges Römisches Reich schichte und - 1244-1328. In: Mainz. Die Geschichte der Stadt, hg. Deutschsprachige Länder, hg. Gatz von Erwin in Zu- von Franz Dumont, Ferdinand Scherf und Friedrich sammenarbeit mit Rainald Becker, Clemens Brod- Schütz. Mainz 1998, S. 143-170; Michael MATHEUS, korb und Helmut Flachenecker. Regensburg 2009, Vom Bistumsstreit zur Mainzer Stiftsfehde: Zur Ge- S. 100£ schichte der Stadt Mainz 1328-1459. In: Mainz. Die 2 Walter G. RÖDEL, Mainz als kurfürstliche Residenz- Geschichte der Stadt, hg. von Franz Dumont, Ferdi- stadt im 16. und 17. Jahrhundert. In: Kurmainz, das nand Scherf und Friedrich Schütz. Mainz 1998, S. 171- Reichserzkanzleramt und das Reich am Ende des Mit- 204; Wolfgang DOBRAS,Die kurfürstliche Stadt bis zum telalters und im 16. und 17. Jahrhundert (Geschichtli- Ende des Dreißigjährigen Krieges (1462-1648). In: che Landeskunde 47), hg. von Peter Claus Hartmann. Mainz. Die Geschichte der Stadt, hg. von Franz Du- Stuttgart 1998, S. 223-237; Walter G. RÖDEL, Kur- mont, Ferdinand Scherf und Friedrich Schütz. Mainz mainz: Residenzen und Hofordnungen. In: Höfe und 1998, S. 227-263; Wolfgang DOBRAS, Gutenberg und Hofordnungen (Residenzenforschung 10), hg. von seine Stadt. Mainzer Geschichte im 15. Jahrhundert. 4 Bünz: Mainzer Residenz Mitte des 13. Jahrhunderts als Ort der Kathedralkir- Adolfs II. von Nassau am 28. Oktober 1462 die Bi- che und Sitz des damit verbundenen Domkapitels schofsstadt ein und plünderten sie aus. Der neue auch den unstrittigen Mittelpunkt der erzbischöfli- Erzbischof ließ zahlreiche Bürger und Patrizier ent- chen Herrschaft dar, was seinen anschaulichen Aus- eignen und ausweisen, was weitreichende Folgen für druck in der topographischen Lage der Bischofspfalz die Sozialstruktur und die wirtschaftliche Rolle der und der dazu gehörenden St. Gotthardskapelle süd- Stadt hatte10. Das Jahr 1462 bildet in der Mainzer lich der Domkirche fand5. Der wachsende Gegensatz Stadtgeschichte zunächst einen tiefen Einschnitt. Ei- zwischen dem bischöflichen Stadtherrn und der nach nen Wendepunkt markiert dieses Jahr aber auch für Autonomie die Residenzfunktion der Stadt strebenden Bürgerschaft - ein Problem, Mainz, die nun wie- das allenthalben in den hochmittelalterlichen Bi- der an Bedeutung gewann. Die Finanznot des Erz- der Stiftsfehde hat Erzbischof schofsstädten zu beobachten ist - leitete die zweite stifts nach es Adolf II. Phase ein. Allerdings markieren weder der 1244 ge- von Nassau aber nicht erlaubt, eine neue Residenz schlossene Vertrag zwischen Stadt und Erzbischof, zu errichten. Wenn er in Mainz war, hat er vielmehr welcher sich fortan nur noch wenige Tage im Jahr und mit beschränktem Gefolge in Mainz aufhalten In: Gutenberg. aventur und kunst. Vom Geheimunter- sollte, die Zerstörung der Bischofspfalz noch zwi- nehmen zur ersten Medienrevolution. Katalog zur 1273/1276, durch die die Gebäude schen aber wohl Ausstellung der Stadt Mainz anlässlich des 600. Ge- deutliche Zäsuren burtstages nicht unbewohnbar wurden, für von Johannes Gutenberg 14. April - 3. Ok- die erzbischöfliche Residenzpraxis. Vielmehr ist tober 2000, Mainz 2000, S. 18-28; 2000 Jahre Mainz. Geschichte der Stadt digital (CD), hg. Institut Mainz in einem schleichenden Vorgang, der sich bis vom für Geschichtliche Landeskunde der Universität Mainz zum 14. Jahrhundert hinzog, als Aufenthaltsort von an e.V., Redaktion Elmar Rettinger. Mainz 2000. Aschaffenburg, Eltville und anderen Residenzen ab- 5 Vgl. den detaillierten Stadtplan »Mainz um 1620« auf Diese Entwicklung korrespondiert gelöst worden6. der Grundlage des sog. Schwedenplans von 1625/26 mit dem spätmittelalterlichen Aufstieg von Mainz zu und des Maskoppschen Planes von 1575, eingezeich- einer Freien Stadt7. Dass dieser relativ autonome net in den amtlichen Kataster-Stadtplan 1:2000 von Status im Zuge der Mainzer Stiftsfehde 1461/63 be- 1871, bearb. von Ludwig FALCK, als Beilage zu: Anton Ph. BRÜCK, Mainz Verlust der Stadtfreiheit seitigt und Mainz kurfürstlichen Stadt vom bis wieder zur Ende des Dreißigjährigen Krieges (1462-1648) leitete die dritte Phase in der Geschichte der zum wurde, (Geschichte der Stadt Mainz 5). Düsseldorf 1972. Eine Bischofsresidenz Zwar haben mittelalterlichen ein. verbesserte Fassung des Stadtplans bildet die Grund- Eltville, Höchst, Steinheim, vor allem aber Aschaf- lage des Projekts »Digitales Häuserbuch von Mainz« fenburg weiterhin als Residenzen gedient, aber auch http: //ww%v.mainz. de/digitales-haeuserbuch/index. htm Mainz spielte nunmehr wieder eine Rolle. Mit dem (Zugriff 29.12.2009). 6 Dazu BÜNz, Ein Erzbischof (wie Anm. 2), S. Bau der Martinsburg erhielt Mainz seit

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